Kommentare

"linke und rechte denken dogmatisch, die mitte denkt rational"
(oft hört man auch: linke und rechte denken ideologisch, die mitte ist ideologiefrei.)
das ist schlicht falsch.
es gibt kein ideologiefreies denken. menschen erkennen leider meist nur fremde dogmen und ideologien, ihre selbst sehen sie als 'normal' an, d.h. als nichtexistent.
die mitte denkt also nicht wertfrei, ihr denken baut auf (fdp, glp, cvp, evp etc) ihren eigenen dogmen und ideologien auf. zum beispiel glauben sie an die allmacht des marktes. ganz deutlich sieht man das in der weltweit dominanten liberalen denkweise der letzten drei jahrzehnte, dem neoliberalismus (hayek, friedmann und co).
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dass fdp, bdp, glp und cvp 'wertneutraler' und 'rationaler' und 'weniger dogmatisch' sind, wäre damit entkräftet.

@Rick: Spammails wie die „Volksbefragung“ der SVP vielleicht? ;-) Nein, von solchen Dingen habe ich nicht gesprochen. Die 1-2% sind durchschnittliche Responsequoten von Werbebriefen mit persönlicher Anschrift des Adressaten. Ich leite hier im Gegensatz zu dir gar keine Induktionsschlüsse her, wie sie in modernen Pseudowissenschaften wie Spotology zu deutsch Fleckenkunde (Neurologie) und forensischer Quacksalberei (Psychologie) ständig getätigt werden. Deine Regel der Beeinflussung von der grossen Masse der Bevölkerung mittels Werbung ist ein ebensolcher. - Ich bezweifle das gerade.
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Ganz einfach, weil es die einzige Ausgangsbasis ist, die wir überhaupt nach bestem Wissen haben können. Alles darüber hinausgehende ist pure Spekulation und dass sich die politisch aktive SVP-Wählerschaft sich nicht an einer polarisierenden Abstimmung beteiligen möge, willst du wohl kaum ernsthaft bestreiten wollen. Die Verteilung findet sich nicht nur im Parlament, sondern mit bescheidenen Varianzen auch auf Ebene der meisten Kantonsparlamente wieder. Wenn du nun die These aufstellst, es gäbe SVP Wähler, die nur in Sachkampagne abstimmen und dies würde auf Kosten der Linken und der Mitte geschehen, mag das zwar zutreffen, du argumentierst damit bei Lichte besehen aber erst einmal gegen eine mathematische Unwahrscheinlichkeit an, denn dies trifft auf die anderen Parteien genauso zu und würde aufgrund der Minderheitsposition der SVP im Kräfteverhältnis 1/3:2/3 geschehen, die Grünen und SP gleichen hier die SVP schon einmal alleine aus, aber Item. Man merke, die theoretische Möglichkeit, die im einstelligen Prozentbereich liegt, ist damit in der Praxis einer polarisierenden Abstimmung ungleich schwierigeren Widrigkeiten ausgesetzt. Nun würde genau diese Annahme aber gleichwohl deiner postulierten Massenwirkungsthese selbst widerstreiten, weil die SVP-Wählerschaft, wie bereits unten ausreichend auseinandergesetzt, aus freien Stücken Recht verschärft, um das Vergangene wiederzubeleben und nicht weil es ihr die Werbung so vorsetzt. Du demontierst deine abstruse Massenbeeinflussungs-These damit selbst fleissig weiter. ;-) Ich rechne dir bescheidene 2% Punkte an, addieren wir noch die erwähnten taktisch-rationalen 3.38% Ja/Ja/GV-Wähler dazu (33.38%) und ziehen alles am Ja Anteil (52.9%) ab: 19.52%. - Das Feld der potentiell Beeinflussbaren wird kleiner.
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Die Mitte, die, im Gegensatz zur SVP, eben nicht einfach nur konservativ ist, entscheidet rationaler, weil sie am ehesten im Zentrum der Abbildung unten liegt. Sich folglich weniger von den moralischen Dogmen der Linken oder reaktionären Dogmen der Rechten leiten lassen kann, insbesondere trifft das auf grosse Teile der BDP, FDP, GLP und CVP zu. Das Urteil von Mitteparteianhängern erfolgt damit aus einer wertneutraleren Position heraus. Sie informieren sich überwiegend im redaktionellen Teil der mehrheitlich linken Tageszeitungen (welche alle den Gegenvorschlag propagierten) oder im Abstimmungsbüchlein (welches auch den Gegenvorschlag propagierte) oder gucken die SRG-Tagesschau von De Weck. Angst vor Ausländern muss man im Reihenhaus-Quartier keine haben und in der Firma tragen dieselben zum offenen Selbstverständnis bei. Ihr Bildungsgrad ist in aller Regel zu hoch, für eine unkritische Würdigung von SVP-Plakaten.
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Die Verwahrungsinitiative wurde ohne jedes Wahlkampfbudget angenommen.
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Schopenhauer (schreibt sich mit einem p) ist noch keine Jahrhundert“e“ alt, sondern erst 1860 verstorben. Dass er als Kantianer und damit als Verfechter des Apriorischen in der Erkenntnis je gesagt hätte, der Mensch fälle seine Entscheidungen ohne Reflexion, wie du ihm hier unterschieben möchtest, widerspricht demselben. Ich verlange deshalb eine Original-Quelle aus seinem Werk zu dieser, deiner, tollkühnen Behauptung.
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Das Libet-Experiment sagt überhaupt nichts über die Beeinflussung zu Werbewirkungen oder gar die Willensfreiheit aus. Die untauglichen empirischen Voraussetzungen der Versuchsanordnung und die zu Grunde liegenden philosophischen Denkfehler dieses „Experiments“ werden hier gleich Seitenweise abgehandelt: de.wikipedia.org
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„Abgesehen davon werden nahezu alle menschlichen Entscheidungen unbewusst und auf Basis von Erinnerungen und der damit verbundenen Emotionen gefällt.“
Dieser Satz drückt in seiner ganzen Pauschalität generell plumpe biologistische Ideologie aus.
Abstimmungen sind unbestreitbar kein unbewusster, sondern ein bewusster Vorgang.

