Kommentare

@ Hudi
Du stellst eigentlich zwei Fragen:
1. Wie hängt das Menschenbild mit der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens zusammen?
2. Wer würde dann wohl die heute so schlecht bezahlten Jobs machen?
Zu 1.: Die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens, BGE, und das Menschenbild sind sehr eng miteinander verknüpft. Es macht einend deutlichen Unterschied, ob jemand vom Menschen denkt, der wäre grundsätzlich mal faul, inaktiv, unzuverlässig, skrupel- und schamlos sowie willfährig und träge. Oder ob jemand den Menschen grundsätzlich für angetrieben, kreativ, verantwortungsbewusst, aktiv, selbstbestimmt und mündig hält.
Das sind zwei diametral unterschiedliche Menschenbilder. Und es ist unschwer zu erkennen, welches Menschenbild das BGE eher möglich machen würde und welches eher nicht.
Zu 2.: Was würdest du meinen, wenn ich sagte "Du!"? Ja, warum auch nicht? Mann kann diese, heute schlecht bezahlten, Arbeiten entweder automatisieren, sie besser bezahlen oder aber sie selber machen. Such dir was aus! Nein im Ernst: Wenn wer die "Drecksarbeit" gemacht haben will, dann soll er die doch wenigstens anständig bezahlen. Oder sie automatisieren. Oder sie selber machen. Und "Drecksarbeit" ist ja nur aus dem Grund "Drecksarbeit", weil deren Anerkennung schlicht fehlt. Bei einer anständigen Bezahlung würde sich dies mutmasslich ändern. Und eine anständige Bezahlung würde durch ein BGE meines Erachtens möglich.
@Moisel, erst dachte ich, ich hätte ev. deine Frage zu 1. nicht richtig verstanden, oder ich hätte mich unten nicht so klar ausgedrückt, aber wie ich nun fest stelle, sagte ich damit bereits genau das, was ich zu deiner Frage 1. meine:
Betreffend Menschen kann ich persönlich nicht schwarz oder weiss malen und sagen, - entweder das erste, eher „negative“ Menschenbild ist zutreffend, oder das zweite, eher „positivere“, was dann ein BGE vertretbarer machen würde etc..
Ich persönlich gehe davon aus, das beide und noch viele andere Menschenbilder zutreffen und wir den Menschen nicht schubladisieren können. Beim Menschen ist ALLES möglich, und mein Menschenbild ist jenes, dass es, wie du sagst, faule, inaktive, unzuverlässige, skrupellose, - und schamlose Menschen gibt (und die gibt es 100%) und es gibt genauso angetriebene, kreative, verantwortungsbewusste, aktive, selbstbestimmte und mündige Menschen!
Ich sagte in meinem Beitrag, „es wäre irgendwie beruhigend zu wissen, dass einfach für ALLE die gleichen Massstäbe gelten und ALLE mit dem gleichen Geld haushalten müssten, und die, die mehr wollen, tun dann auch was dafür, - nämlich ARBEITEN, oder mehr arbeiten.“
Wenn ich ein neues System einführen will, gehe ich nicht von einer „Annahme“ oder „Wunschvorstellung“ aus, wie der Mensch ist, sondern versuche alle Möglichkeiten mit einzubeziehen, möglichst ALLEN gerecht zu werden, und sagte deshalb, eine Einführung hängt davon ab, ob es dem Menschen gesundheitlich und seelisch damit besser geht oder nicht.
Zu Punkt 2: Wieso ich??? Und wieso nicht du? Hey, sei realistisch, jeder versucht mit Recht das zu tun, was er am LIEBSTEN tut und somit auch am besten kann.
Die Einführung des BGE's wäre für mich erst Recht ein Grund, diese anzustreben und ich ging eigentlich auch davon aus, dass dies eines der wichtigen Anliegen der Befürworter des BGE's war; - dass sich Mensch mehr verwirklichen kann und es ihm besser geht.
Die Faulen können faul sein, mit der Konsequenz, sich finanziell einzuschränken, aber immerhin ohne gesellschaftlichen Druck einer Arbeit nach zu gehen. Die Kreativen können ebenfalls ohne Druck kreativ sein, mit der Möglichkeit, durch das Laufen lassen ihrer Kreativität vielleicht sogar später einen „nützlichen Beitrag für die Gesellschaft“ zu erschaffen.
Und die, die schon heute tun, was sie gerne tun, können weiter arbeiten, mit dem Vorteil eines besseren Einkommens.
Von wegen „Drecksarbeit“, das meine ich eben, - ich bin eben auch dafür, dass sie anständig bezahlt und anerkannt wird! Also, - dann sag mir bitte; wie wird eine anständige Bezahlung einer „Drecksarbeit“ mit dem BGE möglich?
Es gibt immer beide Sorten von Menschen (eigentlich ist das ein Spektrum).
es ist ganz einfach: die menschen werden auch in zukunft dieselben sein, die sie heute sind.

