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Äs Tse Be. Olé.
Es ist komisch, wenn ich schreibe, dann darüber, dass mir etwas nicht passt. Dabei bin ich eigentlich ziemlich positiv gestimmt die meiste Zeit, fällt mir wohl einfacher etwas rumzuwäffelen und auszuteilen als über die Blumen (hab mir gerade welche gekauft), Osterhasen (habe ich gerade gegessen) und Sommerpläne (hab ich noch keine) zu schreiben. Item. Ich hab mir am Dienstag den Match angeschaut. Nicht Bayern xy, Eishockey. Hat mich noch nie interessiert, interessiert mich nicht und nach diesem Dienstag ist klar, es wird mich auch nie interessieren. Läck ha ig Schüb gha. Die Wichtigkeit des Spiels konnte ich nachvollziehen und dementsprechend habe ich auch die enttäuschten Gesichter nach Spielende verstanden, aber so ziemlich den ganzen Rest ist mir ein unverständliches Rätsel. Es fängt schon vor dem Match an, alle SCB-Fans im Tram Richtung Guisanplatz, mein Tram. Alle mit einem guten Pegel johlen und proleten sie, als gäb’s kein Morgen. Schade, muss ich dann so früh raus aus dem Tram und mich durch die Bierbäuche und Stinkepeters drücken, wobei das dann auch das ganze Tram mitbekommt weil einer dieser Witzbolde schreit: Heeeeeehhhh Giälä, di Chlini muess imfau usstigä, heeeeeehhhhhhhh du Siech, gang mau usem Wäg. Schalalalalalala. Grundsätzlich nett, Lautstärke nicht ganz so okay. Ich will hier überhaupt niemanden persönlich angreifen (ich habe auch Freunde, die ab und an einen SCB-Match besuchen), aber ich krieg mein Bild des klassischen SCB-Fans nicht aus dem Kopf, vielleicht auch, weil’s immer wieder bestätigt wird: Männlich, mitte-30ig, Bierbauch, Bier in der Hand, Trikot umgebunden irgendwas, laut, angereist von Ober-XY, Postautolinie dreitausend. Man kann ihn auch als etwas harzig und speckig bezeichnen, Saison-Abo seit 20 Jahren und im Wohnzimmer die grosse SCB-Fahne übers Sofa gehängt. Es tut mir wirklich etwas leid, aber so sehe ich die Sache und natürlich weiss ich, es sind nicht alle so! Dazu kommt, dass mich weder Eishockey als Sport, noch die Eishockey-Spieler (ich kann Robin Scherbatsky wirklich nicht verstehen) noch die Atmosphäre mitreisst. Ich war tatsächlich auch mal an einem Match, als Kind, habe dann aber die meiste Zeit geheult, weil mir irgend so ein Affe sein Bier über den Kopf geschüttet hat (hier hat die ganze Antipathie wohl angefangen). Und zu guter Letzt muss auch noch angemerkt sein, dass es vollkommen unlogisch ist, leuchtet das rote Lämpchen wenn’s ein Goal gegeben hat und das grüne Lämpchen wenn’s daneben ging – geht mir vollkommen gegen den Strich und passt mir ganz und gar nicht.
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Selina Moser
Äs Tse Be. Olé.
Es ist komisch, wenn ich schreibe, dann darüber, dass mir etwas nicht passt. Dabei bin ich eigentlich ziemlich positiv gestimmt die meiste Zeit, fällt mir wohl einfacher etwas rumzuwäffelen und auszuteilen als über die Blumen (hab mir gerade welche gekauft), Osterhasen (habe ich gerade gegessen) und Sommerpläne (hab ich noch keine) zu schreiben. Item. Ich hab mir am Dienstag den Match angeschaut. Nicht Bayern xy, Eishockey. Hat mich noch nie interessiert, interessiert mich nicht und nach diesem Dienstag ist klar, es wird mich auch nie interessieren.
Läck ha ig Schüb gha.
