Der Morgen danach

Nach einer Woche der bazilleliären Revolution herrscht nun Ernüchterung vom wahnigen Fiebertum. Das Virenspektakel hat manches Opfer gefordert, und mein Kurzzeitgedächtnis der letzten Wochen. Die forcierte Medikamentierung aufgrund des Quecksilberhochdrucks hat selbst mich als alte Laborratte ziemlich in die Wolken getrieben. Nun herrscht Freifall und gefallen wird aus allen Wolken. So wie die Engel. Gut, die gefallenen. Zu schwer waren sie für ihre kleinen Flügel. Was so ein Sackgesicht wiegen kann, glaubt man kaum. Aber eben, man lernt nie aus. Sie wiegen viel. Zuviel um irgendwas oberhalb der Gürtellinie zu sehen. So beschäftigen sie sich mit Jeans, Knopf, Reiss und (Ver-)Schluss. Und die Weite eines Horizonts haben sie noch nie gesehen. Spiel, Satz und Doppelfehler. Ich bin raus. Du drin oder umgekehrt... Nebensächlich. Man kommt allein, man geht allein. Nach diesem fieberwahnigen Wunschrutenlauf ist der Fall durchs Gewölk ziemlich ernüchternd. Aber ich falle gut. Bin trainiert und trage einen Einteiler. Im Presswurstdress wohlgequetscht, für den Windkanal bereit. Aber wer rechnet denn mit einem Sturm? Blessuren habe ich davon getragen und wäre ich ein Pferd, hätte man mich länxt erschossen. Doch dieses Mal habe ich die fiebrigen Dämonen mit langem Gebein und der Geldbörse erfolgreich bezirzen können. Habe sie in Sicherheit gewiegt, um sie dann mit dem morphinalen, auf C vitaminisierten, ibuprofenierten, neocitrigen und tramaluten Absurbitäten-Mix zur Strecke zu bringen. Gefeiert habe ich auf dem kurzen Wolkenfall. Dann kam die erschöpfende Ernüchterung: Was war, ist und wird...? Verdammt, jetzt bloss nid existenzielle Fragen. Ich bin - was ich war - werde ich sein.

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