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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Winterthur
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Maulwurf in Unterführung gesichtet: von Biss & Bass
Biss:Neulich lief ich durch die Unterführung in der Nähe der Töss. Ich lief gemächlich durch den Betontunnel während ich dem idyllischen Rauschen der S12 über meinem Kopf lauschte. An der Wand klebt ein Plakat für die Goa-Party von letztem Sommer. Fett. Meine Wohnung hängt mir zum Hals raus. Ich bleibe hier, in meiner Unterführung. Ich warte auf die S12. Bass:Bei uns in Seen gibt es eine Unterführung, die mich von der rechten auf die linke Seite begleitet. Keine schlechte Sache, wiewohl Unterführungen mir eher suspekt erscheinen, wenn nicht unbedingt erforderlich für die Fußgängerin. Biss: Mittlerweile lebe ich seit 3 Monaten im Tunnel. Ich liess mich zum Maulwurf umschulen, bin jetzt blind. Ich habe eine schöne Maulwurffrau, versichern mir Passanten.Ich vertraue blind. Ich finde es ganz schön hier. Manche Leute finden mich suspekt, aber heutzutage darf man so was. Letzthin lief eine Frau durch mein Wohnzimmer, die sah aus wie du. Habe es leider nicht so genau gesehen. Bass:Die Frau würde ich gerne kennenlernen, echt! Ich würde sie fragen, ob sie mit mir einen Tanzkurs besucht.Nun aber beginnt es zu regnen, der letzte kleine Sommer liegt schon wieder länger zurück ... ich bring dir einen Regenschirm, vielleicht kommst du mit zum Tanzen? Wir führen dich liebend gern am Arm hin und zurück, damit du nicht stolperst!
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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Maulwurf in Unterführung gesichtet: von Biss & Bass
Biss:
Neulich lief ich durch die Unterführung in der Nähe der Töss. Ich lief gemächlich durch den Betontunnel während ich dem idyllischen Rauschen der S12 über meinem Kopf lauschte. An der Wand klebt ein Plakat für die Goa-Party von letztem Sommer. Fett. Meine Wohnung hängt mir zum Hals raus. Ich bleibe hier, in meiner Unterführung. Ich warte auf die S12.
Bass:
Bei uns in Seen gibt es eine Unterführung, die mich von der rechten auf die linke Seite begleitet. Keine schlechte Sache, wiewohl Unterführungen mir eher suspekt erscheinen, wenn nicht unbedingt erforderlich für die Fußgängerin.
Biss:
Mittlerweile lebe ich seit 3 Monaten im Tunnel. Ich liess mich zum Maulwurf umschulen, bin jetzt blind. Ich habe eine schöne Maulwurffrau, versichern mir Passanten.
Ich vertraue blind. Ich finde es ganz schön hier. Manche Leute finden mich suspekt, aber heutzutage darf man so was. Letzthin lief eine Frau durch mein Wohnzimmer, die sah aus wie du. Habe es leider nicht so genau gesehen.
Bass:
Die Frau würde ich gerne kennenlernen, echt! Ich würde sie fragen, ob sie mit mir einen Tanzkurs besucht.
Nun aber beginnt es zu regnen, der letzte kleine Sommer liegt schon wieder länger zurück ... ich bring dir einen Regenschirm, vielleicht kommst du mit zum Tanzen? Wir führen dich liebend gern am Arm hin und zurück, damit du nicht stolperst!
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Vom Sprengen und von Sprüngen: von Biss & Bass
Bass:
Scheisse, sie haben die Treppe weggesprengt!
Die Männer sind offenbar noch an der Feinarbeit, sie tragen einen
Ohrenschutz und fräsen an vorstehenden Betonteilen. Es sieht aus, als
wäre dem Haus der Mund operiert worden: Alle Zähne weg, waren sie
faul?
Biss:
Feinarbeit mit dem Schlagbohrer ist mir am Liebsten. Generell sollten
wir mehr wegsprengen. Häuser, Treppen, Schrebergärten und Stammlokal.
