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Bahnhof Bern
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FreeFlanieren, shoppen und geniessen: Entdecke hier regelmässige News und Geschichten von kleinen und grossen Läden im Bahnhof Bern.
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Bern, Schweiz
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Bahnhof Bern, 3011 Bern,
Öffnungszeiten: jeden Tag
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Ich muss niemandem etwas beweisen
Petra Guldimann, Filialleiterin der Bäckerei Reinhard
03.00 Uhr in der Früh im Parkhaus des Bahnhofs Bern. Energisch fährt ein blauer Mercedes auf den Frauenparkplatz im dritten Stock direkt beim Lift. Petra steigt aus und geht mit schnellen Schritten durch den ausgestorbenen Bahnhof zu ihrem Arbeitsort, der Bäckerei Reinhard.
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«Ich finde es interessant zu sehen, wie sich das Leben im Bahnhof durch den Tag entwickelt. Wenn ich beginne, ist er leer. Fünf Stunden später kämpft man an der gleichen Stelle gegen einen Strom von Menschen an. Mir gefällt dieses Lebendige. Auch die bunte Mischung von Menschen aus aller Welt finde ich spannend.»
Petra ist jeweils die erste in der Filiale und das an sechs Tagen pro Woche. Zum Glück kommt sie mit wenig Schlaf aus, drei bis vier Stunden täglich reichen ihr. Angst, frühmorgens so alleine im Bahnhof, hat sie nicht. Denn in den 14 Jahren, in denen sie hier arbeitet, ist noch nie etwas passiert. Und ausserdem ist sie gut vernetzt, kennt die Securitrans-Mitarbeiter, die Putzequipe und die Polizisten im Bahnhof. Ihre aufgestellte, freundliche Art kommt offensichtlich gut an. «Ich versuche mich mit allen Leuten gut zu verstehen, das macht vieles leichter. Den Securitrans-Mitarbeitern gebe ich auch mal ein Gipfeli oder einen Zopf zum Frühstück. Es gibt immer wieder mal die Situation, wo wir auf Ihre Hilfe angewiesen sind und da kann ein kleines Merci nicht falsch sei. Wir arbeiten alle eng zusammen hier im Bahnhof.» Wie jeden Morgen steht eine Menge Arbeit an: Croissants müssen gebacken, die Kassen vorbereitet und die Kuchenvitrinen gefüllt werden. Sie erledigt das mit einer einzigartigen Mischung aus Routine, Leidenschaft und Effizienz. Die Details müssen stimmen, ohne dass zu viel Zeit verloren geht. Anzeichen von Müdigkeit sind bei Petra nirgends auszumachen. «Als Filialleiterin will ich mit gutem Beispiel vorangehen. Ich kann nicht erwarten, dass meine Mitarbeiter für mich rennen, während ich nur den gemütlichen Teil erledige. Wenn sie sehen, dass ich überall mitanpacke, kann ich auch vollen Einsatz fordern. Ich will nicht nur Chef sein, ich wünsche mir, dass wir ein gutes, zufriedenes Team sind. Nur gemeinsam sind wir stark. Ausserdem will ich meine Mitarbeiter fördern, so wie das meine Chefs immer getan haben.» Kurz nach vier Uhr treffen die ersten Mitarbeiter in der Filiale ein. Es bleiben etwa 90 Minuten bis zur Ladenöffnung. Noch müssen die Fahrer das frische Brot anliefern, die Regale gefüllt und die Sandwiches vorbereitet werden. Erstmals wird es leicht hektisch, aber das Team harmoniert, jeder weiss was er zu tun hat und wo es eine helfende Hand braucht: «Gutes Personal ist mir extrem wichtig. Damit morgens um 05.45 Uhr alles bereit ist und wir pünktlich öffnen können, ist gutes Teamwork unumgänglich. Jeder muss mitdenken und wo immer nötig seinem Kollegen aushelfen. Wenn der Team-Spirit nicht stimmen würde, dann könnte ich diese Arbeit nicht mehr machen.» «Gegenüber den Kunden müssen wir als Team freundlich und aufgestellt auftreten und auch mal für Scherze zu haben sein. Ein Merci und einen schönen Tag respektive schönen Abend ist ein Muss. Das hat jeder Kunde verdient, auch in hektischen Momenten.» Der Boden wird nochmals gewischt, letzte