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Nun, die Nagelprobe steht demnächst an: Kommt das neue Kartellgesetz durch, obwohl Coca-Cola mit der Entlassung von 900 Leuten droht?

Die Diskussionen um den Mindestlohn sind scheinbar nach der Abstimmung nicht vorbei. Warum ich gegen Fr. 4000.- Mindeslohn bin und trotzdem ja gestimmt habe: Unser Problem ist nicht der Lohn, sondern die viel zu hohen Preise. Viele Güter kosten bei uns doppelt so viel wie im angrenzenden Ausland. Unsere Politiker haben jahrzentelang diesen Misstand unterstützt und es unterlassen, Gesetze zu machen, die den freien Markt erlauben. Wir haben zum Beispiel für deutsche Autos lange fast das Doppelte bezahlt wie die Deutschen, die Politik hat die Importeure geschützt und Direktimporte erschwert. Dieser Heimatschutz hat sich durch viel Branchen durchgezogen und erlaubte es, in der Schweiz beliebig hohe Preise zu verlangen. Offensichtlich ist das ja bei Pharma- und Kosmetikprodukten. Das andere sind die hohen Wohnkosten bzw. Mieten die zum grossen Teil auf die viel zu hohen Landpreise zurückzuführen sind. Das Land kann ja nicht durch unsere Arbeit vermehrt werden. Die Verknappung führt aber dazu, dass die Preise uns Undendliche steigen, wenn das Volk nicht endlich Gesetze durchsetzt, die das verhindern. Fazit: Wir brauchten keinen Mindestlohn, wenn unsere Volkvertreter sich für die Interessen des Volkes und nicht für diejenigen der Importeure und Spekulanten einsetzen würden.

dunkelbunt, danke für die ausführliche Analyse, eben das ist mir bei den letzten paar Initiativen sauer aufgestossen. Zu oft war mein Gedanke: "Ich wünsche mir schon, dass irgend so etwas kommt, aber in dieser Form ist geht es einfach etwas zu weit". Etwas mehr Mässigung und weniger Ideologie... 5 Wochen Ferien wäre sicher einfacher durchgekommen, 1:24 auch, 4000 CHF in Zürich und 3000 auf dem Land...man kann später ja immer noch nachlegen. Es fehlt oft an der Mitte, alles ist immer radikal links oder radikal rechts.
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Lustig zum Beispiel auch ein Pamphlet der Mindestlohn-Gegner mit einem Beispiel von einer, die 3400 CHF/Monat verdient - aber 13x im Jahr! Ergibt 44200 CHF/Jahr, mit Mindestlohn wären es 4000x12 = 48000, also wirklich kein grosser Einschnitt für ihren Arbeitgeber. Da frage ich mich schon, wie frech man noch werden kann und ob diese Typen die Leute für blöd halten.