Das ist effizient und hilft beim Stressmanagement. Ich sitze gerne
nach einem langen Arbeitstag in meiner Abrissbirne und lass einfach
mal die Seele baumeln und schiebe eine lockere Kugel.
Bass:
Der Hausbesitzer steht hinter der Tür, die nun ins Nichts führt, d.h.
vorerst in ein klaffendes Loch. Er sieht mich vorübergehen und winkt
mir verlegen zu. Einmal hin und einmal her, dann scheint er sein Tun
zu bemerken und hört wieder auf. Auch die Hand scheint im Leeren zu
hängen und ich möchte ihm etwas Aufmunterndes zurufen.
Hallo, möchte ich sagen, die neue Treppe ist bestimmt im Anzug?
Lieber noch möchte ich fragen, wo seine Kinder sind und ob sie einen
Notausgang haben?
Wie die neue Treppe aussehen wird?
Doch ich bin schon zu weit entfernt und meine Füsse sind wie das
Pferd, das den Hafer zu Hause weiss: Sie setzen ihren Weg unabhängig
von meinem Wollen fort.
Biss:
Ich bin ja selbstverständlich Patriot mit latenter Behördenscheu. Um
mein Image bei den Uniformierten aufzubessern, knipse ich mit meiner
neuen Spiegelreflexkamera die Resultate meiner abendlichen
Kugelstoss-Session. Die so gemachten Fotos schicke ich ans Departement
für Volkswirtschaft, um meine Tat Kräftigkeit bei der Unterstützung
der inländischen Bauwirtschaft unter Beweis zu stellen.
Bis jetzt hat sich keiner mit mir in Verbindung gesetzt, was ich als
stillschweigende Zustimmung interpretiere.
Bass:
Nun denn, auf ein frohes Wochenende mit Spiel- und Sprintmöglichkeiten!
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An Pfingsten gehts am RINGsten: von Biss & Bass
Bass: Pfingstrosen gehören zu Pfingsten wie der Flieder zu Frau Bieder. Pfingstrosen gehören zu meinen Lieblingsblumen.
Mit der Literatur in Solothurn sind wir aufgefahren, nun gilt es über Pfingsten das Sprachenbabel zu entwirren und allenfalls zu verstehen.
Bass:
Blablabla, was sagst du?
Biss:
Du verstehst meine Sprache nicht? Soll ich dir einen Reiseführer samt Taxi bestellen? Dann können wir nach uns nach einem erfolgreichen Start zu Zweit ins Labor setzen. Welche Sprache sprichst du denn am Liebsten?
Bass:
Ich nix verstehen!
Biss:
Seuf, so wird das wohl kaum ein heroisches Pfingstwochenende. Trösten kann da unter Umständen der Markt in der Altstadt, da wedeln wir erfolgreich mit einem Vokabeltrainer herum und schreien:
Sorry, how much you want for your story?
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Auffahrende Löwen und aufglimmende Kippen: von Biss & Bass
Bass:
Die Szene ist da. Ich gehöre nicht dazu. Wer lacht mit mir? Wer setzt sich zu mir? Ist meine Hautfarbe echt? Ist mein Hut genehm? Mein Geschlecht wird nicht wirklich zensiert. Die Brüste sind ausgestopft. Der Daumennagel rot gestrichen. Trotzdem: ich trau mich
nicht. Zigarette anzünden, um dazu zu gehören? Stimme erheben, um dazu zu gehören? Wer kennt wen? Wer bestimmt wen? Welche Marke? Bier bestellen könnte helfen. Ich trau mich nicht ich lach mich aus. Ein Fahrrad sollte ich haben. Da würde ich mich trauen auf den Sattel zu sitzen.
Einen Regenmantel zu tragen.
Biss:
Im Englischen sagt man "Three is a crow" - will heissen, drei Leute sind schon eine Menschenmenge. Zu viel, meiner Meinung nach! Mengen und Menschenmassen sind so schrecklich langweilig homogenisiert. Zu meiner Generation muss man nicht gehören wollen. Ich schnippe die Zigarette in die Luft. Sie fällt vier Stockwerke tief und triff ein Rinnsal neben dem Gehsteig. Das Glimmen verschwindet, wie meine
Generation, im Abfluss.
