Das ist eines der grossen Missverständnisse des Theaters und der Leute, die einmal pro Jahr ins Theater gehen, dass man glaubt, es ginge hier nur um Kanon- oder Klassikerpflege. Theater ist keine Archivierungs- sondern eine Kunstform, die von Innovation, Neu-Interpretation und aktuellen Strömungen lebt. Das macht man halt, indem man entweder moderne Stücke inszeniert, oder eben Klassiker aktualisiert. Eine Neuverfilmung, die das selbe einfach mit neuen Schauspielern bringt, würde man ja schliesslich auch nicht akzeptieren.

Also meiner Meinung nach versucht jeder Klassiker inszenierende Regisseur, der was auf sich hält, aus einem Stück etwas "Neues" herauszuholen und nicht bereits Gesehenes wiederzukäuen. Die Frage ist nur, in welchem Masse er/sie das tut. Das ist natürlich Geschmackssache, die vielen Rufe nach klassisch inszenierten Klassikern spricht, denke ich, nur nicht gerade für die Aufgeschlossenheit des Zürcher Theaterpublikums und hilft dabei, das Theater als verstaubte, antiquierte Kunstform zu verfestigen...

@orangina...: Das ist kein Missverständnis, sondern Geschmackssache. Theater kann viele Formen haben; man kann ein Stück auch in der Zeit lassen, in der es geschrieben wurde. Es ist typisch deutschsprachiger Raum, auf Moderne zu machen. Andere Theatertraditionen legen mehr Wert auf Handwerk statt Effekt.