Kommentare

Lokales Gewerbe ist ja nicht identisch mit Quartierlädeli. Migros ist auch ein lokales Gewerbe, gehört sogar vielen von uns. Allerdings sind viele Produkte, die Migros verkauft, nicht von lokaler Herkunft. Man kann also auch im Migros (und Coop) Produkte aus der Schweiz (oder Europa) anderen vorziehen. Ebenso würde ich im Fall von Swisscom, welches zu über 50% uns allen gehört (nämlich der Eidgenossenschaft) von lokalem Gewerbe sprechen, im Gegensatz zu Orange/Sunrise, welche hauptsächlich in ausländischen Händen sind. Gibt noch viele Beispiele.
Als Konsument orientiere ich mich in erster Linie an der Qualität eines Produktes, dicht gefolgt von der Überlegung, wo der Gewinn meiner Kaufhandlung hinfliesst. Der Preis ist dann nicht mehr so wichtig. Wenn dabei ein höherer Preis rauskommt, der Gewinn daraus aber in der Nachbarschaft bleibt, dann bedeutet das - über den Umweg des Mehrwertes meiner nächsten Umgebung - auch für mich einen Mehrwert

ja, das Lädelisterben ist meistens die Folge hoher Mietzinse, die Sehnsucht ,nach den früher noch möglichen Emma-Läden, müssen wir begraben. Damals war noch ein Austausch möglich, heute rattert die Geldmaschine, ein Dankeschön ist alles, was noch aus den Mündern zu hören ist. Es ist, wie es geworden ist, wir können nur noch: tant pis hauchen.

Wie viele andere bin auch ich vor einiger Zeit aus dem Dornröschen-Konsumrausch wachgerüttelt worden, allerdings nicht durch einen eher oberflächlichen Artikel wie den der Tageswoche, sondern den Film "China blue" und weitere, die ich dann gesucht habe.
Aber so sehr die Aufmerksamkeit auf den Konsumenten gerichtet werden muss (und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das Recherchieren nach dem Ursprung von Produkten und das Umsetzen in Taten nicht einfach ist), darf man auch andere Aspekte nicht aus dem Auge verlieren. Was sind die Bedingungen, Auflagen und Möglichkeiten heute für Lokalgewerbetreibende? Immer mehr Vermieter, die kein Interesse mehr haben an lebendigem Gewerbe und lieber den ruhigen Büro- oder Ateliermieter wollen. Auflagen, deren Sinn sich einem kaum noch erschliesst, die sich zwischen Behörden widersprechen und deren Umsetzung dann wirklich nur noch von Multis möglich ist. Die vielen Normalos, die gerne lokal ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten wollen, kommen da aufgrund fehlender Möglichkeiten nicht mehr zum Zug, auch das ein Aspekt für das Aussterben des Individuellen und Lokalen hier in Zürich.

Als ich mir einen neuen, grossen TV kaufen wollte, ging ich zum Discounter mit der grössten Auswahl an solchen. Da waren 2 grossen Wände voll, dazu noch einige herumstehend - also wunderbar um die Bildqualität zu vergleichen. Hab'mir meine 2 Favoriten abgeschrieben und ging zu meinem lokalen Händler mit meinem Kaufwunsch. Er erklärte mir auch, dass viele der günstigen Angebote Auslaufmodelle seien... ;-) Nach kurzer Diskusion über den Preis (nur Fr.300.- mehr als beim Discounter) bestellte ich ihn dort, inbegriffen waren Lieferung, einstellen der Sender und eine 5j.Garantieverlängerung.... (für dies verlangen Discounter -wenn sie's überhaupt machen- extra). Nach 3 Jahren stieg die Fernbedienung aus - mein Geschäft programmierte mir ein "Fremdprodukt" zum Gerätepreis.... Dieser Service und die Gewissheit jederzeit wieder rasch+effizient bedient zu werden sind mir die 300.- wert!

Ja, das lokale Gewerbe hat es schwierig. Das erfahre ich zurzeit am eigenen Leibe. Letzten Winter habe ich in Zürich ein „Musig-Lädeli“ übernommen und umgebaut, das cd studio an der Fraumünstertsrasse. Es war das erste CD-Geschäft der Welt und ich konnte es (noch?) nicht sterben lassen. CD’S???? Ja CD’s (und Vinyl und Musikfotografien), einige halten mich für durchgeknallt, andere für idealistisch, was man ja auch kombinieren kann;) Im Moment ist das Geschäft mein Hobby und eine Herzensangelegenheit. Aber die Freude an der Musik, die unsere Kunden mit uns teilen und das nachbarschaftliche Verhältnis, dass wir mit den Lokalen um uns herum pflegen, ist etwas, was es so nur im lokalen Gewerbe gibt...

wenn ich die Bequeme heraus hänge, oder mein Geldbeutel sich zu sehr leerte, ja, dann geh' ich eben doch in die Migros, oder den Coop. ich darf dabei einfach nicht denken, wie überfüllt die Auswahl ist, sonst lüpft es mich. Jedoch: jeden Dienstag, jeden Samstag gehe ich z'Märit, schon seiner Schönheit wegen. Da riecht Mensch noch Gemüse, Blumen, Käse, da packe ich immer zuviel in meine Tasche, weil es so gluschtig ist. Der Bio-Laden in der Nähe? Kleines Portemonnaie ? Hie und da....

Hmmm, ich rege mich über so Zeugs nicht/selten auf und werde dann als naiv/Kapitalist/asozial abgestempelt...aber immerhin weiss ich jetzt, ich bin kein Heuchler ;-)
Und um die Frage zu beantworten: ich unterstütze hauptsächlich das Kleingewerbe, das wohl nie ausstirbt: Bäckerei und Tabaklädeli...
Und um noch ein bisschen Werbung zu machen: bikehub.ch (dürft Ihr gerne auch unterstützen....)
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