Angst vor dem BGE?
Es soll eine neue Werteordnung schaffen, wird in den Beiträgen verkündet. Annahmen werden begründet durch Aussagen und Wirtschaftsresultate, die auf dem Nährboden des überbordenden Kapitalismus entstanden sind.
Die Zukunftsvisionen der Initiative klingen verfänglich: Heile Welt, Selbstbestimmung, alle haben sich lieb und das Beste: Das notwendige Geld ist bereits vorhanden - linke Tasche, rechte Tasche - bloss eine Frage des Blickwinkels.
Was aber, wenn die unter geltenden Leistungsorientierung gemachten Aussagen der Passanten und Initianten nicht zutreffen und sich halt nicht bloss wenige sondern die meisten mal ein Zeitchen nicht bewegen? Sich das Preisniveau bei sinkendem BIP anhebt und der BGE-Bedarf pro Bezüger ansteigt?
Man kann gerne an wundersame Geldvermehrung glauben, die das BGE auch unter erschwerten Bedingungen locker finanzieren lassen - meine Wahrnehmung ist halt anders und wie lieb sich dann in der Krise alle haben und welche Bevölkerungsschicht die Bürde zum Schluss stemmt, ist in Griechenland, Spanien, etc. in unserer unmittelbaren Nähe eindrücklich sichtbar - aber klar, bei uns wär das alles ganz anders - wir hätten ja dann das BGE ;-)
Ich seh's wie viele: Das BGE schafft nicht eine neue Werteordnung sondern schürt falsche Hoffnung und Grundlagen, noch rascher an die Mittel der unter Leibeskräften mitrudernden Schwächsten zu kommen und das Gedankengut der verschiedenen Redner liess mich wie Ristretto augenblicklich an das Bild in Eile installierter Suppenküchen denken. Also keine Angst vor dem BGE - aber eine ganz tiefe Ablehnung vor all diesen irreführenden Glaubenssätzen, die da verbreitet werden!
@Livanto
Es ist anzunehmen, dass sich das Preisniveau für personenintensive Arbeiten senken wird, weil bei den Arbeitgeberinnen nun plötzlich ca. 1/4 weniger Lohnkosten anfallen werden. Alles gesparten Lohnkosten als Gewinn selbst einstecken, wie das Pudel gerne möchte, wird wohl kaum möglich sein. Etwas mehr Gewinn vielleicht und der Rest geht in die Preisreduktion, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Plötzlich reichen die CHF 1500, die als BGE vom Staat kommen deutlich weiter. Damit wäre ich die Motivation gegeben, das verfügbare Geld durch etwas Eigenleistung zu vermehren.
Und die mit heute bereits ansehnlichem Einkommen, wollen das wohl kaum dagegen eintauschen, oder würdest du?

ich verstehe zwar nicht, wie man als bürger freiwillig das BGE gegenüber der heutigen situation wählen könnte. allerdings als arbeitgeber mit 5 angestellten könnte ich mit BGE monatlich 10'000 lohnkosten sparen, welche der staat mit dem BGE übernimmt. plus etwa 2000-3000 franken sozialabzüge, die ich auch nicht mehr für die angestellten übernehmen müsste. im jahr würde ich also locker 150'000 fr. mehr gewinn machen, ohne dass die angestellten weniger lohn erhalten würden. super sache, unbedingt annehmen.
Oder du "verzichtest" auf die Hälfte des potentiellen Gewinnes und verbilligst deine Produkte bzw. Dienstleistung und plötzlich bekommt die Hochpreisinsel Schweiz Risse...

