Kommentare

Ich wurde 30 letzten Dezember und im Jahr davor und weil ich einer anderen Frau für kurze Zeit sehr nah war, die ihre Haare sein lässt wie sie sind, habe ich mir immer intensiver Gedanken darüber gemacht. Auch ich rasiere mich schon seit der Pubertät. Einen ersten Schritt in back to the roots habe ich mit den Augenbrauen gewagt,die Zupfe ich nicht mehr seit fast drei Jahren. Nur schon das war mit Scham verbunden, was ich schrecklich finde. Achselhaare, so wie Beinhaare lasse ich jetzt gerne mal wachsen, wenn mir danach ist entferne ich sie mit sugaring oder rasiere mich. Als ich zum ersten Mal meine Achselhaare nach zwei Monaten wieder rasiert habe war ich irritiert. Mittlerweile gefallen mir auch Achselhaare und Intimbehaarung besser als komplett kahl. Was ich aber immernoch schwierig finde ist alle Körperhaare ganz wachsen zu lassen, so wie die Natur es vorgesehen hat. Denke das hat ganz viel mit Scham zu tun, leider.
Danke dir Goiaba für deinen ehrlichen Beitrag.
Ich finde es schön zu lesen, dass du experimentierst wie du die Körperbehaarung am liebsten und halt auch im Moment tragen möchtest und magst.
Ja, Scham, glaube auch dass es sehr viel damit zu tun hat, leider. Mensch könnte die Körperhaare glaube ich auch mit ganz anderen Gefühlen tragen.
Die Bezeichnung Schamhaar finde ich ohnehin sehr ungünstig. Nein, dafür sollen wir uns nicht schämen, weder an Beinen, Achseln, Bauch im Intimbereich oder wo sie sonst noch wachsen.

Respekt, dass du es schon so lange schaffst "durchzuhalten".
Ich persönlich bin mit Bravo Girl & Co. aufgewachsen und habe recht früh angefangen die Haare zu entfernen. Ich glaube sogar dass es fast ein wenig ein Gefühl von Stolz war. So nach dem Motto "ich bin jetzt eine Frau"
Erst nach vielen Jahren habe ich gemerkt dass ich das gar nicht wirklich für mich mache. Im Winter entferne ich mittlerweile überhaupt keine Haare und das stört mich Null. Im Gegenteil, wenn sie ihre "normale" Länge erreicht haben (und nicht nur unangenehme Stoppel sind) empfinde ich sie ganz klar als Teil meines Körpers.
Leider fehlt mir aber der Mut, es im Sommer dann auch durchzuziehen. Ich entspreche bereits mit meinen Körperproportionen nicht dem gängigen Schönheitsideal und -so traurig es klingt- habe ich wohl den Glauben dass das ja schon schlimm genug ist. Muss ich ja nicht noch einen drauf setzen.
Die letzten drei Jahre empfand ich dann das erste rasieren des Jahres jeweils als sehr schlimm. Denn eigentlich will ich es nicht, empfinde es als Teil meines Körpers und handle damit dann aber aktiv gegen mein inneres Gefühl und eigenen Wunsch.
Aber ja, die Sorge verurteilt oder als unhygienisch angesehen zu werden ist dann doch grösser.
Kürzlich war ich bei einem Konzert, bei dem die wunderschöne Künstlerin die Arme hob und absolut unrasiert war. Es ist verrückt wie irritierend dieses Bild ist, weil ich mein ganzes Leben viel mehr rasierte Achseln gesehen habe. Aber gleichzeitig empfand ich es als sehr ermutigend und denke auch dass es möglich ist dass das wieder Normalität werden könnte, wie schon weiter unten jemand vom früheren Zürich schrieb.
Liebe Emily Ylime,
danke ganz fest für deinen so ehrlichen und ganz wertvollen Beitrag!
Manchmal trügt der Schein - ich habe beim Lesen deiner Worte gemerkt, dass ich auch selbst viel zu oft anneheme, dass andere Frauen die Haare so easy wegmachen und das "wollen".
Einerseits ist das nicht korrekt, konstruktiv und offen den andern Menschen gegenüber und auch nicht mir. Ich glaube, ich rede mir das manchmal so ein weil ich damit auch mich "verurteile" mich nicht anpassen zu können, zu trotzen oder zu sensibel zu sein.
Ich kann nachfühlen was du schreibst, dass dir das wegmachen der Haare nach dem Winter schwer fällt und ich finde es krass und traurig, dass du es dennnoch tun musst, um dich in der Gemeinschaft akzeptiert zu fühlen. Ich kann das unterzwischen nicht mehr. Die Emotionale Verletzung in mir wäre glaube ich noch grösser als die, die ich manchmal beim Tragen der Haare spüre.
Du sprichst, bzw. schreibst etwas Entscheidendes an, was ich mir immer wieder auch überlegt habe. Wen ein oder mehrere Merkmale sonst noch von der "Norm" abweichen und Mensch für diese Andersartigkeit vermehrt Ablehnung erlebt und diese ertragen muss ist es enorm schwer "freiwillig" ein untypische, stigmatabehaftete Eigenschaft und oder Ausdruck zu wählen.
Mir wurde schon gesagt, dass das Gegenüber die Haare an mir lieber weg hätte, mit meiner Härzigkeit konnte diese Abneigung dann in dessen Augen aber neutralisiert werden. Mal ganz ehrlich, härzig ist ohnehin schon so ein verniedlichungs und kleinsein Wort, es dürfen einem Dinge weniger oder mehr gefallen, das ist völlig ok, aber ich finde es nicht ok wenn die einen Erscheinungen die anderen Wett machen müssen, den das ist für mich keine wahre Befreiung und die Aussage zeigt für mich nicht die gewünschte Offenheit. Ich möchte nicht "nur" dass wir Körperbehaarung wertefreier tragen dürfen sondern allgemein, dass Diversität mehr Akzeptanz, Entspanntheit und Raum begegnen darf.
Ganz fest wünsche ich dir, dass du irgendwo um dich oder in dir die Georgenheit, Akzeptanz und Liebe findest deine Körperbehaarung und auch was dir sonst Wohlbefinden ermöglicht für dich zu entdecken und zu leben - ja, von ganzem Herzen.
Was du schreibst, wegen dem Stolz für das Haare eliminieren und sich erwachsen fühlen kommt mir sehr bekant vor. Das ging mir in der Pupertät auch so und ich erinnere mich nun auch, dass sich dazu ein ziemlicher Druck aufgebaut hat. Jetzt frage ich mich was soll das, die Pupertät ist doch schon genug herausfordernd und von Suchen und Finden geprägt?
Es wäre grandios wenn die Körperbehaarung selbstbestimmter getragen oder eben nicht getragen werden dürfte!

