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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Winterthur
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Ivan schiesst den Pfeil ins All: Folge 29
Glarus sitzt im Briefkasten, der im Fersen von Orion lose festgemacht wurde. Die Post wird nur alle Schaltjahre einmal geleert, es besteht also kein Grund zur Sorge, dass da Jemand hineinschaut.Die Sorge ist allerdings riesig auf Seiten der Glarusfamilie. Stadtkind Maja und Ivan Maja: In der heutigen Zeit sollte es doch nicht allzu schwierig sein, den Kleinen zu orten?Ivan: Ja, man sollte meinen, dass Ausserirdische mindestens auf Appelniveau sind, was das Technische betrifft!Maja: In einem abgelegenen Briefkasten gefangen sein, mich schaudert! Kriege schon Panik, wenn ein Lift zu langsam fährt, beziehungsweis zu ruckeln beginnt in meiner Wahrnehmung. Unlängst so geschehen im Volkarthaus, als ich zum Stadtfilter rauf wollte.Ivan: Liftfahren und du kriegst keine Luft mehr?Maja: Genau! Ich laufe immer, wo möglich, ist erst noch gut für die Fitness. Aber sag, wie geht es wohl weiter mit dem Kleinen? Ivan drückt auf seinem Smartphone rum. Nix. Keine neue Folge.Es ist eine kühle und klare Herbstnacht. Maja und Ivan sehen die Sterne blinken. Aber nicht einmal den Herrscher Orion erkennen sie – die Sternbilder gehören nicht zu ihren ausgeprägten Kenntnissen. Da, soeben aufgeschaltet, sagt Ivan, ein Hilferuf auf der Plattform vom Ron! HILFE, GLARUS BRAUCHT DRINGEND FRISCHE LUFT! Wer wagt es, sich in die Geschichte einzumischen? Ivans Augen beginnen zu glänzen. Häh, was habe ich gesagt! Mein Pfeil ist noch nicht abgeschossen! Ivan nimmt den geschnitzten Pfeil aus der Umhängetasche, legt ihn an den Bogen, spannt diesen und spannt in höchster Aufmerksamkeit ... Maja steht mit grossen Augen daneben. Spott ist nicht angesagt, obwohl die Dramatik nicht einer gewissen Hilflosigkeit, die ins Lächerliche umkippen könnte, entbehrt, ist der Moment ergreifend: Da steht ein Stadtkind mit einem Pfeil am gespannten Bogen und will einen nach luftringenden Glarus retten! Der Bogen jedoch ist genau im richtigen Mass gespannt, der Pfeil wird im präzis richtigen Moment losgelassen – und er sirrt in Richtung All. Maja und Ivan starren gebannt in die Nacht hinaus und drei Lidschläge später löst sich eine Sternschnuppe aus dem Nichts, zieht eine kurze Bahn, ehe sie verlischt und Ivan schaute zu Maja und sagt nur YES, Ziel erreicht!Fortsetzung folgtIllustration Monique Stadler
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
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- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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UZFTruffledaveFarbtanz23sandritaRon_WinterthurAndrea_GumanuelafurrerMärliElena LaffranchialeksMagnatumPicoInit7
Ivan schiesst den Pfeil ins All: Folge 29
Glarus sitzt im Briefkasten, der im Fersen von Orion lose festgemacht wurde. Die Post wird nur alle Schaltjahre einmal geleert, es besteht also kein Grund zur Sorge, dass da Jemand hineinschaut.
Die Sorge ist allerdings riesig auf Seiten der Glarusfamilie.
Stadtkind Maja und Ivan
Maja: In der heutigen Zeit sollte es doch nicht allzu schwierig sein, den Kleinen zu orten?
Ivan: Ja, man sollte meinen, dass Ausserirdische mindestens auf Appelniveau sind, was das Technische betrifft!
Maja: In einem abgelegenen Briefkasten gefangen sein, mich schaudert! Kriege schon Panik, wenn ein Lift zu langsam fährt, beziehungsweis zu ruckeln beginnt in meiner Wahrnehmung. Unlängst so geschehen im Volkarthaus, als ich zum Stadtfilter rauf wollte.
Ivan: Liftfahren und du kriegst keine Luft mehr?
