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Ich mache mir sehr grosse Gedanken über die Mindestlohninitiative, vorallem weil meine Elteren direkt davon betroffen sind. Und mein Vater zum Beispiel mit seinen ü60 Jahren brutto keine 4000 Fr. verdient. Andererseits hatte er das grosse Glück, dass er obwohl über 50 Jahre alt war überhaupt noch einen Job gefunden hat. Was auf keinen Fall gewesen wäre, wenn er einen höheren Lohn verlangt hätte.
Ich weiss, dass die Initiative gut gemeint ist und dass es eine schöne Vorstellung ist, dass doch alle genug haben sollten und dass es doch möglich sein sollten. Aus wirtschaftlicher Sicht sehe ich aber fast nur Nachteile:
- Jugendliche würden keine Lehre mehr machen, weil sie auch ohn schon mind. 4000 Fr. verdienen würden
- Serviceangestellte würden den Job verlieren, viele Kleinbetriebe würden Konkurs gehen
- Der Anteil der Schwarzarbeiter würde sich dratisch erhöhen, was wiederum weniger Steuern, weniger AHV Beiträge etc auslösen würde und vorallem massiv schlechtere Bedienungen für die betroffenen Arbeiter bedeuten würden, die wiederum aus Notgründen die Jobs trotzdem annehmen würden
- Coiffeusinnen zum Beispiel würden wieder mehr schwarz von zu Hause aus arbeiten, da sie unter umständen keinen Job finden würden
- Älter, schlechter oder gar nicht ausgebildete Leute würden noch viel mehr auf der Strecke bleiben, weil man für denselben Lohn lieber junge, gebildete Leute einstellt
- Ausländer und Grenzgänger würden sich umso mehr um einen Job in der Schweiz bemühen
- Fabrikationen und Stellen die man ins Ausland verlegen kann, wird man intensiv outsourcen, sprich wiederum weniger Steuereinnahmen, AHV- Beiträge und Arbeitsplätze in der Schweiz
Wirtschaftlich gesehen gibt es für mich nur Nachteile. Der Ansatz, dass alle genug haben sollten, scheint mir richtig, doch dies ist der falsche Weg. Ein anderer Ansatz wären vielleicht vermehrte Sozialabgaben an Bedürftigen oder die Ergänzung zu den 4000 Fr. seitens Staat.

Ja, Mindestlöhne müssen sein. Es ist hier zum Glück nicht ganz so krass wie im Osten des grossen Kantons, wo Coiffeusen auch mal gerne von 3 EUR/Stunde leben müssen. Aber diese Leute haben kaum Druckmittel, um höhere Löhne durchzusetzen.
Leider allerdings wird auch diese Initiative, wie auch die 6-Wochen-Ferieninitiative, wieder an der Masslosigkeit scheitern. Ich bin mir sicher, bei 5 Wochen hätten alle mit Ja gestimmt. Ein regional unterschiedlicher Mindestlohn, der Familienverhältnisse berücksichtigt und der deutlich tiefer ausfällt, würde eher angenommen werden als der jetzt diskutierte.
Ansonsten sind die Argumente in den Anzeigen der Befürworter (schon aufgefallen? Allesamt CEOs mit riesigen Jahresgehältern, die in den Anzeigen abgebildet sind) grösstenteils an den Haaren herbeigezogen: Man kann Arbeitsplätze bei Coiffeuren nicht einfach ins Ausland verlagern oder weniger Leute einstellen, irgend jemand muss die Arbeit ja machen. Und wenn ein Job wegfällt, von dem man nicht leben kann und darum auf staatliche Unterstützung angewiesen ist... dafür werden andere durch die erhöhte Binnennachfrage entstehen.
Und nur weil es einem Grossteil der Bevölkerung auf Kosten der Schwächsten gut geht, braucht man das nicht "Erfolgsmodell" zu nennen.

Mindestlöhne schaden der Emanzipation der Frau. Wie soll eine Mutter von Kindern arbeiten gehen, wenn sie sich nicht eine günstige Haushaltsperle leisten kann?

ein mindestlohn schmälert meinen gewinn als unternehmer. wenn wir schon die personenfreizügigkeit haben, sollen wir auch davon profitieren dürfen, sonst können wir sie gleich wieder abschaffen.

Einmal davon abgesehen, dass die Schweizer Wirtschaft ohne Mindestlohn empirisch sehr viel besser gefahren ist als unsere Nachbarn, hier die Kritik an der gewerkschaftlich unterstellten Kaufkraftseigerung in den Arbeitnehmertaschen:
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"Vertreter der Angebotspolitik bestreiten, dass durch die Einführung von Mindestlöhnen ein Nachfrageeffekt erzeugt werden kann. Die Effekte nachfragesteuernder Maßnahmen werden im Gegensatz zur Preissteigerung erst mit großer zeitlicher Verzögerung wirksam. Ein Unternehmen produziert und verkauft zum Zeitpunkt der Einführung eines Mindestlohnes nicht mehr Güter und verfügt somit nicht über mehr Geld; es muss daher entweder Personal entlassen, die Gehälter kürzen oder die Gewinne reduzieren. Also treten zuerst negative Nachfrageeffekte ein. Wenn nun die Erhöhung der Niedriglöhne zu einem späteren Zeitpunkt tatsächlich reale Nachfrageeffekte hervorruft, wird sich die kumulierte Nachfrage nicht verändern, sondern es gibt nur Verlagerungen bei der Nachfrageentscheidung.
[..]
Weiter wird kritisiert, dass diejenigen Unternehmen Vorteile aus dem Kaufkraftgewinn der Lohnempfänger zögen, die von der Lohnerhöhung weniger belastet seien. Dies sind zum einen die Unternehmen der kapitalintensiven Wirtschaftszweige, die relativ wenig Menschen beschäftigen. Zum anderen ausländische Unternehmen, die oftmals bereits kostengünstiger produzieren." Quelle: WP.

