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Guten Morgen Bern: Guten Morgen Rosengarten
Beim Restaurant im Rosengarten ist es etwa das gleiche wie bei der Beiz auf der Münsterplattform oder jener auf der kleinen Schanze: Man müsste schon sehr viel falsch machen, um hier im Sommer nicht viele Gäste zu haben. Der Standort ist einfach zu gut. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass ich gerade in diesen Lokalen immer wieder überforderten – oder schlimmer: unfreundlichen Service erlebe. Man kann es sich anscheinend leisten. Bei unserem Zmorge im Rosengarten werden wir von zwei jungen Frauen bedient: Die eine nimmt zackig, aber korrekt die Bestellung auf, die andere macht kaum einen Hehl aus ihrer schlechten Laune, als sie das Gedeck auftischt. Kaum ist das Frühstück da, stellt sie auch schon demonstrativ ein „Reserviert“-Schildchen auf den Tisch. Ist ja schliesslich auch schon halb elf, und bald kommen wohl die Mittagsgäste. Ja ja. Die Botschaft ist angekommen. Wir bleiben nicht zu lange, keine Sorge. Nun. Natürlich gibt es vermutlich eine angenehmere Klientel als Ausflügler und Touristen, die oft schroff und schwierig sind. Und vermutlich kann man sich bessere Studentenjobs vorstellen als in der Gastronomie, wo man zu Mindestlöhnen auch noch körperlich hart schuftet. Aber bei allem Verständnis: Den freundlichen Gast scheisst es halt trotzdem ein wenig an, wenn die Bedienung den Anschiss hat. Schliesslich gehört Nettsein quasi zur Grundanforderung an einen Kellner. Und wer im Service arbeitet und nicht über seinen Stress hinweglächeln kann, hat zumindest ein kleinwenig den Job verfehlt. Aber die Aussicht entschädigt tatsächlich für vieles, und dass im Rosengarten jeden Tag Frühstück auf der Karte steht, ist auch sehr lobenswert, und dass das Zmorge schnell serviert wird und zwar nicht eben besonders liebevoll oder originell, aber völlig solide daherkommt, darf man hier ruhig ebenfalls vermerken. Wir essen ein kleines Frühstück (sehr klassisch: Gipfeli, Brioche, Brot, Butter, Konfi, warmes Getränk und Orangensaft; es gäbe auch ein grosses Zmorge mit ganz viel mehr Zutaten) und bestellen separat ein Rührei, salzen nach, verscheuchen ein paar aufdringliche Spatzen, zahlen - und sind wieder weg. Es war okay. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.Restaurant Rosengarten Alter Aargauerstalden 31b 3006 BernTel. 031 331 32 06 E-Mail: [email protected]ühstück täglich von 9 bis 11.30 Uhrklein 13.50 Fr.gross 25.50 FrEine gute Stadt braucht eine gute Frühstückskultur. Warum nur hat die Hauptstadt keine? Aber jetzt gibt es "Guten Morgen Bern", Berns erste Zmorge-Kritik. Caramel Landsturm (31, Lieblingsessen: Frühstück) testet dafür Zmorge in Bern. Und nein, nicht Sonntagsbrunch. Ganz normales Frühstück. Tipps an: [email protected] www.caramell.ch
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AlainBahadurpreetseryberry
Guten Morgen Bern: Guten Morgen Rosengarten
Beim Restaurant im Rosengarten ist es etwa das gleiche wie bei der Beiz auf der Münsterplattform oder jener auf der kleinen Schanze: Man müsste schon sehr viel falsch machen, um hier im Sommer nicht viele Gäste zu haben. Der Standort ist einfach zu gut. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass ich gerade in diesen Lokalen immer wieder überforderten – oder schlimmer: unfreundlichen Service erlebe. Man kann es sich anscheinend leisten.
Bei unserem Zmorge im Rosengarten werden wir von zwei jungen Frauen bedient: Die eine nimmt zackig, aber korrekt die Bestellung auf, die andere macht kaum einen Hehl aus ihrer schlechten Laune, als sie das Gedeck auftischt. Kaum ist das Frühstück da, stellt sie auch schon demonstrativ ein „Reserviert“-Schildchen auf den Tisch. Ist ja schliesslich auch schon halb elf, und bald kommen wohl die Mittagsgäste. Ja ja. Die Botschaft ist angekommen. Wir bleiben nicht zu lange, keine Sorge.
