Kommentare

Ich finde auch, dass die Schweiz nicht nur schlecht abschneidet. Die ganz, ganz grossen Würfe bleiben vielleicht aus, aber in ganz Europa lassen sich diese an einer Hand abzählen. Die Schweiz bringt jedes Jahr ein, zwei Spielfilme die ich relativ gut finde. Gemessen an der Grösse ist das nicht schlecht. Dokfilme gibt es viele extrem gute. Die Filme aus unseren Nachbarländern überzeugen mich jetzt nicht viel mehr (natürlich ohne Österreich).

ein Film der über die Grenzen hinaus riesen Erfolg feiert:
www.vitus-film.com
...und hier ein magischer Moment aus dem Tessin...(es lohnt sich den Trailer bis zum Ende zu schauen)
www.sinestesia-film.ch
....ich bin stolz und glücklich ein Teil der schweizer Filmkultur zu sein. In diesem Land wo das Handwerk noch geschätzt wird...leider nicht von allen.

Traumland? Ähm, lieber das Original: Lilja 4-ever von Lukas Moodysson. Der ist dann wirklich krass.

Einfach noch ein Beitrag zum vollprivatisierten Schreiner-Ansatz: Kultur kostet etwas, braucht (auch finanzielle) Förderung, sonst findet sie schlicht nicht statt. Oder ist den Reichen vorbehalten. Darüber hinaus wundere ich mich schon über diesen Thread: Der Schweizer Film ist produktiv wie selten, habe grad die letzten Wochen mit "Der Goalie.." und "Traumland" zwei sehr überzeugende Filme gesehen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Aber beide hervorragend gemacht... und finden ihr Publikum. Geht doch besser wieder mal ins Kino an einen Schweizer Film, als hier über das angebliche Fehlen zu jammern ;-)

luzid, bauern erhalten heute im schnitt 50% ihres einkommens vom bund. auch die sozialindustrie (bildung, pflege etc) wird zu grossen teilen vom staat finanziert. scheint also durchaus andere ziele und werte zu geben, als bloss der schnöde mammon.

Warum weiß ich bei Schweizer Produktionen schon beim zweiten Wort, wie die Pointe nach fünf weiteren Sätzen lauten wird?

Nur stellt der Schreiner mit seiner Arbeit halt auch keine Fragen über den Zustand der Gesellschaft in der wir leben. Das tut ein Film wie "Achtung, fertig, Charlie" auch nicht. Klar, kann man die Fragerei auch sein lassen, die Welt so akzeptieren, wie sie ist, und besinnungslos konsumieren. Ich finde Hinterfragung aber gerade heute sehr wichtig und sie sollte nicht ausschliesslich erst nach Büroschluss stattfinden können. Im Übrigen weiss ich nicht, ob sich der Aufwand mit all den Formularen überhaupt lohnt. Für ein erstes Projekt wohl kaum.

Ich bin manchmal schon etwas erstaunt über die Anspruchshaltung gewisser Kunstschaffender. Wieso genau sollen sie Unterstützung erhalten? Weil sie ihren Beruf gerne und mit Leidenschaft ausüben? Ungeachtet dessen, ob irgend jemand an ihren Werken interessiert ist?
Eigentlich sollte also auch etwa der Schreiner Unterstützung beantragen, der leidenschaftlich gerne Türen ohne Türklinken herstellt. Diese machen ihm einfach so Freude!

bunzli. Ich behaupte ja nicht, dass ich das so sehe, sondern dass unsere Gesellschaft so ist, sprich nach dem Prinzip der Massentauglichkeit und der effezientesten Kosten-Nutzen-Rechnung funktioniert. Der Konsum und mit ihm das Geld regiert in modernen westlichen Gesellschaften. Töricht, wer glaubt es funktioniere anders.
. Ich kenne z.B. einen Komponisten. Er ist mit Leib und Seeke Musiker, hat ein absolutes Gehör, seine Stücke, die er schreibt, Chorsätze, Orchesterstücke, Quart- und Quintette, Klavierkonzerte 2 & 4händig usw. sind durchdacht, mit Tiefgang, mitreissend, modern ,absolute Weltklasse. Zu seinen Konzerten aber kommen selten mehr als 100 Interessierte, obwohl er wahrscheinlich ein Ausnahmetalent ist. Warum? - Die Masse der Leute, die auf klassische Konzerte gehen, hört lieber Mozart und Beethoven, da weiß man was man hat, ist nicht anstrengend und man kann einfach konsumieren. Wirkliche Künstler, ob im Film, in der Musik oder der Kunst, gibt es zwar nach wie vor, sie scheinen aber in unserer modernen ubersattigten Welt, in der der Kunde König ist und am liebsten ohne selbst zu denken konsumiert, kaum mehr eine Chance auf Erfolg geschweige denn Aufmerksamkeit zu haben. Traurig, aber offensichtlich Realität.

Ist leider auch der absurde Grundgedanke unserer Kulturförderer:
www.bak.admin.ch
Das erklärt dann auch ein Stück weit meine Frage...

"Naja, ist doch klar, die Zahlen sind im Film wie überall anders auch ausschlaggebend."
Mary-Luise, Menschen wie du geben mir arg zu denken. So fest hast du verinnerlicht, dass nur gut ist, was Cash erwirtschaftet, dass dir gar keine anderen Bewertungskriterien als Cash mehr einfallen. Für Filme! Traurig, aber auch symptomatisch für eine ideologisch verblendete Generation.

Diese ersten Kinofilme hat er um 1986-1989 herum gedreht, wenn ich nicht irre. Zuvor diverse Produktionen fürs Fernsehen, die ich nicht kenne. Ein Massenpublikum spricht Haneke nicht an (Das weisse Band wohl auch nur, weil er wichtige Festivals gewonnen hat und dann gross vermarktet werden konnte). Aber halt einen Kern von Filmliebhaber/Filmkritiker. Caché, Amour und Code inconnu sind m.W. dann auch französische Produktionen.
Wer sind diese Leute z.B:?

Naja, er hatte ja auch nicht erst seit gestern erfolg. Znd scheinbar sind seine Filme massentauglich, sonst würden sie nicht produziert. Es gibt genügend supergute low-budget-produktionen von jungen, energischen,kritischen, scharfsinnigen, hinter die fassade schauenden, iintellektuellen etc. Filmemachern, die es unberechtigter weise weder zu ruhm noch zu genügend zuschauern bringen.
In der Theorie, bluebalu, mag dein Gedanke recht nett sein, in der Realität regiert nun mal das, was am Schluss unterm Strich steht. Und das ist im Film die Massentauglichkeit.

Ich weiss nicht, ein Film rechnet sich finanziell im segmentierten Europa ohnehin nie. Wieso muss man dann von Seiten der Filmförderung umbedingt als allererstes auf die Wirtschaftlichkeit schauen? Also ich finde diese Kombination von Kulturförderung, die dann aber doch wieder nach ökonomischen Gesetzen zu funktionieren hat, ehrlich gesagt misslungen. Und: Interessanterweise hat gerade Haneke international ziemlich Erfolg, obwohl die Filme überhaupt nicht unterhalten wollen und eher sperrig sind.

Naja, bluebalu, ist doch klar, die Zahlen sind im Film wie überall anders auch ausschlaggebend. Was hilft dir tiefster Tiefsinn und Genialität, wenn dein Werk keinen Schwanz interessiert, weil nicht massentauglich?