Herr Hugo - Ich wag mal als Ungebildeter in Sache Politologie und parteilich Ungläubiger den Versuch, Dir aus der Hüft hinaus näher zu bringen, wieso die meisten derartigen Initiativen (1:12, Mindestlohn, etc.) der Gewerkschaften, der Juso und der SP scheitern. Es könnte ja sein, dass diese die versteckte Botschaft von Futterneid in sich tragen, überzogen und nicht zu Ende gedacht sind, sodass negative Auswirkungen nicht mit berücksichtigt wurden. Dies kann man natürlich bedenkenlos auch auf die Masseneinwanderungsinitiative übertragen, wobei diese nun wohl einfach einen politischen Hick-Hack fabrizierte, schlussendlich aber wieder eine Lösung gefunden wird, weil alle umliegenden Länder ja doch gerne mit der Schweiz ihre Geschäfte hantieren möchte. Seien diese finanzieller, waffenindustrieller, versicherungstechnischer oder welcher Natur auch immer. Wenn derartige Initiativen zur Vorlage gebracht werden sollen, dann würde es doch schon ein bisschen Sinn machen, diese von Anfang an auf alle Seiten wasserdicht abzuriegeln und für alle sie Lesenden vollständige Transparenz zu schaffen (dies tat die Masseneinwanderungsinitiative ja auch nicht, wodurch der Hick-Hack natürlich umso verheerender ausartet). Sicher fehlte aber im Rechtstext die Regelung, dass der Mindestlohn nur für Personen gilt, welche eine Erstausbildung absolviert haben. Bei Studenten erst ab dem ersten fixen Job nach dem Studium, Praktiken, etc. ausgeschlossen. Dann wäre voraussichtlich zu empfehlen gewesen, den Minimallohn nicht flächendeckend gleich zu gestalten, sondern wenn schon Minimallohn, die regionalen Gebiete und der hieraus resultierenden Lebenshaltungskosten zu berücksichtigen. Als Grundlage hierfür könnte beispielsweise der lohnrechner.ch oder andere Statistiken zu Rate gezogen werden. In Prozent ausgedrückt, ausgehend von einem auf einer Hochpreisinsel in Ballungszentren mit 100% könnte dann prozentual pro Region runter gerechnet werden. Somit würde die heute bestehenden Regionalen Unterschiede berücksichtig (die Preisentwicklung kann dann ja jährlich mit eingerechnet werden) und die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaftler und das Volk mit genügend Glück mitgespielt hätten wäre sicher grösser gewesen. In Bundesbetrieben redet man z.B. von Arbeitsmarktzulagen, welche die regionalen Unterschiede ausgleichen sollen. In wie fern diese Zulagen in der heutigen Zeit noch real sind, steht auf einem anderen Blatt Papier. Das Problem mit den Branchenunterschieden wär nun aber noch nicht gelöst, hierauf wüsste ich spontan auch keine, es sei denn, man würde die statistisch pro Branche erhobenen Löhne regional aufeinander abstimmen, womit wir dann wieder beim GAV wären, dieser einfach im Gesetz verankert. Wenn nun aber Gewerkschaften, Sozis, etc. meinen, sie könnten der Bevölkerung einen Vorschlag unterbreiten, der wenig differenziert daher kommt und nach pubertärem Getrötzel tönt, wehrt sich garantiert das gesamte rechte Lager mit allen Möglichkeiten, denn diese möchten ja gerne ihre Unternehmen weiterhin gewinnbringend betreiben und noch mehr Holz vor die Hütte scheffeln - KMUs, Coiffeursalons, etc. bangen um ihre Zukunft. Nun hast Du sämtliche rechten und liberalen Lobbyisten schon mal gegen Dich... Die Gemässigten, kippen schnell auch auf die rechte Seite, denn man möchte ja weiterhin keine Diät auferlegt bekommen. Dann sind wir bei den Grünen und Linken angekommen... was tun die? Die Grünen, die wehen je nach Koalitionspartnerschaften oftmals im Wind wie die Blätter ihrer zu schützenden Bäume - wenns nicht um Bäume geht. Wenn Du nun bei den ganz Linken angekommen bist, triffst Du eine gespaltene Wählergruppe an, die sich wie so oft in letzter Zeit auf Grund der Lückenhaften Vorlagen sowie dem immer lauter propagierten Marxismus uneins ist, da z.B. ein rechtlich vorgegebener Lohn mehr zu Ungunsten vieler zu schützender Arbeitnehmer ausfallen würde, als denn das eigentliche Ziel zu treffen, diesen faire Löhne zu verschaffen. Was denn nun? Mathematisch gesehen ist die Abstimmung bereits vor Öffnung der Stimmlokale mehr als verloren. Dummerweise sind die rechten da etwas einfallsreicher... Diese verbreiten unter den Bauern und Bünzlis als erstes möglichst viel Panik... die bösen Ausländer, Achtung Blöterliwasser bunkern, man weiss ja nie, es könnte ein zweiter kalter Krieg ausbrechen, WIR müssen „unseren“ Himmel vom imaginären Feind schützen, usw... Da die Bünzlipartei auf dem Land einen grossen Rückhalt geniesst, kommen Vorlagen wie z.B. die Minaretinitiative gar nicht so schlecht an beim Volk, weil alle schiss haben, dass sich demnächst die islamistische Bruderschaft ins schweizerische Weltgeschehen einmischt. Da fragt man sich schon, ob es denn sinnvoll ist, überzogene Vorlagen zu kreieren, welche nicht zu Ende gedacht wurden und wenns denn schon heikle Themen sind, die zumindest von den Rechten bereits von Anfang an abgekanzelt werden, diese nicht besser in einen Schafspelz zu verpacken, damit man evtl. den einen oder anderen SVPler doch noch mit seiner eigenen Bauernschläue um den Finger wickeln kann? Man möge bedenken, dass es sich kaum eine Partei leisten kann, sich gegen effektiv faire Löhne auszusprechen, es sei denn, man erachte die heutige Situation als fair, was die Eingangs dieses Satzes aufgestellte These zunichte machen würd. Einfach wäre auch die Schafspelzvariante nicht (vielleicht wär ein Ziegenpelz besser geeignet, da die SVPler ja so auf den Zottel abfahrn – Bäh! Diese Ziegenf***), da bei der in den letzten Jahren nach Macht ringenden Politkomödie von Rechts und Links sowieso erst auf alles geschossen, was von der anderen Seite eingebracht wird. Es wäre schon wünschenswert, dass die Damen und Herren Politiker, sich irgendwann mal wieder besinnen und GEMEINSAM an ihre Geschäfte heran gehen würden, sodass wir sie auch wieder ernst nehmen könnten... Dieser dämliche Parteibrunz interessiert mich für meinen Teil nämlich einen Feuchten.