Bluebalu: he, ich sage doch, dass Nein/Nein-Parole eine Wirkung hatte!!!
Die, die Ja/Ja+GGV stimmten, wollen doch v.A. eine Veränderung des Status Quo erreichen. Lieber als KEINE VERÄNDERUNG. "..keine(r) Veränderung" bezieh ich auf die Gesetzeslage/Verfassung der CH, nicht auf die Wirkung der Ja/Ja+GGV-Stimmen.
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Der Einfluss der Parolen auf das Stimmverhalten ist sicher nicht riesig, aber doch vorhanden. Und wohl mehr rational wirkend als irrational. Du sagtest, es sei verschwörungstheoretischer Mist zu glauben (und wissenschaftlich/weltbildlich unhaltbar), die Mehrheit lasse sich beeinflussen. Moralische Übereinstimmung müsse vorhanden sein, damit sich mehr als die angestammte Wählerschaft hinter die Vorlage einer Partei stelle.
Wie kam es denn zu dieser moralischen Übereinstimmung? Lies Lucid's Beitrag, 2.12./11.02, sehe es in etwa so wie sie..

Sequelle: "also unterm Strich keiner Veränderung." - Doch, mit einer Gegenteiligen Parole wäre sowohl Annahme des GV als auch die Ablehnung der Initiative wahrscheinlich geworden.
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Das kann man nicht sagen. Für den Gegenvorschlag waren mir persönlich ethische Argumente wichtig, sowie die äusserst unschlüssige Argumentation der Linken.

