Kommentare

Eben, Sprache – geschrieben oder gesprochen – dient der Verständigung. Aber Kunst kommt von Können. Und gutes Schreiben ist mindestens ein Kunsthandwerk. Eines, das man erlernen kann. Man muss aber auch wollen. Denn Qualität kommt von Quälen. Will man nicht den Leser quälen, muss man sich selbst – beim Schreiben – quälen. Das ist man dem Leser schuldig. Und sich selbst, wenn man gelesen und verstanden werden will.

mach doch mal ein beispiel. dann können wir wenigstens ein konkretes beispiel diskutieren (dann stellt sich wahrscheinlich raus, dass gewisse schon einen blick-text gestelzt und kompliziert finden...)

manchmal ist man aber so sehr drin in seinem Fachgebiet, dass es einem gar nicht mehr auffällt, wenn man mit den "üblichen" Fachbegriffen um sich wirft. Das fällt erst auf, wenn man ins fragende Gesicht des Gegenübers blickt. hat schon manchmal für grosse Erheiterung gesorgt...

die müssen das eben lernen, wie man sich den nicht-eingeweihten verständlich macht ;-). tatsächlich wollen ja alle verstanden werden. aber je spezialisierter man auf sein fachgebiet ist, desto weniger kann man sich auch noch allgemeinverständlich ausdrücken (ausser das ist das spezialgebiet haha).

Doch schon. Aber es sollte nicht ein Kunststück sein, sondern eine Selbstverständlichkeit. Sprache ist zur Verständigung da. Es gibt keine Sprache, die man wegen ihres Klanges oder Schreibweise verachten oder verspotten sollte. Alle Sprachen verdienen es, respektvoll und sorgfältig gelernt und angewendet zu werden. Die Sache mit der Abgehobenheit einer Szene, Berufsgilde oder Klasse ist ärgerlich, wenn man nicht dazugehört. Untereinander können die Riesenhirnis sehr schnell und effizient kommunizieren, weil sie sich desselben Glossars bedienen und in dieser Wolke von Fremdwörtern zu Hause sind. Sobald sich ihre Nachricht/Einladung/Aufruf oder ihr Vortrag an ein anderes, breiteres Publikum richtet, sollten sie auf einfachere Sprechweise umstellen, das tun sie aber nicht. Entweder aus Ignoranz oder Bequemlichkeit. Man unterstellt diesen Leuten oft, sie seien abgehoben und wollen sich wichtig machen. Dabei geht es doch nur darum, dass sie ein bisschen aus ihrer kleinen Welt herauskommen und normal reden, um ihre Geschichten und Theorien uns normalen Menschen zugänglich zu machen. Es ist schade, wenn das nicht passiert. Als ich noch an der ZHdK (ehem. HGKZ, ehem. Kunstgewerbeschule) war, diskutierten wir in den Zigarettenpausen immer wieder darüber, was die Dozenten eigentlich meinten mit dem, was sie gesagt hatten: "Interdisziplinär" vs. "transdisziplinär", "generieren", "reflektieren", "irreversible Transformation", "der Innenraum des Aussenraums ist der Aussenraum des Innenraums" usw. Wir kamen uns manchmal vor wie auf dem Turm von Babel. Wir erlaubten uns mal den Scherz, ein Modul vorzuschlagen, bei dem nichts weiteres tun gewesen wäre, als mit Filzstiften Zeichnungen auf Papier zu kritzeln und sie an die Wände zu hängen und nannten das dann "Imaginative, konzentrative, zweidimensionale Visualisierungen im dreidimensionalen Raum." Die Dozenten konnten mit der Beschreibung nichts anfangen. Das war sehr lustig und auch ein bisschen tragisch. Denn die komplizierte Ausdrucksweise funktioniert nur in die eine Richtung, hierarchisch von oben nach unten. Bei Präsentationen mussten wir als Studenten deutlich und verständlich sein, bei Vorlesungen durften wir stundenlang gelangweilt und überfordert werden. Am allerschlimmsten habe ich eine Vorlesung in Erinnerung von einer Dozentin des ics (Institute for cultural studies in the arts). Wenn man auf deren Website schon nur mal die Beschreibung liest... www.zhdk.ch Da verstand man eine Stunde lang nur Bahnhof und auf Rückfragen erhielt man eine noch kompliziertere Formulierung des bereits nicht verstandenen. Es war zum Verzweifeln. Aber das Bologna-System verlangte unsere Präsenz für die Punkte, somit mussten sich die Dozenten auch gar nicht darum bemühen, den Saal vollzukriegen. Während jener Vorlesung zeichnete ich Fantasiewesen in meinen Block und gab ihnen merkwürdige Namen.

