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Dass ich eine Rente habe, weiss meine Familie, Freund und meine besten Freunde.
Ich erzähle es sonst niemandem, weil ich selbst nicht dahinter stehen kann. Ich wollte keine Rente sondern Hilfe zur Eingliederung.

Möglicherweise passt meine Frage nicht hierhin. Und doch ist es etwas, was mich in letzter Zeit beschäftigt. Wie gehen andere Menschen, die IV erhalten und Menschen, die nicht arbeiten können mit diesem Thema in Gesprächen um?
Mir ist es peinlich und ich schäme mich dafür dass ich nicht arbeiten kann, fühle mich manchmal überflüssig und aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Solche Gedanken und Gefühle sind hinderlich und wirken negativ auf das Selbstwertgefühl. Weshalb ist dies ein Tabuthema, wie können wir etwas daran ändern?

Ich finde man sollte gegen die IV etwas unternehmen können!!!!

Ja, es ist oft kompliziert mit der IV und ich empfehle Unterschützung. Alleine mit der IV hat man eine kleine Chance...(und keine Kraft mehr...). Zum Glück, es gibt Vereine, die uns unterschützen können. Ich habe eine riesige Hilfe von Pro Infirmis bekommen. Sie hat mir begleitet, geschützt und ich brauchte es, weil ich weiter kämpfen wollte. Falls es mit Pro Infirmis keinen Erfolg hat, gibt es auch Procap. Also, ich wünsche Dir viel Kraft, viel Geduld, und eine gute Unterschützung (die Leute von Pro Infirmis kennen sich gut aus mit der IV, Du bist also in guten Händen ;)

Toll, dass du das Thema ansprichst, ich bin grad mittendrin wo es drumgeht Einsprache zu erheben und hab mir gedacht ob es wohl andern ähnlich geht wie mir. Es geht mir auch so, dass ich keine Kraft habe zu wehren, was die IV bietet macht mich wirklich fassungslos. Ich höre dann Sätze wie, sei froh dass wir in der Schweiz leben, das Auffangsnetz ist gut. Bis einem geholfen wird braucht es sehr viel Kraft, und eigentlich braucht man genau dann Unterstützung wenn man am schwachen punkt ist. Wenn man wirklich in dieser Situation ist, ist es gar nicht so einfach. Und der Leistungsdruck in der Schweiz ist enorm, wo vieleicht in andern Ländern nicht so viele mit burnout zu kämpfen haben, ich weiss es nicht. Ich kriege gar keine Eingliederung, mittlerweile läuft es auf eine Rente aus. Wurde aber auch grad abgelehnt. In einem Gutachten ein gesamte Beurteilung zu machen, find ich nicht möglich. Keine gute Erfahrung. Und man wartet Jahre, Monate bis die IV eine Antwort gibt, die ist dann so lächerlich dass man das Gefühl hat die lesen die Akten nicht, haupsache mal ablehnen. Aber ja ich mag mich manchmal nicht mehr wehren, man kommt so ständig in die Rolle des Opfers/Schwachen und ist auch ein Teufelskreis und macht mich alles andere als gesund. Ich schaue mittlerweile wie ich hier irgendwie möglichst unabhängig vom System leben kann.

Gutachter werden nicht kontrolliert, die IV entscheidet am Rand der Legalität (oder jenseits davon) und erhält dafür auf den niedrigen Gerichtsebenen Rückendeckung.
Wer zu unfit ist sich zu wehren wird ausgekehrt.
Das ist kein Geheimnis oder Tabu, das ist die Normalität mit der ich seit meinem Burnout immer wieder zu tun habe.
Es gibt IV-MitarbeiterInnen, die sich tatsächlich für ihre Klienten engagieren - bis zur (in den letzten Jahren immer enger gezogenen) Grenze ihrer Befugnis, aber die sind Glückssache.
Es ist an der Zeit über Erfahrung/Meinung hinauszugehen und auf der politischen Ebene etwas zu verändern.
Wie die Schweiz mit Ihren Schwächsten umgeht ist ganz schön grenzwertig und die Zustimmung dafür (SVP ich schaue Dich an - heisst nicht, dass die Anderen so viel besser sind) erschreckend.
Konkret heisst das zunächst:
Wer immer in Kontakt mit der IV gerät, sollte alle Kontakte (auch die von behandelnden Ärzten und begleitenden Sozialarbeitern) möglichst lückenlos dokumentieren (lassen).
Speziell Gutachterbesuche nie alleine.
Begleitpersonen als Zeugen sind unverzichtbar.
Erst wenn genügend Widersprüche solide genug unterfüttert sind um im Zweifelsfall vor das Bundesgericht zu gelangen gibt es eine Basis für Besserung.
Weil mir diese einfache Regel nicht bewusst war bin ich beim Sozialdienst gelandet.
Und da mir ein Leben in (relativer mitteleuropäischer) Armut immer noch lieber ist als ein zweiter Burnout wird es dabei wahrscheinlich bleiben.
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