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Der Kampf gegen den Staat (so das gern zitierte Argument der Schützen) lässt sich derzeit in Biel beobachten, wo Herr Kneubühler sich im Häuserkampf übt oder vielleicht auch schon übte. Das Täterprofil entspricht dabei ziemlich genau dem eines kleinbürgerlichen SVP-Wählers, garniert mit einem unendlichen Hass auf seine Schwester, die sich angeblich von der 68er-Bewegung mitreissen liess und die er für den Verfall der Gesellschaft verantwortlich zeichnet. Er ist ein Primus der Gilde, die eines lieben Tages entnervt feststellt, dass sie das ganze Leben einem Phantom nachgejagt ist. Die feststellt, dass das Haus niemals das Eigene war, sondern stets der Bank gehörte. Ihres Lebens beraubt worden zu sein, weil sie sich nicht eingestehen konnte, einer Illusion hinterhergelatscht zu sein. Das macht diese Gilde wütend und veranlasst sie dazu, die Polizei als das anzusehen, was sie der Armee kurioserweise abpricht zu sein; nämlich, eine Personifikation des Staates, den es zu bekämpfen gilt, weil er sich, als Apparat, gut als Projektion des Schlechten eignet. Es entbehrt nicht jeder Ironie, wenn dieser Staat dem Bürger nun Waffen zur Verfügung stellt und diesen daraufhin bekämpfen muss, weil dieser die Waffe eben nicht im Schrank liegen lässt, sondern sich gegen den Apparat auflehnt und sie dann auch tatsächlich gegen Elemente des Staates anwendet, weil all dies den Bestimmungszweck der Waffe eben geradezu erfüllt. Die Sympathiebekundungen lassen auf grosse Unzufriedenheit in der Bevölkerung schliessen. Man sollte unzufriedenen Menschen wahrlich keine Waffen vorsetzen. Aber wahrscheinlich auch kein kleines Eigenheim. Keinen Kleinwagen. Und man sollte den Staat dringend verkleinern, weil er den Bürger stets klein macht.

@heindoof: Du machst deinem Nick ja alle Ehre. Aber wenn man null Argumente hat. ;) Unser Staatsverständnis hat niente mit Schusswaffen im Keller zu tun. Diese stupide Behauptung, die dir offenbar 100 Menschenleben wert ist, müsstest du erst mal beweisen. Aber da du das ohnehin nicht kannst, werde ich sie für dich klar widerlegen. Frauen (solche die von ihren Männern mit Schusswaffen bedroht werden und solche die es nicht werden) hätten, gemäss einer Ad-Absurdum-Führung dieser Behauptung, grundsätzlich ein schlechteres Staatsverständnis als Männer. Die Linken ein schlechteres, als die Bürgerlichen. Fazit: Grosser Unsinn.

bluebalu ich seh wie deine argumentation auf etwas wackeligen beinen steht.
es kommt auf die gewichtung an, ist die sicherheit weniger suizidaler höher zu gewichten, als ein gewachsenes staatsverständnis?
ich bin weder svp-nahe noch in einem schützenverein. aber so wie du über die schützenvereine sprichst, disqualifizierst du dich selber. ich kann den schaum vor deinem mund formlich riechen. also tief durchatmen, in grüne schauen, nachjustieren und einen treffer landen....(natürlich nicht auf die b-scheibe)

@rasselpande: Viele Suizide sind Affekthandlungen. Auch wenn sich 2 von 3 konservativ gerechnet erhängen würden, würde das immer noch 100 Menschenleben retten, um es für dich schön simpel auf den Punkt zu bringen.
Wenn die Regierung überschnappen kann, dann müsstest du diese Verstandlosigkeit auch dem Waffenbesitzer zusprechen. Viel mehr noch, da der Waffenbesitzer nicht in demokratische Prozesse eingebunden ist. Gelegenheit macht Diebe. Die Kantone mit hoher Waffendichte haben auch die meisten Schusswaffen-Suizide zu verzeichnen, wie du beim Studium der Statistiken feststellen würdest. Unser direkt-demokratisches Selbstverständnis hat nichts aber auch gar nichts mit Schusswaffen im Keller zu tun, sondern ist zum grössten Teil unserem Föderalismus und Kleinräumigkeit zuzuschreiben.

