Kommentare

Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu den Gewerkaschaften. Grundsätzlich links denkend sehe ich ein Bedürfnis nach der Vertretung der Arbeitnehmerschaft, allerdings hat sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren (in der Schweiz) stark verändert. Der Bedarf an Massen von ungelernten Arbeitskräften für grosse industrielle Betriebe ist stark gesunken und die Befähigung der Arbeitenden für die Jobs sollte zuoberst auf der Prioritätenliste der Gewerkschaften stehen. es ist aber einfacher, Fahnen zu schingen und in Pfeifen zu pusten, anstatt den schwach bis gar nicht gebildeten Arbeitern zu helfen, die nicht immer anspruchslose Arbeit erledigen zu können. Ich würde mich freuen, wenn mehr von den gescholtenen Unternehmern wieder den Anspruch des fördernden Patrons erfüllen würden und auch die Gewerkschaften die Macht der Bildung und nicht des profanen Protests erkennen würden. In der Ausbildung liegt die Macht, liebe UNIA, nicht in roten Fahnen und Trillerpefiefen.

In der freien Wildbahn gäbe es gar keine Banken. Und es wärden auch keine Gewerkschaften nötig. Denn jeder Wucherer (übrigens ein sehr mittelalterliches Wort), jeder Spekulant, jeder Sklaventreiber würde schnell am nächsten Baum aufgeknüpft (der ausführende Mob wäre dann wieder die Urform einer Gewerkschaftsbewegung). Aber wir haben unsere Rechte und Gesetze, und wir haben vor allem eine staatliche Gewalt, welche das heilige Recht auf Eigentum gnadenlos durchsetzt.
Ein Hoch auf die UNIA, die es in den letzten paar Jahren als einzige Gewerkschaft wieder gewagt hat, etwas kämpferische Töne in die Sache zu bringen. Sie hat in einigen Arbeitskämpfen unseres jungen Jahrtausends gute Arbeit geleistet und dabei mitgeholfen, substantielle Verbesserungen zu erreichen (Swissmetal, SBB Cargo, Novartis Nyon, Bau-Branche, punktuell auch im Verkauf, etc.). Die Mindestlohninitiative bringt einen wichtigen Pflock in den Diskurs um Arbeit/Lohn. Und vor allem: die UNIA spielt den Ur-Refelex "Wir guten Schweizer gegen den Rest der Welt" nicht skrupellos aus, sondern - im Gegenteil - klärt engagiert über internationale Zusammenhänge auf und ruft zur Unterstützung ausländischer Arbeitskämpfe auf. Fakt ist: ohne den energischen Einsatz der Bauarbeiter in den letzten Jahren, unterstützt durch die UNIA, wären die Arbeitsverhältnisse auf dem Bau viel viel schlechter als sie es heute sind (wenn auch weit nicht so ideal wie sie sein könnten).

@ristretto: Das heutige Geldsystem verursacht ungerechtfertigte Wohlstandsunterschiede und ist total unfair. Die staatlichen Zentralbanken erhöhen die Geldmengen laufend in der (irrwitzigen) Vorstellung, dies "erhöhe den Wohlstand". Inflation ist die direkte Folge davon. Die gut ausgebildeten Reichen verstehen die Bedrohung und halten Realwerte. Dadurch profitieren sie sogar von den steigenden Preisen. Der Mittelstand hat Sparkonti und Pensionskassenguthaben, welche durch den Inflationismus laufend an Kaufkraft verlieren. Die armen Leute werden von Inflation am härtesten getroffen, weil sie einen Grossteil ihres Einkommens für Konsumausgaben verwenden. Klar gab es im Mittelalter Wohlstandsunterschiede. Ich sehe aber nicht ein, warum diese durch die Tatsache begünstigt wurden, dass jeder seine eigenen Münzen prägen konnte. Wohl eher mit dem Mangel an Respekt vor individueller Freiheit und Privateigentum, den du ja selber erwähnst.

@graf: Der Bankensektor ist durch die Tiefzinspolitik künstlich aufgebläht. In der freien Wildbahn wäre das Bankensystem etwa so banal und unspektakulär wie die Wasserversorgung. Die Banken, wie wir sie heute kennen, gibt es erst seit einigen Jahrzehnten in dieser Form.
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Es wäre sinnvoll, wenn einige Banken bankrott gehen würden. Der Prozess ist nicht angenehm, aber ein wichtiger Teil einer effizienten Wirtschaft. Sinnlose Unternehmen verschwinden, und machen anderen Platz, welche das Kapital und die Mitarbeiter sinnvoller einsetzen (zugunsten der Kunden).
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Unternehmen sollten sich so wenig wie möglich über Schulden finanzieren, sondern über Ersparnisse. Genauso wie die Banken werden auch gewisse Branchen (z.B. Immobilien) durch Tiefzinsen künstlich aufgebläht, was immer wieder im Katzenjammer endet.

hügli, das hatten wir doch schon: in einem freien markt wären jetzt alle banken pleite, die unternehmen würden kein geld mehr bekommen und die firmen müssten alle mitarbeiter entlassen. schon vergessen?

also ich hab noch nie gebraucht
- das strafgesetzbuch
- gynäkologe, proktologe, chirurgen und hebammen
- ahv, witwen und waisenrente
- radio nrj und tofu
also weg damit.
aber was in meinem kellerabteil liegt brauch ich. noch das letzte teil

@Pimp: Peperino hat aber geschrieben "Züriberg", nicht Seefeld oder K4/5. Der Züriberg war IMMER bevorzugte Lage.
Ich kann sehr gut verstehen, was er/sie meint - ich weiss von mehr als einem Stadtzürcher Exekutivmitglied welches der SP angehört aber mehrere Immobilien in Zürich besitzt, deren Wohnungen ganz sicher nicht in die Kategorie der "erschwinglichen Mieten für alle" gehören. Von wegen Wasser predigen und Wein trinken....
Genau so sind die Präsidenten der Gewerkschaften nichts anderes als CEO's welche einen klaren Auftrag haben und dafür bezahlt werden. Und dieser Auftrag ist eben "schuld", dass uns die Verbissenheit auf Kleinigkeiten welche Gewerschaften manchmal an den Tag legen mit etwas gesundem Menschenverstand betrachtet oft etwas schwierig nachvollziehbar und etwas gar weit hergeholt erscheint.

