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Thesen zur Faschisierung der Gegenwart
Wie funktioniert eigentlich die Faschisierung der Gegenwart? Und wie kann man diese Faschisierung überwinden? - Ja, es ist kein Zufall, dass diese Fragen in diesen Tagen wieder stärker beschäftigen ( www.woz.ch ). Und doch ist es ein Dauerbrenner. - Deshalb dazu ein paar Thesen. Und ein paar Zitate:
1.) man muss permanent trommeln, permanent eine Bevölkerungsgruppe verunglimpfen, eine Gruppe, die sich allem Anschein nach nicht wehren kann oder nicht wehren wird;
2.) es gilt streng der Grundsatz: alles Unglück kommt von einer Gruppe;
3.) alles Unglück kommt von aussen;
4.) das ewige Hetzen und Nörgeln soll so aussehen, als wehre man sich ja bloss, man fühlt sich als Opfer;
5.) jede intellektuelle Neigung wird zurückgewiesen: man will sich nicht am Poltern hindern lassen: Emotionen müssen raus;
6.) man achtet genau darauf, dass nicht zu brutale Töne herauskommen, die Wut köchelt unterschwellig und wächst, aber offiziell bleibt man moderat;
7.) die Diskussionen, Wahlen, Abstimmungen werden mit einem Sportsgeist betrieben, was den Stumpfsinn und den Ernst der Inhalte weitgehend übertüncht;
8.) Faschismus ist nicht das Gleiche wie Populismus. Populismus bedeutet lediglich, dass man eine grosse Masse als Zielpublikum hat. Dies kann auch in aufklärerischer oder humanistischer Absicht geschehen. Faschismus hingegen arbeitet mit Ängsten und Gewaltphantasien und will eine Stimmung schüren, die Machtinteressen dient;
9.) wo immer scheinrationale Sachzwänge ins Spiel gebracht werden, ist das faschistische Denken nicht weit;
10.) Faschismus ist ein Unterhaltungsprogramm.
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Was kann man tun dagegen?
20.) Man kann sich fragen: Haben wir heute in der Schweiz überhaupt faschistoide Tendenzen? Was bedeutet es, wenn Polizei und Politik zuschaut, wie in Deutschland Flüchtlingsunterkünfte brennen?
19.) Man kann sich fragen: Wer profitiert davon, wenn immer wieder gegen eine Gruppe wie die Ausländer gehetzt wird? Wem nützt es, wenn man den Menschen, die oft in der Schweiz geboren wurden, aber nicht den Schweizer Pass haben, die Rechtsgleichheit zu verweigern droht?
18.) Auch wenn vorläufig noch die Gleichheit vor dem Gesetz gilt, theoretisch wenigstens (denn praktisch schaft auch hier das Geld ungleich lange Spiesse), so ist doch alleine die fortwährende Androhung von Apartheid-Verhältnissen ein Gift, das seine Wirkung nicht verfehlt.
17.) Man kann sich fragen: kann man Faschismus mit rechtlichen Mitteln verhindern? Bekanntlich waren gerade die Faschisten in Deutschland vor 70 Jahren sehr erfolgreich, das Recht in ihrem Sinn zurechtzubiegen.
16.) Man kann über sich selbst nachdenken.
15.) Man kann lesen und sich bilden, Bücher beiziehen, in denen oft tiefere Gedanken, Informationen und Anregungen zu beziehen sind als im Internet.
14.) Bei Dürrenmatt heisst es zum Faschismus: "Seine Gefährlichkeit liegt im durchwegs Emotionalen seiner Politik. Nur die emotionalen Realitäten machen den Faschismus möglich: indem diese emotionalen Realitäten total werden. Das WIR wird zum absoluten Vaterland, das UNS zur Herrenrasse, mit der sich jedes Individuum, das diesem UNS angehört, zu identifizieren vermag. Das ANDERE wird zum aboluten FEIND: zum Juden, zum Bolschwisten, zum Untermenschen usw. Dei Gleichheit Freiheit = Unabhängigkeit wird absolut gesetzt. […] Aus diesem Grunde weist auch die Schweiz faschistische Züge auf; im Versuch, sie geistig zu verteidigen, wird die Schweiz zu einem totalen, emotionalen Begriff, der den Menschen eliminiert, den es doch eigentlich zu verteidigen gilt." (Band 33/37, S. 80.)
13.) Man kann sich fragen: wollen wir eine faschistische Schweiz, ein faschistoides Europa, oder ein menschliches?
12.) Wollen wir uns die fortwährende Beleidigung unserer Vernunft durch Hetzparolen auf Plakaten und Flugblättern wirklich bieten lassen, die ewige Trommlerei gegen den Verstand und Menschlichkeit, die trotzige Rückwärtsgewandtheit?
11.) Was meinst Du dazu?