Als krasse optische Umweltverschmutzung, welche sich gar nicht mehr so leicht wie Haare entfernen liesse, empfinde ich viel mehr all diese grässlichen Tattoos, ( Vorsicht: beabsichtigter Pleonasmus ;-)) ) welche immer häufiger und unerfreulicher Weise,
leider ganz und gar unübersehbar so gerne zur Schau getragen werden. Nein, diese Tattoos sind ja geradezu noch ausgesprochen penetrant viel offensichtlicher als irgend welche Behaarung. Ich fühle mich bei deren Anblick nicht bloss unwohl, nein ich würde mich vielmehr immer wieder lieber gerne gleich mal übergeben. Ich weiss, ich bin Spott sei Dank, nicht gaaanz alleine mit diesem Gefühl. Und dies gilt nicht nur für Tattoos bei Frauen, sondern bei allen Geschlechter::Innen* /-aussen. Aber, darf ich so was heutzutage überhaupt noch sagen? Oder diskriminiere ich da bereits schon eine Mehrheit?
Ich freue mich über Eure Zustimmung, aber selbstverständlich auch über einen allfällig fahrlässig von mir losgetretenen Shitstorm ...

Ein Thema, das mich seit Kindheit begleitet. Ich war ein sehr behaartes Mädchen. Arme, Beine, sogar Bauch (wenigstens nur ein Flaum). Auch sonst habe ich Flaumhärchen. Als Kind habe ich mich geschämt, das war unweiblich, das war sogar unhygienisch, das war verpönt. Ich habe gezupft, rasiert, gewachst, epiliert... und es schien mir nie genug.
Die Haare wurden zum Glück weniger. Am Bauch sind sie weg, an den Beinen noch vereinzelte Resthaare, nur an den Armen wachsen sie munter weiter. Mir gefällt es besser ohne. Aber ich nehme es nicht mehr so wichtig und ernst. Wenn ich zu faul bin (was leider doch oft vorkommt, weil ich mir die Zeit nicht dafür nehmen will, sondern lieber für anderes einsetze), werden sie halt länger und stehen, und irgendwann mache ich mal wieder was.
Die Haare sind ja nur ein Beispiel für die Bewertung von aussen. Wir Frauen unterliegen dieser so oft. Wir sind zu dick, zu dünn, zu flach, zu gross, zu.... einfach nie gut. Und gut werden wir wohl nur, wenn wir uns selbst gut finden und die anderen reden lassen. Leider oft leichter gesagt als getan.
Liebe Sandra,
auch dir, danke vielmals für deinen persönlichen Beitrag.
Ich finde es sehr wertvoll, dem Thema Stimmen zu schenken.
Ich habe mich schon öfter gefragt, wie ich mit der Behaarung umgehen würde, wenn ich mehr und noch besser sichtbare hätte und ich kann mir gut vorstellen, dass du eine riesen Büez hattes, hast, um irgendwie ins gängige Frauenbild zu passen und/oder darin deinen Raum zu schaffen. An andern Menschen gefällt mir gut sichtbare Behaarung, für mich signalisiert sie auch Lebendigkeit, Sinnlichkeit und Vitalität.
Das du bereits als Kind unter dem Haarwuchs gelitten hast kann ich mir vorstellen, macht mich gleichzeitig nachdenklich und traurig.
Und ja, es gibt viele Bewertungen von aussen, sehr viele. irgendwie scheint es mir auch, dass wir sehr gut darin geübt sind, diesen sehr grosses Gewicht zuzuschreiben.