@ pimp
Weisst du, du magst recht haben, was Milton Friedman und seine AnhängerInnen anging. Allerdings finde ich das in dieser Diskussion nicht von grossem Belang. Ich finde es auch etwas bemühend deinerseits, immer wieder auf die "neoliberale Schiene" abzurutschen und Ausdrücke wie "Voodoo" für einen Sachverhalt zu benützen, zu dem das nun wirklich nicht passt.
Zudem hast du zwar meinen Text ("Andererseits müssten die Menschen dann halt auch ihre Verantwortung sich selbst und einander gegenüber wahrnehmen.") kopiert, hast dir dann aber lediglich den Teil rausgegrapscht, der dein eigenes Argumentarium stützt. Und machst daraus die Ansicht, die Befürworter des BGE würden die Eigen- oder Selbstverantwortung über alles stellen. Den Rest des Satzes "Verantwortung ... einander gegenüber" hast du völlig ausgeblendet. Genau dies tut üblicherweise die 08:15-Presse. Ich finde es einigermassen unsachlich und unsportlich, dass du andere Leute aus deiner Anonymität heraus diffamierst, sie falsch beschuldigst und sie in die "neoliberale Ecke" stellst.
@ mary_jane_louis
Es würde bei Einführung eines BGE niemand aus dem sozialen System fallen. Woher hast du das denn? Wer hat das behauptet?
@ Y
Du hast ganz recht, die negative Einkommenssteuer des Milton Friedman hat mit dem BGE, was im Oktober 2013 als Initiative mit über 126'000 Unterschriften lanciert wurde, nicht wirklich viel zu tun.

Zu Deiner Frage: Welches Menschenbild eröffnet Perspektiven für alle? - hab ich eine Antwort: das franziskanische. Ein Menschenbild, das unabhängig von Geld funktioniert und den Gedanken einer sozialen Gemeinschaft forciert.

Das BGE hat sich eindeutig als Instrument der Reichen und der globalen Wirtschaft entlarvt, um via staatliche Transferleistungen (BGE) die Löhne und Produktionskosten der Angestellten zu drücken. Der Hilfsarbeiter oder Bauarbeiter, der heute 3000 fr Lohn erhält, erhält mit BGE nur noch 1500 fr, die andere Hälfte erhält er ja durchs BGE. Offensichtlichste neoliberale Lohndrückerei-Strategie, damit die Firmen- und Aktiengewinne gesteigert werden können. Und: gleichzeitig wären auch noch alle staatlichen Sozialwerke geschleift worden: AHV, IV, ALV, EO, Fürsorge, Kinderzulagen... alles wäre abgeschafft worden wegen dem BGE. Neoliberales Voodoo.
Denkst du wirklich, dass du die nicht ausbezahlten CHF 1500.- pro Arbeitnehmerin selbst als Gewinn einstecken kannst?
Weshalb soll hier nun plötzlich marktwirtschaftliches Verhalten versagen? Wenn die Arbeitgebenden weniger Lohnkosten haben, werden sie zumindest etwas weniger Kosten verrechnen und schon beginnt das Preisniveau zu bröckeln.
Zudem, Schwarzarbeit würde uninteressant mit diesem Modell, weil der Anteil BGE fehlt...
Auf der anderen Seite stellt die heutige Sozialhilfe in vielen Fällen genauso die Subventionierung von schelcht bezahlten Jobs sicher.