Nun. Natürlich gibt es vermutlich eine angenehmere Klientel als Ausflügler und Touristen, die oft schroff und schwierig sind. Und vermutlich kann man sich bessere Studentenjobs vorstellen als in der Gastronomie, wo man zu Mindestlöhnen auch noch körperlich hart schuftet. Aber bei allem Verständnis: Den freundlichen Gast scheisst es halt trotzdem ein wenig an, wenn die Bedienung den Anschiss hat. Schliesslich gehört Nettsein quasi zur Grundanforderung an einen Kellner. Und wer im Service arbeitet und nicht über seinen Stress hinweglächeln kann, hat zumindest ein kleinwenig den Job verfehlt.
Aber die Aussicht entschädigt tatsächlich für vieles, und dass im Rosengarten jeden Tag Frühstück auf der Karte steht, ist auch sehr lobenswert, und dass das Zmorge schnell serviert wird und zwar nicht eben besonders liebevoll oder originell, aber völlig solide daherkommt, darf man hier ruhig ebenfalls vermerken. Wir essen ein kleines Frühstück (sehr klassisch: Gipfeli, Brioche, Brot, Butter, Konfi, warmes Getränk und Orangensaft; es gäbe auch ein grosses Zmorge mit ganz viel mehr Zutaten) und bestellen separat ein Rührei, salzen nach, verscheuchen ein paar aufdringliche Spatzen, zahlen - und sind wieder weg.
Es war okay. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.
Restaurant Rosengarten Alter Aargauerstalden 31b 3006 Bern Tel. 031 331 32 06 E-Mail: [email protected]
Frühstück täglich von 9 bis 11.30 Uhr klein 13.50 Fr. gross 25.50 Fr
Eine gute Stadt braucht eine gute Frühstückskultur. Warum nur hat die Hauptstadt keine? Aber jetzt gibt es "Guten Morgen Bern", Berns erste Zmorge-Kritik. Caramel Landsturm (31, Lieblingsessen: Frühstück) testet dafür Zmorge in Bern. Und nein, nicht Sonntagsbrunch. Ganz normales Frühstück.
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Guten Morgen Bern: Guten Morgen Las Alps
Ich mag die Berge nicht, ich mochte sie noch nie, ich hasste „Heidi“, ging nie gern ins Skilager und finde die Höhe nur schön, wenn sie aus einer angemessenen Weite zu betrachten ist, etwa im Engadin. Das Wallis oder das Berner Oberland sind mir ein Graus, da bin ich fast ganz allein auf der Welt, ich weiss. Aber ich verspüre in engen Bergtälern nun mal nichts als Beklemmung. Blöde Berge.
Einzig Bergbilder finde ich top, genau. Und ich liebe auch die Einfahrt mit dem Zug nach Bern, wenn man bei Föhnstimmung im Abendrot die Alpen gleich hinter dem Münster meint. Aber deshalb muss man ja noch lange nicht in die Berge fahren.
Ich mag ja nicht mal all die übligen Dinge, die man gemeinhin positiv mit den Alpen in Verbindung bringt, weder Wintersport (Pistenstress!) noch Älplermaggronen oder Alpkäse. Ein bisschen zweifelte ich deshalb, ob ich wirklich im Restaurant Las Alps frühstücken sollte, das zum Alpinen Museum in Bern gehört. Aber es war mir schon sehr oft empfohlen worden. Und diese freundlichen und bergliebenden Menschen sollten erstaunlicherweise recht behalten.
Das Las Alps ist nämlich luftig und hell und gar nicht beklemmend und verströmt eine angenehm ruhige, aufgeräumte Atmosphäre. Null Berghütten-Kitsch, was man ja befürchten könnte. Es ist vielmehr chic eingerichtet, ohne verzweifelt chic sein zu wollen. Die Tische tragen Bergnamen, und wir sassen leider am Ziger (2074 m), wurden aber gleich getröstet, denn auf dem Birchermüesli hatte es essbare Blüemli, und die Gläser standen auf einem Tortenpapier, es gab viele verschiedene Brote, das Fröllein (ich sag das ganz respektvoll) war furchtbar nett, und im Brunch-Preis von 27 Franken sind warme Getränke und allerlei zusätzliche frische Feinheiten nach Wahl inbegriffen wie zum Beispiel eine Rösti mit Spiegelei (und Blüemli!) oder ein Rührei. Ich war hingerissen ab so viel Liebe zum Detail und überass mich komplett. So ist das mit Brunch.
