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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Winterthur
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Sirenen und Emmentaler: von Biss & Bass
Biss:Jedes Jahr kommt es am ersten Mittwoch des Monates Februar zum Sirenentest. Ich kenne den Ablauf genau. Das schrille Heulen, die Pause zwischen den zwei Durchläufen und die Nachbarn, die ihre Köpfe aus den geöffneten Fenstern strecken. Eine Katze rennt über die Strasse.Ich denke an alte, harte Militärschokolade.Welches andere Land der Welt führt einen regelmässigen Sirenentest durch? Welches andere Land hat so viele Bunker wie die Schweiz? Bass:Hehe, das gibt einen Slamtext, mach weiter! Ich will dich hören in den Gassen der Stadt! Anstatt eine Sirene zu betätigen, nimm ein Megaphon – im Ernst, wir brauchen alle Stadtkinder, die bereit sind, das Hirn einzusetzen, sprich rechte und linke Hirnhälfte zu verbinden. Dieses ganze einseitige Getöse lähmt unsere Nerven! Biss:Ich frage mich wie alt die Sirenen sind. Gut möglich, dass sie noch aus dem kalten Krieg stammen. Vielleicht sogar von noch früher? Der Sirenentest klingt für mich wie ein Schrei aus der Vergangenheit, der uns an etwas erinnern soll. Etwas, dass es bei uns scheinbar nicht mehr gibt. Etwas, das wir längst exportiert haben.Ich weiss nicht wo mein Bunker ist.Bass:Meinst du mit Export zum Beispiel den „Emmentaler“? Wer von euch Zürchern weiss eigentlich, wo das Emmental ist? Wenn du schon nicht deinen Bunker kennst: schau dich mal bei Google um, die haben alles sortiert, vielleicht findest du die alte Höhle im Emmental.Und falls es einen Ernstfall gibt, einen Ernst, der fällt, dann pack ihn einfach am Oberarm und richte ihn wieder auf. Spendier ihm ein Bier. Ruf mich an, ich komme an fast jede Ecke.Aber erst nach den zwei Wochen Skiferien, wenn ich bitten darf ... Wir hören uns! Ich hoffe, auch du hast Ferien eingegeben?
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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Sirenen und Emmentaler: von Biss & Bass
Biss:
Jedes Jahr kommt es am ersten Mittwoch des Monates Februar zum Sirenentest. Ich kenne den Ablauf genau. Das schrille Heulen, die Pause zwischen den zwei Durchläufen und die Nachbarn, die ihre Köpfe aus den geöffneten Fenstern strecken. Eine Katze rennt über die Strasse.
Ich denke an alte, harte Militärschokolade.
Welches andere Land der Welt führt einen regelmässigen Sirenentest durch? Welches andere Land hat so viele Bunker wie die Schweiz?
Bass:
Hehe, das gibt einen Slamtext, mach weiter! Ich will dich hören in den Gassen der Stadt! Anstatt eine Sirene zu betätigen, nimm ein Megaphon – im Ernst, wir brauchen alle Stadtkinder, die bereit sind, das Hirn einzusetzen, sprich rechte und linke Hirnhälfte zu verbinden. Dieses ganze einseitige Getöse lähmt unsere Nerven!
Biss:
Ich frage mich wie alt die Sirenen sind. Gut möglich, dass sie noch aus dem kalten Krieg stammen. Vielleicht sogar von noch früher? Der Sirenentest klingt für mich wie ein Schrei aus der Vergangenheit, der uns an etwas erinnern soll. Etwas, dass es bei uns scheinbar nicht mehr gibt. Etwas, das wir längst exportiert haben.
Ich weiss nicht wo mein Bunker ist.
Bass:
Meinst du mit Export zum Beispiel den „Emmentaler“? Wer von euch Zürchern weiss eigentlich, wo das Emmental ist? Wenn du schon nicht deinen Bunker kennst: schau dich mal bei Google um, die haben alles sortiert, vielleicht findest du die alte Höhle im Emmental.