@ mary_jane_louis
Deine Fragen sind berechtigt und können in diesem Forum sicherlich nicht abschliessend geklärt werden.
Wie ist es denn im heutigen System? In der Sozialhilfe des Kantons Bern kann jede Gemeinde ihre eigenen Mietzins-Limiten für Sozialhilfe-BezügerInnen beschliessen. In meiner Gegend sind das für einen Einzelpersonenhaushalt CHF 800.- plus Nebenkosten. Ist bei einem Sozialhilfe-Bezüger die Miete höher so kann er die Differenz entweder aus dem Grundbedarf für den Lebensuntehalt querfinanzieren oder aber er sucht sich eine Wohnung innerhalb der Mietzins-Richtlinien. So ist das heute. Und die Gemeinden scheren sich einen feuchten Kehricht um steigende Mieten. Die Menschen werde also enorm drangsaliert. Denn ohne Arbeit finden sie kaum eine neue Wohnung. Und dann noch das Mietzins-Depot ...
Mit dem BGE wäre allen Menschen frei gestellt, ob sie allein in einer Maisonette im Stadtzentrum oder in einer Wohngemeinschaft in der Peripherie wohnen wollen. Kein Sozialdienst würde ihnen mehr Vorschriften machen, wieviel ihr Wohnraum kosten dürfe. Andererseits müssten die Menschen dann halt auch ihre Verantwortung sich selbst und einander gegenüber wahrnehmen.
@mary_jane_louis
du schreibst
"Wenn sämtliche Sozialversicherungen privatisiert sind und man sich dort nicht versichern kann, weils nicht reicht? "
Was meinst du damit konkret?
An der Unfallversicherung wird sich kaum etwas ändern, eine obligatorische berufliche Krankenversicherung kennen wir (noch) nicht, die Krankenkasse wird bleiben, Säule 3a wird wohl auch bleiben, da nicht alle auf AVH-Niveau leben möchten im Alter.
Erwerbslosigkeit, ja, da wird allenfalls etwas fehlen bzw. es braucht etwas Gespartes.
Unsere viel gepriesenen Sozialversicherungen basieren aktuell auf Lohn und alle, die keine Erwerbarbeit haben, fallen bereit heute durch die Maschen und müssen unten durch.
Ich bin da pimps Meinung, Moisel. Das BGE ist eine extrem unausgereifte - um nicht zu sagen Schnaps- - Idee. Es gibt viele Menschen, die KÖNNEN die Verantwortung für sich selbst nicht oder nicht gänzlich übernehmen und sind auf Hilfen angewiesen. Kranke, Behinderte, Psychisch Kranke, Familien mit Generationenlangen Leidensgeschichten, usw. Die fallen dann aus dem System raus. Was bleibt ihnen dann anderes, als z.B. auf der Strasse zu leben und zu betteln, wenn die Mittel nicht reichen? Wenn sämtliche Sozialversicherungen privatisiert sind und man sich dort nicht versichern kann, weils nicht reicht? Ich halte die Hoffnung, dass sich durch das BGE in irgendeiner Form gesellschaftlich etwas "verbessern" würde und die Menschen en Masse nur durch eine Grundzahlung des Staates plötzlich anfangen, Verantwortung für andere Menschen aus freien Stücken zu übernehmen, eine sozialromantische und ja, auch neoliberale - Utopie. Soziales Engagement funtkioniert nicht über Geldzahlungen!
Eine andere Idee für die Finanzierung des BGE wäre, die Wirtschaftskonzerne mit den MRD-Umsätzen in die Pflicht zu nehmen und über eine hohe Besteuerung der grossen Firmen und der Multireichen das BGE für weniger bemittelte zu finanzieren, statt Sozialleistungen abzuschaffen. Aber auch da hinge dann wieder ein Rattenschwanz dran, der vorher kaum absehbar ist. Soziale Gerechtigkeit innerhalb einer Marktwirtschaft funktioniert meiner Meinung nach nur über staatliche Kontrolle. Aber leider ziehen schon heute die Staaten (resp. Politik) gegenüber der Wirtschaft den Kürzeren, was wichtige Entscheidungen betrifft.
"Andererseits müssten die Menschen dann halt auch ihre Verantwortung sich selbst und einander gegenüber wahrnehmen."
Selbstverantwortung, das ist das schöne Wort, womit man die Benachteiligten, die Alten und die Unterdrückten sich selbst überlassen kann. Ist ja jeder Selbstverantwortlich. Geh doch in die USA, dort ist dein System verwirklicht. 20% der Bevölkerung leben dort in Armut und ohne Zugang zu Krankenleistungen und ernähren sich von Lebensmittelgutscheinen, die Milliardäre und Präsidentschaftskandidaten dagegen sind praktisch steuerbefreit. Sowas egoistisches und unsolidarisches brauchen wir hier nicht.

@ pimp
Hayek und Friedman distanzierten sich beide vom Ausdruck "Neoliberalismus" (Quelle: de.wikipedia.org
Friedmann wollte die negative Einkommenssteuer einführen, um Armut zu lindern.
Weshalb nimmst du Götz Werner nicht ab, dass es ihm um das Wohl aller Bürger geht? Hast du ihn mal sprechen hören?
Naja, Hayek würde ich da jetzt nicht unter eine Kappe mit Friedmann schlagen, Friedmann ist sicher der Radikalere. Allerdings hat die negative Einkommenssteuer auch nicht sehr viel mit dem viel weitergehenden BGE zu tun, Moisel.