Im Museum waren wir dann nicht mehr, obwohl die Taiwan-Ausstellung sehr vielversprechend aussieht, aber bis August, wenn die Schau schliesst, wird es bestimmt noch viel regnen. Und sonst sind auch die Hodler-Grossgemälde „Aufstieg“ und „Absturz“ allein einen Besuch wert. Das einzig Bemängelnswerte am Brunch im Las Alps: Es gibt ihn meines Wissens nur sonntags. Aber dafür ist das Buffet am Sonntag wirklich eines der guten Sorte, null All-you-can-eat-Stimmung, die Gäste sind wohlerzogen und angenehm und stapeln sich nicht Berge von Essen auf den Teller, aus Angst, zu kurz zu kommen, um sie dann am Ende doch nicht zu essen.
Womit wir wieder bei den Bergen wären und meinen negativen Assoziationen. Aber das Las Alps stimmt mich überzeugten Flachländer immerhin ein kleinwenig versöhnlicher. Denn aus der Ferne, ja, aus der Ferne sind die Berge wunderbar. So wie vieles im Leben.
Restaurant Las Alps Alpines Museum Helvetiaplatz 4 3005 Bern
Telefon 031 331 22 22 Brunch am Sonntag von 10 bis 13 Uhr, 27 Franken
Eine gute Stadt braucht eine gute Frühstückskultur. Warum nur hat die Hauptstadt keine? Aber jetzt gibt es "Guten Morgen Bern", Berns erste Zmorge-Kritik. Caramel Landsturm (30, Lieblingsessen: Frühstück) testet dafür Zmorge in Bern.
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Guten Morgen Bern: Guten Morgen Bellevue
Reiche Menschen erkennt man auf den ersten Blick. Nicht unbedingt an der teuren Kleidung (oft ja höchst geschmacklos). Es ist diese Anspruchshaltung, mit der sie durch die Welt gehen: dass ihnen das alles zusteht. Mittelständischen Menschen wie uns fehlt dieser Ausdruck. So ist es nur logisch, dass der Kellner des Hotels Bellevue, ein freundlicher älterer Herr, ein bisschen irritiert schaut, als wir uns seinem Stehpult nähern - vielleicht denkt er für einen kurzen Moment, wir hätten uns verlaufen und gehörten eigentlich zu irgendeiner profanen Tagung.
Aber bitte! Sogar reserviert haben wir. Wir mögen arm sein. Aber von da an werden wir behandelt wie Königinnen. "Ich werde einfach gern auf Händen getragen!", seufzt meine Begleitung, als der Kellner ihr einen separaten kleinen Stuhl für ihre Handtasche hinstellt (die NZZ würde schreiben: placiert). Einen Stuhl. Für die Handtasche. Schon dafür haben sich die 38 Franken, die das Hotelgästefrühstück kostet, gelohnt (neinnn, wir waren nicht beim Brunch für 75 Franken, warum auch?)
Dann gehen, nein, schreiten wir ans Buffet. Wir flüstern die ganze Zeit ein wenig, denn wir wollen ja nicht, dass die Leute merken, wie beeindruckt wir sind: Es gibt Rösti, Rührei, Speck, Crêpes; Lachs, unzählige Käse- und Fleischsachen, eine Auswahl an Broten, die einen Bäcker in Verlegenheit bringen würde, dazu kleine Gipfeli und Zopf; Birchermüesli, Smacks, Corn Flakes (mit Mais aus der Schweiz, verarbeitet in einer Mühle im Emmental), Joghurt (aus Worb), Ananas, Papaya, Kiwi, filettierte (Jesses! Was das zu tun gab!) Grapefruits und Orangen; Crème brulée; mindestens fünf verschiedene Fruchtsäfte und ja, Prosecco.
