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Hallo miteinander... Heute Nacht ging mir plötzlich etwas durch den Kopf: statt unserer Einsamkeit zu entkommen, gehen wir ihr entgegen, sei es mit Schreiben (z.B. dieses Forum zu lancieren), mit Lesen (offenbar folgen einige der Diskussion), mit Malen, mit Handeln (z.B. einen Blind Sylvester zu organisieren)... und wohl vielem mehr. Ich wünsche uns allen für das Jahr 2020 wunderschöne Begegnungen mit und dank unserer Einsamkeit!

Ihr lieben Leute - ich habe eben grad mit Chrissi gemailt und sie hat mir von eurem Blindsilvester erzählt und mich auf deinen Post, Saemi, hingewiesen. Wie schön, dass ihr euch gefunden und einen schönen Abend zusammen erleben durftet. Ich bin ein bisschen stolz, auch wenn es ein komisches Wort ist für das, was ich grad fühle, aber doch, ein bisschen stolz schon, was mein Post hier ausgelöst hat. Eine Fernsehsendung, eine Gruppe von Menschen, die sich als Fremde an einen gemeinsamen Tisch setzen. Ich habe mich dagegen entschieden, weil es mir einfach zu weit war - ich schlafe gern im eigenen Bett :-). Im Ernst: Silvester ist für mich ein Tag, an dem ich die Einsamkeit wenig spüre, weil ich mich irgendwann entschlossen habe, nicht mehr einfach irgendwohin zu gehen, bloss, um irgendwo zu sein, um nicht allein zu sein. Ich wähle das Alleinsein ganz bewusst und widme mir selber die ganze Aufmerksamkeit. Dieses Jahr kam sogar eine Einladung und ich habe dann doch noch mit anderen aufs neue Jahr angestossen, ohne jedoch vorher Party zu machen. Wichtig ist das Gefühl danach. Geht es mir nun gut oder eben nicht. Und ja, mir gings gut und ich weiss auch, weshalb. Weil ich das Alleinsein gewählt hatte als eine Option und nicht aufgezwungen bekam als einzige Möglichkeit. Und das ist dann wohl der Schlüssel.
Und euch gings auch gut und das ist das Wichtigste. Es braucht ja auch Mut und Ueberwindung, sich auf so ein Treffen einzulassen - bravo euch allen und ein grosses Bravo an Chrissi.
Und jetzt ist 2020 zwei Tage alt und was machen wir mit dem Thema? Wie gehts weiter? Wie geht ihr weiter?
Ich wünsche uns allen ein Jahr voller Freude, gute Momente allein und viele in Gemeinschaft, und vor allen Dingen, dass wir die Wahl haben.
Liebe @einsam, auch ich habe das Angebot von Chrissi schlussendlich nicht wahrgenommen. Obwohl ich da beinahe den langen Weg auf mich genommen und dafür sogar auf mein geliebtes Bett verzichtet hätte ;-). Aber mir geht es ein wenig wie Dir, es sind nicht die "speziellen" Tage. Da fühl ich mich auch ganz wohl bei mir. Das ist wohl auch gemeint, mit dem viel zitierten "allein sein können". Ich habe meine Ruhe in mir gefunden.
Viel mehr spüre ich die Einsamkeit, wenn einem von der Umgebung das Gefühl gegeben wird, dass man einsam sei. So halt auch vor Allem vor den Feiertagen, alles ist für Pärchen und Familien konzipiert...
Und auch @Saemi mueri hat recht, manchmal fühlt man die Einsamkeit nach solch schönen Abenden in der Gruppe sogar mehr und manchmal hinterlässt das Erlebnis auch einfach eine angenehme Ruhe und Geborgenheit. Auch das ist ganz normal.
Öfter über eigene Grenzen springen, auch Hürden in Kauf nehmen und aufeinander zugehen. Mutig sein, wie Chrissi es war, das alles sollten wir vielleicht ein wenig mehr in diesem neuen Jahr. Ich wünsche uns allen, dass 2020 vermehrt die angenehme Ruhe und Geborgenheit in uns weckt und weniger die Einsamkeit. Auf welchem Weg wir dies auch immer erreichen werden....
Allen ein wunderbares Jahr. Es wäre schön, wenn diese Runde ein wenig weitergeführt würde. Ob wir da nun vermehrt lesend, oder schreibend dabei sind... erreichen tun unsere Worte ja einige.