Moisel, Hayek und Friedman haben den Neoliberalismus begründet. Wer das leugnet, ist ein Schwafli. Friedman war als Ökonom der Chicago School mitdabei, als in der Militärdiktatur in Chile das erste neoliberale Regime durch die USA installiert wurde. Jene die selbst sehen möchten, was die Überzeugungen des Milton Friedmanns sind, lesen das Interview (auf Deutsch) von 2006 im Tagimagi bzw hier in der Süddeutschen Zeitungn
sz-magazin.sueddeutsche.de

"Wir" sind keine verschworene Glaubensgemeinschaft. Aber "Wir" haben eine Vision. Und zwar mitnichten eine neoliberale Vision. Sondern die Vision einer Welt, wo der Mensch ein selbstbestimmtes Dasein führen kann. Eine Welt, die allen Menschen ein Grundeinkommen garantiert, mit dem sie selbstverantwortlich umgehen können. Eine Welt, in der sich niemand dafür rechtfertigen muss, dass er geboren worden ist.
Der Initiative, den Initianten oder "Uns" das Etikett des Neoliberalismus anhängen zu wollen, könnte davon zeugen, dass gewisse Teilnehmende an diesem Forum sich womöglich doch nicht genügend gut über das BGE informiert haben. Ansonsten wüssten sie klar und selbstverständlich, dass die Initiative alles andere als neoliberales Gedankengut in sich birgt.
Und noch ein kleiner Hinweis betreffend USA: Richard "Watergate" Nixon hätte in den Siebzigern etwas wie ein BGE ( er nannte es Family Assistance Plan oder FAP) beinahe eingeführt. Link: www.zeit.de
Welches Menschenbild eröffnet Perspektiven für alle?
Welches Menschenbild sieht und behandelt die Menschen als mündige Bürger?
Welches Menschenbild gesteht den Menschen Eigenverantwortung zu?
"In welcher Welt wollen wir leben?" (Zitat Götz Werner in "Grundeinkommen - ein Kulturimpuls").
Ganz klar und unbestritten: Viele Fragen unseres Gesellschaftssystems sind nicht geklärt. Doch die eine, ganz wichtige, Frage ist meines Erachtens bereits hinreichend beantwortet: So wie die letzten 100 Jahre wird es schlicht nicht weitergehen können, Es braucht einen grundlegenden Richtungswechsel, neue Visionen und Impulse. Und das BGE ist solch ein Impuls - ein Kulturimpuls eben.
Wir sind in einer Sackgasse gelandet. Viele haben das einfach noch nicht bemerkt oder begriffen.
Ein Mindestlohn ist für diejenigen eine Unterstützung, die tatsächlich auch einen Job oder eine Stelle haben. Und Jobs werden halt immer perkärer und rarer. Grad für sehr Junge mit wenige Arbeits- oder Berufserfahrung. Und für Ältere, mit viel Erfahrung, die dann halt auch etwas kostet ...
im video der 3-sat sendung wird korrekterweise vermerkt, dass die idee des BGE von milton friedman aufgebracht wurde. friedmann war mit august von hayek zusammen der vater des heutigen neoliberalismus.
-
multimilliardär werner götz interessiert mehr die steuervereinfachung und steuerentlastung der unternehmer als das wohl des einfachen bürgers. ein zeitgenössischer neoliberaler ideologe.

@ ristretto
Mir schient, da liegt ein grundsätzliches Missverständnis vor. Vielleicht lohnte es sich ja doch, die Argumente der Befürworter tatsächlich zu lesen oder zu hören?
Ich hab mich gut informiert, danke. Und weiss Bescheid. Abschaffung aller Sozialsysteme und ein reichenfreundliches/mittelstandsfeindliches Steuersystem.

Ich finds gut wird in der Diskussion hier klar, was die Verfechter des BGE eigentlich wollen: Staatliche Sozialleistungen und soziale Errungenschaften abschaffen (weil der Staat und Staatsangestellten gelten als böse, sind ideologische Feinde), gesellschaftlich faire Besteuerungen (progressive Einkommens- und Gewinnsteuern) abschaffen und durch die unsozialste Steuer - die Mehrwertsteuer - ersetzen, welche auf ca. 25-50% steigen wird. Das ist genau das Programm, welches neoliberale Regimes ihren Bürgern auferlegen, und im Gegenzug -wie sozial- Suppenküchen für die Armen anbieten, damit die ob der Not nicht verhungern müssen.

