Bisher habe ich immer brav meine Steuern bezahlt. Ein Auto zum Ummelden habe ich nicht, bin bei mobility. Dass ich...
Bisher habe ich immer brav meine Steuern bezahlt. Ein Auto zum Ummelden habe ich nicht, bin bei mobility. Dass ich irgendjemanden den Job weggenommen hätte, kann ich nicht erkennen. Im Auftreten würde ich mich als zurückhaltend bezeichnen. Höflichkeit ist mir wichtig, Rudelbildung hingegen zuwider. Im Allgemeinen mache ich mich eher schmal als breit. Ich sage bei einer Bestellung niemals "ich kriege... ". Aber: Es ist gut möglich, dass ich völlig daneben liege in der Einschätzung meiner selbst. Ich bin nämlich Deutscher. Und wohne seit sechs Jahren in der Schweiz. Ich bin also Teil der Invasion. Obwohl ich ganz alleine hier angekommen bin und niemand weiteres überredet habe, mir vorauszugehen oder zu folgen. Es fühlt sich äusserst seltsam an, als Vertreter einer Gruppe angesehen zu werden, die ich mir nicht ausgesucht habe. Aber ich bin nun bereit, diese Aufgabe wahrzunehmen. Wer will, kann mir also seine Abneigung, seinen Widerwillen oder gar seinen Hass auf die Deutschen direkt kundtun. Das halte ich für sinnvoller und effektiver, als über irgendwelche Abwesende zu schimpfen. Also bitte, nur zu.
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@ heindoof und bikini. Eure flapsig gemeinten Beiträge bringen die Sache möglicherweise auf den Punkt. Wir leben halt weder im Irak, noch in Haiti und das letzte grosse Sterben bei uns liegt lange zurück. Insofern ist in unserer Gesellschaft und zur heutigen Zeit der Tod oder viel mehr Tote tatsächlich nicht sehr präsent. Und wenn, dann wird im verborgenen Gestorben. Noch vor zwei Generationen war es durchaus üblich, dass Verstorbene noch drei Tage zu Hause aufgebahrt blieben um Freunden, Nachbarn und Verwandten die Möglichkeit zum Abschiednehmen zu geben. Dadurch war der Tod sicherlich präsenter und alltäglicher als heute. Als vor drei Jahren mein Vater gestorben ist, kamen die Nachbarskinder aus reiner Neugierde vorbei, weil sie mal eine Leiche sehen wollten. Das finde ich durchaus verständlich. Meine Eltern haben mich als Kind vor dieser Erfahrung schützen wollen, bei den Begräbnissen meiner Grosseltern durfte ich nicht dabei sein und so war ich schon fast erwachsen, als ich zum ersten Mal eine Leiche sah. Ich finde das bedauerlich, wenn der Tod so verdrängt wird. Und um jetzt noch einmal den Bogen zu schlagen zur Trauerfeier für Robert Enke: Da wurde eben gerade nicht routiniert ein Event abgefeiert. Es war im Gegenteil die Unsicherheit der Beteiligten, wie wohl mit so einer Situation umzugehen sei, deutlich spürbar. Wohl nie zuvor war bei einer Trauerfeier so viel geklatscht worden, mal verhalten, mal kräftig, dann wieder stockend. Da war eine grosse Menschenmenge zu beobachten bei ihrer Suche nach der angemessenen Form für ihre Veranstaltung. Und im Übrigen waren die Reden allesamt hörenswert. DFB-Präsident Zwanziger hat in einer bewegenden, selbstkritischen Rede, ohne Manuskript übrigens, das eigene Tun und Lassen und mithin den ganzen Fussballzirkus sehr in Frage gestellt. Und wenn er dadurch die Menschen erreichen und sie ermuntern konnte, vermehrt auf ihre Mitmenschen zu achten, Augen, Ohren und Herzen offen zu halten, wie einer von euch geschrieben hat, dann hat sich die Veranstaltung schon gelohnt.
