Panini-Mitternachtsverkauf: In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag geht's los. Das Fussballfieber verteilt erste Wallungen. Die Augen leuchten und wir wissen's alle, jeder möchte der Erste sein, der sein Büchlein komplett vorweisen kann. Die Jagd nach unseren Fussballhelden in Abziehbildformat möge beginnen. Und wir werden die Ersten sein, ganz vorne in der Schlange, wenn die ersten Bilder verkauft werden.
Heute, 00:00, HB Bern, Kiosk vis-à-vis vom Infopoint SBB

Das letzte vibrieren im Taillebereich

"Ring, Ring", es läutet und vibriert im Taillebereich. Irgendwie noch ein gutes Gefühl angerufen zu werden, dass jemand mich sprechen möchte. Und alle wissen’s in diesem über- füllten Tram zwischen Wabern und Hauptbahnhof. Ja, ihr hört richtig, aber keine Panik. Lasst die Hände dort, wo ich sie sehen kann. Es ist mein Mobiltelefon. Und ja, es klingelt. Ich werde gebraucht, man möchte mich sprechen. Vielleicht die Agentur, die mir mitzuteilen versucht, dass ich durchgestartet bin. Vielbeschäftigt wie ich bin, vergesse ich oft, was eigentlich ist. Vielleicht sind’s auch meine Eltern, die sich vergewissern möchten, ob ich noch unter den Lebendigen weile. Eigentlich sollten sie’s doch wissen, da ich erst gestern ihren Kühlschrank geplündert hab. Gut, gesehen hab ich sie nicht. Gehört auch nicht. Ich bin ja auch so ziemlich angegiert. Eine unterdrückte Nummer. Das Ausland? Im internationalen Geschäft kommt das schon mal vor. Vielleicht eine weibliche Bekanntschaft, die vor Sehnsucht nid erwarten kann mich zu hören. Viele Firmen und Institutionen haben mittlerweile unterdrückte Nummern. Ich denke, es ist ein weibliches Geschöpf, sehnsüchtig nach meiner tiefen, weichen Stimme. Verständlich, ich bin’s auch. Mit einer Gelassenheit und Selbstverständlichkeit greife ich in den Taillenbereich, in meine Röhrchen-Jeans. Murgse mühselig meine Freisprechapparatur aus dem Röhrchenengpass, damit ich meine Hände zum gestikulieren gebrauchen kann und drücke den grünen Hörer. Die tiefe Stimme sagt weich, aber bestimmt: "Abu’s speaking...". Eine Frauenstimme erwidert sofort: "Guten Tag Herr D’abus, Greifer mein Name. Wir von der Swisscom möchten ihnen mitteilen, dass ihr Mobiltelefon aufgrund der noch ausstehenden Rechnungen ab sofort abgestellt wird. Nach Überweisung der ausstehenden Rechnungen und zusätzlichem Zahlungsdepot werden wir die Nummer wieder freischalten. Danke für Ihr Verständis." Tüüüüüt

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