Interessant oder merkwürdig wie seit dem 24.12. hier Funkstille über die einsamen Festtage eingekehrt ist.
Einige von uns Lesern hier haben sich dann bei Chrissi zum Blind Sylvester eingefunden und einen fröhlichen, gemütlichen und angenehmen Abend geinsam erlebt. Wir sind auf Kuhweiden im Laufen ins Neue Jahr gerutscht und haben uns ein bisschen kennengelernt. Chrissi's Gastfreundschaft und geniale Idee sei tausendmal verdankt.
Erstaunlicherweise fanden wir heraus, dass nur Chrissi hier geschrieben hatte, wir anderen 7 waren offensichtlich eher Leser als Schreiber. Statt zu schreiben wollten wir etwas tun. Nun ich hole jetzt etwas nach.
Also wir haben fast kein Wort über die Einsamkeit verloren, sondern uns unterhalten und gelacht. Nicht dass es, so glaube ich, taboo gewesen wäre.
Obwohl vielleicht vorher oder nachher fühlten wir uns allein, waren allein, vielleicht fühlten uns einsam oder waren einsam, aber das war kein Thema, weil wir waren viel zu viel mit uns beschäftig und mit gutem Trinken und Essen, potluck.
Als ich im letzten Bus im Neuen Jahr nach Hause fuhr, ging mir durch den Kopf wie Alleinsein und sicher manchmal auch Einsamkeit sehr gesund, gut oder um das neue Wort "nachhaltig" zu verwenden, positiv, sowie auch negativ sein können. Und wie sich ja positive und negative Gefühle je auf einer Seite der gleichen Münze befinden. Ying und Yang, selbstverständlich.
Ferner dachte ich nach, auf wie viele Arten man/n/frau Einsamkeit empfinden kann: gross und klein, kalt, warm, heiss und gefroren; rund und eckig, kantig hart und weich, rot und blau, grün und gelb, violett und orange, sanft und barsch, schnell und lang, ewig und blitzesschnelle, laut und leise, spannend und langweilig, fröhlich und traurig, suess und sauer, salzig und verzuckert, usw. Also es gäbe genügend Gründe nur schon deshalb mit der Einsamkeit ins Gespräch zu kommen.
Also das war es. Dann war ich zuhaus und fühlte mich sehr wohl allein und gar nicht einsam für eines der vielen Male.
Lieber Saemi... vielen Dank für deine wunderschöne Nachricht. Ja.... Es war ein ganz besonderer Abend, den ich irgendwie gar nicht in Worte fassen kann. Und so ergreife ich die Gelegenheit, um hier quasi öffentlich den Leuten zu danken, die das Experiment Blind Sylvester gewagt und somit ermöglicht haben. Danke danke danke!

...wenn man Alleinsein möchte und nicht Alleinsein muss.
Hallo ihr!
Einsamkeit ist in unserer heutigen Zeit inzwischen so "normal" wie das morgendliche Zähneputzen. Wir reden doch kaum noch miteinander. Alles geht inzwischen online: Wer nicht will, muss das Haus nicht verlassen.
Bin ich einsam? Von aussen betrachtet sicher nicht. Ich bin verheiratet und habe zwei Hunde. Wieso sollte ich einsam sein? Ich war nie der Freundinnen und Kolleginnen Typ und heute habe ich Krankheiten, die es mir einfach nicht möglich machen spontan zu sein. Ich könnte jetzt nicht in einen Club gehen und dort feiern. Oder sonst irgendwo fein essen gehen. Das liegt bei einer IV Rente einfach nicht drin.
Jemand, der einer täglichen Arbeit nachgeht und deswegen aus dem Haus kommt, findet dort vielleicht Anschluss. Und es ist halt leider auch so, dass wir Schweizer eher zurückhaltend sind. Wie sonst ist es zu erklären, dass manchmal Wochen vergehen, ehe man bemerkt das jemand Tod in der Wohnung liegt.
Wenn mich jemand fragt: Was arbeitest du und ich mich als IV Bezüger oute, sehe ich bei vielen Menschen den selben Ausdruck in den Augen. Ich gehöre zur Gesellschaft, die von bösen Zungen gerne als Schmarotzer beschimpft werden. Dabei wird man mit einer IV Rente sicher nicht reich - im Gegenteil.