Miteinander sein und leben können, Rücksicht nehmen, Teil einer Gemeinschaft zu sein ist ja auch lebenswichtig, auch die Reflexion darüber: wie nimmt mich das aussen wahr, was tue ich? aber, dazu denke ich, sind die inneren Werte viel bedeutender als die äussern.
Und ja, ich stimme dir zu, zu sich finden und sich selbst gut finden ist leichter gesagt als getan. wir dürfen, Schritt um Schritt.
Ganz liebe Wünsche zu dir

Du bist nicht allein. Ich habe mich sehr stark wiedergefunden in deinem Beitrag. Weigere mich jetzt auch schon seit mehreren Jahren, mir die Beine zu rasieren. Manchmal fühlt sich's super an (z.B. wenn mir der Wind durch die Beinhaare bläst), und an anderen Tagen lege ich eine farblose Strumpfhose an, obwohl es 35 Grad hat.
Am unsichersten bin ich im Arbeitskontext. Arbeite in einer ziemlich männerdominierten Branche, habe Karriereambitionen und bin auch auf einem guten Weg "nach oben". Da passen Beinhaare irgendwie nicht ins Bild... zumindest wollen meine inneren Zweifel mir das einreden. Ich versuche ihnen möglichst Stand zu halten, und es ist beruhigend zu hören, dass ich mit diesem inneren Kampf nicht alleine bin. Let's be hairy together
Liebe Anna,
danke für deine Zeilen.
Dein Beitrag hat mich sehr berührt - so sehr, dass ich Hühnerhaut hatte, sich auch meine Beinhaare aufstellten und ich von dieser ganzheitlichen Empfindung erfüllt war. Wer sie immer hat oder immer rasiert hat achtet diesen Vorgang vielleicht gar nicht.
Ja und ich mag das Gefühl auch, wenn der Wind durch die Beinhaare bläst und wie die Haare nach dem Baden in der Sonne trocknen.
Wenn ich von deinem Jobumfeld lese, Hui, denke ich mir ich habe es in meinem noch einfach.
Ich arbeite mit kleineren Kindern, da sieht das Rundum sehr anders aus. Aber auch da habe ich manchmal zweifel wie mich Mitarbeitende oder Eltern werten und ja, auch Kinder. Ich habe schon mehrfach gehört, das gefalle nicht, ich solle die Behaarung wegmachen, das macht Mensch so. Teilweise ist es ok und ich denke, zum Glück sieht das Kind jetzt einmal etwas anderes als bei den primären Bezugspersonen, diskutiere mit ihnen darüber, aber es gibt auch solche Tage an denen ich darüber weinen könnte. Manchmal fehlt mir auch eine Mitmenschin, die ihre Körperhaare stehen lässt und mit der ich mich austauschen kann.
So wie du deinen Arbeitskontext beschreibst stelle ich mir das Standhalten sehr anspruchsvoll vor aber als grosses und wertvolles Zeichen von dir. Ich wünsche dir ganz fest, dass es einmal so weit ist, dass du spürst erlebest, dass du die Körperbehaarung tragen darfst so wie es sich für dich passend anfühlt, ohne dass sich dies hemmend auf deine von dir angestrebten Berufsziele auswirkt und auch sonst, wo immer du dich bewegst und bist.
von Herzen
und yes, lets's be hairy together