@panchovilla Was genau stört dich denn? Warum diese Abwehr? Was ist daran inszeniert, wenn noch am Abend des Todes 35000 Leute spontan zum Stadion gehen, um ihre Trauer und Fassungslosigkeit mit anderen zu teilen? Sind die alle ferngesteuert? Wer hat denen gesagt, das sei jetzt "in"? Was ist falsch daran, wenn der Verein reagiert und in wenigen Tagen eine Trauerfeier organisiert und damit dem Bedürfnis sehr vieler Menschen entgegenkommt, die persönlich Anteil nehmen wollen? Woher willst du wissen, dass die allermeisten ausserhalb Hannovers noch nie von diesem Spieler gehört hatten? Vermutlich waren ihm die wenigsten zuvor schon mal persönlich begegnet. Aber spürbar war da in allen Interviews und Berichten über ihn seit Jahren, dass dieser Mensch ein Aufrechter war, jemand dem es gelungen war, im aufgeheizten Betrieb des Profifussballs sich selbst und seinen Idealen treu zu bleiben, jemand, der auch im harten Konkurrenzkampf immer fair und sportlich blieb und selbst seinen direkten Konkurrenten den Erfolg gegönnt hat. Ein bei allem Ehrgeiz durchaus bescheidener Mensch, der auch die Schattenseiten des Daseins kennengelernt hatte, ohne dadurch von seiner Linie abzukommen. So eine gelebte Haltung hat heute tatsächlich Seltenheitswert, zumindest im Bereich der Leistungsspitze. Andere mögen Sinnvolleres und überhaupt "Mehr" geleistet haben in ihrem Leben. Aber er hat in einem Bereich, der sehr im Fokus der Öffentlichkeit steht, der mit seinen Mechanismen, Ansprüchen, Verwerfungen immer auch Spiegel der Gesellschaft ist, in der wir zu leben haben, eine eher altmodische Haltung verkörpert, eine Sehnsucht nach Fairness und Mitgefühl. Die, die nun trauerten, hatten gehofft, dass er sich mit dieser Haltung durchsetzen möge, einige, die etwas näher dran waren, sahen in ihm tatsächlich ein Idol. Es schmerzt, dass er nun an seinen eigenen hehren Ansprüchen gescheitert ist. Mit ihm starb auch ein Stück der Hoffnung, dass im Spitzensport Menschlichkeit, Anteilnahme und Ehrlichkeit möglich wären. Insofern wurde das Gewissen derer berührt, die als Fans oder bloss Interessierte viel Zeit und Gefühle in den Betrieb des Profifussballs investieren und dabei vielleicht ahnen, dass sie alleine durch ihr Interesse an den jeweils aktuellen Ereignissen und Ergebnissen den sogenannten "Medienhype", den sie im Grunde ablehnen, selbst mit befeuern. Mich hat sein Tod bewegt und auch die Reaktionen der Menschen in seinem Umfeld. Da waren echte Gefühle spürbar, da wurde wieder mal deutlich, dass auch Prominente, Stars, die, die sich durchgesetzt haben, Menschen sind wie wir, mit Hoffnungen, Ängsten, Schwächen und Empfindlichkeiten. Und endlich konnten sie das auch so zeigen.
Müssen wir jetzt wieder den ganzen Herbst hindurch die Laubgebläsereiniger ertragen?
oder Login über Facebook
das offizielle ich mag deutsche nicht thema
Bisher habe ich immer brav meine Steuern bezahlt. Ein Auto zum Ummelden habe ich nicht, bin bei mobility. Dass ich irgendjemanden den Job weggenommen hätte, kann ich nicht erkennen. Im Auftreten würde ich mich als zurückhaltend bezeichnen. Höflichkeit ist mir wichtig, Rudelbildung hingegen zuwider. Im Allgemeinen mache ich mich eher schmal als breit. Ich sage bei einer Bestellung niemals "ich kriege... ". Aber: Es ist gut möglich, dass ich völlig daneben liege in der Einschätzung meiner selbst. Ich bin nämlich Deutscher. Und wohne seit sechs Jahren in der Schweiz. Ich bin also Teil der Invasion. Obwohl ich ganz alleine hier angekommen bin und niemand weiteres überredet habe, mir vorauszugehen oder zu folgen. Es fühlt sich äusserst seltsam an, als Vertreter einer Gruppe angesehen zu werden, die ich mir nicht ausgesucht habe. Aber ich bin nun bereit, diese Aufgabe wahrzunehmen. Wer will, kann mir also seine Abneigung, seinen Widerwillen oder gar seinen Hass auf die Deutschen direkt kundtun. Das halte ich für sinnvoller und effektiver, als über irgendwelche Abwesende zu schimpfen. Also bitte, nur zu.