ja diese linken! - wieviele linke gibt's denn in der schweiz? die sp ist ja längst eine bürgerliche partei geworden. man müsste mal ein paar linke positionen ausmachen. richtige linke dikussionen und ausrichtung gab es vielleicht am anfang des 20. jahrhunderts. wenn man heute eine zukunftsgerichtete gesellschaft gestalten möchte, die armee abschaffen möchte etc., dann wird das gleich als völlig realitätsferne spinnerei abgetan.
dass der tages-anzeiger eine linke zeitung wäre, kannst du vergessen!
vielleicht haben manche journalisten das gefühl, sie seien links, wenn sie mal eine kecke frage stellen zwischendurch. der blocher hat's gemerkt und schimpft von den linken medien. diese fühlen sich geschmeichelt und schimpfen über den bösen blocher. - aber daraus abzuleiten, man hätte linke medien, ist nun wirklich komplett realitätsfern.
das kapital verschlingt sie alle.
es gibt schon einige menschen, die gesellschaftskritisch denken, aber diese positionen werden in den medien fast zu null prozent abgebildet. und die sp ist auch nicht ihr sprachrohr. und der schwarze block schon gar nicht.
ja, es gibt noch menschen, die eigenständig denken, aber wir werden tagtäglich zugemüllt mit den parolen des tages, bei denen es in erster linie immer darum geht, gegen etwas zu sein, meistens gegen eine minderheit, die keine lobby hat.
so etwas dürfte dürrenmatt gemeint haben, wenn er sagte, die schweiz habe faschistoide tendenzen: "der natürliche konflikt des individuums mit dem staate wird zugunsten des staates entschieden. der faschismus ist das zu ende geführte wolfsspiel, sein schachmatt, alle einzelwölfe fallen dem einen überwolf staat zum opfer. aus diesem grunde weist auch die schweiz faschistische züge auf; im versuch, sie geistig zu verteidigen, wird die schweiz zu einem totalen, emotionalen begriff, der den menschen eliminiert, den es doch eigentlich zu verteidigen gilt." (diogenes band 23073, philosophie und naturwissenschaft, S. 80) so sprach unser gute friedrich dürrenmatt vor gut 40 jahren.
nun kann jeder selbst entscheiden, ob wir dieser faschistischen tendenz eher entkommen sind oder eher stärker in ihren sog geraten sind. und wo die gegenkräfte sind.
am schluss habe ich bald das gefühl, dass wir in der schweiz kein ehrgefühl haben. wir finden nichts dabei, wenn wir uns intellektuell prostituieren. wir sind intellektuell so gut wie tot. - nein, keine schönen gedanken sind das. aber es scheint mir ziemlich realistisch.

@bluebalu: Und die Rücklaufquote von der billigsten und am schlechtesten gemachten Werbung, nämlich Spammails, als Beweis dafür zu nehmen, dass Menschen durch Werbung kaum zu beeinflussen sind... Naja... Das mit den zulässigen logischen Schlussfolgerungen musst Du noch mal ein wenig üben. ;-) Mit der selben Logik könntest Du auch herleiten, weil ein Burger bei McDo nicht satt macht, macht alles Essen nicht satt. Oder weil Du mal eine Flasche Wein erwischt hast, die schlecht war, ist aller Wein schlecht. Also nicht so billige polemische Tricks bitte, ich muss mir sonst immer die Mühe machen, sie für alle öffentlich zu entlarfen...

@bluebalu: An der Abstimmung hat ja nur ca. die Hälfte der Bevölkerung teilgenommen. Deine Rechnung setzt voraus, dass die Teilnehmer der Abstimmung gleich über die Parteien verteilt sind, wie zur Ständeratswahl. Woher nimmst Du diese Annahme? Und warum sollen Menschen aus dem politischen Mittelspektrum rationaler entscheiden? Mitte ist doch konservativ und setzt auf den Erhalt ihres Status quo. Diese Menschen sind doch also genauso empfänglich für Angstmacherei, sie könnten irgendetwas verlieren. Abgesehen davon werden nahezu alle menschlichen Entscheidungen unbewusst und auf Basis von Erinnerungen und der damit verbundenen Emotionen gefällt. Eine Rationalisierung findet erst im Nachhinein durch das Bewusstsein statt, da ist die Entscheidung schon längst gefallen. Schoppenhauer hat das schon vor Jahrhunderten erkannt und die Hirnforschung hat das in unzähligen Experimenten seit den Achzigern nachgewiesen. 1979 das Experiment von Libet war das erste. Das ist jetzt schon über 30 Jahre her. Langsam solltest Du Dein Menschenbild also mal an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse anpassen, schließlich verweist Du ja so gern darauf, wie 'natürlich wissenschaftlich' Deine Aussagen sind. ;-)

