Wisis traurige Eier

Steinmetz: „Ich habe Marcel Reich-Ranickis Filmbio gesehen auf ARD Festival“.

Wisi: „Und?“

Steinmetz: „So viel verlorene Zeit, die mir keiner mehr zurückgeben wird“

Manfred: „Wieso?“

Steinmetz: „Erschreckend schlecht… eine Bio sollte doch einen Menschen von allen Seiten ausleuchten, das aber war aber reines Akkord-Gewixe; Reich-Ranicki stolpert eine Stunde lang mit leidensvoll-wissender Miene durch den zweiten Weltkrieg und versucht heldenhaft, auch der dunkelsten Stunde noch etwas klassische Musik und Literatur zu geben… grau-en-haft! Daneben knutscht er die hübschesten Girls und bedankt sich bei seinen Rettern, die ihn versteckt halten, indem er ihnen von Hamlet erzählt… Das Grösste: Der sowjetische Soldat der ihn rettet weint im Film vor Rührung als ob er als gläubiger Christ gerade Jesus vom Kreuz geholt hätte und der polnische Geheimdienstler, dem er seine Geschichte erzählt, bedankt sich bei ihm dafür, als ob man ihm gerade erzählt hätte, er habe im Lotto gewonnen…“.

Wisi: „Reich-Ranicki hatte als Jude schon eine sehr schlimme Zeit damals…“

Steinmetz: „..und darum darf man jetzt nicht sagen, dass er ein egomanischer Arroganzsack ist, der bloss so bekannt ist, weil er sich überall einmischt und der nur Kritiker wurde, weil er zu untalentiert ist, um selbst Bücher zu schreiben?“

Manfred: „Ist er das?“

Steinmetz: „Die Filmbio basiert ja auf seiner Autobiographie. Die ist die pure Schreibonanie, sag ich dir… unglaublich… ich glaube das Neue Testament betrachtet Jesus aus einem kritischeren Blickwinkel als Reich-Ranicki sich selbst in seiner Autobiografie. Die lupenreine Selbstverherrlichung auf Papier… zum Kotzen“

Wisi: „Naja... die Deutschen müssen den beinahe gut finden…“

Steinmetz: „Ich bin aber kein Deutscher“

Manfred: „Gute Kritiken macht er trotzdem, der Reich-Ranicki“.

Steinmetz: „Das tun andere auch“.

Wisi: „Wechseln wir das Thema“

Manfred: „Ja“.

Wisi: „Wie kommen die Luzerner dazu, ihr wichtigstes Musikfest ‚Traurige Eier’ zu nennen?“

Manfred: „Traurige Eier?“

Wisi: „Blue Balls“.