Kommentare

Eine weitere Stimme zur Debatte lieferte Stefan Zweifel im Tagi-Magi vom 14.3.
dasmagazin.ch
ganz kurzer Text..

Dritter Versuch: www.kulturblog.ch

Dochmals der Hinweis auf kulturblog.ch, diesmal hoffentlich mit funktionierendem Link: Sehnsucht nach Intellektuellen.

Hier der Beitrag von kulturblog.ch zum Thema:
www.kulturblog.ch

In dem Podiumsgespräch heute Abend im Kaufleuten wurde zum Ende hin viel über etwas gesprochen was ich folgendermassen zusammenfasse:
"Wichtig ist, dass wir etwas sagen wenn wir eine Meinung haben, ob es gehört wird oder nicht".
Ich bezeichne mich als Denker aber nicht unbedingt als Intellektueller, da ich mich zwar intellektuell betätige allerdings nichts studiert habe. Und doch bilde ich mir zu vielen Themen meine Meinung und bringe diese immer wieder in verschiedenen Foren und Medien zum Ausdruck. Wichtig ist mir dabei, meine Meinung offen kund zu geben auch wenn ich eventuell nicht gehört werde. Wenn dies mehrere Tausend oder Hunderttausend Menschen tun würden die sonst ihre Meinung nur am Stammtisch oder im Büro verbreiten, dann könnte dies mehr bewirken.
Oft schreibe ich ganz spontan ein E-Mail an Politiker und sende dies auch den gegnerischen Parteien und involvierten Organisationen in Kopie. Ich schreibe an Firmen und Organisationen und bitte sie um ihre Meinung zu Themen die in den Medien depatiert werden (z.B. Nokia - Werk Bochum). In den meisten Fällen erhalte ich Antwort, manchmal dauert es länger, hin und wieder höre ich nichts mehr. Allerdings kann ich mit ruhigem Gewissen sagen ich habe "mein Bestes" versucht. Wir alle wurden in der Schule und von unseren Eltern dazu erzogen unser Bestes zu geben, warum tun wir dies nicht in politischen Diskussionen?
Wenn ich etwas zu sagen habe, dann ist es auch gut dies einem breiten Publikum zu unterbreiten und Anlass für weitere Diskussion zu geben, wie in Webforen oder in Leserbriefen. Ein Anstoss zum Weiterdenken. Genauso wie diese Podiumsdiskussion ein Anstoss zum Weiterdenken war und ich wünsche mir, dass es nicht die letzte war.
Übrigens ich habe diesen Text hier auch per Mail an den Tagi geschickt.

www.chomsky.info
hier noch einen link dazu

ich finde pete1 hat völlig recht und ich kann alles unterschreiben, das er gesagt hat, ich würde sogar noch weiter gehen; zitat pete1 "Wenn einer nicht mitschwimmt im Strom dessen, was sich gut vermarkten lässt, dann wird er übergangen." In Amerika wird man gesellschaftlich gekreuzigt, wenn man etwas "unpatriotisches" sagt oder tut, siehe die "Dixie Chicks", ich nehme Amerika als Beispiel, weil sie so sehr auf Demokratie und Freiheit den moralischen Zeigefinger halten, effektiv aber sehr viel versteckte Repression innenpolitisch gesellschaftlich ausüben, nutzlose Kriege führen, und sich nach dem 2. Weltkrieg, durch Ermordung oder Stürzung von Präsidenten und Regimen in Südamerika, der Karibik, oder anderen Kontinenten, auszeichneten. Dort gibt es einen "Nestbeschmutzer"; Noah Chomsky. Wenigstens kann dieser Mann seine Meinung frei äussern, auch wenn er nicht die Publicity kriegt, die ein Film- od. Musikstar bekommt, intellektuelle Regimekritiker sind einfach zu wenig sexy für die heutige DSDS-Zeit. Tönt jetzt nach Amerika-Bashing, mir ist jetzt halt auch nur Noah Chomsky eingefallen.

so hängt doch alles zusammen. Wir leben nämlich nicht nur in einer (des)informationsgesellschaft, sondern auch in einer multioptionsgesellschaft. heute muss das individuum die verantwortung für das eigene leben übernehmen und wird somit zu einer reflexiven autonomie verdonnert. dies war in den 50-er noch anders. im zuge der modernisierung änderten sich starre formen und strukturen nach denen sich menschen richteten. die folge -wie oben angesprochen- sind transformierungsprozesse von Normen und Werten und das auflösen von dogmatischen Weltbildern, wie sie etwa die religion suggerierte. Ich wage nun zu behaupten, dass durch eine überdosis an medialen strömungen und der neuen eigenverantwortung die für die einzelnen entstanden ist, eine gewisse sättigung vorhanden ist. eine sättigung die mithin eine neue form von passivität einfordert und sich zu einer gewissen introvertiertheit auswächst. Ich kann mir sonst nicht erklären, warum die prekäre lage der Jugendlichen in der CH und D und Ö (kann ich hier nicht ausführen vgl. Shell-studien, Böhnisch, Thiersch, Schröer u.a.) einfach so hinnehmen und nicht revolutionieren und aufbegehren. Es sind nämlich ihre stimmen die nicht gehört werden bzw. die schon gar nichts mehr sagen....