"Wenn es so einfach wäre, Stellen zu streichen, wäre es schon längst gemacht worden."
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Nö. Ein Unternehmen passt sich immer den Bedingungen des Marktes an. Wer seine Arbeit legal verrichtet, wird sich halt eine Branche suchen, wo noch Geld zu verdienen ist oder unprofitable Bereiche aufgeben und auf andere Standbeine fokusieren. Und: Eine generelle Lohnerhöhung wäre es ja gerade nicht gewesen. Der Lohn wäre für einige Wenige erhöht und die höheren Sozialkosten für die produzierten Arbeitslosen von der Allgemeinheit übernommen worden. Ungerechter und ökonomisch unsinniger geht's gar nicht. Weil ein Mensch mit Beschäftigung nach wie vor glücklicher ist, als einer der zu Hause versauert (Stichwort: Sockelarbeitslosigkeit).

@slomo: "mich interessiert, wie man erwerbstätig sein kann, aber glauben, stellen können nicht abgebaut werden"
Das hat niemand behauptet. Ich behaupte, dass es zu keinem massiven Stellenabbau *wegen des Mindestlohns* kommt.
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Schau, eine Firma hat eine gewisse Menge an Arbeit zu tun. Sie möchte, dass diese Arbeit möglichst billig in ausreichender Qualität ausgeführt wird. Sie wird im allgemeinen nicht mehr Leute einstellen, als zum Ausführen dieser Arbeit unbedingt nötig sind, und sie wird diesen Leuten nicht mehr bezahlen als unbedingt nötig. Sie wird mit dem Gehalt so tief gehen wie möglich.
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Wenn es Leute gibt, die den Job für 2000 CHF im Monat machen, dann wird die Firma keinen Rappen mehr zahlen. Und wenn sie mehr Arbeitskräfte hat, als sie braucht, wird sie versuchen, diese zu reduzieren, wenn sie damit ein paar Rappen sparen kann.
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Das passiert aber jetzt schon. Kaum eine Firma wird (jetzt schon) aus reiner Menschenfreunde mehr Arbeitskräfte einstellen, als sie unbedingt braucht. Und die, die übrig sind, werden auch tatsächlich gebraucht. Die kann man nicht einfach entlassen, bzw. wenn sich herausstellt, dass Arbeitskräfte nicht mehr benötigt werden, werden sie unabhängig vom Gehalt und eventuellem Mindestlohn reduziert.
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Ich habe das Glück, dass ich durch Studium, Fachrichtung etc. einen gewissen Marktwert habe, d.h. dass sich Angebot und Nachfrage die Waage halten, weshalb es nicht allzu schwer ist, einen gut bezahlten Job (Richtung IT) zu finden. Aber glaub mir, wenn es auf enimal doppelt so viele Leute mit meinen Kenntnissen gäbe (also das Angebot deutlich grösser als die Nachfrage), würde das Gehalt, das ich erwarten kann, deutlich einbrechen.
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Natürlich kann es sein, dass bestimmte Produkte teurer werden durch eine generelle Lohnerhöhung. Aber beim Kaffee und den Bananen sind wir doch auch bereit, ein paar Rappen Aufpreis zu zahlen, wenn wir wissen, dass sie "fair" produziert werden. Sicher gibt es im Moment Leute, die sich fair produziertes nicht leisten können-eben weil sie einen Niedrigstlohn bekommen.