Maja: Genau! Ich laufe immer, wo möglich, ist erst noch gut für die Fitness. Aber sag, wie geht es wohl weiter mit dem Kleinen?
Ivan drückt auf seinem Smartphone rum. Nix. Keine neue Folge.
Es ist eine kühle und klare Herbstnacht. Maja und Ivan sehen die Sterne blinken. Aber nicht einmal den Herrscher Orion erkennen sie – die Sternbilder gehören nicht zu ihren ausgeprägten Kenntnissen.
Da, soeben aufgeschaltet, sagt Ivan, ein Hilferuf auf der Plattform vom Ron!
HILFE, GLARUS BRAUCHT DRINGEND FRISCHE LUFT! Wer wagt es, sich in die Geschichte einzumischen?
Ivans Augen beginnen zu glänzen. Häh, was habe ich gesagt! Mein Pfeil ist noch nicht abgeschossen!
Ivan nimmt den geschnitzten Pfeil aus der Umhängetasche, legt ihn an den Bogen, spannt diesen und spannt in höchster Aufmerksamkeit ... Maja steht mit grossen Augen daneben. Spott ist nicht angesagt, obwohl die Dramatik nicht einer gewissen Hilflosigkeit, die ins Lächerliche umkippen könnte, entbehrt, ist der Moment ergreifend: Da steht ein Stadtkind mit einem Pfeil am gespannten Bogen und will einen nach luftringenden Glarus retten!
Der Bogen jedoch ist genau im richtigen Mass gespannt, der Pfeil wird im präzis richtigen Moment losgelassen – und er sirrt in Richtung All.
Maja und Ivan starren gebannt in die Nacht hinaus und drei Lidschläge später löst sich eine Sternschnuppe aus dem Nichts, zieht eine kurze Bahn, ehe sie verlischt und Ivan schaute zu Maja und sagt nur
YES, Ziel erreicht! Fortsetzung folgt Illustration Monique Stadler
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Ivan schnitzt sich einen Pfeil, Maja geht ans Festival und der Rest der Welt: hängt im Netz
Stadtkind Maja und Ivan
Ivan: Habe mir einen Pfeil geschnitzt.
Maja: Hä?
Ivan: Einen richtigen Pfeil, schon lang nicht mehr getan. Mit Sackmesser, zackzack, das war ein richtiges Vergnügen.
Maja: Bubenkram.
Ivan: Von mir aus. Aber es geht noch weiter. Habe zwei Federn gefunden, weiss wie Schnee, haha. Das waren tatsächlich Schwanenfedern. Wie die ans Ufer der Töss gelangten, ist mir allerdings auch ein Rätsel.
Maja: Wird immer mysteriöser.
Ivan: Kannst dich ruhig lustig machen über mich. Jedenfalls hab ich den Pfeil glatt geschnitzt und oben richtig spitzig, wie er sein muss, wenn du ihn losschicken willst.
Maja: Na, was wolltest du denn erlegen? Hattest du Hunger?
Ivan: Sozusagen. Mir ging der kleine Glarus nicht aus dem Sinn und ich hätte den Pfeil am liebsten in die Mitte von Dubiosus gejagt. Aber das hätte ja wohl seine graue Hirnmasse treffen müssen mit den irren Gedanken, die sich in langen Soldatenkolonnen bereit machen gegen das kleine Volk von Glarus.
Maja bleibt die Spucke weg. Soviel Fantasie hätte sie Ivan nicht zugetraut. Der aber zückt schon wieder sein Smartphone und beginnt laut zu lesen:
Folge 28
Nein, Mitleid mit dem schielenden Dubiosus ist wirklich nicht angebracht. Die Angst hingegen definitiv. Dubiosus hat nämlich ein spitzes Messer hervorgenommen und fuchtelt damit gegen das feine, durchsichtige und doch starke Netz, in dem Glarus gefangen ist. Es gibt einen klitzekleinen Riss im Netz, doch das merkt Dubiosus nicht. Er legt das Messer vor sich auf den Boden.
Sein Grinsen wird bösartig.
