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Dreharbeiten bei den Drei Weieren für einen 3sat Dokumentarfilm. Am Samstag, 20.07 finden Dreharbeiten für die...

Buchprojekt: Menschen wie du u (1)

Buchprojekt: Menschen wie du u

Menschen zu porträtieren ist das Ziel unseres Buches, welches wir konzipieren und gestalten. Zu einer Nahaufnahme der Personen in Schwarzweiss lassen wir diese ihre Geschichten in der Ich-Form erzählen. Bild und Text ergeben dabei zusammen zwei Seiten à 240 x 300 mm. Je eine Seite Bild und eine Seite Text.
Die porträtierten Menschen sind Männer und Frauen unterschiedlicher Herkunft und Kultur. Ihr Alter reicht von 20 bis 110 Jahren. Unser Ziel ist es, ca. 80 Menschen zu porträtieren. Wir fragen nach einem Wendepunkt in ihrem Leben und danach, welche Erfahrung sie am meisten geprägt hat:
Wie blickt Dina auf ihre Vergangenheit als Drogensüchtige, nachdem sie nach etlichen Versuchen den Entzug doch noch geschafft hat?
Was geht dem einstigen Verdingbub Karl im Alter von 70 Jahren immer noch durch den Kopf, wenn er von seiner Mutter und seinem Vater erzählt – einem Vater, den er nie kennengelernt hat, und eine Mutter, von der er bloss weiss, dass sie eine hübsche Frau war, welche die Vormundschaft als Hure betitelte?
Wie denkt Anita über das Leben, nachdem ihr 2004 die Wellen des Tsunamis den Boden unter den Füssen weggerissen hat und sie die Jahrhundert-Katastrophe wie durch ein Wunder überlebt hat?

Uns interessieren die individuellen Geschichten, die durch Historie und persönliches Umfeld geprägt werden. Der oder die Eine unter den vielen Menschen, die Ähnliches – und doch ganz Anderes – erlebt haben.
Die Wendepunkte sind aber keineswegs nur traumatische Erlebnisse, oftmals ist es der endlich gefundene Mut, seinen Träumen zu folgen. Mit allen Konsequenzen. «Ich verdiene halb so viel Geld, wie ich es vor zwei Jahren tat, aber ich erwache jeden Morgen mit einem grossen Lächeln im Gesicht. Ist das nicht Erfolg genug?», fragt uns beispielsweise David Owens, der Strassenmusiker aus Irland. Und selbst dann, wenn die einschneidenden Erlebnisse schmerzhaft sind, leuchten in den Biografien immer wieder hoffnungsvolle Momente auf und es werden immer wieder neue Wege gefunden, sich aufs Leben einzulassen.

Die Emotion der Erinnerung versuchen wir in den Bildern möglichst intim festzuhalten, ohne voyeuristisch oder reisserisch zu sein.



Aussagewünsche:

Wir wollen diesen Menschen und ihrer Einzigartigkeit Beachtung schenken und ihnen die Möglichkeit geben sich ausdrücken zu können.
Gleichzeitig soll ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entstehen. Denn die Biografien sind zwar so vielfältig wie die dazugehörigen Gesichter, die Gedanken und Gefühle der Beteiligten sind sich in diesem breiten Panorama jedoch ähnlich. Manch ein Leser mag sich in den Porträtierten wiedererkennen – in ihren Gefühlen, ihren Ängsten, Träumen und Wünschen. Niemand ist alleine.

Ein zweiter Aussagewunsch des Buches liegt in der Hinterfragung von Vorurteilen: Allzu schnell verführen äussere Merkmale wie Gesicht, Physiognomie, Kleidung, Tätowierungen oder Narben dazu, auf einen Typ Mensch zu schliessen. Wir wollen deshalb auch Menschen zeigen, welche die Stereotypen in
unseren Köpfen in Frage stellen. Denn wie sieht ein typischer Ex-Junkie aus? Und könnte der Mann mit dem tätowierten Gesicht nicht vielleicht auch
Kindergärtner sein? So treten die erzählten Erlebnisse in ein Spannungsfeld mit den dazugehörigen Fotografien.



Vorgehensweise:

Die Befragungen haben wir im März 2014 begonnen, zuerst in New York, danach in Berlin und in der Schweiz. Vom 12. Oktober bis Ende Jahr 2015 sind wir an der Westküste der USA – hauptsächlich in Los Angeles – unterwegs, danach in Peru, Bolivien und Panama, wo wir weitere Interviews durchführen. Im spanischsprachigen Raum sind wir auf Hilfe von Dolmetschern vor Ort angewiesen.
Einerseits haben wir bis jetzt Menschen auf der Strasse und in Cafés angesprochen, die uns optisch aufgefallen sind und uns neugierig gestimmt haben – sei es nur durch ein Funkeln in ihren Augen. Andererseits haben wir gezielt nach Zeitzeugen gesucht (z.B. vom Tsunami, von der Flüchtlingskrise, vom 2. Weltkrieg usw.) Hilfe bekamen wir unter anderem von Organisationen und Verbänden.

Jedes Interview beginnt meist mit der Frage nach dem prägendsten Erlebnis im Leben. Der weitere Verlauf des Gesprächs entwickelt sich individuell und wir hacken dort nach, wo wir berührende Geschichten, Gefühle oder Lebensansichten vermuten.
Wir wollen die einzelnen Protagonisten näher kennenlernen, damit wir in deren Welt abtauchen können. Nichts desto trotz ist uns wichtig, die individuellen Grenzen der Bereitschaft, von sich erzählen zu wollen, zu respektieren.



Prolog:

Was lässt uns in der täglichen Flut von Gesichtern anhalten? Einem Menschen in Ruhe zuhören? Jeder trägt eine Geschichte mit sich.
Die Biografien handeln von einer Wendung, einer Einsicht oder einer Entscheidung, die das Leben geprägt haben. Dieses Buch ist ein sanfter Versuch, einigen Persönlichkeiten aus der Menschenmasse eine Stimme und ein Gesicht zu geben. Indem wir genau hinhören, finden wir immer auch ein Stück zu uns selber. Wir erfahren, was im Leben immer wieder vergessen geht: So einzigartig wir mit unseren Biografien sind, so wenig stehen wir alleine mit ihnen da.

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