Falls Du entführt würdest werden,
wie hoch wäre Deiner Meinung nach,
die angemessene Lösegeldforderungen?
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein bisschen schneller
Wovor sich Berner in Zürich besonders in Acht nehmen müssen: Vorurteile. Im Büro ist zum Beispiel diese Assistentin. Damals im April, als ich mich für die Stelle bewerben wollte, rief ich sie an. Sie sagte «Grüezi», zog überhöhte Vokale in die Länge, wusste alles besser, schnaubte, als ich nachzufragen wagte. Typisch! Sollte ich mir diesen Job in Zürich wirklich antun?
Gestylt ist sie auf lässige Zielstrebigkeit, gekleidet auf geschäftliche Individualität, ihr ordinärstes Accessoire: eine Tasche von Louis Vuitton. Alles klar. Zürcherin halt, denke ich, als wir einander an meinem ersten Arbeitstag vorgestellt werden.
Anderntags stehen wir und andere Arbeitskollegen beim Take-Away-Metzger an. «Ein bisschen schneller», befiehlt sie dem Metzger, der gerade ein Stück Fleischkäse für sie abschneidet. Ich lache auf. «Ist was?», will sie wissen und mustert mich streng.
«Sie ist eine typische Zürcherin, findest du nicht?», frage ich meinen Arbeitskollegen, als wir am Abend im Vorderen Sternen an Bratwürsten kauen. Diesmal lacht er. «Schmäler», sagt er, «nicht schneller. Sie wollte, dass der Metzger den Fleischkäse schmäler schneidet. Und ausserdem ist sie überhaupt keine Zürcherin. Sie kommt aus dem Appenzell, lebt kaum ein Jahr in der Stadt.»
Mit Tränen in den Augen (scharfer Senf) beschliesse ich, mich gleich morgen bei ihr zu entschuldigen. Und zum akzentfreien Züridütsch zu gratulieren.
Dmitrij Gawrisch, [email protected]

 

 

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