Ich denke oft darüber nach welcher Freundeskreis zu mir passen würde oder ich reinpasse. Da wird es schwierig. Und genau das ist meiner Ansicht nach die Antwort. Einsam ist wer nicht in das typische Bild eines Menschen passt. Manchmal bin ich etwas neidisch auf meinen Mann. Er kommt aus Afrika und fremde Menschen grüssen ihn auf der Strasse. Ich finde das beeindruckend. Diese Offenheit würde vielen sicher gut tun.
Ich jammere nicht vor mich hin und eigentlich fühle ich mich auch nicht einsam. Aber das Problem der Einsamkeit hat mit diesen Punkten leider auch zu tun.

Gerade in dieser Jahreszeit nehme ich das Thema Einsamkeit in unserer Gesellschaft sehr intensiv wahr. Ich empfinde es als unangenehm das einem an jeder Hausecke und über alle Kanäle die Heile, glückliche Welt vorgeführt wird. Unter anderem darum machen wir bei mir in der Stube am 24.12 ein offenes Znacht. Jede_r ist ab 19.00 willkommen. Wo: Winkelriedstrasse 31. Damit wir wissen wie viele Mäuler mitessen, freuen wir uns, wenn ihr euch kurz bei uns meldet (078 843 70 15).
@Noras, wie schön, finde ich ganz toll und wär ich am 24. da, würde ich auch (gern!) vorbeikommen, vielleicht können wir uns sonst mal kennenlernen!
@kh890 - ich bin ja sehr auf Sprache bedacht, doch hier finde ich deinen Kommentar schon etwas heftig, oder um deine Worte zu nehmen: despektierlich gegenüber Noras. So eine schöne Idee, aus der eine warmherzige Grosszügigkeit spricht nun als "despektierliche Formulierung" zu klassieren, finde ich schade. Müssen wir denn immer und überall alles kritisieren? Wie schön wäre es, es einfach mal bei einem "Danke" zu belassen.
Frohe Festtage euch allen!
Die Idee ist ja toll. Habe ich auch schon mal in einem Mehrzweckraum gemacht. Der Ausdruck „wieviele Mäuler mitessen“ ist aber gar despektierlich und ein bisschen „patronising“. Ich möchte eigentlich kein mitessendes Maul sein. Für die Planung bitte kurz kontaktiert, hätte es auch getan.

Ja ich bin auch einsam und es beschäftigt mich sehr gerade in dieser Jahreszeit.

spannendes obwohl auch schmerzhaftes thema - in meinem farbenfrohen leben habe ich erfahren, dass ich dann mich alleine fühle, wenn mich andere mit forderungen konfrontieren, die meinen ansprüchen entgegen laufen. ich lernte, nicht nur auf mich zu hören und die gemeinschaft zu fördern - nur ob es jetzt zeit und oder nur geld ist - teilen macht extrem spass - nur das teilen wie bei facebook ist damit nicht gemeint! ich denke an all die grossartigen menschen, die sich für ein dankeschön um andere kümmern, juniorentrainerinnen, chordirigenten und vielleicht auch all die fahrerinnen und fahrer bei tixi, die mehrfachbehinderten ermöglichen, in die bibliothek zu gehen, zum friseure oder auch mal mit dem rollstuhl auswärts essen in einem restaurant "mit alten freunden". leider bin ich als erbsenzähler auch nicht gefeit davor, mich egoistisch in meinem glashaus in meiner welt zu behaupten. jeder hat eine madonna oder einen federer in sich - über die grösser dieser persönlichkeit entscheidet jeder für sich und solange mir mein leben nicht um die ohren fliegt, habe ich bescheidene ambitionen neidig zu sein auf andere menschen die einstellungen mit erfolg dem erfolg unterordnen - aber das ist freiheit - ich muss ja manchmal allein sein, um all die kritik an mir zu sortieren und einzuordnen um gefestigt die nächsten taten anzugehen. ich rauchte bis vor 20 jahren und hab viele jahre davor meine packungen - da gab es die bildchen auf der schachtel noch nicht - mit dem kleber versehen - ich bin nichtraucher - also habe ich für mich einen weg gefunden, mein leben gemäss meiner vorstellung zu verbessern - aber ja manchmal ist es schwer über sich zu gericht zu ziehen - aber das ist halt nötig wie die tägliche reinlichkeit - wir dürfen aber auch mit uns selber grosszügig sein - wir dürfen auch andere um hilfe bitten und wir können ja auch mal für unsere eigenen ideen, wünsche und ungestillten verlangen einen pappkarton zu beschreiben und mit diesem sich an die bahnhofstrasse zu setzen.