Und falls es einen Ernstfall gibt, einen Ernst, der fällt, dann pack ihn einfach am Oberarm und richte ihn wieder auf. Spendier ihm ein Bier. Ruf mich an, ich komme an fast jede Ecke.
Aber erst nach den zwei Wochen Skiferien, wenn ich bitten darf ... Wir hören uns! Ich hoffe, auch du hast Ferien eingegeben?
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Im Januarloch: von Biss & Bass
Biss:
Fröhliches neues Jahr! Solange der Januar währt, scheint dieser Ausspruch legitim zu sein.
Ich werde am 29. Januar in der S-Bahn das neue Jahr lauthals einläuten, während die Mitfahrenden mit den Augen rollen. Im Februar kommt dann der nächste "Event", der Valentinstag. So lösen wir das neue Jahr ab.
Bass:
Ja, der Valentin! Den allerdings mag ich sehr, meinetwegen kannst du mir im Februar täglich eine Rose schenken!
Biss:
Das überlasse ich dem Gärtner! Er ist doch dein Nachbar? Noch einmal: was soll das überhaupt, das Feiern eines neuen Jahres? Die Juden leben im Jahr 5776, die Muslime im Jahr 1437 und so weiter. Die Zahl ist mir egal! Und der genaue Moment des Wechsels auch. Ich lebe eh von Tag zu Tag, da geraten mir weder Wochen, Monate noch Jahre in den Weg.
Bass:
Vermutlich befindest du dich im Januarloch, aber ich schwöre dir, das geht vorbei!
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Ambivalenz und Gleichgültigkeit, sagte Hazel: von Biss & Bass
Biss:
Du hast die besinnliche Zeit auch überlebt? Jetzt sind wir mitten im neuen Jahr und alles fühlt sich, klar, genau gleich an.
Ich beschliesse aus Prinzip nie Vorsätze für kommende Jahre. Die Chancen, dass ich mich selber enttäusche, sind viel zu hoch.
Bass:
War bei Hazel Brugger über Mittag in der Villa Sträuli. Gelbe Erbsensuppe von Sophie und ambivalente Zustände, in Geschichten verpackt von Hazel. Auch sie scheinen im neuen Jahr angekommen zu sein. Die Suppen, die Ladys und die Geschichten ... konnte jedoch den Kaffee nicht mehr geniessen, musste noch ein paar Kärtchen einkaufen gehen, im Laden an der Metzgasse, Nr. 4 – leider ist dort Ausverkauf, du kannst nur noch diese Woche schmökern. Überall gehen die kleinen, unabhängigen Läden zu, mir gefällt das gar nicht.
Biss:
Gut, einen Vorsatz könnten wir ja umsetzen: Geh zu Kummer und Co in Winterthur einkaufen anstatt in Konstanz. Bis bald wieder, geniess das Wochenende!
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„Tag und Nacht haut er auf denselben Amboss ein“ CICERO: von Biss & Bass
Bass:
Und, wie hast du es mit deinem Gedankenkarussell? Sitzen da auch so verwegene Gesellen drauf? Lustig ist es nimmer, denn es sind immer dieselben, die sich vorgedrängt hatten und sich auf die Rösslein, Autos und Giraffenhälse schwangen!
Biss:
Es ist weniger ein Gedankenkarussell als eine Autobahn, gepaart mit Ferienstau und Massenkarambolage. Manche der Gestalten lungern zu Fuss auf der Fahrbahn, einige davon sogar mit Kugelgrill und Zelt.
In diesem Chaos sind leider Einfahrt und Ausfahrt teilweise verstopft. Das erschwert mir häufig den flüssigen Gedankenverkehr.
Bass:
Das ist nachvollziehbar. Da lass ich nicht ungern dem Alten den Vortritt, der versuchsweise seine neue Kamera auspackt, die er von irgendwelchen Pätschwörkgrosskindern zum Geburtstag erhalten hat. Nun guckt er mit dem Sucher auf die Szenerie des sich drehenden Spiels.
