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Meines Erachtens ist die ALV eine Mischung zwischen Sozialwerk und Versicherung, darum hat es auch diese Umverteilungsteil mit den Solidaritätspromille drin. Da die Arbeitslosenversicherung als "automatischer Stabilisator" grundsätzlich konjunkturglättend wirkt (siehe z.B. Abschnitt 4.3 ab Seite 31 in www.efv.admin.ch ), bin ich absolut dagegen, dass die Leistungen gekürzt werden. Konjunkturglättend daher, da sie in Rezessionszeiten der zunehmenden Zahl an Arbeitslosen den Lohn ersetzt und Geld in Umlauf bringt, während sie in der Konjunktur deutlich mehr Geld abschöpft als ausgegeben wird.
Dass die ALV jetzt im Minus ist, ist zu einem guten Teil darin begründet, dass die Beiträge an die ALV Anfang der Nullerjahre gekürzt wurden. Nach der Krise in den 90ern hatte die ALV ein Defizit von gegen 9 Milliarden Franken, das aber in der darauffolgenden Konjunktur abgebaut werden konnte.
Mit dieser Beitragskürzung war das jetzige Defizit natürlich voraussehbar, und vielleicht haben es einige auch in Kauf genommen – um jetzt damit die Kürzung zu rechtfertigen.

@smas: das ist mir auch klar, dass die arbeitslosenversicherung eine versicherung ist. nur, als sie ins leben gerufen wurde, gab es nicht dieses ausmass an erwerbslosen wie heute. man wagte sich das nicht einmal zu träumen.
die zeiten haben sich geändert. und zwar sehr schnell. im moment ist nicht die zeit, darüber nachzudenken, wie die arbeitslosenversicherung neu benannt werden könnte, sondern es muss gehandelt werden.
zuviele menschen leben schon unfreiwillig im abseits.
menschen, die arbeiten wollen, gearbeitet haben, fleissig waren.
die zeiten sind wirklich vorbei wo arbeitslos mit arbeitscheuh gleichgesetzt werden konnte.
heute trifft es hochmotivierte leute, gut ausgebildetete leute.
es trifft lehrlinge, die ihre lehre mit bravour beendet haben und trotzdem vom arbeitgeber nicht übernommen werden.
die sozialhilfe ist für die arbeitslosigkeit nicht der richtige ort.
die sozialhilfe muss für die wirklich bedürftigen da sein können, und nicht für köprerlich und geistig gesunde menschen, denen nur eines fehlt: arbeit.
es muss dieser uferlosen gier einhalt geboten werden. egal ob das banker oder die arbeitgeber sind, die nie genug gewinn machen können und darum in billiglohnländer produzieren lassen.
ob die arbeitslosenversicherung sich versicherung nennt oder anders, kann diskutiert werden, wenn die menschen, die hier leben auch hier wieder arbeit haben, um sich dieses leben auch leisten zu können.

@smas: Wer asoziale Löhne kassiert, und sich damit überdurchschnittlich auf Kosten der Gesellschaft bereichert, muss nicht auch noch von den Lohnnebenkosten entbunden werden, im Gegenteil. Dein Versicherungsdogma hinkt natürlich gewaltig. Auch Selbständigerwerbende zahlen ALV. Aber mach' mal als Selbständiger Arbeitslosengeld geltend.

@smas: du siehst die alv als reine versicherung der arbeitsnehmer. ist sie aber nicht. die alv hat auch arbeitgeber versichert, kurzarbeit z.b. sind längst deren instrumente zur gewinnoptimierung geworden. www.bsv.admin.ch
im übrigen, wenn es eine reine versicherung wäre, wie du suggerierst, weshalb werden dann jung und alt und andere ungleich behandelt, obwohl sie gleichviel einbezahlen? -> die alv hat soziale (und je länger je mehr asoziale, wirtschaftsfreundliche) umverteilungsmechanismen eingebaut. eine normale versicherung könnte nicht einfach junge kinderlose beitragszahler diskriminieren. unter dem strich bleibt das fazit, dass klein- und mittelverdienende arbeitnehmer massiv mehr 'solidarisch' sind als grossverdiener.

@catzini: Bei der ALV (es ist eben eine Versicherung, kein Sozialwerk-frei nach Tagi) gibt es einen maximal versicherten Lohn; wer also mehr als 126000.- verdient, erhält im Falle einer Arbeitslosigkeit nur 70% von 126000.- (rechne). Egal, ob er oder sie vorher 150'000.- oder 70 Millionen verdient hat. Von daher erscheint es mir sinnvoll nur auf diese 126'000.- die 2% (oder neu 2,2% resp. 2.5%) zu zahlen. Das zusätzliche Prozent auf das Einkommen über 126'000.- wäre also NUR ein Solidaritätsbeitrag, im Falle einer Arbeitslosigkeit gäbe es nicht mehr Geld für diese Grossverdiener. Was ja eigentlich nicht der Sinn einer Versicherung ist...