Es ist doch immer die entscheidende Frage ,wann fühlt man sich Einsam oder ist Einsam.Ist Alleinsein schon Einsam sein?Heisst Single sein Einsamkeit?Entscheidend ist doch was in einem drinnen abspielt.Ob man leidet.Oder ob man auch Blockaden hat auf Menschen zuzugehen....Spannend wäre mal eine Diskussionsrunde zu starten wo man Sicht trifft und darüber redet.

An euch alle: der Beitrag zum Thema Einsamkeit wird am 18. Dezember um 20h in der Rundschau ausgestrahlt. Ich wünsche mir sehr, dass er in eurem Sinne ist. Und dass er möglichst viele Menschen da draussen berührt.
Liebe Shell, vielen Dank für den Link, das passt doch, ihn hier zu posten. Ich denke, viele haben sich den Beitrag in der Rundschau bereits angeschaut. Nur... frage ich mich, ob jemand bzw. wer etwas davon mitgenommen hat? Ich hatte einen wunderschönen Drehtag mit drei tollen Menschen (zwei Journalistinnen und einem Kameramann), denen ich einen Mikroeinblick in mein Leben - und in meinen Umgang mit der Einsamkeit - geschenkt habe. Ich denke, ich habe sie berührt und beeindruckt. Denn, auch wenn das Gefühl der Einsamkeit mich manchmal wie aus dem nichts überfällt, schmerzt und Angst macht: sie führt mich zu mir selber, sie lehrt mich, mir selber treu zu bleiben und meinen Weg zu gehen. Mich nicht zu verbiegen, um zu gefallen. Davon hätte ich gerne mehr gesehen im Beitrag. Und ich denke, ihr alle auch.
Hier der Link zur Sendung. Ab Minute 29:21 beginnt der Beitrag zum Thema "Einsamkeit" worin sogar unser Thread erwähnt wird. :-)
www.srf.ch
(hoffentlich ist es okay es hier zu posten, ansonsten einfach sagen und ich lösche es)

Guten Tag zusammen,
ich lese das Thema von Anfang an mit und habe zuletzt erst durch den Beitrag von horgäsylvie und die Reaktionen darauf zu fassen bekommen wo (für mich) das Thema versteckt liegt. Sylvie hat schon recht, wenn sie sagt "so funktioniert das halt". Hier ist aber die Auseinandersetzung gewünscht: "Ist es gut, wie es ist? Kann es anders sein? Wenn ja, wie wäre das zu erreichen?" Also Auflehnung, statt Schicksalsergebenheit.
Einige schreiben hier, dass ich für meine Einsamkeit niemand anders verantwortlich machen kann als mich selbst und schliessen daraus weiter, dass auch nur ich selbst meine Einsamkeit beheben kann. Mit dem ersten Teil bin ich einverstanden. Mit dem zweiten nicht. Einsamkeit ist ja gerade das Fehlen eines Gegenüber, mit dem ich in einen Austausch komme, der meine Seele nährt.
"Alleinsein aushalten" ist die Tugend, die aus dieser Not zu machen ist, aber nicht die Behebung der Not.
"Vereinsamung" ist ein Schadensbild, was entsteht, wenn Menschen die Hoffnung verlieren ihre Seele nähren zu können und ganz nach Plato nicht mehr bereit (oder auch nur fähig) sind ihre Höhle zu verlassen und sich dem Gegenüber zu öffnen.
Eine Art wie sich das zeigt ist "Spassgesellschaft".
"Alleinsein aushalten" ist vielleicht auch die Fertigkeit, die es einem Gegenüber erst ermöglicht, sich auch mir zu öffnen und damit meine Einsamkeit zu stillen - in Gemeinsamkeit zu kommen, die aber (Wink an alle KühlschrankbesitzerInnen) alleine nicht möglich ist.
Diese Gedanken sind unfertig, danke euch, dass ihr mit euren Beiträgen mir geholfen habt überhaupt hierhin zu kommen.