Mmh, murmelt er gespielt gutmütig, der Kleine hat bestimmt Hunger. Blöd nur, dass die klare Luft bald versiegen wird, denn wir bringen ihn in den gelben Briefkasten, wo – achach – die Luft ausbleiben wird. Der Ärmste wird ersticken und verhungern zugleich. Dubiosus weiss, dass saubere Luft das Wichtigste ist für die Gattung der Glarusfamilie.
Fabienne und Vita schlafen den Schlaf der Gerechten. Die Turbulenzen der letzten Tage und Nächte waren ein Mü zuviel. So schnell werden die Beiden nicht erwachen und einen Wecker haben sie auch nicht gestellt, denn die Festlichkeiten von 750 sind bald vorbei und sie haben keine konkrete Aufgabe mehr in ihrem Pflichtenheft. Vielleicht noch das urbanartfestival besuchen – Vita zuckt leicht zusammen, dieser Gedanke dringt in die Tiefe ihrer Träume, vermag sie aber nicht zu wecken. Es ist Nacht und eine leichte Brise spielt mit den Härchen an ihrem linken Daumen. Sie träumen beide von Glarus, dem liebenswürdigen Jungen mit den grossen Ohren. Fortsetzung folgt
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Vom Gedankenkarussell: Glarus in Not
Stadtkind Maja und Ivan
Maja: Ich finde diese Woche harzig.
Ivan: Wie der platzende Kaugummi bei Glarus?
Maja: Was?
Ivan: Glarus wurde entführt von diesem dubiosen Dubiosus, das heisst, von seinen Soldatengedanken.
Maja: Soldatengedanken?
Ivan: Geht uns doch manchmal auch so: Wir denken an etwas und schon geschieht es.
Maja, seufzt: Stimmt, das meine ich mit harzig. Die Gedanken kreisen und ich stecke gleichzeitig fest mit meinen Projekten.
Ivan: Mmh, kann ich dir helfen?
Maja: Nee, mir ist nicht zu helfen. Aber sag, wie ist es mit dem kleinen Glarus weitergegangen?
Ivan, zückt sein Smartphone: Wart, ich lese dir vor, dann kommst du vielleicht auf neue Ideen:
Folge 27
In unserem Sonnensystem gibt es verschiedene Herrscher. Orion ist nur einer davon, doch er muss schleunigst erwachen, denn es wird eine Krisensitzung einberufen vom Zentralrat der Himmelskörper.
Die Aktivitäten des eigensinnigen und zunehmend gefährlichen Dubiosus ist nur Orion entgangen, den anderen jedoch nicht und sie nehmen die Entwicklung mit Sorge zur Kenntnis.
"In einer Stunde besammeln wir uns im Palast des Sonnenkönigs", klingt die Nachricht durch den Äther.
Orion reibt sich die Augen, er knurrt:
Muss das sein? Hoffe, es gibt was zu essen und zu trinken! An der herrschaftlichen Tafel im Palast sollte das nicht schwer sein, haha!
Auch in der Politik der Gestirne arbeiten die Mühlen langsam.
Das kommt Dubiosus entgegen.
Er lässt den verängstigten Glarus einstweilen in seinem Spinnennetz hocken und betrachtet ihn mit einem schiefen Grinsen:
Soso, haben wir Besuch gekriegt!
Glarus sagt nichts, er kämpft mit den Tränen, aber er weiss, dass die vergeblich sein werden.
Dubiosus hat ein böses Auge, eines schaut immer in eine andere Richtung als es sollte.
Wie kann jemand klare Gedanken fassen, wenn sie sich immer in verschiedene Richtungen drehen und tänzeln und sich aufbäumen und kaum zu dirigieren sind.
Glarus weiss nicht, wo er hinsehen muss und hätte beinahe Mitleid mit ihm, wäre da nicht die grosse Furcht und der noch grössere Schrecken, der ihm beinahe den Atem nimmt.
Er möchte nach seiner Familie schreien, doch das hilft bestimmt nicht weiter, sie werden ihn nicht hören. Er schaut zu Dubiosus und wieder weg. Seine Ohren beginnen sich rot zu färben vor Angst. Er sollte dringend. Und. Seine Augen füllen sich mit Tränen und in diesen kleinen See liegt der ganze Kummer gespiegelt, den er und seine Familie in diesem Moment fühlen.