Es ist bei allen Abstimmungen dasselbe: die 'bürgerlichen' Politiker jubeln uns Gesetze unter, die vor allem den Banken, Versicherungen, Grosskonzernen dienen. Wir werden nun einmal von den Bürgerlichen regiert und diese nutzen ihre Macht wo es nur geht. Eigentlich hätten wir die Wahl bei den nächsten Wahlen. Ich wette aber ein Kiste guten Wein, dass die SVP wieder mehr Stimmen macht. Das ist leider Demokratie.

catzini, eine gute frage. ich denke, es ist eine frage der sichtweise.
sieht man die ALV als ein Instrument des Ausgleichs, der Solidarität der Arbeitstätigen mit jenen, welche vom Arbeitsmarkt wegrationalisiert oder ausgesondert werden, ist es in der Tat so, dass die unteren und mittleren Einkommen mit ihrem ganzen (und oft bescheidenen) Einkommen dafür einstehen, den Arbeitslosen zu helfen. Und die Grossverdiener stossend wenig bezahlen. Jemand, der 125'000 Fr. verdient (heisst bei uns Mittelstand), zahlt praktisch gleichviel wie der CS-Chef mit 70 MIo Einkommen.
Sieht man die ALV als blosse Versicherung oder wie bluebalu sagt, als Pensionskasse, so versichert sich jeder mit dem Betrag, den er einzahlt. Das scheint mir das Argument der bürgerlichen Mehrheit zu sein. (Dann allerdings wäre die Frage erlaubt, weshalb die Jungen, Handicapierten und Alten gemäss Vorlage in Zukunft so benachteiligt behandelt werden sollen, obwohl sie ihren Beitrag voll einzahlen).

Leuthard ist mir auch ziemlich suspekt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sie bei ihrer Verteidigung der Kriegsmaterialexporte mehrmals zum probaten Mittel der Lüge gegriffen hat und da insgesamt ständig die Meinung der Economiesuisse vertreten hat. Z.B. beim Export von Schnellfeuerwaffen an Kindersoldaten in Indien.

wer weiss denn, dass dieser bugs bunny nicht stimmen geht? und wer weiss denn, ob er (oder sie?) nicht gar anderen orten zu dem thema sehr aktiv ist?
geht ihr alle immer schön brav stimmen? egal, ob direkt oder brieflich?
wenn dem so wäre, müssten die stimmenthaltungen doch eigentlich viel tiefer sein…
mir scheint, ihr leidet alle ein bisschen unter realitätsverlust.
hier - in ronorp - ist man mit nicknames unterwegs. doch wer sagt denn euch, dass vielleicht einer, den hier angepflaumt wird, nicht euer arbeitskollege zwei schreibtische weiter ist?
das thema ist doch ernst!
wer hat dein beitrag vom freitag im 10 vor 10 gesehen? da spricht ein herr spuhler sich für die kürzung der taggelder aus und gegen eine öffnung des plafonds zur beitragspflicht bei den hohen einkommen. ist das demokratisches denken?
kann mir einer von euch erkären, warum die gutverdienenden (126000 und mehr franken) nichts oder nur einen 1% an die AL leisten sollen?
warum?

Ach Bugs Bunny, mir geht es genau gleich wie dir: Das Rumpoltern am Stammtisch erschöpft mich immer so stark, dass ich keine Energie mehr habe, um abstimmen zu gehen.
Dein Beitrag hier ist seit dem letzten Göla-Interview das Beste, was es zu lesen gibt.

also bitte, wer muss denn heute noch zur urne gehen? oder etwa auch noch zu faul, um den vorfrankierten antwortumschlag in den briefkadteb einzuwerfen?
(aber ganz sicher nicht zu faul, um zu arbeiten, oder wie war das....?)

ich finde es sehr sachlich zu erwarten, dass bugsbunny stimmen geht. dass er / sie es liesse, wäre mir ja völlig recht, wenn ich ihm/ihr widersprechen wollte. doch da ich (grundsätzlich zumindest; die ausführungen sind - wie lucid bezüglich leuthard schon sagte - ziemlich heikel) ungefähr die selbe Meinung zu dem Thema habe, regt es mich auf, wenn jemand eine solch starke politische meinung zu haben scheint und sie für nichts gebraucht, ausser für eine forumsdiskussion auf ronorp. ist ja gut und schön, aber so weit ich weiss, bringt zur urne zu gehen doch noch etwas mehr.
und eben, wenn er / sie selbst betroffen ist - dann hab ich noch weniger verständnis. oder gehen wir jetzt nur noch dann stimmen, wenn es uns selbst betrifft? oder wohl noch nicht einmal mehr dann?

@alle (ausser bluebalu): ich bin auch nicht mit allem total einverstanden, was bugsbunny, da schreibt… vermutlich ist er oder sie direkt betroffen… doch gibt das thema in sich selber nicht genug stoff her, dass man darüber ruhig und sachlich diskutieren kann?
ein bisschen mehr sachlichkeit und weniger polemik, wäre nicht schlecht.
@bluebalu: ich schliesse mich deiner ansicht an.

Wenn du alles so klar siehst, bugbunny, frag ich mich wirklich, wieso du nicht einfach selbst politik machst und es denen zeigst? scheint ja kein problem zu sein. mit den völlig unpassenden bemerkungen zu doris leuthard stellst du dich für mich selbst völlig ins abseits.
aber danke für die abstimmungshilfe.

Werde ich wohl auch ablehnen. Mit der Revision will man die ALV, das V steht übrigens für Versicherung, noch mehr in Richtung einer Pensionskasse drängen, wo nur der Anrecht auf Zahlung erhält, der vorher ordentlich eingezahlt hat. So als ob die Arbeitslosigkeit etwas Planbares wie die Pension wäre. Mit anderen Worten unterstellt man dem Arbeitslosen damit aus eigenem Verschulden arbeitslos geworden zu sein.
Aber eigentlich ist das ganze Verfahren untauglich. Eine wirkliche Revision für unsere diversen Sozialkässeli bedarf eines Grundeinkommens oder eine negativen Einkommenssteuer. Dies würde die 5 Milliarden an Verwaltungsgebühren reduzieren und die zahlreichen Umverteilungs-Beamten müssten auch etwas zur Gesellschaft beitragen.