@sinje - wie konservativ ich bin, habe ich wieder einmal gemerkt, als ich mir wünschte ich hätte da "Erntedank" gelesen ;).
Guten Morgen Tofudog, ist es nicht toll, dass uns eine Diskussion aufzeigt, wo wir an unsere Grenzen stossen und wie wir sind? :-)
Ich habe bewusst Thanksgiving geschrieben und nicht Erntedank, weil Thanksgiving im EN-sprachigen Raum wirklich gefeiert wird, während Erntedank als Ritual und Feier im DE-sprachigen Raum in meiner Wahrnehmung nicht mehr existent ist.
Ich habe in den letzten Tagen darüber nachgedacht, was für mich das Antonym von "einsam" ist, um dem auf die Spur zu kommen, was ich mir wünsche. Für mich persönlich ist das Antonym nicht "zusammen" oder "gemeinsam", sondern definitiv "verbunden". Damit wurde für mich klar, dass nicht nur ein anderer Mensch mein Gefühl von Einsamkeit beheben kann, sondern auch ich selbst. Wenn ich verbunden mit mir selbst bin, zufrieden / in Frieden mit mir, dann spüre ich niemals Einsamkeit.
Darüber hinaus kann ich mir vorstellen, dass das auch mit einem Thema, einem Hobby, einer Leidenschaft funktioniert. cmo hat zb Natur genannt. Vermutlich würden religiöse und spirituelle Menschen sagen, dass die Verbundenheit zu "Gott" oder einem Guru ihnen die Einsamkeit nimmt.

Hallo liebe Mitstreiterinnen «in Einsamkeit»
Auch ich kenne das Gefühl von Einsamkeit und habe eure Inputs interessiert mitverfolgt. Gerne möchte ich meine Gedanken zu Einsamkeit mit euch teilen.
In mir hat sich die Idee verfestigt, Einsamkeit wie Hunger zu betrachten. Hunger ist eine Körperwahrnehmung und signalisiert mir, dass mir eine Mahlzeit fehlt. Einsamkeit ist eine «Seelenwahrnehmung» und signalisiert ebenso, dass mir etwas fehlt. Hunger ist ein Gefühl, das wir kennen und als normal und nicht als bedrohlich wahrnehmen. Denn wir wissen, wir brauchen nur den Kühlschrank zu öffnen, um unseren Hunger stillen zu können.
Wenn ich Einsamkeit als Signal sehe, dass mir etwas fehlt, wird es spannend. Spannend, wenn ich mich frage: Was fehlt mir? Was fehlt mir gerade jetzt im Moment?
Eine einfache Antwort wäre: mir fehlt jemand, der jetzt gerade neben mir sitzt und sich mit mir unterhält. Mein Gedanke ist, dass es weniger darum geht, was mir im -Aussen- fehlt, sondern was mir im -Innen- fehlt. Einige haben es hier in der Diskussion schon erwähnt: das Gefühl, gesehen zu werden, angenommen zu werden, verstanden zu werden ...
Ich für mich selbst kann sagen, dass mich das weitergebracht hat: zu erkennen, welches Gefühl mir fehlt, wenn ich mich einsam fühle.
Wenn mir bewusst ist, welches Gefühl mir fehlt, kann ich mich daran erinnern, in welchen Situationen ich dieses Gefühl in der Vergangenheit erlebt habe und diese Situationen bewusst wieder herbeiführen. Das ist wie den Kühlschrank öffnen, um zu sehen, was meinen Hunger stillen könnte. Die Herausforderung ist, immer etwas im Kühlschrank vorrätig zu haben.
Der ideale Aktionsplan gegen die Einsamkeit ist dann wie dreimal täglich etwas zu essen, um nicht Hunger zu spüren. Ich achte also darauf, dass ich regelmässig Situationen schaffe, in denen ich (hoffentlich) das Gefühl erlebe, das mir fehlt und mich Einsamkeit spüren lässt. Um bei dem Bild mit dem Kühlschrank zu bleiben: ich schaffe Situationen, die den Kühlschrank füllen, um damit meinen Hunger zu stillen.
Das ist aus den verschiedensten Gründen nicht immer einfach und gelingt auch nicht immer. (Ich bin Single, introvertiert, 50plus, arbeite selbständig ausschliesslich im Home-Office ...)