Danke für deine Richtigstellung, Matthi96. Wenn ich auch noch etwas eränzen dürfte: Bei Arbeitslosigkeit werden nur dann 80% des versicherten Einkommens ausbezahlt, wenn wer Betreuungspflichten hat. Ohne Betreuungspflichten sind es lediglich 70%. Das betrifft dann vor allem Jüngere bis 30 oder 35 Jahren oder dann etwas Reifere ab 50-55 Jahren. Und wenn wer zu einem minimalen Lohn von CHF4000.- 80% gearbeitet hat, dann kann das ziemlich zackig existenzverunsichernd werden. Das BGE bleibt hingegen immer bei dem Betrag, den wir als Volk beschlossen haben. Zudem bestehen bei der ALV die Pflichten, Arbeit zu suchen, an geeigneten Massnahmen zur Integration teilzunehmen und eine zumutbare Arbeit anzunehmen, selbst wenn einem die gar nicht gefallen sollte. Beim BGE herrscht kein Arbeits- oder Programmzwang, die Zahlung erfolgt bedingungslos. Die Leistungen der ALV enden mit der Aussteuerung (Ende der Rahmenfrist oder Ende der Taggelder). Die Leistungen des BGE sind immer da.
Die maximale Invalidenrente beträgt übrigens, genau wie die AHV-Rente, CHF 2350.- pro Monat, also CHF 150.- weniger als das von den Initianten vorgeschlagene BGE.
Und selbstverständlich ist es nicht die Idee, die über das BGE hinausgehenden Sozialleistungen abzuschaffen. Gerade Alter und Invalidität bergen oftmals zusätzlichen Bedarf an Leistungen - die Ergänzungsleistungen, wie sie heute auch schon existieren.
Die Idee des BGE ist mitnichten neoliberal. Neoliberal ist jedoch die Angstmache, das BGE sei nicht finanzierbar und alle würden nur noch in der Hängematte herumliegen.
Ich stelle meine initiale Frage noch einmal:
Was für ein Menschenbild müssten du und ich haben und vertreten und welche Haltung müssten wir einnehmen können, damit ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle möglich und wünschbar würde?
Tut mir leid, aber das ist Rausreisen von Zitaten aus dem Zusammenhang und ein absichtliches Missverständis, dessen was gesagt wird. Es wird nicht der Sozialstaat abgeschafft, sondern alles was heute erst beantragt wird, wo der Mnesch, der z.B. arbeitslos ist, erst hinterher rennen muss. Ergänzungsleistungen will keiner abschaffen, sie machen aber nur einen ganz kleinen Teil der heutigen Sozialausgaben aus. Im Grunde hären sich hier viele Kommentare so an, als wenn wir heute in einem Schlaraffenland von Sozialleistungen leben würde. Als wenn heute jeder sozial abgesichert ist und das Geld nur so sprudelt, wenn man arbeitslos, invalide, etc. ist. Das ist aber nicht der Fall. Das BGE wäre gerechter, weil eben keiner um Grundleistungen betteln müsste, sich nicht "nackt" machen muss vor dem Staat. Das BGE in der richtigen Ausgestaltung ist sozial, weile sdie Mnesnchen die viel verdienen belastet und das Geld effizient an alle verteilt. Es wird einem dann "wieder weggenommen", wenn man exorbitant verdient, dies nennt man Steuer...
Moisel, deine Frage ist nicht einfach zu beantworten, weil ich nicht ganz verstehe, weshalb eine Befürwortung oder Ablehnung des BGE vom Menschenbild abhängen sollte.
Für mich hängt sie von praktischen Gründen ab und ob es uns als Menschen und Gesellschaft mit dem BGE gesundheitlich und seelisch besser geht oder nicht.
Einige Ueberlegungen sind Folgende:
Ich müsste mich nicht mehr ärgern über ein ungerechtes Sozialsystem und ob die Gelder der arbeitenden Bevölkerung ausser an wirklich Hilfsbedürftige sinnlos an durchaus existierende Schmarotzer, Parasiten, Simulanten und daraus folgend in ein sinnlos aufgeblähtes Sozialsystem, inklusive RAV, ALK, Psychologen, Kassenärzte etc. etc. geblasen würde!
Das ganze Geld, das hier eingespart würde, würde wohl einen schönen Teil des BGE's abdecken.
Es wäre irgendwie beruhigend zu wissen, dass einfach für ALLE die gleichen Massstäbe gelten und ALLE mit dem gleichen Geld haushalten müssten, und die, die mehr wollen, tun dann auch was dafür, - nämlich ARBEITEN, oder mehr arbeiten.
Diejenigen, die nicht arbeiten wollen oder können und denken, sie kommen damit nicht aus, können sich ja auch in WG's zusammen tun, dann wird das Leben auch noch billiger!
Eine Frage, die ich nach wie vor noch nicht beantwortet weiss;
Wer macht mit BGE denn noch die ganzen minder bezahlten, aber doch wertvollen und notwendigen Jobs?
Ich weiss, dass es Menschen gibt, die für ziemlich wenig Geld ziemlich hart schuften, die es sich von daher bereits gewohnt sind, mit wenig Geld auszukommen und die dann sagen, wenn ich diese z.B. 2500.- bekomme, ohne mir den Rücken krumm zu arbeiten, bedanke ich mich sehr!
Und ich weiss auch, dass die Arbeitgeber dieser sehr schlecht bezahlten Jobs, - zum Beispiel in der Gastronomie sagen, - mehr als das Minimum kann ich nicht bezahlen, sonst kostet der Kafi 6.- Franken!
Also, gibt's nacher noch bezahlbaren Kafi, saubere Strassen usw, usw?
Ausnahmsweise gebe ich Strichpunkt mal völlig Recht! Das wäre die Abschaffung eines Sozialstaates und dem mit offenen Armen Willkommenheissen des reinsten Raubtierkapitalismus nach us-amerikanischem Vorbild.
Was passiert z.B. - mal interessehalber - in der BGE-Theorie, wenn die Mietpreise weiter exorbitant steigen, die Löhne aber stagnieren, die Arbeitslosigkeit steigt und das Grundeinkommen nicht fürs Existenzminimum reicht? Was passiert dann mit einem Menschen - oder einer Familie - die sich keine Wohnung mehr leisten können, die keine Arbeit finden und es kaum zur Versorgung der Grundbedürfnisse reicht, wenn Sozialleistungen völlig entfallen?
'aber ein ist klar: grundsätzlich Sozialleistungen weitestgehend abschaffen'. ihr habt ja echt nen neoliberalen knall: staatliche sozialleistungen abschaffen, dafür muss man dann für alles, von iv bis arbeitslosenversicherung bis rentensystem, heute staatlich, zu privaten versicherern rennen. eigentlich gehts hier um eine gigantische abschaffung der sozialen errungenschaften der letzten 100 jahre in der schweiz, die man in ländern wie der usa gar nicht kennt, oder wenn, dann eben zwangsweise bei privaten firmen.
Das muss man diskutieren, aber ein ist klar: grundsätzlich Sozialleistungen weitestgehend abschaffen (überall dort wo der Mensch zum Bittsteller wird und nach Sozialleistungen fragen muss), Versicherungsleistungen haben damit aber erstmal nichts zu tun. Invalidität als soziales Thema ist, wie schon erklärt ist, im Normalfall über das BGE abgedeckt, was darüber hinaus geht wäre eine Versicherungsleistung und erstmal nicht durch das BGE angetastet.
"Und selbstverständlich ist es nicht die Idee, die über das BGE hinausgehenden Sozialleistungen abzuschaffen." - Natürlich ist das die Idee. Ansonsten fällt ja der angebliche Vorteil der Einsparungen der Sozialbürokratie dahin, mit dem die Befürworter werben.