Biss:
Am mühsamsten aber finde ich, dass die Fahrbahn in einem so schlechten Zustand ist. Überall diese Schlaglöcher. Mein Hirn steckt wieder keinen Rappen meiner Steuern in das Gemeinwohl. Und schon überholt mich ein Gedanke mit 120 von rechts.
Bass:
Achtung, das riecht nach Gefahr! Sind die Bremsen überprüft? Ich rufe schon mal die 144 an. Ist das die Nummer der Polizei oder des Kummertelefons?
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Wer trägt eine Krone?: von Biss & Bass
Bass:
Wie war dein Königstag?
Biss:
Da ich den Königskuchen alleine essen musste, war es einfach, die Krone an mich zu reissen, haha! Wer will, kann darüber philosophieren, ob es möglich gewesen wäre, den Kuchen zu teilen. Diese Frage wird die Welt weiterhin bewegen, da bin ich mir so sicher wie der Abend, der gerade angekrochen kommt.
Bass:
Der Abend wiegt sich in Sicherheit?
Sollte er nicht. Der Schnee stürzt übergewichtig zu Boden und lässt den Boden rutschig werden. Ich wollte unbedingt noch an die Dezemberausstellung der Künstlergruppe, die nur noch bis Ende dieser Woche läuft. Ging zügigen Schrittes über den Parkplatz, als ein junger Autofahrer mich anquatschte:
Kannst du mir diese Note wechseln?
Meine Alarmlampen hüpften auf Rot.
Biss:
Und?
Hat er einen Trick angewendet, während du in deiner Börse die Grösse der Noten studieren wolltest?
Bass:
Nein, so weit liess ich es nicht kommen, denn ich wusste, dass in meiner Börse keine Note steckte und sagte es ihm. Aber, fügte ich an, ich könne ihm etwas Münz schenken. – Zuerst wollte er es nicht annehmen, dann aber liess er sich überzeugen. Ich ging guter Dinge weiter, erst später kam mir in den Sinn, was ich noch hätte sagen wollen: Dass wir gut daran täten, unsere Noten und Münzen zu teilen. Ganz allgemein meine ich das. Eine Königin sollte ihren Pflichten immer nachkommen, auch wenn sie die Krone in der Öffentlichkeit lieber nicht zeigt.
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Frohe Festtage allen!: von Biss & Bass
Bass: Wir bitten Sie um Verständnis.
Diese Bitte hören Pendler und andere Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs oft in den letzten Wochen.
Biss: Der Grund der Verzögerung ist....: Stellwerkstörung, Defekt am Fahrzeug, Personenunfall, Weihnachtsstress.
Bitte Türe im hinteren Wagen freigeben, Ihr Lego-Todesstern versperrt den Weg. Kinder bitte an die Leine und den Hund ins Tragetuch.
Nein, hier können Sie nicht sitzen, hier sitzt mein Sack. Die Katze ist gerade daraus hervor gesprungen und zerkratzt das Sitzpolster mir gegenüber.
Bass:
In der Tat, so ungefähr fühlt sich das Reisen in den letzten Wochen an. Nun aber landen wir am Tisch, am Trog, der uns über unseren Hunger nach Ruhe pseudomässig hinweg hilft. Es gibt Wein und Filet im Teig und einen Tannenbaum, der so reich geschmückt ist wie unsere Tasche voll ist mit Geschenken, die wir unter denselben Baum legen. Oder bist du noch am Einkaufen?
Biss: Sieht so aus, gerade höre ich den Lautsprecher deklinieren: Sehr geehrte Fahrgäste, wir haben unseren Endbahnhof Winterthur erreicht. Bitte lächeln Sie beim Verlassen des Fahrzeugs.
Velos können im Hort abgeholt werden - Velo Cresta sucht seine Mama. Schliessfach neu in Kindergrösse, damit man am Wochenende mal Ruhe hat.
Meine Schuhe sind glutenfree.
Biss und Bass im Chor: Schöne Weihnachtszeit allen – und einen gesunden Rutsch ins neue Jahr! Erholt euch, bleibt brav, lasst eure Träume schweifen und lädt einen Fremden ein an den vollen Tisch. Oder auch zwei.
Bis dann, Eure Biss und Bass
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