Aber es ist tröstlich zu wissen, dass ich selbst es bin, die meinen «seelischen Hunger» stillen kann. Und es entspannt mich, Einsamkeit wie Hunger zu betrachten. Denn beides gehört zum Leben dazu und ist erstmal nicht lebensbedrohlich.
Ja, das klingt jetzt so simpel, dass ich sicher entsprechende Antworten auf mein Posting bekomme. Ich freu mich schon darauf zu lesen, wie meine Betrachtungsweise euch anspricht oder auch nicht :-)
Guten Morgen cmo ... ich habe schon damit gerechnet, dass wir den Begriff aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten: wie gut, dass wir nicht gemeinsam eine Definition von "Herbst" schreiben müssen ;-)
Allerdings freue ich mich darüber, dass ich spüre, wie intensiv du dich mit dir selbst auseinandersetzt und dich nicht vom Aussen davon abbringen lässt :-) Und eine Meditation über "Vorfreude" ist doch etwas Positives an sich :-)
Wie schön, dass du dich mit meinem Beitrag auseinandergesetzt und dir die Zeit genommen hast, darauf zu antworten. Vielen Dank, cmo :-)
Sich bewusst zu werden, was fehlt, ist für mich ein Prozess, zu dem auf jeden Fall das Gefühl der Trauer dazu gehört. Zu spüren, dass etwas fehlt ist in meiner Sicht der Dinge Teil der Trauer und umgekehrt. Und ich stimme dir zu, dass es gut ist, dem Gefühl der Trauer genug Raum zu geben. Darüber hinaus meine ich, dass wir jedem Gefühl den entsprechenden Raum einräumen sollten.
Wenn wir über Angst vor Einsamkeit sprechen, möchte ich noch hinzufügen, dass da vielleicht generell die Angst vor unwillkommenen und/oder negativen Gefühlen hineinspielt. Vermutlich wurden nur wenige von uns dazu ermutigt, jedes Gefühl, auch die unwillkommenen und/oder negativen Gefühle, zuzulassen und sich damit auseinanderzusetzen.
Mir gefällt, dass du auf die Jahreszeit anspielst. Ich habe viele Gedanken zu Jahreszeit-Rhythmen und Ritualen, von denen wir meiner Meinung nach viel weniger (vielleicht zu wenig) praktizieren als zu der Zeit als wir Kinder waren. Mir ist dazu wichtig zu sagen, dass Herbst mehr als Abschied ist. Herbst ist auch Vorfreude und sich daran erinnern, was Positives war und kommen wird. Thanksgiving und die Vorweihnachtszeit symbolisieren das doch sehr deutlich. In einem Satz: beides ist gleichzeitig möglich. Und um bei meinem Hunger-Bild zu bleiben: ich kann das Magenknurren wahrnehmen und ihm Raum geben und gleichzeitig darüber nachdenken, was bisher meinen Hunger am besten stillen konnte und planen, was mich satt machen könnte.

Ich finde es höchst spannend zu sehen, wie diese Diskussion wieder Fahrt aufnimmt. Woran das wohl liegt?
@Balian. Ich bin mit dir einig, jemand anderen kann man nicht für seine Einsamkeit verantwortlich machen und die pure Anwesenheit eines anderen ist noch lange kein Garant dafür, sich aufgehoben zu fühlen.
Ich kann nur für mich selber reden. Einsamkeit kommt auf, wenn ich mich nicht dazugehörig fühle. Und das passiert in ganz unterschiedlichen Situationen, manchmal bin ich allein, manchmal bleibt mein Handy stumm, manchmal ist einfach der Tag zu sonnig und ich habe nichts abgemacht, manchmal bin ich unter anderen und frage mich, was ich da mache und manchmal bin ich in einer Gruppe und sehe mir selber wie von aussen zu und wünschte mir nichts mehr, als allein zu sein - weil ich dann weniger einsam wäre als in der Situation mit den andern.