Wir sterben fast. Lassen uns aber fast nichts anmerken.
Vor unserem Fenster sitzt der Gurten in einer grauen Nebelsuppe, aber unsere Laune ist ganz vorzüglich. Wir essen mit Silberbesteck. Eine perfekt frisierte Hotelangestellte ersetzt mein triefendes Milchkännchen, das ein Loch hat, und spricht mich mit "Madame" an. Eine Frau am Nebentisch, Typ Berner Bourgeoisie, lobt den Service und sagt, anderswo gäbe es den Orangensaft bloss immer so "ordinär" aus Fläschchen.
Wir beschliessen sofort, das Wort "ordinär" wieder häufiger zu verwenden.
Hotel Bellevue Palace Kochergasse 5 Frühstücksbuffet im Restaurant La Terrasse Fr. 38.-, für Externe auf Reservation, Dresscode "sportlich-elegant" 6.30 bis 11 Uhr Reservation online hier Tel. +41 (0)31 320 45 45
Eine gute Stadt braucht eine gute Frühstückskultur. Warum nur hat die Hauptstadt keine? Aber jetzt gibt es "Guten Morgen Bern", Berns erste Zmorge-Kritik. Caramel Landsturm (30, Lieblingsessen: Frühstück) testet dafür Zmorge in Bern. Und nein, nicht Sonntagsbrunch. Ganz normales Frühstück.
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Guten Morgen Bern: Guten Morgen Beef
Warum entwickeln manche Länder eine Frühstückskultur, andere nicht? Warum ist das Zmorge mancherorts salzig und warm, andernorts aber süss und kalt? Darauf gäbe es bestimmt sehr interessante Antworten, aber darum gehts jetzt nicht, wir wollen uns jetzt freuen, dass es in Bern endlich einen Ort gibt, der American Breakfast anbietet. Pancakes! In Bern! Yay!
Das Lokal heisst Beef, ihr erinnert euch, da habens zuvor schon etwa eine Million andere versucht, Artemisia, Capitol, und jetzt also: der SCB, respektive die Sportgastro AG, was ja nicht unbedingt vielversprechend klingt, weil wäh, Hockey, und wäh, Essen an Sportanlässen, und wäh, essen ohne Schneidezähne. Aber das sind natürlich völlig unzulässige Assoziationen. Trotzdem erhofften wir uns insgeheim Berge von Essen, die Mark Streit zur Vorspeise verputzen würde, als wir an einem Samstag ins Beef traten (Frühstück gibts nur am Samstag von 9 bis 13 Uhr, dafür gibts grad 10 Punkte minus).
Aber es war dann alles wahnsinnig gepflegt und durchkonzeptet, sogar das Schöggeli zum Kaffee (ein Mini-Ragusa! Mjam!) folgt der Corporate Identity, und das ist natürlich toll, wenn man so viel Geld investieren kann in so was, aber eine tolle Beiz macht das noch nicht. Auch nicht die vielen Retro-Sportbilder an den Wänden. Aber Ruhe jetzt! Jetzt wird gegessen.
Ich esse eine halbe Grapefruit „für Sie vorbereitet“ für 6 Franken, das ist ein okayer Preis, wenn man daran denkt, wie mühsam es ist, eine Grapefruit so vorzubereiten, dass man sie nur noch auslöffeln kann. Das Signature-Omelett des Lokals (16 Fr.) mit Spinat, Tomaten und Ziegenkäse kommt so auf einem fancy Schiefer-Stein mit Logo drauf (Konzept!), aber geschmacklich aufregender wirds dadurch nicht. Für die „Two Eggs any Style“ (17 Fr.) sind die Würstchen ausgegangen, die auf der Karte stehen, aber easy, wir sind ja tolerante Gäste. Zu den Pancakes sind wir leider nicht mehr gekommen, wir hatten kein Geld mehr, und ausserdem nervten neben uns zwei ältere Damen, weil sie über die Kellnerin motzten, die ihren ersten Tag hatte. Überhaupt hat es viele ältere Leute am Samstagmorgen im Beef. Sie essen kein American Breakfast, sondern trinken Verveine-Tee.