Wenn der Mindestlohn 4'000 betragen würde, müsste das ja irgend jemand bezahlen. Da gibt es eigentlich nur wenige Möglichkeiten:
- Der Konsument zahlt, die Preise werden erhöht. Eher unwahrscheinlich, da jeder Laden dieser Branche mitziehen müsste, ansonsten wird mit den höheren Preisen nichts mehr verkauft
- Es wird an Personal gespart. Und wenn man die Wahl zwischen einem Ungelernten und einem Ausgebildeten hat, die beide gleichviel kosten, nimmt man natürlich den Ausgebildeten. Schlussendlich verlieren also die Ungelernten ihre Stelle und die Initiative schadet denen, die sie eigentlich schützen wollte.

Pimp, du vergleichst Äpfel mit Birnen! Habe ich irgendwo gesagt, dass ich einen Stundenlohn von 10.- ok finde???? Nein, ich habe nur gesagt, dass ich gesetzlich vorgeschriebene 4'000.- für jeden, egal ob gelernt oder ungelernt, zu viel finde.
Einen Mindestlohn von 3'000 oder etwas mehr für ungelernte Arbeiter könnte ich befürworten, aber nicht einen von 4000.
Für viel KMU spielt es keine Rolle, ob eine Hilfskraft (z.B. Reinigungskraft zur Maschinenreinigung) aus der Schweiz oder aus Tschechien kommt. Aber sobald diese Person 4000.-/Mt kostet, frisst das die oft schon sehr dünnen Margen auf, dies ist nunmal eine Tatsache (der Nettolohn ist ja nur ein Teil der Mitarbeiterkosten, die der Unternehmer träg, dazu kommen noch die Lohnnebenkosten etc.).
Es gibt sehr viele Niedermargige Branchen, und nicht in allen können oder werden Arbeiter zu Dumping-Preisen herangekarrt (z.B. Gastronomie, Coiffeur etc.), da dort eben nicht nur körperliche Kraft wie auf dem Bau, sondern auch andere Fähigkeiten wie Sprache etc. wichtig sind.
Und ja, ich bin der Meinung, dass jemand, der die Mühe einer Ausbildung auf sich nimmt, mehr verdienen sollte, als jemand, der "nichts gelernt" hat. Denn eine Ausbildung bedeutet - neben den erworbenen Fachkenntnissen - auch immer grossen Aufwand und Lohnausfall. Und dennoch gibt es heute gelernet Fachkräfte (z.B. Dtailhandel), welche mit einem 100% Pensum keine 4'000 verdienen. DAS finde ich nicht ok.

zinemin, wennschon hat der 'freie arbeitsmarkt' unzählige kmu zur aufgabe gezwungen, wenn plötzlich konkurrenz aus tschechien oder spanien mit bautrupps in der schweiz auffährt, die bloss 10 fr pro stunde bezahlen. aber darüber beklagst du dich nicht, da ist die geschäftsaufgabe in ordnung, weil ideologisch korrekt: das wüten des globalisierten marktes ist in ordnung, demokratisch gesetzte regeln nicht....

Der Mindestlohn wird ganz sicher einige KMU zur Geschäftsaufgabe zwingen, so dass viele aktuelle Tieflöhner (ungelernte, Teilzeitler, Wiedereinsteigerinnern etc.) ihren Job komplett verlieren werden.
Ich bin auch der Meinung, dass ein Mindestlohn ok ist, aber CHF 4000.- ist viel hoch angesetzt. Wenn man sagen würde 4000.- für Menschen mit einem Lehrabschluss, dann wäre das für mich akzeptabel. Aber ich bin nicht der Meinung, dass dieser Betrag für ausnahmslos alle gelten soll.
P.S. Ich habe lange in der Gastronomie gearbeitet, weiss also, was es bedeutet von einem Tieflohn zu leben!

Ab wann reicht denn ein Lohn nicht mehr zum Leben? Ich finde 4'000.- doch recht grosszügig und finde, wenn es einen Mindestlohn geben sollte, dann sollte er wirklich nur das Existenzminimum berücksichtigen. Mit 4'000.- kann man sich locker Sachen leisten, die nicht zum Existenzminimum gehören, z.B. Iphone, teures Handy Abo, Restaurantbesuche etc. Klar kommen immer wieder Argumente, wie sehr es einen stresst, wenn man der einzige im Kollegenkreis ist, der aufs Geld achten mus etc. pp. Aber der Mindestlohn ist nicht dafür da, um solche Sachen zu finanzieren.

die mindestlohninitiative wird ziemlich sicher abgelehnt werden. von dem her ist primär der anteil der ja-stimmen interessant, weil ein hoher anteil die branchenverbände weiterhin zu verantwortungsvollem handeln gegenüber den arbeitgebenden motivieren wird. ein hoher nein-anteil wird dagegen den branchen signalisieren: ausbeuterlöhne, die nicht zum leben reichen, haben rückhalt in der bevölkerung.
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