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Deadwood Dick's gelbes Gänseblümchen

Nicht zum ersten Mal ging ich einer Geschichte nach, von der ich im heiss geliebten «Savoy Cocktail Book» vernommen hatte. Begleitet mich zurück in die Zeit des wilden Westens. Aufgewachsen mit John Wayne und Bonanza, wurde ich bei den Buchnotizen (1930) zum Cocktail «Yellow Daisy» gleich hellhörig: Der besagte Buchausschnitt im englischen Original«Nicht nur der Lieblingsdrink des kürzlich mit 84 Jahren verstorbenen Richard William (Deadwood Dick) Clark, hat er ihn auch berühmt gemacht, wenn nicht gar erfunden. Einst ein Scout für General Custer, Pony Express-Reiter, Deadwood Schlucht-Kutschenbewacher, Inspiration für alle Deadwood Dick-Novellen von E.L. Wheeler und Freund von Wild Westerners Wild Bill Hickok, Buffalo Bill, Poker Alice Tubbs, Calamity Jane, Madame Mustache und Diamond Dick Turner aus Norfolk, Nebraska. Clark ist auf dem Sunrise Mountain begraben, die Deadwood Schlucht, South Dakota, überblickend.» Richard Clark, alias Deadwood DickNun, bevor ich die nicht am Wilden Westen interessierten Leser mit den Stories rund um Deadwood Dick langweile, kommen wir zum für Wermutwölfe Wesentlichen – dem Cocktail. Und dieser ist für mich genauso rätsel- wie schmackhaft. Ein Daisy (Gänseblümchen) geht eigentlich in Richtung Sour, Fizz, besteht meist aus einer Basisspirituose, die mit bspw. Zitronen-/Limettensaft, Zuckersirup und Soda ergänzt wird und aus dem Shaker kommt. Nicht aber der «Yellow Daisy». Dieser besteht aus zwei Teilen Gin, zwei Teilen süssem Wermut, einem Teil Grand Marnier und einem Schuss Absinthe. Grand Marnier enthält bekanntlich neben Cognac auch noch Orangenlikör, und dieser Cointreau oder Triple Sec verwandelt den Sour traditionell in einen Daisy. 1928 kostete ein Jahresabonnement der lokalen Zeitung offenbar noch läppische zwei Dollars – zahlbar im voraus …Jedenfalls wird der «Yellow Daisy» gerührt, nicht geschüttelt, und er hat auch keinen Whiskey drin, was zum Wilden Westen gepasst hätte. Der Ausdruck «Daisy» bedeutete in früheren Zeiten auch «besonders», wobei sich mir der Ursprung des Cocktailnamens bis heute trotz Recherchen nicht ergründet. Die Cocktail-Kreation ist nicht yellow, gelb, sondern rot. Ich fand im Netz diese Daisy-Kreation, welche eher «Yellow Daisy» heissen sollte, da er tatsächlich gelb ist und getrocknete Gänseblümchen enthält. Generell verkörpern gelbe Gänseblümchen Freundschaft, Freude, Fröhlichkeit und gute Wünsche. Doch wie auch immer, Clark’s Daisy mauserte sich zu meinen Lieblingen. Ich liebe roten Wermut, ich liebe Absinthe, und der Grand Marnier passt perfekt zu den restlichen Zutaten. Aber Vorsicht, es ist ein starker Cocktail, was man beim trinken jedoch nicht wirklich merkt. Er sei immer ein peace loving man gewesen…Um Deadwood Dick ranken sich unzählige Geschichten, Mythen, Verwechslungen, Theorien. Es gibt diverse Männer mit diesem Spitznamen, unter anderem auch Nat Love (1854 – 1921), ein dunkelhäutiger Sklave aus Tennessee mit vielen Talenten (lesen und schreiben, Pferde zähmen, schnell und präzise schiessen, etc.), der sich nach Ende der Sklaverei im Westen als Cowboy und bei Rodeos einen Namen machte. Gemäss seiner Autobiographie lernte er so illustre Figuren wie Pat Garrett und Billy the Kid kennen. Doch bezüglich der Cocktail-Geschichte sprechen wir eben von einem anderen Deadwood Dick, nämlich von besagtem Richard Clark (1845 – 1930), in Yorkshire, England geboren und Inspiration der Romanfigur. Er war einer von denen, die dem Ruf des Goldes gefolgt waren und Deadwood war so eine Goldgräber-Stadt. Clark half, die Stadt mitaufzubauen, obwohl das Black Hills-Land per Vertrag den Sioux übergeben worden war, was Clark & Co. zu illegalen Siedlern machte. In Deadwood verlor «Wild Bill» Hickok sein Leben. Ein Mann, dem Wild Bill viel Geld beim Poker abgeknöpft hatte, schoss ihm feige von hinten in den Kopf. Beim roten Punkt liegt Deadwood, in relativer Nähe zum Mount Rushmore-Ex-Präsidenten-Denkmal1876 gegründet, wurde noch im selben Jahr eine Brauerei eröffnet. Die Stadt wuchs äusserst schnell, es wurde rasch eng und auf die Hygiene wurde in diesem Ort, der vor allem aus jungen Männern im Goldfieber und Prostituierten bestand, zuwenig geachtet. Die Pocken wüteten, worauf ein Gesundheitsstab gegründet wurde. Die beliebte Serie «Deadwood» habe ich noch nicht gesehen, werde ich aber sicher nachholen. Heute zählt Deadwood noch etwas über tausend Einwohner und lebt primär vom Wild West-Tourismus. Deadwood lebt heute von Western-RomantikWas an all den faszinierenden Geschichten um seine Person wahr ist und was Fiktion, ist heute schwierig nachzuvollziehen. Es könnte durchaus sein, dass er viele Indianerkämpfe gefochten hatte. Er erzählte vor seinem Tod einer Zeitung, dass er nie einen Weissen umgebracht habe … Er war später aber auch Teil von «Buffalo Bill’s Wild West Show» und verkaufte Touristen in Deadwood alte Knarren, Skalps und so weiter, natürlich zusammen mit aufregenden Geschichten aus dem alten Wilden Westen … Deadwood’s Gem Theater, was hauptsächlich aus Saloon und Bordell bestandUnd so könnte es halt eben auch zu guten Stücken so sein, wie in dieser Folge von 1966, «The Resurrection of Deadwood Dick», aus der berühmten TV-Serie «Im Wilden Westen», in dem ein grossmäuliger Trunkenbold von den Stadtoberen aus Eigennutz zu Deadwood Dick gemacht wird. Wer weiss …