Bass:
Bin drin! Bestelle.
Endlich das Klo; Treppe hinunter.
"Glow for Otto"
steht auf der Damen WC Tür.
Ich nicke, glühen tu ich gern, auch ohne brennende Zigarette.
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Biss versetzt jemanden und Bass traut sich nicht: von Biss & Bass
Biss:
Hab heute jemanden versetzt. Ich bin eine äusserst schuldbewusste Person. Deshalb hängt jetzt eine schwarze Wolke über meinem Kopf und ich stehe im nie endenden Nieselregen.
Das Wetter ist auch ohne meinen Regenspender mies. Ich hoffe meine Verabredung steht nicht im Freien. Ich packe ein Carepaket mit Pellerine und Globi-Gummistiefel ein.
Bass:
Stehe vor dem Albani, möchte rein. Doch:
Die kennen einander alle, ich trau mich nicht. Was soll ich tun? Im Regen stehen bleiben?
Einen Sitzplatz sollte ich haben, doch ich trau mich nicht. Reingehen würde bedeuten, dass ich mich durch die Menge durch drücke. Ich trau mich nicht.
Gehe weg, trete wieder näher, lautes Lachen, ich geh wieder weg, drehe mich um, ich trau mich nicht.
Was soll ich tun? Wer kann mir helfen? Meine Haarfarbe stimmt nicht.
Meine Generation stimmt nicht. Mein Land stimmt nicht. Mein Geschlecht
stimmt nicht.
Ich trau mich nicht. Die Blase ist voll, wo soll ich sie entleeren? Reingehen kann ich nicht. Trau mich nicht. Was soll ich tun?
Biss:
Der Himmel wird immer grauer. Zum Glück habe ich einen Sitzplatz und ein Bier, drin, wo es warm ist. Ich zünde mir eine Zigarette an und stochere damit in der Dunkelheit vor mir. Es glimmt glutrot. Ich schaue an mir herunter. Ich habe keine Brüste und gehöre auch zu keiner Szene. Diesen Umstand finde ich ganz flott, sogar cool. Also, das mit der Szene meine ich.
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Rousseau und Ziegler feiern gemeinsam?: von Biss & Bass
Bass: Feierst du den 1. Mai? Und wenn ja, wie? Schwimmst du vielleicht zum erstenmal im See von Seen, nachdem du mit Taucherbrille den Elchweg entlang spaziert bist? Keine Elche in Sicht, doch die Florenstrasse, wo du nun einbiegst, beherbergt ungeahnte Blütenprachten in den Gärten und hinter den wohltemperierten Häusern sind die Seen zu finden: Klein und mit Extrazäunen versehen.
Biss:
Den Tag der Arbeit feiere ich leidenschaftlich. Der 1. Mai ist der einzige Feiertag, der mir etwas bedeutet - so herrlich frei von Weihrauch und Myrrhe entfaltet sich in mir der kleiner Revolutionär. Verwegen setzte ich mir alljährlich eine Baskenmütze auf den Kopf und trete wieder einmal der Gewerkschaft bei. Auf der Stirn ein Zitat von Jean-Jacques Rousseau.
Bass:
Rousseau! Du sprichst mir aus dem Sinn. Dem Scharfschützen für die Natur. Für die Natürlichkeit der aufwachsenden Schar: Kopf Hand und Herz. Wer hat denn hier das Herz verloren? Es ist ausgerastet, wie der Pfannkuchen aus der Bratpfanne gesprungen.
Hilfe, schreien die Hungrigen und eilen den Davonlaufenden nach. Wer kennt das Ende der Geschichte?
Biss:
Während wir also politisch die Gassen der Macht abschreiten erblicken wir etwas Grünes mit einem herzigen Sünneli darauf. Das muss eine reaktionäre Partei sein - mir fällt vor Schreck die Baskenmütze in meinen eco-friendly Jutebeutel. Fix zücke ich meine Taschenlampe und eine kleine Schablone: Auf den Wolken erscheint mein Ruf um Hilfe:
Der Superheld der Unterdrückten, Jean Ziegler, wird es schon richten.
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