anisum: wie kommt es, dass du als medienschaffende chomsky medientheorie nicht kennst? chomsky gilt immerhin als einer der...
anisum: wie kommt es, dass du als medienschaffende chomsky medientheorie nicht kennst? chomsky gilt immerhin als einer der wichtigsten intellektuellen der usa? ist dies deiner meinung nach vernachlässigbar? wenn neugier für journalisten eine tugend ist, müsste es doch auch in deinem interesse sein, diese zu kennen. oder wie siehts du das?
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für die schnelldenker, die manchmal eine abkürzung zuviel nehmen: eichmann war ein sehr durchschnittlicher mensch. er war gewissermassen das ideals eines beamten ohne menschliches gewissen, eines beamten, der nur davon getrieben war, seine pflicht zu erfüllen. soviel ich weiss, hat er niemanden persönlich getötet. hannah arendt kritisierte, dass man aus einer durchschnittsperson einen monsterhaften bösewicht machen wollte. in wirklichkeit kommt das "böse" aus dem wegschauen, der fehlenden neugier, dem fehlenden verantwortungsgefühl. dieses beamtendenken - wenn ich mich nur an die regeln halte, nirgends einmische, ein musterschüler bin, ohne mich zuviel um andere zu kümmern, die mich nichts angehen, dann verhalte ich mich schon richtig -, ist eben falsch. aber es wird belohnt, gerade auch in der heutigen zeit. auch in der schweiz. - das gegenteil wäre zivilcourage. wäre mensch sein. wäre fragen stellen. kein zahnrädchen sein. eher sand im gebriebe, dort wo diess unmenschlichkeit produziert. aber schon nur neugierde wäre etwas. neugierde zum beispiel, was es mit mir/ mit uns zu tun hat, was an einem anderen ort passiert. oder zu einer anderen zeit. das könnte auch am anfang stehen von etwas, das mit verantwortung zu tun hat.
eine weitere frage stellt sich mir: - war adolf eichmann ein böser mann?
lucid: es gibt verschiedene ebenen, auf denen man handeln müsste. die politik ist eine davon. und die hat - spät, aber immerhin - reagiert. manchmal halbherzig, primär so, dass es öffentlichkeitswirksam ist. was meines erachtens zwar nicht reicht, aber das ist halt das, was politiker können. es gibt auch eine historische und eine juristische ebene. für mich steht im vordergrund, dass die menschen nicht das unrecht verleugnen, sondern die doppelmoral damals und heute erkennen. und dass man aufhört, menschen auszugrenzen und die rechtlosigkeit für gewisse gruppen als notwendigkeit und verhandelbar darzustellen. es gibt diese tendenz in der politik. und bei den menschen im kleinen auch. das sind die kleinen keimzellen der diktatur, von denen wir auch in der ach so demokratischen schweiz nicht gefeit sind. all dies sollte thematisiert werden. fragen wie: welche menschen grenzen wir heute aus? welche menschen nutzen wir heute aus? welche arten von tyrannei unterstützen wir indirekt nah und fern? können wir uns vorstellen, dass alle menschen so leben können wie wir, oder empfinden wir uns als auserwählt und die anderen sind halt selber schuld? wovor haben wir angst, wenn wir wirklich ernst machen würden mit unseren demokratischen und freiheitlichen idealen?
für dich gibt es also nur entweder das perfekte ideal oder der normalfall, bei dem es auch mal fehler gibt. und da das ideal nicht erreichbar ist, soll man mit dem normalfall zufrieden sein, weil besser ist es nirgends? hier geht es aber um etwas anderes. es geht darum, dass im fall der administrativjustiz über jahrzehnte bewusst und vorsätzlich der rechtsstaat umgangen wurde. unter beteiligung von kirche und bauernverband und sozialbehörden. man hat ein bisschen profitiert davon, dass menschen, die sich nicht wehren konnten, KEINEN ZUGANG ZUM RECHT bekommen haben. geht das in deinen kopf rein? natürlich kann man sagen: geht mich nichts an. ich kenne niemanden, den das betrifft. es geht mich ja auch nichts an, ob ich kleider trage, die von sklaven produziert wurden und die darum bei h+m so billig zu bekommen sind. was kümmert mich das leben anderer? - das hat aber mir den vorstellungen des rechtsstaates nichts zu tun, der ein bisschen höhere ansprüche hat, nämlich nicht nur in der theorie, sondern auch in der praxis allen menschen den gleichen zugang zum recht zu gewähren. wenn dies ein staat systematisch für gewisse personen verweigert, dann ist es schlicht kein rechtsstaat mehr.
ich denke, es ist leichter, die schweiz als rechtsstaat zu betrachten, wenn die ausnahmen, die rechtsfreien räume, nicht zu meinem nachteil sind. wenn es mich nicht betrifft. dann kann man anderen ganz leicht sagen: fresse halten! es ist nirgends besser. - das kann man übrigens auch in diktaturen hören. ich finde es spannend, diese gemeinsamkeiten zu sehen. und die selbstgerechtigkeit gewisser leute. und noch eins: wenn man den blick vor schattenseiten nicht verschliesst, heisst das noch nicht, dass man nicht auch die sonnenseiten sieht. wenn aber leute, kritiker, die zu einer verbesserung beitragen, ins pfefferland wünschen, dann beschleicht mir schon ein sonderbares gefühl.