Ich bin single und kinderlos. Da ist man schon mal ganz schnell raus aus vielen Kreisen. Die einen ignorieren dich, die andern stellen sich mit Bemerkungen wie "das verstehst DU halt nicht, weil du ja keine Kinder hast" über einen, die Paare wollen einen (verständlicherweise!) nicht als 5. Rad dabeihaben, manche Frauen befürchten, man würde sich für ihren Partner interessieren (gibts tatsächlich), ein Vereinstyp bin ich nicht, manchmal arbeite ich unregelmässig, ich mag auch mal ein klassisches Konzert, aber finde auch ein Indie Festival witzig... vielseitig zu sein überfordert auch oft andere, denn du kannst du nicht in klare Gruppen eingeordnet werden. Und wer zwischen Stuhl und Bank sitzt, der gehört eben nicht dazu, sondern schwebt irgendwo dazwischen - und das macht mich dann einsam. Und wann und wo seid ihr es?
@Einsam und @Marcel, Ihr sprecht mir gerade sehr aus der Seele.
Einsamkeit ist für mich ganz oft auch dieses nicht verstanden fühlen. Und das kann, wie Marcel schreibt, in allen möglichen Situationen vorkommen. Auch in einer Partnerschaft. Wenn der Freundeskreis hauptsächlich aus Pärchen mit Kindern besteht fühlt man sich auch da ganz schnell mal als Exot.
Ich habe auch eine zweijährige Beziehung hinter mir, in der ich mich sehr einsam fühlte, obwohl wir viel zusammen unternehmen konnten. Ich denke, es gibt viele Paare, die so zusammenleben und für welche dies auch total ok ist.
Wenn ich so durch die Posts lese, kam ich für mich auch zum Schluss, dass es sich bei den meisten von uns wohl um einen gewissen Schlag Mensch handelt.
Menschen, welche vielleicht ein wenig sensibler sind, mehr Empathie aufbringen, aber solche vielleicht dann auch eher bei anderen voraussetzen. Neugierige, weltoffene Wesen, die mit dem Alleinsein kein Problem haben, sondern ganz viel mit sich anfangen können, jedoch gleichzeitig sehr gesellig sind und sich die Gemeinschaft auch wünschen.
Nur sind wir in dieser "Gemeinschaft" evtl ein wenig anspruchsvoller. Oberflächlicher Smalltalk liegt uns weniger, tiefgründige Diskussionen sehr. Ohne damit nun jemanden schubladisieren zu wollen...
Und so kann es wirklich sein, lieber @Marcel, und ist es auch ganz oft bei mir, dass schon ein verständliches Lächeln von einem eigentlich wildfremden Menschen uns weniger Einsam fühlen lässt. (War bei mir gestern sogar ein Telefongespräch mit einer Dame der Krankenkasse ;-) ;-)).
Auch wenn man sein Glück nicht von anderen Menschen abhängig machen soll, hab ich dennoch das Gefühl, dass dieses Wissen um jemanden, der auch in Gedanken da ist und versteht, dem man sich nicht erklären muss, der Schlüssel aus der Einsamkeit sein kann.
Der Mann, mit dem ich eine achtjährige Beziehung hatte, ist wohl nach wie vor der Mensch, der mich am Besten kennt und versteht. So weiss ich in der Zwischenzeit, dass es eben mehr braucht, um eine glückliche Beziehung zu leben, als ein paar gemeinsame Interessen oder Kinder. Auch wenn mich meine Bekannten diesbezüglich dann als anspruchsvoll hinstellen. Ich finde, diesen Anspruch darf man haben....
Hmm... also.. einsam sein ist ein Gefühl. Ich kann in einer Gruppe Menschen stehen und mich wohlfühlen und ein aktives Mitglied der Gruppe sein- oder ich kann, eben auch „durchsichtig“ sein. Möglicherweise habe ich grad was schlimmes erfahren, möglicherweise hab ich schlecht geschlafen... oder die Erwartung an die Gruppe und der Dynamik, passen nicht zu mir- oder es passt alles.
Ich war lange mit meiner Frau zusammen.. dachte, es sei gut.. und doch war ich einsam... nicht weil wir nichts unternommen haben.. sondern weil „Sie“ eben nicht „da“ war- und ich Ihre Dynamik nicht spüren wollte/ konnte... oder Sie die meine.
Wenn man es spürt.. dann kann man schnell Einsam sein, weil ich finde, dass es schwer wird für den Emotionalen Menschen.. der sucht dann nach Gründen.. und sieht eben das einfache nicht.