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Niesen an den MFW, Socken und: die Entführung von Glarus
Stadtkind Maja und Ivan
Ivan, verträumt: Ira May.
Maja: Ja?
Ivan: Du hast sie doch auch gehört! Diese Stimme, diese Bläser!
Maja, hebt die Augenbrauen, doch das sieht Ivan nicht.
Ivan: Stand dort in der Menge und schade, dass ich nicht Geburtstag hatte, sonst ...
Maja: ... sonst hätte sie ein Ständchen für dich allein gesungen, stimmt! Den Spott in der Stimme überhört Ivan. Aber Maja fand Ira auch super, das muss sie zugeben. Sie hat sowieso andere Sorgen als eifersüchtig zu sein.
Maja: Es ist einfach zu kalt für die Musikfestwochen!
Ivan: Musst halt den Wintermantel hervorholen, schau, ich habe die glismeten Socken an, meine Mutter schenkt mir immer ein Paar zu Weihnachten.
Maja, grinst schief: Sorry, glismete Socken, das ist doch das Hinterletzte!
Ivan: Dafür hab ich warme Füsse und du den Schnupfen.
Maja niest: Okay – könntest recht haben, aber glismet geht einfach nicht, die kannst du zuhause tragen.
Ivan lässt sich seinen aufsteigenden Ärger nicht anmerken, er liest lieber die neue Folge auf seinem Smartphone.
Folge 26
Dubiosus ist zwar ein winziger Stern, von ihm aber geht zur Zeit die grösste Gefahr aus. Orions Nebel ist vom nervlichen Zucken im kleinen Finger etwas dicker geworden, ein Mü nur, für die Astronomen unsichtbar, doch den aufmerksamen Wächtern des Glarusplaneten entgeht nichts.
Wir müssen uns beeilen mit der Zerstörung der Insektendrohne, ruft der Vater von Glarus und erteilt den Befehl, der nur in diesem einen Fall erteilt wird. Tausende kleinster Pfeilspitzen richten sich auf das zappelnde Unding im Netz, lösen sich aus ihren Köchern, bohren sich gleichzeitig durch den schillernden Panzer und sogleich wirkt das Gift: Der Insektenkörper zuckt noch einige Male, ein letzter Todeskampf und das Tier hat ausgezappelt. Damit und gleichzeitig verliert auch das Gift seine Wirkung.
In diesem Moment aber schreit eine hohe Kinderstimmt: Hilfe, Hilfe, lasst mich los!
Es ist der kleine Glarus, der von Dubiosus Gedankenwesen mit Spinnenfäden umwickelt und weggetragen wird.
Der Ärmste!
Und erst die ganze Familie, die sich mal etwas erholen sollte von der Aufregung der Mülldeponiethematik im All!
Der Kampf geht weiter. Der Jäger Orion gibt sich seinen geliebten Nebelschwaden hin und merkt noch immer nichts.
Dubiosus, das Schrotkorn in Orion's Flinte, kann weiter sein Unwesen treiben.
Glarus muss schneller erwachsen werden als er Perlen zählen kann. Die zerplatzen in seiner Mundhöhle wie ein Stück aufgeblasener Kaugummi.
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Musikfestwochen, Schulanfang und Glarus: Stadtkind Maja und Ivan
Maja: Du, die Musikfestwochen haben angefangen!
Ivan: Ja, und?
Maja: Ich war beim Stahlberger auf dem Kirchplatz, das war toll! Leider haben sich die Wolken immer dichter zusammengezogen und ehe sich der Wind um mein Halstuch schlingen konnte, erhielt ich ein Telefon – habe zufällig aufs Display geguckt.
Ivan: Mmh
Maja, vorwurfsvoll: Interessiert dich doch gar nicht.
Ivan, schreckt etwas auf: Doch, natürlich!
Maja: Es war dieser Nachbar, der Geld von mir will. Ich muss unbedingt Rons Hut finden, dann kann ich ihn vielleicht mit einem Gutschein für's Fitnesszentrum vertrösten.
Ivan: Rons Hut?
Maja: Idiot, liest du eigentlich den Newsletter nicht?
Ivan: Momoll, ab und zu, wenn wieder eine Folge kommt von dieser Vitodura und dem Glarus, das ist noch recht geil, wenn auch manchmal etwas unübersichtlich.