liegt wohl weniger an neuen medien oder einer überflutung oder einer sogenannten desinformationsgesellschaft als mehr an der zeit, der erziehung und vor allem an den vorherrschenden gesellschaftlichen werten, wie auch pete sagt.
der mensch passt sich schnell an neue geistige realitäten und herausforderungen an, und gerade was das filtern von information betrifft ist dies ein grundpfeiler des menschlichen verstandes. damit kann mensch schon umgehen, denke ich.
es liegt wohl eher am wert und der position die solche denker in einer heutigen gesellschaft einnehmen oder noch einnehmen können. gesellschaft und politik aber interessieren sich, so meine behauptung, heute viel weniger um den gedanken und die intellektuelität als viel mehr fürs geld. als die grossne wertschöpfer der gesellschaft werden heute die gehandelt, die geld viel machen und nicht jene, die denken. die denken werden hingegen eher als nutzniesser dargestellt, die auf kosten leben und eigentlich ja nichts konkretes zur gesellschaft beizutragen haben. diese allgemeine wertehaltung zieht sich durch alle institutionen bis runter zur familie und erziehung... denken für technik und wirtschaft werden gefördert, geisteswissenschaften vernachlässigt und deren verfechter wirken antiquiert. in hinblick auf eine im totalen wettbewerb stehenden globalisierten welt wird erzogen um in ihr bestehen zu können, hin zu wirtschaftlich wertschöpfender leistung, nicht zu intellektueller... ein trugschluss, denke ich... und schliesse mich pete's meinung an. man wird sehen.

Die Frage, weshalb es so wenige intellektuelle Stimmen gibt, ein Literat mit Breitenwirkung, ist sehr spannend. Liegt es am System, daran, dass unsere heutige Erziehung keine eigenständige Persönlichkeiten mehr hervorbringt, an der Zeit? Mir scheint, es wird mit beinahe professionellem Eifer an der Verdummung der Menschen gearbeitet. (Vgl. NZZ vom 28.2.08: Andrea Köhler: Wo sich die Sonne um die Erde dreht.) Wer unabhängig denken will, muss gegen den Strom schwimmen können. Und davor haben viele Angst. So entstehen neue Tabus und Illusionen. Wir tun so, als lebten wir in einer extrem offenen und liberalen Gesellschaft und dabei haben wir viel versteckte Repression und erkennen im Getöse von Werbung und PR nicht, wie eng das geistige Korsett ist, in das man uns zwängt. Man kommt gar nicht auf die Idee, auszubrechen. Wenn einer nicht mitschwimmt im Strom dessen, was sich gut vermarkten lässt, dann wird er übergangen. Frisch hatte das Glück, dass man ihn nicht ganz so ignorieren konnte. Doch auch er hatte nicht nur Freunde. Die NZZ liebte ihn gar nicht. Die Angst, keine Freunde zu haben bei den Mächtigen, ist wohl ein Hauptgrund dafür, dass das geistige Kima so lahm ist zur Zeit. Aber vielleicht ändert sich das, wenn das Öl zur Neige geht, die Wirtschaft am Boden liegt, die USA Konkurs anmelden. Wenn die Grossen plötzlich wieder etwas kleiner aussehen. Dann kommt man vielleicht auf die Idee, dass alles ganz anders aussehen könnte und dass wir mit unserem Gesellschaftsmodell eben auch in einer Sackgasse sind, wenn wir nicht die Offenheit bewahren uns weiterzuentwickeln.

wisefox hat Recht, und Peter Bichsel hat es ja schon in Solothurn so ähnlich auf den Punkt gebracht. Wir leben in einer (Des-)Informationsgesellschaft. Für Stimmen des Gewissens gibt es zu wenige Ohren und keinen Markt für die Ware Wahrheit.

es gäbe bestimmt viele gute stimmen, die es wert wären, angehört zu werden. aber in der heutigen medienflut ist es sehr schwierig, sich von der masse ab zu heben. in einer zeit, in der irgendwelche idioten, die eigentlich gar nichts zu sagen haben in gratis- und anderen zeitungen eine tägliche kolummne bekommen, in der jedeR die (theoretische) möglichkeit hat, mit seinem blog millionen von menschen auf der ganzen welt zu erreichen, in der derjenige mit dem blödsten video zum youtube-star wird, ist es schwierig, "nur" mit einer echten botschaft seine zuhörer zu finden.....

Dazu fällt mir Lukas Bärfuss ein. Siehe www.evb.ch als Beispiel.
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