To be honest passte das alles irgendwie nicht so ganz zusammen, das durchdesignte Interieur, das fancy angerichtete Essen, die Preise und American Breakfast. Nächstes Mal esse ich Eggs und Pancakes wieder in einem englischsprachigen Land. Für eine Handvoll Dollar. Einen ganzen Berg. Auf ganz normalen Tellern. In einem heruntergekommenen Diner.
(PS: Hatte die Kamera nicht dabei, jetzt sinds miese Handy-Fotos. Hier hats schönere)
BEEF, Steakhouse & Bar, Kramgasse 72 3011 Bern Tel. 031 311 64 00 American Breakfast immer samstags, 9 bis 13 Uhr. [email protected] www.beef-steakhouse.ch Die Frühstückskarte
Eine gute Stadt braucht eine gute Frühstückskultur. Warum nur hat die Hauptstadt keine? Aber jetzt gibt es "Guten Morgen Bern", Berns erste Zmorge-Kritik. Caramel Landsturm (30, Lieblingsessen: Frühstück) testet dafür Zmorge in Bern. Und nein, nicht Sonntagsbrunch. Ganz normales Frühstück.
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Guten Morgen Bern: Guten Morgen Kornhauscafé
Ich bin ein Fan etwas schrulliger Kellnerinnen und Kellner. Allzu aufdringlich dürfen ihre Macken nicht sein, aber ein bisschen sollten Restaurantangestellte schon Persönlichkeiten sein. Dann dürfen sie auch mal was vergessen oder ausschütten oder so, das tut der Sympathie keinen Abbruch. Ich mag die Wiener Kellner in den Kaffeehäusern oder den Kellner in der Berner Brasserie Bärengraben. Weniger mag ich genervte und gleichzeitig überforderte Studenten im Service (für die gibt es ja den perfekten Job: Verkäufer bei American Apparel). So fand ich es erheiternd, im Kornhauscafé von einem wirbligen jungen Herrn bedient zu werden, der jede Aktion mit einem langgezogenen "Ssssssoooo!" begleitete.
Aber auch sonst gehe ich seit einiger Zeit immer wieder gern in dieses Lokal. Früher war ich da nie, irgendwie bin ich einfach keine Kornhauscafé-Person und werde es nie sein. Doch ich habe halt diese Frühstückskarte entdeckt: Sechs verschiedene, schlau ausgedachte Zmorgekombinationen zwischen 15 und 20 Franken, dazu verschiedene Beilagen, die man dazu ergänzen oder auch frei kombinieren kann - kurz: super. Aber das Beste daran, oh: Es gibt jeden Tag Frühstück! Immer von 8 bis 11.30 Uhr (am Sonntag gibts Brunch, aber Brunch ist in meinen Augen überbewertet und Buffets sowieso). Mein Geheimtipp ist das Rührei - damit hat man schon gegessen, es gibt (etwas trockenen) Toast dazu und es ist wirklich fein und, jetzt kommts: kostet 7 Franken. Mein absolutes Low-Key-Lieblingszmorge in Bern.
Jetzt könnte man einwenden: Aber das Café gehört doch zu so einer Kette, Bindella, soll man die wirklich unterstützen? Nicht lieber das Quartierkafi? Ich sage: Hinfort, du blödes Dogma! Gelobt und bezahlt gilt, wer gute Dinge macht und publikumsfreundliche Öffnungszeiten hat und an guter Lage feine Sachen anbietet. Das ist beim Kornhauscafé so und bei der Spaghetti Factory nicht anders. Und wenn man dann noch von originellen Kellnern bedient wird, erhält selbst ein Kettenrestaurant eine Persönlichkeit.
Kornhauscafé Kornhausplatz 18 3000 Bern 7
Frühstück täglich von 8 bis 11.30 Uhr; sonntags Brunch (Fr. 38.-) Link zur Frühstückskarte Low-Key-Tipp: Rührei oder Spiegelei mit Toast, 7 Franken
Eine gute Stadt braucht eine gute Frühstückskultur. Warum nur hat die Hauptstadt keine? Aber jetzt gibt es "Guten Morgen Bern", Berns erste Zmorge-Kritik. Caramel Landsturm (30, Lieblingsessen: Frühstück) testet dafür Zmorge in Bern. Und nein, nicht Sonntagsbrunch. Ganz normales Frühstück.