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Medienwahrheiten/Medienlügen
anisum: wie kommt es, dass du als medienschaffende chomsky medientheorie nicht kennst? chomsky gilt immerhin als einer der wichtigsten intellektuellen der usa? ist dies deiner meinung nach vernachlässigbar? wenn neugier für journalisten eine tugend ist, müsste es doch auch in deinem interesse sein, diese zu kennen. oder wie siehts du das?
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ist die schweiz ein rechtsstaat?
für die schnelldenker, die manchmal eine abkürzung zuviel nehmen: eichmann war ein sehr durchschnittlicher mensch. er war gewissermassen das ideals eines beamten ohne menschliches gewissen, eines beamten, der nur davon getrieben war, seine pflicht zu erfüllen. soviel ich weiss, hat er niemanden persönlich getötet. hannah arendt kritisierte, dass man aus einer durchschnittsperson einen monsterhaften bösewicht machen wollte. in wirklichkeit kommt das "böse" aus dem wegschauen, der fehlenden neugier, dem fehlenden verantwortungsgefühl. dieses beamtendenken - wenn ich mich nur an die regeln halte, nirgends einmische, ein musterschüler bin, ohne mich zuviel um andere zu kümmern, die mich nichts angehen, dann verhalte ich mich schon richtig -, ist eben falsch. aber es wird belohnt, gerade auch in der heutigen zeit. auch in der schweiz. - das gegenteil wäre zivilcourage. wäre mensch sein. wäre fragen stellen. kein zahnrädchen sein. eher sand im gebriebe, dort wo diess unmenschlichkeit produziert. aber schon nur neugierde wäre etwas. neugierde zum beispiel, was es mit mir/ mit uns zu tun hat, was an einem anderen ort passiert. oder zu einer anderen zeit. das könnte auch am anfang stehen von etwas, das mit verantwortung zu tun hat.
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ist die schweiz ein rechtsstaat?
eine weitere frage stellt sich mir: - war adolf eichmann ein böser mann?
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ist die schweiz ein rechtsstaat?
lucid: es gibt verschiedene ebenen, auf denen man handeln müsste. die politik ist eine davon. und die hat - spät, aber immerhin - reagiert. manchmal halbherzig, primär so, dass es öffentlichkeitswirksam ist. was meines erachtens zwar nicht reicht, aber das ist halt das, was politiker können. es gibt auch eine historische und eine juristische ebene. für mich steht im vordergrund, dass die menschen nicht das unrecht verleugnen, sondern die doppelmoral damals und heute erkennen. und dass man aufhört, menschen auszugrenzen und die rechtlosigkeit für gewisse gruppen als notwendigkeit und verhandelbar darzustellen. es gibt diese tendenz in der politik. und bei den menschen im kleinen auch. das sind die kleinen keimzellen der diktatur, von denen wir auch in der ach so demokratischen schweiz nicht gefeit sind. all dies sollte thematisiert werden. fragen wie: welche menschen grenzen wir heute aus? welche menschen nutzen wir heute aus? welche arten von tyrannei unterstützen wir indirekt nah und fern? können wir uns vorstellen, dass alle menschen so leben können wie wir, oder empfinden wir uns als auserwählt und die anderen sind halt selber schuld? wovor haben wir angst, wenn wir wirklich ernst machen würden mit unseren demokratischen und freiheitlichen idealen?
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ist die schweiz ein rechtsstaat?
für dich gibt es also nur entweder das perfekte ideal oder der normalfall, bei dem es auch mal fehler gibt. und da das ideal nicht erreichbar ist, soll man mit dem normalfall zufrieden sein, weil besser ist es nirgends? hier geht es aber um etwas anderes. es geht darum, dass im fall der administrativjustiz über jahrzehnte bewusst und vorsätzlich der rechtsstaat umgangen wurde. unter beteiligung von kirche und bauernverband und sozialbehörden. man hat ein bisschen profitiert davon, dass menschen, die sich nicht wehren konnten, KEINEN ZUGANG ZUM RECHT bekommen haben. geht das in deinen kopf rein? natürlich kann man sagen: geht mich nichts an. ich kenne niemanden, den das betrifft. es geht mich ja auch nichts an, ob ich kleider trage, die von sklaven produziert wurden und die darum bei h+m so billig zu bekommen sind. was kümmert mich das leben anderer? - das hat aber mir den vorstellungen des rechtsstaates nichts zu tun, der ein bisschen höhere ansprüche hat, nämlich nicht nur in der theorie, sondern auch in der praxis allen menschen den gleichen zugang zum recht zu gewähren. wenn dies ein staat systematisch für gewisse personen verweigert, dann ist es schlicht kein rechtsstaat mehr.
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ist die schweiz ein rechtsstaat?
ich denke, es ist leichter, die schweiz als rechtsstaat zu betrachten, wenn die ausnahmen, die rechtsfreien räume, nicht zu meinem nachteil sind. wenn es mich nicht betrifft. dann kann man anderen ganz leicht sagen: fresse halten! es ist nirgends besser. - das kann man übrigens auch in diktaturen hören. ich finde es spannend, diese gemeinsamkeiten zu sehen. und die selbstgerechtigkeit gewisser leute. und noch eins: wenn man den blick vor schattenseiten nicht verschliesst, heisst das noch nicht, dass man nicht auch die sonnenseiten sieht. wenn aber leute, kritiker, die zu einer verbesserung beitragen, ins pfefferland wünschen, dann beschleicht mir schon ein sonderbares gefühl.
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