Kaum jemand in der Wissenschaft liest gerne komplizierte, verschachtelte, aufgeblasene Texte (haben Studien ergeben), aber viele schreiben trotzdem so. Man kann sich gut an die Aussage von Karl Popper halten: "Wer's nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er's klar sagen kann." (Gegen die grossen Worte, 1984, S. 100)
Schreiben ist eben schwierig - verständlich schreiben noch schwieriger. Deshalb ist mein Motto: Mind Your Writing

Sind denn Kunstanlässe nicht sowieso im Wesentlichen Plattformen zur Selbstdarstellung? Es geht doch vor allem um's Sehen und Gesehen werden. Man schaue sich nur den Kunstmarkt an, auf dem irrwitzige Summen für ein Stück Scheisse (und das ist wörtlich gemeint, wobei das wenigstens noch wahre Kunst war) ausgegeben werden. Es geht nur um die richtige Präsentation, und wer keine Inhalte hat, muss eben durch entsprechende Form so tun als ob.

Im Gegenteil. Mein Psychologieprofessor meinte einmal, wer als studierter Mensch nicht so schreiben kann, dass ihn jeder versteht, hat sein Thema verfehlt. Und ich gebe ihm völlig Recht.
Wissenschaftssprache ist etwas exklusives - eigentlich exkludierend, also ausschliessend. Doch mich beeindruckt nicht, wenn jemand mit Fachwörtern um sich wirft.
Beeindruckend finde ich diejenigen Menschen, die in ganz einfachen Worten das Wichtige sagen. Alles andere ist wie Schall und Rauch.

Oftmals schreiben Menschen über Themen von denen sie wenig oder keine Ahnung haben. Das heisst, es werden irgendwelche Fachwörter aus dem Wiki kopiert und damit irgendein Text zusammenkopiert! Wenn ein Text nicht verständlich geschrieben wurde, hat der Autor meistens selber keine Ahnung worum es geht! Und du hast absolut Recht, die Kunst des Schreibens liegt darin einen Text zu verfassen den jeder/jede versteht!

Nimm fünf Wörter pro Satz. Daraus fertigst du dann Sätze. Es sind immer fünf Wörter. Das wird aber schnell langweilig. Deshalb erhöht man beispielsweise die Anzahl der Wörter pro Satz. Allfällig kann auch ein Nebensatz eingeschoben werden, damit der Text nun so richtig Schwung kriegt. Hat der Text einen schönen Rhythmus, freut man sich, selbigen zu lesen. Die Leserin weiss nun, in welchem Rhythmus die Autorin so in etwa gedacht, bzw. geschrieben hat. Man sollte ja auch nicht zu schnell schreiben, weil ja nicht alle Menschen schnell lesen können. Darüberhinaus kann sich das normale Gehirn auch nicht so viele Dinge auf einmal merken. Deshalb: nicht zu viele Kommata und Nebensätze!
Zum Thema: Wer als Kritiker, Wissenschaftler oder sonst jemand, der irgendetwas schreibt, also Dinge zu Papier bringt, die langweilen, anekeln, ja schlicht scheisse sind, sollte nicht schreiben, weil er/sie/wir offensichtlich keinen Bock darauf hat/haben, seine/ihre/unsere Gedanken in einer einfachen und verständlichen Form anderen Menschen mitzuteilen, und sich damit disqualifiziert/en, was ja auch unschöne Konsequenzen haben kann. Der vorherige Satz war ein sehr schlechtes Beispiel.
LG
Pharao Tu-Nicht-Gut

Wer über Wissenschaft schreibt, darf sich nicht zu schade sein, um so lange nachzufragen, bis er das Thema kapiert hat und mit eigenen Worten (aber inhaltlich richtig) darüber schreiben kann. Also eine Frage des Aufwandes und evtl. der falschen Stolzes. Kunst ist ein anderes Thema. Einerseits braucht es häufig die Bezüge zu anderen Werken, Epochen, Künstlern, um klarzumachen, was jetzt neu und speziell ist (oder eben nicht). Andererseits frage ich mich, warum z. B. ein Feuerlöscher nicht einfach ein Feuerlöscher sein darf, ohne gleich mit "Ready-Made", "Aura" und "Diskurs" behängt zu werden. ;-)

Man muss nicht kompliziert schreiben, um etwas Kluges zu sagen.
Eine einfache oder leichte Sprache baut Barrieren ab, weil mehr Menschen sie verstehen können. Davon profitieren auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Legastheniker, Fremdsprachige usw.
Eine einfache Sprache verbindet Menschen und ist sozial gerecht.
Fachsprachen sind oft dazu da, sich als "Elite" abzugrenzen und die eigenen Fertigkeiten vorzuführen.
Wer wirklich möchte, dass das Kommunizierte auch effektiv ankommt, der bedient sich einer einfachen Sprache. So einfach ist das. Wer das nicht tut, der grenzt bewusst aus. Jeder kann selbst entscheiden, was er mit dem Geschriebenen erreichen möchte.

Die einen brauchen die Sprache, um sich differenziert und präzise auszudrücken. Das gelingt besser mit einem breiten Wortschatz.
Die anderen missbrauchen die Sprache, um Ihre Ahnungslosigkeit zu überdecken, zu verwirren oder Tiefe vorzutäuschen.
Diese beiden Fälle zu unterscheiden, ist auch eine Kunst. :)

doch, das wäre die kunst, aber die können eben auch nicht alles
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