Die Wichtigkeit des Spiels konnte ich nachvollziehen und dementsprechend habe ich auch die enttäuschten Gesichter nach Spielende verstanden, aber so ziemlich den ganzen Rest ist mir ein unverständliches Rätsel. Es fängt schon vor dem Match an, alle SCB-Fans im Tram Richtung Guisanplatz, mein Tram. Alle mit einem guten Pegel johlen und proleten sie, als gäb’s kein Morgen. Schade, muss ich dann so früh raus aus dem Tram und mich durch die Bierbäuche und Stinkepeters drücken, wobei das dann auch das ganze Tram mitbekommt weil einer dieser Witzbolde schreit: Heeeeeehhhh Giälä, di Chlini muess imfau usstigä, heeeeeehhhhhhhh du Siech, gang mau usem Wäg. Schalalalalalala. Grundsätzlich nett, Lautstärke nicht ganz so okay. Ich will hier überhaupt niemanden persönlich angreifen (ich habe auch Freunde, die ab und an einen SCB-Match besuchen), aber ich krieg mein Bild des klassischen SCB-Fans nicht aus dem Kopf, vielleicht auch, weil’s immer wieder bestätigt wird: Männlich, mitte-30ig, Bierbauch, Bier in der Hand, Trikot umgebunden irgendwas, laut, angereist von Ober-XY, Postautolinie dreitausend. Man kann ihn auch als etwas harzig und speckig bezeichnen, Saison-Abo seit 20 Jahren und im Wohnzimmer die grosse SCB-Fahne übers Sofa gehängt. Es tut mir wirklich etwas leid, aber so sehe ich die Sache und natürlich weiss ich, es sind nicht alle so! Dazu kommt, dass mich weder Eishockey als Sport, noch die Eishockey-Spieler (ich kann Robin Scherbatsky wirklich nicht verstehen) noch die Atmosphäre mitreisst. Ich war tatsächlich auch mal an einem Match, als Kind, habe dann aber die meiste Zeit geheult, weil mir irgend so ein Affe sein Bier über den Kopf geschüttet hat (hier hat die ganze Antipathie wohl angefangen). Und zu guter Letzt muss auch noch angemerkt sein, dass es vollkommen unlogisch ist, leuchtet das rote Lämpchen wenn’s ein Goal gegeben hat und das grüne Lämpchen wenn’s daneben ging – geht mir vollkommen gegen den Strich und passt mir ganz und gar nicht.
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Wieso die Fasnacht und ich keine Freunde sind.
Alle Jahre wieder. Jung bis Alt in der Stadt. Man könnte meinen es sei die Freikarte für alle frustrierten Hausfrauen und gelangweilten Familienväter, einmal im Jahr so richtig auf den Putz zu hauen – Samstag, 18.00 Uhr, Kornhausplatz, durchschnittlicher Promillestand liegt schon auf einem guten Mittelmass. So mancher denkt sich wahrscheinlich: „was soll’s, ich bin verkleidet, hinter meiner Piloten-Brille erkennt mich sowieso keiner.“
Es ist kein Geheimnis, ich mag ganz vieles an der Fasnacht nicht.
Es ist nicht nur die Freikarte für die Gelangweilten und Frustrierten aus dem Alltag auszubrechen, es ist auch die Freikarte für die jungen Mädchen, ihre Netzstrümpfe aus dem Schrank zu holen und ein Wochenende lang als Krankenschwester, Stewardesse oder Wildkatze durch die Altstadt zu torkeln um sich von den Ärzten, Piloten oder Jägern eine gute Portion Bestätigung zu holen – Sonntag, 02.00 Uhr, Kornhausplatz, durchschnittlicher Promillestand auf dem Höchstpunkt. So mancher denkt sich wahrscheinlich: „was heisst hier verkleidet, ICH BIN DOCH PILOT. Loos. Wo ist das Flugzeug? Wo ist die Wildkatze? Ähh nein, Stewardesse. Wohin gehör ich schon wieder?“
Von der Guggenmusig fang ich jetzt gar nicht erst an, ich weiss ja, es ist Geschmackssache. Freut mich ja auch, wenn da Hinz und Kunz auf ihre Kosten kommen, mein Geschmack trifft es leider nicht im Entferntesten.
Ach, die Fasnacht und ich werden es wohl nie auf einen grünen Zweig bringen. Es ist auch nicht so, dass ich nie an der Fasnacht war und einfach so etwas rumstänkere, nur um grundsätzlich etwas Anti-gegen-alles zu sein. Auch dieses Jahr habe ich dem ganzen eine Chance geben wollen – leider war ich zu wenig verkleidet und hatte zu wenig Bier intus. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es im richtigen Kostüm, mit den richtigen Leuten und der grundsätzlichen Offenheit, sich mit 136 Fremden unterhalten zu wollen, sehr wohl Spass machen kann. Seit einigen Jahren möchte ich gerne im Ganzkörper-Bärenkostüm durch die Altstadt – stelle ich mir wahnsinnig witzig vor, so als anonymes Bärli –, es ist bis jetzt am Elan im Vorfeld gescheitert. Zum Glück gibt’s ja dieses Fest in so regelmässigem Abstand, ich versuch’s dann nächstes Jahr wieder und vielleicht finde auch ich es dann ein so grossartiges Fest, wie die meisten andern.