bluebalu: Ach so, dann wollten diese 3.38 % eigtl. den GGV und die Initiative stellte für die das mindere Übel dar, verglichen mit 2 mal Nein, also unterm Strich keiner Veränderung.
Interessant.
Es ging mir aber eher um die Frage, was die Stimmenden bzgl. ihrer Zielsetzung beeinflusst. Dein Beispiel umfasst <4 % sehr arithmetisch stimmende; Rationalität/Realitätssinn in Bezug auf die Abstimmungsmechanismen.
Mir gings mehr um Rationalität bzg. der Entscheidung, ob man eine Vorlage als notwendig erachtet und warum, nicht wie man sie an der Urne kriegt.
Mein Beispiel der SP-Parole allerdings mehr auf zweiteres ausgerichtet, daher nicht das beste. :-(

@Sequelle: Um rational-pragmatisch-strategisch Stimmende geht es in der Rechnung gerade. Die Leute stimmten so, weil die Annahme des Gegenvorschlags durch die unsinnige Abstimmungsparole von Linksgrün unwahrscheinlich wurde. Wäre die Annahme durch eine gegenteilige Parole wahrscheinlich geworden, so hätten sie für die Ausschaffungsinitiative Nein gestimmt. Mit anderen Worten: Fällt die Prämisse dahin, so auch die Notwendigkeit für das taktische Handlungsmotiv. Strategische Stimmen gibt es immer auf beiden Seiten.

Pimp, nein, bin ich nicht.. ;-)
Ich sprach Bluebalu an, der Dich zitierte, erst aber Deine Aussage Ristretto zuwies. Oder so.
Vergiss es.
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Bluebalu: ich stimmte rational-pragmatisch-strategisch. Die Beeinflussung, die hier angeprangert wird (von mir) ist eher emotionaler Natur.
....
Deine Rechnung versteh ich nicht. Wieso willst Du 3.38% Ja/Ja/proGGV vom Ja-Ergebnis der Initiative abziehen? Und was sagt das aus bzg. Unmöglichkeit d. Beeinflussung von Wählern?
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Wir haben wirklich ein Puff. Merci, Pimp, für den gnädigen Hinweis :-/

habt ihr hier ein chaos. sequelle, bist du sicher, dass du mich meinst, oder nicht sonstwen? ;-)
2x nein stimmen war die lösung, integer und im nachhinein auch richtig. oder eben ja zur initiative, wer ja mochte. mit etwas mehr werbung wären diese 3% zuviel locker machbar gewesen. aber unsere mitte investiert das laufende budget bereits in die atomstromkampagne... cu there.

@Sequelle: Was der Gegner tut, beeinflusst dein Handeln, schliesslich hast du Ja zum Gegenvorschlag gestimmt, obwohl du im Grunde nicht wolltest. Gemäss der 2. Umfrage von Longchamp beträgt der Stimmenanteil von denjenigen, die 2xJa mit Stichfrage "Gegenvorschlag" gestimmt haben 3.38%. Zieh die mal an den 52.9% ab und es reicht nicht mehr für eine Mehrheit.

äh, Bluebalu, ich meinte Pimp, nicht Ristretto.. auf den Du Dich bezogst.
Dennoch: Du sagst ja auch, das Doppelnein der SP habe den GGV gebodigt. Wenn man die Wählerschaft nicht beeinflussen kann, wie kann denn diese Aussage von Dir stimmen?
;-)

Jetzt merk ich wo das Missverständnis liegt: Du meintest die Aussagen von Ristretto seien Populismus, ich habe Deine Aussage AH sei Populismus für sich genommen.
Hund begraben, dort.
;-)

Bluebalu, nochmal zum Populismus.... Es ist eine Spitzfindigkeit, will ja gar nicht weiter drauf rumreiten..
Logisch nicht ganz sauber zu sagen Argumentum ad Hominem ist Populismus.
Das würd dann die Mehrschichtigkeit negieren (haarspalt, haarspalt). That's all.
..