@bluebalu: sagt mein untrüglicher sinn für statistik. "Substitionseffekt von Suiziden" sagt wer? und vor allem: ein paar fremdwörter und schon ist es glaubhaft oder was?
"Waffenmonopol muss bei der Bevölkerung liegen" genau das meine ich. klar, mann muss sich fragen was das wert ist. es ist keineswegs nur ein theoretischer schutz gegen eine "übergeschneppte" regierung. es prägt das selbstverständnis der bevölkerung und der politiker. vielleicht sollte man auch prägte sagen. der unterschied ist jedenfalls eklatant wenn man sich anschaut wie ein sarkozy die bevölkerung lehrmeistert verglöichen mit dem was unsere bundesräte machen.
wiederum man kann sich schon fragen ob das noch aktuell ist und was es wert ist. aber es braucht bei der frage auch ein verständnis für was es bedeutet.

Die Rechnung ist einfach: Ohne Armeewaffen kein Obligatorisches mehr, ohne Obligatorisches keine Beiträge an überflüssige Schützenstände, ohne Schützenstände keine dümmlichen Vereine für Waffennarren.

Schluss mit Schuss!!

Auch hier wieder ein klassischer Widerspruch bei den Gegnern der Initiative: Einerseits der Appell an die absolute Vernunft des Waffeneigners, andererseits die Vorstellung einer unvernünftig gewordenen Regierung, die es mit Waffengewalt abzusetzen gilt. Wie passt denn das zusammen? ;)

Wir werden in Zukunft sowieso strengere Regeln für unser Zusammenleben brauchen, nicht nur was das Lagern von Kriegsmaterial zuhause angeht. Die Tendenz geht im Moment zwar noch in die andere Richtung; Keinem darf irgendwas vorgeschrieben werden, Eigenverantwortung scheint wichtiger als das Gemeinwohl, Einschränkungen sind tabu. Aber bald wird unsere Gesellschaft auf Grund der Bevölkerungsdichte und des damit verbundenen Anonymitätsgrades mit solchen Wildwest-Gesetzen nicht mehr existieren können. Die persönliche Freiheit wird in vielen Belangen irgendwann eingeschränkt werden müssen. Anders geht's nicht.

Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es zwei wirkliche Argumente von der Armeeseite her, um die Waffe mit nach Hause zu geben: 1. Die Möglichkeit sich zum Mobilisierungspunkt durchzuschiessen (ich glaube auch Befürwortern zaubert das ein Lächeln ins Gesicht) und das staatspolitische: 2. Das Waffenmonopol muss bei der Bevölkerung liegen. Darüber kann man streiten. Diese Idee vom Waffenmonopol steht den Zwischenfällen mit Armeewaffen gegenüber (wozu nebenbei auch das bedrohen mit derselben zählt, was ein nicht unerheblicher Punkt ist). Nur wie realistisch ist es, dass wir uns gegen eine korrupte, ungerechte und diktatorische Regierung stellen müssen? Rein sachlich geht es nicht um eine Freiheitsdiskussion, denn du hast keinerlei Freiheiten mit deiner Armeewaffe. Es geht darum einen Teil der Bevölkerung mit vollautomatischen Waffen auszustatten, damit diese im Mani-Matter-Worst-Case-Szenario zur Knarre greifen könnten. Meiner Meinung nach niemals eine Legitimation für auch nur einen Zwischenfall pro Jahr.

@rasselpande: Sagt wer? Du etwa? Durchaus möglich. Aber der Substitionseffekt von Suiziden durch Armeewaffen ist weit höher. Es geht ja in erster Linie um Suizidprävention und nicht Homozide.
"niemandem darf mehr etwas passieren, alles muss sicher sein, keiner darf sterben"
Nebenbei: Es geht immerhin um 100 Tote durch Suizid, über die du hier relativ zynisch diskutierst.. inkl. eingerechnete Substitionseffekte durch Erhängen. Ich habe immer noch kein vernünftiges Argument für die Lagerung von Waffen im Keller gehört.

@bluebalu: deine rechnung zeigt vor allem eins: das sie nicht stimmt. denn es gab bei weitem keine 54 tötungsdelikte pro jahr durch armeewaffen.
du gehst davon aus, dass die tötungen auf alle waffen gleichverteilt sind. das ist entweder unglaublich naiv oder einfach nur propaganda.
von mir aus braucht es keine armeewaffen zuhause. ich hab meine abgegeben und bin froh darüber dass sie weg ist. für mich hat die initiative aber schon züge des umscich greiffenden sicherheitsfanatismus (niemandem darf mehr etwas passieren, alles muss sicher sein, keiner darf sterben)
andererseits finde ich ist die waffe zuhause (der staat gibt dem bürger eine waffe) durchaus ausdruck unseres staatsverständnisses und ein gegensatz zu den umliegenden staaten in denen man teilweise schon das gefühl hat die politiker sehen das volk als untertanen statt als auftraggeber.
jetzt da ich das getipselt hab sieht es etwas SVP mässig aus, ist es aber nicht. ich bin SP wähler.

