Kommentare

In Deutschland gibt es in den meisten Industrie- und Diensrleistungssektoren bereits seit Jahrzehnten geregelte Lohnuntergrenzen, die in den jeweiligen Tarifverträgen festgehalten sind.
Durch den Mindestlohn entsteht sicher viel Gutes, aber eben auch eine neue Ungerechtigkeit, und zwar, dass ungelernte Hilfsarbeiter in Industrie undcHandwerk nun u.U. gleichviel verdienen wie speziell ausgebildete Facharbeiter. Damit untergräbt ein hoch angesetzter Mindestlohn den Sinn und Zweck von guten Fachausbildungen.

@pimp: "erst seit einigen Jahren. .."!? www.zeit.de

halbschue, natürlich sollte 4000.- vorhanden sein, um eine Familie zu ernähren. Aber wer sagt denn dass in einer Familie nur eine Person auswärts arbeitstätig sein soll??? In der ganzen Welt - ausser der Schweiz offensichtlich - ist es völlig normal, dass soweit möglich, beide Elternteile ihr Geld verdienen. Wenn die 2. Person jetzt noch 2000 dazu verdient als Halbzeitkraft, sinds schon 6'000.-, in Basel-Stadt zudem steuerbefreit für dieses Einkommen. Das soll nicht reichen? Wenn das ein Deutscher liest, denkt er, die Schweizer gehören in die Klapsmühle.

In der Schweiz werden schon länger massiv Jobs ausgelagert.
- Gerade ist es gross in Mode, seine Buchhaltung in den Ostblock zu verlegen. Ich habe mehrere Kunden, denen wir die Rechnung nach Bratislava oder sonst wo hinsenden.
- Ein Bekannter von mir hat seinen Job im Marketing einer Grossbank verloren. Der Job wird nun in Polen erledigt.
- Für die Basel World wird jeweils ein Extrazug mit Billiglöhnern von Süditalien nach Basel gekarrt (kein Witz).
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Die Wirtschaft hat meiner Meinung nach eins auf den Deckel gekriegt. Auch wenn mir klar ist, dass wir am Schluss den Ausgleich bezahlen. Wenn die Verteilung dadurch ein wenig gerechter wird, dann ist das eine gute Sache. Gerade wenn die Patriarchen unserer Gesellschaft derart auf die Barrikaden gehen - da kann es doch nur etwas gutes sein.
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PS: Ich als Junggeselle könnte übrigens sicher sehr gut leben mit 4000.- Fr. Grundsätzlich sollte ein Mindestlohn aber auch reichen, eine Familie durchzubringen. Für eine 4-köpfige Familie ist das wohl gar nicht mehr so weit weg vom Existenzminimum... oder?

Nun, das ist doch der Unterschied der sozialen zur freien Marktwirtschaft: Dass dort, wo ein massives Ungleichgewicht der Macht besteht und die Mächtigen die Verantwortung, die ihnen diese Macht gibt, missbrauchen, der Staat eingreifen kann und dieses Ungleichgewicht zumindest ein wenig ausgleichen kann.
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Oder wollen wir wieder zurück zu 6x12 Stunden die Wochen, keinen Urlaub, keinen Mutterschutz etc? Der Markt wird es schon richten, oder? Die KMUs werden aufblühen, das Erfolgsmodell Schweiz strahlend allen anderen Ländern vorauseilen...
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Nein, der Staat _muss_ eingreifen. Über die Details können wir streiten, ich wäre auch glücklicher mit einem niedrigeren Mindestlohn je nach Region, aber dass er kommen muss, das steht für mich in der heutigen Zeit ausser Frage.

tja, auch das ist halt so gewollt. unternehmenssteuern sinken (die investoren und aktionäre haben eine gute lobby), die mwst (und andere abgaben) steigen, die bezahlt ja der endverbraucher.
interessanterweise wird ja in deutschland (und den usa etc) erst seit einigen jahren intensiver über einen mindestlohn diskutiert, es scheint so, als wären da die globalen umwälzungen zugunsten der firmen und des grosskapitals nicht unschuldig dran. aktion, reaktion.
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kann eigentlich bloss meinen ersten post wiederholen: entweder handelt die wirtschaft verantwortlich, oder sie kriegt einen mindestlohn aufgebrummt. dank unserer direkten demokratie sind wir da der wirtschaftlsobby etwas weniger ausgeliefert als etwa die deutschen in ihrer repräsentativen demokratie.