Da werden sich aber die AHV-Rentner wehren, wenn sie anstatt wie bisher 4000 Stutz nur noch 2000 erhalten sollen. Oder die IV-Bezüger, denen die Unterstützungsleistung gekürzt wird, weil 2000 oder 1000 pro Monat reichen. Oder der Arbeitslose, der nicht mehr 80% seines Lohns erhält, sondern nur noch 2000. So wie ich das sehe, sollen da massiv Leistungen gekürzt werden: Für alle fast nichts. Sieht mir eher nach neoliberalem Sparprogramm aus, das mit der Floskel 'schlanker Staat' punkten will.
zu 1: was sind das denn für Argumente? es ging mir um Sozialleistung und Arbeiten die heute im sozialen Bereich schlecht bezahlt werden. Deine Zahnarztrechnung ist leider heute schon in der Schweiz Dein ganz persönliches Problem und auch das Studium der Kinder. Mit Nicht-pekuniär meine ich, wie man in der Gesellschaft über so z.B. Arbeit mit Menschen nachdenkt. Es wird nicht möglich sein mehr zu bezahlen oder Transferleistungen zu erhöhen, aber mehr Solidarität und mehr Gemeinschaft. In dem z.B. jemand 20 Prozent seiner gewonnen Zeit durch das BGE einsetzt um sich sozial zu engagieren. Dies geht über das BGE hinaus, ist aber in einer Welt mit BGE eher möglich.
Wie meinst du das 'durch Anrecht auf ebensolche Leistung im Alter'? Das BGE ist doch bedingungslos, niemand wird gezwungen sein, sich um Alte zu kümmern.
Wie meinst du das, man müsse sich verabschieden, alles nur pekuniär zu betrachten? Wer wird denn meine Zahnarztrechnung bezahlen, wenn ich kein Geld habe? Das Studium für meine Kinder?
1. Die heutige maximale (!) AHV-Rente beträgt CHF 2350 pro Monat
2. Wer spricht von CHF 1000 oder CHF 2000 für Invalide? jeder bekommt mindestens CHF 2500, zusätzliche Invalidenversicherungen stehen einem natürlich frei
3. Die Arbeitslosenversicherung ist eine persönliche Versicherungsleistung, sofern der Beitrag erhalten bleibt, gibt es auch eine Auszahlungsphase bei Arbeitslosigkeit
4. Grundsätzlich muss man sich von der Vorstellung im BGE alles nur pekuniär zu betrachten verabschieden. Interessant wäre es durch das BGE eben auch soziale Arbeit zu fördern, Arbeit mit Menschen und für Menschen (z.B. durch Anrechte auf eben solche Leistung im Alter oder bei Invalidität)