Details werden arrangiert, dann gehen die Türen auf. Obwohl der Laden fünf Minuten zu früh öffnet, strömen sofort die ersten Menschen herein, um sich mit Kaffee, Croissants, Sandwiches, Nuss- und Mandelgipfel einzudecken. Jetzt muss es schnell gehen. Petra hilft, wo sie muss, bedient im Laden, geht zur Kasse und greift auch mal zum Besen. Wenn viel los ist, läuft sie zur Höchstform auf. Sobald es im Laden etwas ruhiger wird, zieht sie sich ins Backoffice zurück, erstellt Einsatzpläne, gibt Bestellungen auf, überarbeitet das Angebot, kommuniziert dies mit dem Team und kontrolliert die Umsätze. «Als gelernte Buchhalterin bin ich extrem Umsatz orientiert. Wenn der nicht stimmt, dann nehme ich das schon fast persönlich (lacht). Aber im Ernst: Ich schaue andauernd, wo sich etwas optimieren lässt und probiere viel aus. Zum Glück funktioniert die Zusammenarbeit mit meinen Vorgesetzten so gut. Das gibt mir Sicherheit, auch für neue Ideen. Vielleicht ist das auch ein Vorteil am Älterwerden. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen und ich getraue mich mehr anzupacken.» Bis zu 1400 Gipfeli gehen an einem guten Tag bei Reinhard über die Theke. Für die Mitarbeiter eine schwierige Aufgabe: Einerseits wollen die Pendler schnell bedient werden, andererseits muss man sich für die Stammkunden Zeit nehmen. «Bevor ich hier zu arbeiten anfing, dachte ich, der Bahnhof sei für Durchlaufkundschaft. Aber wir haben extrem viele Stammkunden, bei vielen wissen wir schon was sie bestellen werden. Für die nehmen wir uns auch gerne etwas Zeit für einen kurzen Schwatz. Allgemein haben wir extrem schöne Begegnungen im Geschäft.» Mittlerweile nimmt sich Petra etwas mehr Freiheiten heraus, geht auch mal früher aus dem Büro, um Freunde zu treffen oder ein Konzert zu besuchen. Aber eigentlich bräuchte sie mit ihren 68 Jahren überhaupt nicht mehr zu arbeiten: «Ich bin nicht so der Typ, der Zuhause bleibt. Ich habe eine tolle Familie und viele spannende Freundinnen, aber ich muss nicht die ganze Zeit mit ihnen verbringen. Wegen des Geldes mache ich es auch nicht. Ich bin einfach gerne aktiv, bin gerne unter Menschen und es erfüllt mich immer noch etwas zu bewirken. Und wenn ich abends zufrieden von der Arbeit nach Hause komme, dann haben doch alle mehr von mir.» Zeit für Pausen nimmt sich Petra kaum. Lieber geht sie mal etwas früher nach Hause. Aber wenn mal ihre Tochter oder sonst jemand auf einen spontanen Besuch vorbeikommt oder sie etwas Wichtiges besprechen muss, setzt sie sich auf die Terrasse des Côté Sud und beobachtet das Treiben auf dem Bahnhofplatz. «Ich bin grundsätzlich ein glücklicher Mensch. Ich habe ein schönes Zuhause, bin seit 40 Jahren verheiratet und wir verstehen uns nach wie vor prächtig. Meine beiden Kinder haben ihren Weg gefunden und sind glücklich. Natürlich, manchmal würde ich gerne mehr reisen, unseren Sohn in Singapur besuchen. Ich würde auch gerne wieder mehr lesen. Aber das läuft mir ja nicht davon. Und so lange ich Spass an meiner Arbeit bei Reinhard habe und man mich hier brauchen kann, mache ich noch etwas weiter.»
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Bilder: Nadine Kägi
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Manchmal fühle ich mich wie ein Flipper-Ball
Mich Gfeller, Biersommelier und Filialleiter von Drinks of the World
Jeder war schon bei ihm. Egal, ob man schnell ein Dosenbier für den Nachhauseweg, ein ausgefallenes Pale Ale für Zuhause oder einen Wein als Mitbringsel braucht - bei Mich Gfeller findet man bestimmt das Richtige. Seit 13 Jahren arbeitet er bei Drinks of the World. Und er ist einer von rund 300 Schweizer Biersommeliers. Ein Traumberuf? Für ihn auf jeden Fall. Was ein gutes Bier ausmacht und was er in dieser Zeit alles über den Bahnhof Bern gelernt hat, verrät er im Interview.