@heindoof: Das Bundesamt für Statistik hält es nicht für nötig, dies auseinanderzuhalten. Man kann das aber sehr leicht selber ausrechnen. Der Mittelwert der Jahre 2000-2004 beträgt 324.6 Personen, die durch Kleinwaffen Suizid begangen haben. www.schutz-vor-waffengewalt.ch
Teilen wir das Ganze durch 2.3 (Armeewaffen + Jagd- u. Sportwaffen) und multiplizieren mit 1.7 (Nur Armeewaffen). Macht 240 Nasen.
Für denselben Zeitraum existiert eine Statistik zu Tötungen. 2000-2004 wurden 365 durch Schusswaffen getötet. www.schutz-vor-waffengewalt.ch
Macht 73 Nasen pro Jahr. Wieder /2.3*1.7 = 54. Macht zusammen 294 Personen. Die Zahl dürfte also ungefähr hinkommen, zumal Suizide durch Schützen und Sportler sicherlich eine Minderheit ausmachen (Substitutionseffekte also definitiv in den Bereich Armeewaffen fallen werden). Und das sind erst mal nur tödlich verlaufende Schussverletzungen!
Die Autodiskussion ist unsinnig, wie ich argumentorisch bereits ausgeführt habe, davon abgesehen ist es ja lustig, dass hier Leute (SVP & Co.), die ansonsten Expressspuren für ihre Mitglieder fordern gegen den Gebrauch von Autos argumentieren wollen. Nota bene auch Kleinbürger, die dem klassischen Täterbild eines Amokläufers in Familientragödien entsprechen. Mit Passivrauchen und Promillengrenzen lassen sich schon eher Vergleiche aufziehen.
"der staat vertraut jedem der will (männer wie frauen) ein tötungswerkzeug an. das nenn ich mal das ultimative vertrauen vom staat in die bürger. dagegen sind freie wahlen pipifax." Der Staat würde damit proklamieren, dass es die totale Vernunft gibt. Damit widerspräche sich der Staat aber selber, denn dann müsste er auch keine Sicherheitskräfte unterhalten. Ein Widerspruch in sich. Und das wir alle keine perfekten Menschen sind sollte eigentlich jedem einleuchten.
"der mann der seine frau bedroht, macht das immer noch. der mann der seine frau erschiesst, erschlägt sie, der selbstmörder der sich die brine wegpustet springt nun von einem dach. also wer gewinnt? scheinbare sicherheit oder ändert sich gar nix?"
Der Mann mag zwar immer noch seine Frau bedrohen, kann aber seine Macht nicht durch eine Knarre potenzieren. Die Argumentation (Erschlagen und andere Tatmittel für Suizide) ist empirisch falsch, da diese Instrumente nicht dieselbe tödliche Wirkung haben, somit ist die behauptete 100 prozentige Substition alleine schon ein Ding der praktischen Unmöglichkeit. Das Ärztenetzwerk FMH ist nicht willkürlich für diese Initiative, für die Suizidprävention bedeutet sie einen Meilenstein. Siehe: www.schutz-vor-waffengewalt.ch
Die Schweiz verfügt weltweit über die 2. höchste Suiziddichte mit Schusswaffen nach den USA. Dies direkt bedingt durch die hohe Waffenverfügbarkeit.

@bluebalu, gibt es einen link der die 300 morde (oder tötungen oder todesfälle) mit armeewaffen belegt?
ganz so unmöglich finde ich die argumentation mit den auto's nicht. oder denk mal an die passivrauchendiskussion. ich sehe hier eindeutige parallelen. ich zweifle, dass die welt im kleinen besser wird, wenn wir stück für stück unsere freiheit beschränken.
es gab diskussionen darüber, ob man nun eine SUV fahren darf oder nicht.
dass das stgw aus militärischer notwendigkeit nichts zu hause verlohren hat, dürfte wohl jedem klar sein. auch steigert eine waffe wohl kaum die wohnqualität, geschweige denn die sicherheit im quartier.
ich würde die thematik anders ansiedeln. der staat vertraut jedem der will (männer wie frauen) ein tötungswerkzeug an. das nenn ich mal das ultimative vertrauen vom staat in die bürger. dagegen sind freie wahlen pipifax.
wenn das nun abgeschafft wird, ich glaube kaum, dass sich gross was ändern würde. der mann der seine frau bedroht, macht das immer noch. der mann der seine frau erschiesst, erschlägt sie, der selbstmörder der sich die brine wegpustet springt nun von einem dach.
also wer gewinnt? scheinbare sicherheit oder ändert sich gar nix?

Bisher konnte mir noch niemand plausibel erklären, weshalb er seine Waffe unbedingt zuhause haben will, abgesehen vom Totschlag-Argument der "persönlichen Freiheit".