hugo darf ich fragen was du für einen job hast? die himmelsrichtung reicht als angabe. ich glaube wir bewohnen 2 verschiedene planeten und mich interessiert, wie man erwerbstätig sein kann, aber glauben, stellen können nicht abgebaut werden. es ist ja nicht so, dass die belegschaft zu einer sitzung einberufen wird, wo ein vorgesetzter verkündet, es werde nun die stelle von mitarbeiter xy gestrichen. man kann zum beispiel den betrieb umstrukturieren. das ist nicht mittel zum zweck, stellen zu streichen, sondern umstrukturiert wird ja noch häufig, macht sinn. als instrument werden abläufe dokumentiert, wobei nur schon der vorgang des festhaltens eine zurechtstutzen ist, denn solange menschen miteinander kontakt haben und nicht roboter, gibt es auch unproduktive handlungen, die nicht in einem schmatischen ablauf erscheinen und schwer zu erfassen sind. dann werden abeilungen umbenannt und funktionen, und der herr xy der pensioniert wurde, nur nicht ersetzt. aber ach, er war sowieso so langsam. dann teilt man post verteilen sekretärin yz zu "sie können das sowieso viel schneller" (yz fühlt sich geschmeichelt). stattdessen wird eine neue stelle besetzt, die person erscheint allerdings nie, oder nur kurz, dann verschwindet sie im mutterschaftsurlaub, ihre arbeit wird provisorisch auf 5 leute verteilt, man hört noch ein paar wochen lang "das übernimmt dann xz, wenn sie vom mutterschaftsurlaub zurück ist", aber die erwähnung von xz nimmt ab, bis man sie völlig vergisst. möglich, dass der stellenabbau gar nie so richtig geplant war. das ist nur ein beispiel

Wenn es so einfach wäre, Stellen zu streichen, wäre es schon längst gemacht worden. Niemand stellt mehr Leute ein als nötig, egal, ob sie 2000 oder 4000 CHF im Monat verdienen.

"Leider konnte die Wirtschaft unter Einsatz grosser Mengen an Geld die Gehirne des Stimmvolks so weit waschen, dass die Leute den Mist zum Teil wirklich glauben, der da verzapft wurde." - Macht allerhöchstens 2-4% aus. Es ist wohl eher so, dass die gewerkschaftlichen Diktatstheorien bei einer überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung nicht verfangen, weil sie genau wissen, dass die Stellen dann einfach vom besteuerten Markt verschwinden. Menschen verdienen genau das, was man für sie zu zahlen bereit ist (kannst ja deiner Coiffeuse beim nächsten Schnitt Fr 10.- mehr in die Hand drücken).

die argumentation, man könne nicht stellen streichen, die arbeit müsse ja gemacht werden:
klar kann man. und klar muss die arbeit gemacht werden. es resultiert einfach in 10% mehr ausgebrannten 40jährigen

aber obwohl ich die blauäugigkeit in person bin, glaube ich auch nicht, dass der manager oder cheflohn gekürzt worden wäre um den schlechtest bezahlten 200.-- monatlich mehr auszuzahlen, sondern man hätte eben eine von 10 stellen gestrichen dafür, oder den arbeitnehmern mit den schlechtesten löhnen lohnerhöhungen nicht mehr ausgezahlt. so läufts doch schon jetzt. auch mit 200 monatlich mehr kann man das was unten "in normales leben" genannt wird, und vermutlich mehrmals monatlich auswärts essen beinhaltet und 2mal ferien jährlich, nicht leisten.
ich glaube dass sich mindestlöhne über gewerkschaften besser etablieren lassen.
gerade im gastgewerbe gibt es doch einen GAV

zum leben reicht ämel auch 3800.....aber ja, es reicht nicht für 2mal ferien jährlich. oder auswärts zu essen.

@bluebalu: Niemand will, dass jemand mit abgeschlossener Ausbildung nur den Mindestlohn bekommt. Aber im Moment bekommen manche einen Lohn, der _darunter_ liegt! Der vielleicht nicht mal für ein normales Leben reicht! Natürlich wäre es schön, wenn die gelernte Arbeitskraft deutlich mehr verdient als die ungelernte, aber wenn selbst dieser Lohn einer ausgelernten Kraft nicht für ein normales Leben reicht... dann haben wir ein Problem. Lieber verdienen beide gleich viel als beide viel zu wenig.
Natürlich können wir für jede Branche einen GAV abschliessen, der dieses Problem beseitigt. Oder wir können mit dem Mindestlohn sicherstellen, dass auch Menschen ohne GAV von einer Vollzeitstelle normal leben können. Natürlich können wir darüber diskutieren, wie hoch der Betrag hier oder dort ausfallen soll.
Leider konnte die Wirtschaft unter Einsatz grosser Mengen an Geld die Gehirne des Stimmvolks so weit waschen, dass die Leute den Mist zum Teil wirklich glauben, der da verzapft wurde. Mir ist es im Grunde egal, ich werde so schnell nicht in die Nähe des Mindestlohns kommen, aber anständig ist der momentane Zustand nicht.

Die Putzfrau wird ihre Arbeit innerhalb einer Woche gelernt haben. Die Coiffeusse wohl kaum. Es ist darum nur verständlich, wenn die Lohnausfälle während der Lehre auch in einem höheren Lohn resultieren.

Vilelen Dank von hugo_r !