Hügli, dieses 'wirklich liberale System' das du beschreibst (wo jeder sein eigenes Geld drucken kann etc) gabs im Mittelalter. Extremer als damals waren Macht und Wohlstand seither nie mehr verteilt. Adam Smith, der Vater des heutigen Liberalismus, schrieb seine Thesen explizit zur Überwindung dieses feudalen Raubrittertums. Damit Staaten zu Wohlstand gelangen konnten, und nicht wie bis anhin ein paar wenige Fürsten und Oligarchen. ...Manchmal habe ich das Gefühl, jene, die am lautesten von Liberalismus schreiben, haben das geringste Wissen darüber.

@ristretto: Hör mal auf über mich zu reden, und setze dich mit der Sache auseinander. Die Ursache der Krise liegt in der staatlichen Zentralplanung und Monopolisierung des Geldmarktes. In einem wirklich liberalen System wäre das nicht möglich: Dort wären nicht Millionen Menschen praktisch gezwungen, ein paar wenige Staatswährungen zu verwenden. Es gäbe keinen künstlichen Anreiz durch künstlich tiefe Zinsen, sich zu verschulden. Es gäbe weniger Fehlallokationen von Kapital. Die Banken wären weniger profitabel als eine Schreinerei. Die armen Leute würden nicht unter Inflation leiden, und die Reichen würden nicht davon profitieren (was momentan der Fall ist).
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Die Politik wird von individuellen Entscheidungen (Stimmen) bestimmt, sie war schon immer "privatisiert" und das ist auch gut so. Genauso ist die Wirtschaft schon längst "demokratisiert", denn die individuellen Kaufentscheidungen jedes Einzelnen bestimmen schlussendlich die Produktion.
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So und jetzt könnt ihr mich wieder neoliberal nennen, ohne auf meine Argumente einzugehen.

Gewerkschaften arbeiten oft im Hintergrund, zum Beispiel bei Lohn- und Gesamtarbeitsverträgen. Natürlich kann man das Gebaren einzelner Gewerkschaftsbosse mit Recht kritisieren. Ohne Gewerkschaften hätten wir aber Zustände wie im 18. Jahrhundert: 72 Stundenwoche, Samstagsarbeit, keine Ferien. Kein Arbeitgeber verbessert freiwillig die Arbeitsbedingungen, jede Verbesserung muss umkämpft werden. Verkäuferinnen sind leider schlecht organisert und können, wie bei Vögele, einfacher auf dei Strasse gestellt werden. Ohne Gesamtarbeitsvertrag (bzw. Gewerkschaft) sind Arbeitsnehmer immer der Willkür und Laune des Chefs ausgesetzt.

Eine ideale Wirtschaft oder Gesellschaft gibts im Paradies. Da gibts auch noch gleich 100 Jungfrauen obendrauf.

Ideal ist eine Wirtschaft, in der es keine Gewerkschaften braucht. Sie sind die negative Entsprechung zu Kartellen und damit genauso gefährlich wie diese.

charles hügli, die religion (oder sagen wir: die ideologie) der du anhängst, die geht grad mit der globalen wirtschaftskrise den bach runter.
diese dinge, die die ganze gesellschaft betreffen, können per definition nicht apolitisch sein (oder nur 'ökonomisch', wie du sagst). der neoliberalismus versucht seit 3 jahrzehnten, die politik zu privatisieren, damit die entscheidungen in kleinen zirkeln von finanzkräfigen eliten getroffen werden können. hat zum glück in der schweiz mit ihrer direkten demokratie nicht funktionert. auch mit ein grund, weshalb gewerkschaften hier in der schweiz nicht so dringend sind wie in anderswo (deutschland ist ein gutes beispiel, wo die bevölkerung sowohl von politikern als auch betriebsräten/gewerkschaftern beschissen wird, aber selbst nichts zu sagen hat).

von emergency: «dass Unternehmer sich sehr gut überlegen müssen, jemanden fest anzustellen, weil er - auch bei Flaute - einen Teil der Belegschaft kaum noch loswird» Einer der seine Belegschaft bei Flaute loswerden will, ist ein neoliberales Arschloch und kein Unternehmer! Gewerkschaften gibt es und sind notwendig wegen der unersättlichen Gier der Besitzenden.

Ich habe keine politische Aussage gemacht, sondern eine ökonomische. Mal was neues für euch. Also vergesst neoliberal. Die Arbeitslosigkeit ist 2.7%. Wer sich nicht gerade extra blöd anstellt, findet sehr wohl einen neuen Job und kann den alten künden. Die durchschnittliche Stellensuche dauert drei Monate. Sorry aber es ist so, und zwar für alle, von der Putzfrau bis zum Chef. Klar gibt es vereinzelte Ausnahmen. Aber mehr als 91 Prozent der Schweizer sind mit den Arbeitsbedingungen zufrieden oder sehr zufrieden. Seid doch froh, dass es auch ohne Gewerkschaften geht.