Phuh. Der Beitrag und der erste Kommentar haben grad schon ganz viele Gefühle ausgelöst. @Zaubernuss: gratuliere, dass du dich dem gesellschaftlichen Druck nicht beugst. Ich habe diese Kraft nicht. Und @Leonardo: ja, was als ästhetisch angesehen wird, ist definitiv gesellschaftliche Konvention und nicht ein objektives richtig oder falsch. Um das festzustellen, muss man sich nur durch ein paar Jahrzehnte Modemagazine blättern. Und der Druck, dieser Konvention zu entsprechen, trifft beim Aussehen die Frauen härter und gnadenloser.
Liebe Wiedikerin,
Danke für deinen Beitrag.
Es hat mich gefreut, dass du dich dazu äusserst, aber auch ein wenig traurig gestimmt zu lesen (auch wenn ich mir dessen bewusst bin) dass für dich der gesellschaftliche Druck so stark ist, dass du dich den Normen beugen musst und es wäre so schön wenn dieser nachlassen dürfte.
von Herzen Wünsche ich dir Gutes!

aber es gibt ja auch noch den ästhetischen aspekt, hat der auch mit konventionen zu tun? ist es eine konvention, dass haarige frauenbeine schrecklich aussehen? oder müssten bloss alle frauen mit haarigen beinen rumlaufen, dann würde man sich daran gewöhnen und fände es nicht mehr schrecklich?
@jazzie: Danke für deinen Beitrag. Was alles hinter den Konventionen, Idealen oder "Mankos" steht ist verrückt.
Mich würde interessieren, hat die Tatsache da so rein zu sehen deine rationale "Wertung" beeinflusst oder auch etwas in deiner Offenheit getan wie du andere spontan oder beim ersten Anblick siehst? ich finde dies zu erreichen eine grosse Kunst.
@regulaaeppli: Merci auch dir für deinen Beitrag. Ich finds irgendwie gleich schön zu wissen, dass das Beinhaare in der Schweiz einmal viel mehr zu Frau gehörte als heute. wenn du es von früher gut kennst, irritiert es dich heutzutage wenn du behaarte Frauenbeine siehst oder ist dir der Anblick vetraut?
Hoi dui, du hast gefragt: "....oder müssten bloss alle frauen mit haarigen beinen rumlaufen, dann würde man sich daran gewöhnen und fände es nicht mehr schrecklich?" Ich bin eine Jahrgang 1963-igerin und bis ich etwa 25 Jahre alt war, war es völlig normal, mit Haaren an den Beinen und unter den Achseln rum zu laufen. Ich kannte es nicht anders und hatte keinen Rasierapparat. Ich erinnere mich sogar noch, als es hiess: wenn du mal nach Amerika reisen solltest, musst du dir die Achsel- und Beinhaare rasieren, denn das gehört sich dort kulturell bedingt so. Ich fand das voll schräg und dachte, ich würde mich sicher nicht anpassen wollen, nur weil es dort zur Kultur gehören würde. Naja - irgendwann - schleichend wurde es bei uns auch "normal" und seither kenne ich es auch nicht mehr anders, als sich diese Haare zu rasieren. Wie schnell man vergisst, was "normal" war und sich daran gewöhnt. Seltsam eigentlich. Allerdings empfinde ich mittlerweile die Achselhaare als unhyghienisch - sie beginnen, wenn sie mal länger sind, schnell zu "schweisselen". Bei den Beinen ist es anders.
Das haben wir alle in unserem Kulturkreis so gelernt, dass Körperbehaarung bei Frauen = gruusig.
Seit ich mal in einem Labor eines Kosmetikbetriebs einen Studentenjob gemacht habe, habe ich einen anderen Blick auf Schönheitsideale. Dort war man gerade daran, einen neuen Wirkstoff zu entwickeln, der gegen irgend ein Hautbild gut war, 'wovon man den Frauen zuerst mit Werbung erklären müsse, dass es Problem sei - wie man das beispielsweise bei Orangenhaut vor einigen Jahren gemacht habe, davor habe damit niemand ein Problem gehabt'.
Nach meinem Empfinden hängt das fest mit den Konventionen zusammen.
Ich persönlich finde die Haare an anderen Beinen nicht als schrecklich oder störend, anderer Beine sind ja auch behaart, aber halt grossteils allgemein männlich gelesene Menschen. Bei mir selbst jedoch
sehe ich es des öfteren als störend oder nicht "schön" (wobei ich mich auch mit rasierten Beinen nie nur wohl fühlte), dann ist aber oft auch die Angst dahinter, als unhygienisch,ungepflegt, unsittlich wahrgenommen zu werden - oder/und eben, nicht ins Ordnungssystem zu passen,Verständnislosigkeit zu begegnen.
1