Bis dahin: Prost und schön ist’s vorbei.
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Einmal Sibirien und zurück.
Ich sass im Tram für nach Hause und hörte mir das Gespräch von zwei älteren Frauen an: „Da söu mr nomau eine cho mit Erderwärmig, gopferteli, so chaut isches no nie gsi – pause – würklech no nie gsi“, motzte die eine, „dä Wintermantu chönti grad ga zrügg bringe, nüüüt nützter gäg die Sou-Cheuti – pause – nüüüt nützter“, konterte die andere. So ging es hin und her und hin und her und ich amüsierte mich zum einen über die Thematik und zum anderen über die lustige Hervorhebung des letzten Satzteils durch nochmaliges Aussprechen am Ende des Gesagten und fragte mich, ob ich das auch mache, ob das alle machen, ob das nur Frauen 50+ machen oder spezifisch nur Frau Müller und Frau Pfister im 9ni-Tram hier und jetzt.
Auf jeden Fall thematisch gab ich den beiden recht. Es ist wirklich kalt und ja, auch ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal so eisig war hier unten im Flachland. Wäre ich jetzt Draussen, würde wahrscheinlich auch ich die -16 Grad verfluchen und rumstänkern und gopferteli und Erderwärmung und überhaupt Sibirien gehe dorthin zurück wo du hingehörst und so. Aber da ich ja jetzt mittlerweile Drinnen bin, mit Finken, karierten Flanell-Hosen, Strickjacke, Tee, noch nicht mal die Zähne geputzt, finde ich diese Kälte draussen irgendwie noch schön. Sie legitimiert mein momentanes Sein, weil wäre Hochsommer, 30 Grad und schönstes Wetter, könnte ich kaum an einem Samstagabend alle geschmiedeten Pläne über den Haufen werfen und einfach so zu Hause bleiben, asozial, Tee trinkend und es selbst das Grösste findend. Ja, es ist kalt und ja, alle finden es schlimm und ja, ich will nicht raus aber gerade jetzt gefällt mir Sibirien ganz gut – pause – Sibirien ganz gut.
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Umgezogen
Ich bin umgezogen. Von Bern Nord-Ost nach Bern Mitte. Es gefällt mir gut im neuen Heim, eine erstaunlich krasse Steigerung der Lebensqualität, dieses Stadt-Dasein. Verschwindet man doch förmlich in der Anonymität der vielen Hausbewohner, freut sich darüber, wenn der Jüngling aus der Mansarde das Rückbuchungssystem der Waschmaschine nicht kapiert und die eigenen Waschgänge wortwörtlich aufs Haus gehen. Einkaufen im Quartiergeschäft R um die Ecke gibt viel mehr her als das Einkaufen in herkömmlicher Weise bei M und C (wo sonst findet man ein ABC-Magnet-Set mit allen Buchstaben in verschiedenen Farben für schlappe Fr. 3.--?). Zieht man um die Häuser und findet aus Langeweile, der absoluten Betrunkenheit oder dem vollkommenen Anschiss, dass es Zeit ist sich hinzulegen, schwingt man sich aufs Fahrrad (falls noch möglich) oder schlärpelt/torkelt/stampft in Richtung Wohlfühloase „Zuhause“, anstelle sich mühsam nach dem Fahrplan der Nachtbusse zu richten. Allgemein wird man vom öffentlichen Verkehr fast etwas überrollt. Habe ich doch jetzt die Möglichkeit, 320mal täglich (kein Witz, ich habe gezählt) von mir an den Bahnhof zu gelangen. In Bern Nord-Ost haben sich die Möglichkeiten auf eine Fahrt mit dem Bus in die Stadt auf 23mal täglich beschränkt. Ach ist das Stadtleben gut. Während ich in Bern-Ost zum einschlafen die Schafe määääh-en hörte, wippt mich hier der Mega-Rave aus Nachbars Küche in den Schlaf.
Liebe langjährige Stadtmenschen, ihr habt vielleicht die Vorteile des Stadtlebens schon lange in euch einverleibt und tippt euch jetzt an die Stirn und denkt „ist ja normal“. Lang lebe die Landliebe, das Schaf und der Traktor aber liebe Städter, schätzt und geniesst die Vorteile von Bern-Mitte, man hat es so gut hier!
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