Mamma Mia

Nun denn, dass Mutter-Tochter-Beziehungen tendenziell schwieriger sind als Mutter-Sohn ist ja bekannt. Meine gleicht aber wohl eher der von Godzilla und King Kong. Nein, meine Mutter ist nicht meine beste Freundin. Sonst hätten wir uns schon lange bei der Annabelle gemeldet, um an einer lässigen Reportage teilzunehmen, in der wir erzählen, dass wir uns gegenseitig Kleider ausleihen. Meine Mutter würde sich nie wie ich kleiden. Denn SIE hat ja Geschmack. Meine Mutter gehört sowieso in die Kategorie „Kind, Du hast keine Ahnung.“. Natürlich liebe ich meine Mutter (manchmal mag ich sie auch nur). Pflichtbewusst habe ich ihr deshalb zum Muttertag einen wunderschönen Blumenstrauss besorgt und übergebe diesen strahlend. Erste Reaktion: „...da hat es Lilien drin. Das sind doch Todesblumen ...also wirklich.“ Ein Dankeschön bleibt aus. Im Wissen, dass noch gut zwei Stunden vor mir liegen (solche Besuche sind immer haargenau zu timen), drücke ihr zur Besänftigung rasch mein Paket vom Sprüngli in die Hand. Inhalt: St. Honoré-Torte (natürlich ihre Lieblingssorte, ich bin ja nicht blöd). Reaktion: „Oh, St. Honoré...“ Ich wäge mich in Sicherheit. „...dabei hätte ich jetzt viel eher Lust auf Crèmeschnitte gehabt.“ Knirsch. (mentale Notiz: Zahnarzt anrufen). Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Meine Mom besitzt zwar Anstand und ist eine entzückende Person. Nur mir gegenüber eben nicht. Aber ich mache ja auch immer alles falsch. Und trotzdem ist sie manchmal stolz auf mich. So ist sie halt, meine Psycho-Mom.

Heuldoch, Kolumnistin bei Ron Orps Mail
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