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Guten Morgen Bern: Guten Morgen Wartsaal
Früher nannten wir die Knelle "dr Griech", offiziell hiess sie "Mythos Weinbar", und das Gute am Griechen war: Die Beiz war immer offen, selbst am Sonntagabend spät, wenn fast alle anderen im Quartier geschlossen waren. Zudem schien dem Lokal trotz der grossen Fensterfassade etwas Konspiratives innezuwohnen; ich kenne mehr als eine Liebe, die dort ihren Anfang nahm.
Dann schloss der Grieche. Junge, dynamische Leute übernahmen, und vorbei war es mit dem geheimnisvollen Treff. Das Lokal in der Lorraine wurde auf den, ähm, total naheliegenden Namen „Wartsaal“ getauft, es erhielt eine Auffrischung und eine Bücherecke.
Jetzt erschliesst sich mir irgendwie noch nicht so ganz, wieso Kafis heute auch Bücher führen. Ich seh über dekorativen Bücherregalen immer in Leuchtschrift die Botschaft: Wir können im Fall lesen und sind kultiviert!; aber vielleicht mögen die "Wartsaal"-Leute schlicht und einfach Bücher gern. Das ist ja etwas Schönes, das man auch gern mit ein paar gerahmten Literaturzitaten untermalen kann. Ich persönlich aber würd für ein Buch nicht in eine Beiz, sondern zum Buchhändler gehen.
Das aber nur nebenbei. Weil das wichtigste am „Wartsaal“ ist: Dort gibt es Frühstück. Jeden Tag. Bis 17 Uhr. Der „Wartsaal“ ist also quasi ein Berliner. Und icke sag jetzt keinen Ton mehr wegen der Bücher. Weil das mit dem Ganztageszmorge soll denen in Bern erst mal jemand nachmachen. Bitte.
Ich hab das Frühstück ausprobiert, und man könnte sich jetzt über die originellen Namen der Zmorgevariationen auslassen („Im Stress“, „Zug verpasst“, „kein Termin“), muss man aber nicht. Weil das Frühstück ist günstig und viel und kommt hübsch angerichtet auf den hübschen Tisch, der Service ist nett, die Produkte sind aus der Region, die halbe Lorraine latscht vorbei, während man unter diesem Industriedach sitzt, und fast alles ist fein und gut und scheint mit Liebe gemacht. Einzig der Kaffee schmeckte ein wenig bitter, aber vielleicht hatte nur die Kaffeemaschine einen schlechten Tag. Und als Frucht einfach einen ganzen Apfel zu servieren wirkt, gerade vor all der restlichen Originalität, ein bisschen uninspiriert.
Aber der Ort ist gut, und ich will bald und gern wieder da frühstücken, auf dieser kleinen Grossstadtinsel in der Lorraine. Vielleicht werd ich was Schlaues lesen (Kant? Coelho? Hihi.) Und mal fragen, was es eigentlich mit all den Bahnhof-Assoziationen auf sich hat. Weil irgendwie hab ich diesen Zug verpasst.
Wartsaal
Lorrainestrasse 15, 3013 Bern
Tel. 031 331 02 28
www.wartsaal-kaffee.ch
Oktober bis März:
Di-Fr: 9 bis 23.30 Uhr
Sa-Mo: 9 bis 18 Uhr
April bis September:
Mo-Sa: 9 bis 23.30 Uhr
So: 9 bis 18 Uhr
Frühstück für
8 Fr. (1 Gebäck, 1 Stk Brot, Konfi, Butter, Getränk),
15 Fr. (plus O-Saft, Käse und Trockenfleisch oder Joghurt und Müesli und Frucht)
20 Franken (kein oder, alles)
Eine gute Stadt braucht eine gute Frühstückskultur. Warum nur hat die Hauptstadt keine? Aber jetzt gibt es "Guten Morgen Bern", Berns erste Zmorge-Kritik. Caramel Landsturm (30, Lieblingsessen: Frühstück) testet dafür Zmorge in Bern. Und nein, nicht Sonntagsbrunch. Ganz normales Frühstück.
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