Montag, 20.07.2009

Basel : Tango, Dinner & Eternal Moonwalk

 
 
 
eternal moonwalk
 

Man kann von dem ganzen posthumen Rummel um Michael Jackson halten, was man will, aber dieses Feature solltet ihr euch ansehen. Mal amüsant, mal gekonnt - und schwupps, ist ne halbe Stunde vorbei. Ihr könnt auch euren eigenen Moonwalk hochladen, wenn euch danach ist.

eternalmoonwalk.com

 
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Wulffmorgenthaler.com
 
 
 
 
 
 
Kunstschnipsel
 
isthisyourluggage 

Is this your luggage? Fragt der anonym bleibende Betreiber dieser Website. Der Mann ersteigert Koffer an Flughäfen und fotografiert den Inhalt kunstvoll. I like. Und dann noch Afrika. Dort scheint Banksy oder gute Kopierer seiner Wandkunst aktiv zu sein. Schöne Bildstrecke neuer Motive.

 
 
 
Kolumne: Die Bettlerin
 

Man begegnet ihr auf den Perrons des Zürcher Hauptbahnhofs. Wisst ihr, wen ich meine? Sie ist nicht zu übersehen – solange sie einen nicht anspricht. Das graue Haar, stellenweise gefleckt durchs einstige Blond, hängt ungekämmt um ihre gekrümmten Schultern, die in einem überlangen karierten Männerkittel mit aufgerollten Ärmeln stecken. Selbst im Hochsommer trägt sie Winterschuhe mit grobem Profil. Ihr Besitz ist auf drei Plastiktüten verteilt, vertraute Schriftzüge: Migros, Coop und IKEA.
Wenn sie Reisende um Geld angeht, macht sie einen Ausfallschritt auf sie zu. Ihr Kopf beschreibt dabei einen Bogen, der genau der Zeitlupe des knappen Kopfschüttelns entspricht, das sie als Antwort erhält. Für andere wird sie unsichtbar und stumm, sobald sie den Mund aufmacht. Die Angesprochenen gehen weiter, Augen nach vorne.
Die Studentin in der weissen Bluse bleibt als einzige stehen. Während die Studentin in ihrer Tasche nach der Geldbörse wühlt, erzählt sie, gestikulierend, deutet immer wieder auf ihre drei Tüten, als würde sie wertvolle Waren anpreisen. Irgendwann zuckt die Studentin entschuldigend die Schultern und steigt in den Zug: kein Kleingeld.
Der Schaffner grinst sie spöttisch an, bevor er seine Pfeife bläst und auf den Zug springt. Sie bleibt auf dem Perron stehen, der leere Blick auf die verriegelte Tür gerichtet. Ihre Gesichtszüge – nur eine Glasscheibe trennt sie vom Voyeur – sind überakzentuiert, wulstig, von einem Staubfilm schattiert. Sie war auch früher nicht schön. Vielleicht ist es halb so schlimm, möchte ich glauben, vielleicht war der Morgen grosszügiger als der Abend, vielleicht ist sie gegen Enttäuschungen geimpft.
Als der Zug abfährt, hebt sie ihre Taschen auf und watschelt zur Halle zurück. Der Perron ist verwaist. Büroangestellte neben mir freuen sich auf die neue Espressomaschine, während Teenager im anderen Abteil lauthals mutmassen, weshalb José immer zu spät kommt.
Dmitrij Gawrisch, [email protected]

 
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