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Der Tod wird wieder gesellschaftsfaehig
@ heindoof und bikini. Eure flapsig gemeinten Beiträge bringen die Sache möglicherweise auf den Punkt. Wir leben halt weder im Irak, noch in Haiti und das letzte grosse Sterben bei uns liegt lange zurück. Insofern ist in unserer Gesellschaft und zur heutigen Zeit der Tod oder viel mehr Tote tatsächlich nicht sehr präsent. Und wenn, dann wird im verborgenen Gestorben. Noch vor zwei Generationen war es durchaus üblich, dass Verstorbene noch drei Tage zu Hause aufgebahrt blieben um Freunden, Nachbarn und Verwandten die Möglichkeit zum Abschiednehmen zu geben. Dadurch war der Tod sicherlich präsenter und alltäglicher als heute. Als vor drei Jahren mein Vater gestorben ist, kamen die Nachbarskinder aus reiner Neugierde vorbei, weil sie mal eine Leiche sehen wollten. Das finde ich durchaus verständlich. Meine Eltern haben mich als Kind vor dieser Erfahrung schützen wollen, bei den Begräbnissen meiner Grosseltern durfte ich nicht dabei sein und so war ich schon fast erwachsen, als ich zum ersten Mal eine Leiche sah. Ich finde das bedauerlich, wenn der Tod so verdrängt wird. Und um jetzt noch einmal den Bogen zu schlagen zur Trauerfeier für Robert Enke: Da wurde eben gerade nicht routiniert ein Event abgefeiert. Es war im Gegenteil die Unsicherheit der Beteiligten, wie wohl mit so einer Situation umzugehen sei, deutlich spürbar. Wohl nie zuvor war bei einer Trauerfeier so viel geklatscht worden, mal verhalten, mal kräftig, dann wieder stockend. Da war eine grosse Menschenmenge zu beobachten bei ihrer Suche nach der angemessenen Form für ihre Veranstaltung. Und im Übrigen waren die Reden allesamt hörenswert. DFB-Präsident Zwanziger hat in einer bewegenden, selbstkritischen Rede, ohne Manuskript übrigens, das eigene Tun und Lassen und mithin den ganzen Fussballzirkus sehr in Frage gestellt. Und wenn er dadurch die Menschen erreichen und sie ermuntern konnte, vermehrt auf ihre Mitmenschen zu achten, Augen, Ohren und Herzen offen zu halten, wie einer von euch geschrieben hat, dann hat sich die Veranstaltung schon gelohnt.
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Der Tod wird wieder gesellschaftsfaehig
@panchovilla Was genau stört dich denn? Warum diese Abwehr? Was ist daran inszeniert, wenn noch am Abend des Todes 35000 Leute spontan zum Stadion gehen, um ihre Trauer und Fassungslosigkeit mit anderen zu teilen? Sind die alle ferngesteuert? Wer hat denen gesagt, das sei jetzt "in"? Was ist falsch daran, wenn der Verein reagiert und in wenigen Tagen eine Trauerfeier organisiert und damit dem Bedürfnis sehr vieler Menschen entgegenkommt, die persönlich Anteil nehmen wollen? Woher willst du wissen, dass die allermeisten ausserhalb Hannovers noch nie von diesem Spieler gehört hatten? Vermutlich waren ihm die wenigsten zuvor schon mal persönlich begegnet. Aber spürbar war da in allen Interviews und Berichten über ihn seit Jahren, dass dieser Mensch ein Aufrechter war, jemand dem es gelungen war, im aufgeheizten Betrieb des Profifussballs sich selbst und seinen Idealen treu zu bleiben, jemand, der auch im harten Konkurrenzkampf immer fair und sportlich blieb und selbst seinen direkten Konkurrenten den Erfolg gegönnt hat. Ein bei allem Ehrgeiz durchaus bescheidener Mensch, der auch die Schattenseiten des Daseins kennengelernt hatte, ohne dadurch von seiner Linie abzukommen. So eine gelebte Haltung hat heute tatsächlich Seltenheitswert, zumindest im Bereich der Leistungsspitze. Andere mögen Sinnvolleres und überhaupt "Mehr" geleistet haben in ihrem Leben. Aber er hat in einem Bereich, der sehr im Fokus der Öffentlichkeit steht, der mit seinen Mechanismen, Ansprüchen, Verwerfungen immer auch Spiegel der Gesellschaft ist, in der wir zu leben haben, eine eher altmodische Haltung verkörpert, eine Sehnsucht nach Fairness und Mitgefühl. Die, die nun trauerten, hatten gehofft, dass er sich mit dieser Haltung durchsetzen möge, einige, die etwas näher dran waren, sahen in ihm tatsächlich ein Idol. Es schmerzt, dass er nun an seinen eigenen hehren Ansprüchen gescheitert ist. Mit ihm starb auch ein Stück der Hoffnung, dass im Spitzensport Menschlichkeit, Anteilnahme und Ehrlichkeit möglich wären. Insofern wurde das Gewissen derer berührt, die als Fans oder bloss Interessierte viel Zeit und Gefühle in den Betrieb des Profifussballs investieren und dabei vielleicht ahnen, dass sie alleine durch ihr Interesse an den jeweils aktuellen Ereignissen und Ergebnissen den sogenannten "Medienhype", den sie im Grunde ablehnen, selbst mit befeuern. Mich hat sein Tod bewegt und auch die Reaktionen der Menschen in seinem Umfeld. Da waren echte Gefühle spürbar, da wurde wieder mal deutlich, dass auch Prominente, Stars, die, die sich durchgesetzt haben, Menschen sind wie wir, mit Hoffnungen, Ängsten, Schwächen und Empfindlichkeiten. Und endlich konnten sie das auch so zeigen.
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Fragen, die die Welt bewegen
Müssen wir jetzt wieder den ganzen Herbst hindurch die Laubgebläsereiniger ertragen?
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