Schlussendlich denke ich, dass es wichtig ist für jeden der das Gefühl von Einsamkeit kennt.. sich daran zu erfreuen- mögen die kleinen Überraschungen des Tages noch so minim sein- dafür um so schöner- den... Mit jeden Schmunzeln oder lächeln, begegnen uns die Menschen die das sehen freundlich und alleine schon das zurück lächeln kann das Gefühl von „Einsam“ Verdrängen. Erlebe dies gerade..

Danke an alle, die kommentieren und dabei sehr ehrlich sind. Wir haben glaube ich alle eins gem-einsam. Allein bedeutet nicht einsam und einsam kann man auch in Gesellschaft sein. Und ehrlich gesagt ziehe ich vor allen den Hut, die den Mut aufbringen, Nein zu sagen vor Pseudo-Geselligkeit, nur damit sie eben nicht allein sind und dabei in Gefahr laufen, sich dann auch mal einsam zu fühlen - und das dann aushalten müssen. Für mich als Single (die aber gar nichts gegen einen Partner hätte...) ist die Allerschlimmste aller Vorstellungen, ich wäre mit jemandem zusammen und würde mich allein und einsam fühlen.

Was ist der Unterschied zwischen Einsamkeit und Allein sein?
Einsamkeit ist doch ein Gefühl und Allein sein ein Zustand.
Ich kann mich beim Tanzen in der Menge Einsam fühlen, aber bin nicht alleine.
Ich kann allein im Wald spazieren gehen, aber mich nicht einsam fühlen.
Diese Überlegungen haben mir in einer schweren Zeit geholfen zu überleben und aus dem Loch - nicht nur der Einsamkeit - herauszufinden. An einem wunderschönen 5-Rythm-Wochenende auf der Schweibenalp hat die Leiterin folgende Worte gesagt:
- Einsam, ein Same -
Diese Worte gingen mir durch Mark und Bein, denn mir wurde bewusst, dass Einsamkeit - trotz aller negativen Gefühle die ich damit verbinde - auch durchaus etwas Positives haben kann. Ich habe bemerkt, dass die durchlebte Einsamkeit mich zu mir selber brachte - was ein durchaus schmerzlicher Prozess war. Es wurde mir bewusst, dass ich mich in der Vergangenheit viel zu sehr in Äusserlichkeiten, der Gesellschaft gefallen usw. gefangen war und gar nicht mich selbst - mich als Mensch sein.
Heute versuche ich, mich zu sein, den Moment zu Leben und nicht die Zukunft. Mir ist es egal was andere über mich denken (was nicht heisst, dass ich mich nicht an gewisse gesellschaftliche Gepflogenheit halte um das Zusammenleben zu ermöglichen).
Alles Gute, viel Freude im und am Leben, für die Suche nach Euch selbst viel Erfolg.

Hallo zusammen,
Ja, das Thema kenne ich..
Hatte letzten Sonntag ein gutes Gespräch...
Ehe gescheitert nach langer Zeit, zwei Kinder im Pupertätsalter.. ich- Hausmann und im Nebenverdienst tätig, meine noch Frau- 100% und noch mehr Berufstätig!
Eben.. das Gespräch mit einem Freund der Familie.
Ja, „wir“ hatten eigentlich soviel zusammen... aber doch fehlte mir der Wunsch nach Zeit für unsere Familie- Zeit zusammen, Zeit für sich und vorallem.. Zeit mit meiner Frau! Viersamkeit/ Zweisamkeit!!
Habe gegen Ende der Diskussion in ehrlichen Worten nur gemeint....“weisst Du, ich bin Dankbar, dass ich soviel Zeit mit meinen Kinder verbringen kann.. ich bin Dankbar... dass ich Papa,Mama, der beste Freund meiner Kinder bin, bin Dankbar, dass ich arbeiten darf neben der Familie..bin Dankbar, eine Familie zu haben.. auch wenn ein wichtiger Teil fehlt.. aber, ich bin schon seit Jahren alleine!“
Meine Tränen sind und waren eine
Erlösung..
Der Freund.. hat mich lange und fragend angeschaut.. und seien Reaktion.. war vielsagend..
Ich denke, obwohl ich bekannt wie ein bunter Hund bin.. ist es schwer, die Balance zu finden zwischen „einsam und nicht einsam“!
Freunde habe ich zwei drei.. eben- DIE FREUNDE die einem wichtig sind.. Bekannte - hab ich genug.. und trotzdem.. bin ich schon lange einsam..
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