Ja, aber eine sehr hohe Mehrwertsteuer, allgemeinde Steuerlast. War ja auch nur ein Beispiel dafür, dass sich der Markt nicht einfach mit ein bisschen gut gemeinter Politik aushebeln lässt.

es gibt in deutschland bisher keinen flächendeckenden mindestlohn. sorry. die grassierende schwarzarbeit dort kannst also schlecht einem mindestlohn in die schuhe schieben. und dabei kleingewerbe gegen kleinverdiener ausspielen...
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gleichwohl ists ein politisches setting, dass kleinbetriebe schlechtere bedingungen haben als globale mia-konzerne. kennen wir in der schweiz ja auch: die grössten banken bezahlen seit jahren keine steuern, trotz mia-gewinnen. ich mit meiner KMU bezahle mehr gewinnsteuern als die UBS. muss sich das mal vorstellen. aber darüber schweigt die von der wirtschaft gekaufte politik dann gerne...

Natürlich kann man das. Nur findet der Markt eben nicht einfach nur in einem politischen Rahmen statt. Wirf einen Blick über unsere Grenze nach Süddeutschland. Dort wird handwerklich fast alles schwarz gemacht.

der markt entscheidet innerhalb des politischen rahmens. bürger in einem demokratischen rechtsstaat haben nicht nur handlungsmöglichkeiten als konsumenten (je mehr geld, je mehr macht), sondern auch handlungsmöglichkeiten als politische bürger (ein bürger, eine stimme).

Die Frage ist, wie viel dafür bezahlt werden wird und das entscheidet immer noch der Markt. Die Sozis meinen ja immer den Markt, also Handlungsalternativen irgendwie aushebeln zu können. Also ich bezahle z.B. gar nichts für's Haare schneiden.

es ist ja schon schwachsinn, dass dann dieser mindestlohn schweizweit gelten soll.
zudem führt es dann wohl einfach zu teuerung.. wieder mal zu schaden des mittelstandes. es gibt einfach lohnabstufungen. und mit dem mindestlohn gibt es dann den punkt, wo beide gleichviel verdienen, obwohl sie unterschiedliche qualifikationen haben. dann fühlt sich doch der mit der besseren qualifikation verarscht?
verstehe nicht warum die initative nicht gleich 3% lohn für alle nicht-kader-angestellten fordert, dann hätte sie wohl eher chancen.

"irgendjemand muss es tun"
wenn jemand es tun muss - dann gibts auch gründe, weshalb es bezahlt werden muss.

Ein Lohn unter 4'000.- ist noch lange kein Hungerlohn. Das ist billiger Populismus. Genau, irgendjemand muss es tun. Die Frage ist dann nur, ob er oder sie dann auch Mehrwertsteuer abrechnet.

Zum Thema pleitegehende Kleinbetriebe: Wenn mein Geschäftsmodell darauf beruht, Menschen mit Hungerlöhnen auszubeuten, dann habe ich die Pleite auch verdient.
Und sonst: Wenn es so einfach wäre, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlegen, hätte es die Wirtschaft schon längst gemacht. Mit einem chinesischen Lohn kann man nie und nimmer mithalten, mit oder ohne Mindestlohn. Aber es ist halt nicht so einfach.
Und es gibt halt nunmal eine bestimmte Zahl von Menschen, die ihre Haare geschnitten haben wollen. Da kann man die Coiffeusen nicht einfach entlassen, irgend jemand muss es ja tun...