"Die Finanzierung des BGE ist ja nirgends festgeschrieben...". Genau an diesem Punkt könnte man die Diskussion beenden. Aber es ist immer wieder schön zu sehen, wie Initiativen (nicht nur diese) das Paradies versprechen oder verlangen, aber keine realistische Lösung aufzeigen, wie da hinzukommen ist.
Aus meiner Sicht würde ein Grundeinkommen schlicht zu einem Anstieg des allgemeinen Preis-/Kostenniveaus führen, so dass das Grundeinkommen sowieso nicht reicht, und wir wieder da wären, wo wir jetzt sind.
"AHV-System und sonstige Sozialleistungen auflösen"
gut gesagt, Matthi. Darum gehts. Und damit die Leute mitziehen, verspricht man ihnen das Paradies auf Erden dank BGE. Leicht durchschaubar. Neoliberal.
"Erhöhung der Löhne" und "Lohnsteuer für hohe Einkommen" - man könnte auch einfach Nullsummenspiel sagen, oder?
Es geht hier aber nicth nur um Reiche und Bedürftige. Es geht hier um einen neuen Gesellschaftsentwurf für alle - den eben auch alle mittragen können. Daher stimmte ich zu, dass die Finanzierung sehr wichtig ist, aber sind wir doch mal ehrlich: welches Gesetzesvorhaben ist denn wirklich bis in die tiefe durchgerechnet, wenn es diskutiert oder sogar beschlossen wird. Ich bin für einen Mix um die 240 Mrd. für die Schweiz (für heute) zu finanzieren: Erhöhung der Löhne, da Arbeitgeberbeiträge zu allen Systemen wegfallen (damit stiegen automatisch auch die Steuereinnahmen), Lohnsteuer für hohe Einkommen (Grenzsteuersätze ebenfalls anheben), Kapitalertragssteuer (oder ähnliches) einführen, Gewinnsteuern der Unternehmen leicht erhöhen, AHV-System und sonstoge Sozialleistungen auflösen (das ist dann der grösste Batzen) und damit auch die Verwaltung dieser. Sollte dann immer noch etwas fehlen kann man leicht die Konsumsteuer anheben. Das BGE steigt (und fällt) im folgenden mit den Löhnen und der Inflationsentwicklung. Es wird an jeden ausbezahlt und bei besserverdienen sukzessive mit steigendem Einkommen abgezogen. So, jetzt schlagt auf mich ein...
Einverstanden. Viel interessanter für alle bedürftigen Menschen wäre es, jetzt eine Kapitalgewinnbesteuerung einzuführen, ist heute komplett steuerbefreit. Ein Roboter der einen Mensch ersetzt als Arbeitskraft, produziert fortan Kapitalgewinne. Das ist das viel relevantere Thema als wie man das Geld dann verteilt. 'Bedingungslos' würde die Verteilung des Geldes sowieso nie sein, ist nicht mehrheitsfähig.

Dies hier ist ein Forum, wo verschiedene Meinungen Platz haben sollen - auch deine, lieber pimp.
Die Argumente für ein BGE fehlen nicht, sie sind bloss auf verschiedene Beiträge und Menschen verteilt. Sie zu lesen und anzuschauen oder nicht, sei dir als mündige Person überlassen. Diskutieren lässt sich aber erst dann, wenn die Teilnehmenden sich interessiert und informiert haben.
Ich habe im Übrigen nicht den Eindruck gewonnen, du seist je auf meine initialen Fragen eingegangen oder hättest dir darüber Gedanken gemacht.