Kirchengänig zur Lobpreisung

Himmel, Herr & Gott noch mal. In die Knie, auf die Beine und dann wieder auf den Allerwertesten. Ein tiefer Zug vom Weihgerauch aus der dampfenden Goldkugel und ein Ave Maria mit ganzer Lungenkraft. „Gepriesen sei der Herr“ und ich denke, gepriesen sei auch ich. Denn schliesslich nach langer Durststrecke durfte ich wieder mal zum Jungbrunnen mir einen kräftigen Schluck erhaschen. Wunder wie er wirkt, dieser Schluck. Und ich ganz alleine habe mir den Weg dazu frei gebahnt. Beim genaueren Überlegen, während die Kirchengänger abermals ein Vaterunser vor sich her stammeln, stimmt dies nicht ganz. Eigentlich überhaupt rein gar nicht. Meine Fröinde geben dem Seelentum Gestalt. Ohne sie wäre ich heimatlos und würd mein Herzgelaber glattwex überhören. Sie führen mich zum Jungbrunnen, wenn senile Lähmungserscheinungen einsetzen. Sie, die Stimme in der Nacht, das Licht irgendwo im dunklen Loch. Sie glauben an mich. Also wenn’s irgendwo da draussen einen Allah, Gott, Manitu oder sonst irgendwelche Gottheit geben sollte, ja dann dank ich mit dem tiefsten Kniefall, ziehe all meine Hüte! Sie sind die Stammspieler meines linken Herzflügels. Ein Gepriesen auf öi! und her mit dem Weihrauch, meine Lungen haben noch Kapazitäten frei.

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