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Dass Mich Gfeller überhaupt bei Drinks of the World zu arbeiten anfing, ist einem Zufall zu verdanken: Kurz nach seiner Lehre als Polygraf fusioniert sein Arbeitgeber und geht schon wenig später Konkurs. «Ich nutzte diese Gelegenheit, um meinen Militärdienst zu absolvieren und reiste ein bisschen durch Schottland, wo ich nebst den wunderschönen Landschaften auch Whiskey entdeckte. So wurde mein Interesse an Geschmäckern geweckt. Während dieser Zeit lernte ich auch den damaligen Filialleiter von Drinks of the World im Bahnhof Bern kennen und habe noch während meines Dienstes einen Arbeitsvertrag unterschrieben.» Die Materie fasziniert ihn offensichtlich. Er beginnt mit einem 40%-Vertrag, erhöht sein Pensum nach nur drei Monaten auf 100%, wird später Stellvertretender- und ist heute Filialleiter. Und natürlich bleibt es bei Mich Gfeller nicht nur beim Verkaufen. Er degustiert, was immer ihm vorgesetzt wird, informiert sich über Brauprozesse und als er einen Biersommelier Kurs von GastroSuisse ausgeschrieben sieht, meldet er sich ohne zu zögern an. «Um sich zum Sommelier ausbilden zu lassen braucht man auf jeden Fall eine grosse Leidenschaft für Bier. Und dann ist eine gute Nase natürlich sehr hilfreich. Wobei man sich vieles auch antrainieren kann...» Auf die Frage, welches sein Lieblingsbier ist, weiss Mich zunächst keine Antwort. Das wäre wie einen Lieblingswein zu nennen. Rosé, Weiss, Rot, schwer oder leicht, zu Fisch oder Spaghetti, es kommt einfach auf zu viele Faktoren an. Nach kurzem Zögern lässt er sich aber doch noch zu einer Antwort hinreissen: «Was ich sehr mag sind Sauerbiere. Eines, das ich enorm schätze, ist das Abbbaye de Saint Bon-Chien von BFM. Das ist einfach perfekt gemacht und wurde vor ein paar Jahren sogar von der New York Times zum besten holzgelagerten Bier der Welt gekürt. Und von der Blackwell Brewery aus Burgdorf wird man in Zukunft sicher noch viel hören. Die machen ein wahnsinnig gutes Porter, sehr stilecht. Trotz der Faszination für Bier sind 13 Jahre eine lange Zeit, in der sich vieles verändert. In Falle von Mich vor allem zum Guten. «Ich hatte natürlich nie geplant, das so lange zu machen. Aber die Materie wird zum Glück immer spannender. Waren in der Schweiz in den 1980er Jahren gerade mal 40 Brauereien registriert, die vorwiegend Lagerbier produzierten, gibt es heute weit über 900. Ich kriege pro Woche im Durchschnitt vier Anfragen von Brauereien, die ihr Bier bei uns verkaufen möchten. Und das Spektrum ist riesig: Von dunklen Stouts und Porters zu Pale Ales bis Sauerbier. Auch wenn nicht alle gleich gut sind, macht das immer mehr Spass!» Genauso vielfältig wie das Bier-Universum ist auch sein Arbeitsort, der Bahnhof Bern. «Bahnhöfe sind ja per se sehr lebendige, gut durchmischte Orte und das widerspiegelt sich auch in unserer Kundschaft. Die einen kaufen schnell ein Dosenbier auf dem Nachhauseweg, andere möchten wöchentlich das neuste Sortiment probieren. Manchmal trifft man sich auch ausserhalb des Geschäftes wieder, kommt ins Gespräch und entwickelt ein gemeinsames Projekt. Das gefällt mir.» Wer von morgens bis abends hier arbeitet, ist am Ende des Tages von den Eindrücken erschlagen. Entsprechend froh ist er, dass er zwischen seinem Wohnort und dem Arbeitsplatz pendeln und in dieser Zeit herunterfahren kann. «Die Überfahrt über die Lorraine Brücke finde ich immer wieder grossartig. Die Köpfe der Schwimmenden, die Gummiboote und dahinter dieses eindrückliche Bergpanorama. Unglaublich! Am Bahnhof selbst, halte ich mich am liebsten im Tibits auf, einfach weil sie einen guten Kaffee haben.» Keine Frage, die Aufgaben als Filialleiter können herausfordernd sein. Mich ist verantwortlich, dass alle 13 Mitarbeiter, vorwiegend Studenten, eine gute Arbeit machen. Damit alle am gleichen Strick ziehen, organisiert er Team-Events. Dann ist er verantwortlich für die ganze Buchhaltung und auch das Biersortiment muss laufend angepasst und optimiert werden. Gar nicht mal so einfach, bei der heutigen Auswahl an Bieren. Auch den Kontakt zu den Kunden will er unbedingt behalten, weshalb er auch im Laden steht und berät. Und dann sollte auch das Privatleben, seine Degustationen, die Freunde und seine zwei Kinder, nicht zu kurz kommen... «Manchmal fühle ich mich wie ein Flipper-Ball, der von einer Ecke in die andere spickt und nirgends pausieren kann. Aber am Ende der Woche, wenn ich alles sauber hingekriegt habe, freue ich mich, dass ich die Herausforderungen angenommen habe. Ich glaub, das ist so dieses Bahnhof-Feeling: Alles ist machbar, manchmal braucht man ein dickes Fell, damit man durchkommt. Aber am Ende ist man stolz, wenn man es geschafft hat.»
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Bilder: Nadine Kägi
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