Folge 25
Glarus spielt sein Lieblingsspiel. Er sitzt auf seinem Boot, trägt eine Mütze auf dem kleinen Kopf und stösst mit dem Paddel vom Seeufer ab. Der See ist klein und schmal, wenn er Glück hat, kommt er mit einem Stoss ans andere Ufer hinüber. Libellen ruhen sich auf seinen grossen Ohren aus und Glarus spitzt seinen Mund, öffnet ihn ein wenig und zählt die Luftperlen, die sich pro Atemzug auf seiner Zunge sammeln.
Spiel und Nahrung zugleich, glücklicher kleiner Glarus!
Er ist wieder inmitten seiner grossen Familie und spielt seine Spiele um zu wachsen und zu lernen. Niemand achtet auf ihn, denn zur Zeit werden alle Kräfte für den Entsorgungsdienst gebraucht. Diese gefährliche Insektendrohne muss nämlich getötet werden, damit sie ihr Gift nicht doch noch in letzter Sekunde ausstossen kann. Alles muss schnell gehen, sie sind noch nicht weit genug von der Erde entfernt. Und die Erde ist einer der kostbaren Planeten. Sie hat eine der seltenen Schutzhüllen um sich. Wenn diese zerstört wird, gerät das ganze fragile Gleichgewicht aller Planeten ins Wanken. Und die Bewohner der Glarusfamilie sind exakt darauf ausgerichtet, das Gleichgewicht zu halten innerhalb dieses Sonnensystems. Keine kleine Aufgabe, im Gegenteil.
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Die Ruhe vor dem Sturm, sagte Ron, und meinte damit was anderes - recht hat er trotzdem: Folge 24, meine liebste bis anhin, weil im Schloss Salenegg entstanden
Dubiosus sitzt in seiner Studierstube, vor ihm der antike Tisch mit zwei dicken Büchern, Buchrücken messingbeschlagen oben und unten in der linken Eck, damit der Band zusammenhält. Herbar 1563 steht da, hat aber nichts mit dem Menschenplaneten zu tun, die haben eine eigene Zeitrechnung. Dubiosus schnaubt. Die Meschengattung, ha! Die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben – er hebt seinen Blick in den Raum, gleitet mit den Augen den langen Reihen mit Büchern entlang, er sieht die Ahnentafeln, hebt die rechte Augenbraue, als er beim Jäger "Orion" vorbeikommt. Blöd, blöd, denkt Dubiosus, dass ich nur ein Korn bin in seiner Flinte, aber wart nur, lieber Uronkel, dir werd ich's noch zeigen, wieviel Kraft dieses eine Schrotkorn haben wird, mach dich auf eine Explosion gefasst, wenn du es wagst, die Ladung abzufeuern.
So ist er im Selbstgespräch vertieft und vergisst Helga, bis diese ungeduldig durch die Leitung schreit:
Dubiosus, komm schon, ich brauch noch ein paar Stunden Schlaf, wie sieht es denn jetzt aus?
Dubiosus zuckt zusammen, der Jäger Orion wird eine Sekunde lang gekitzelt, in seinem kleinen Finger flattert ein Nerv, aber das kümmert ihn nicht wirklich. Er ist der grosse Jäger im Weltall, jedenfalls in seinem Reich, das ihm niemand nehmen kann, denn er ist zeitlos, zumindest geht er davon aus.
Dubiosus beruhigt Helga, sagt, Moment, ich bin gleich soweit, steht auf, nimmt die grosse Lupe vom Schreibtisch, nimmt sie nahe an seine Augen und sieht die Insektendrohne im Netz zappeln, hoch über der Erde, sieht emsige ovale Flugkörper darum herum, verdammt, die sind schon weit, denkt er und sagt laut:
Helga, leg dich schlafen, die ist verloren.
Helga seufzt, unterbricht die Leitung zu Dubiosus und fällt sofort in einen tiefen Schlaf.
Bei Dubiosus dagegen kehrt noch lange keine Ruhe ein. Diese eine Drohne musste er opfern, er war zu spät, das sieht er nun ein. Doch die Menschen werden einen neuen Angriff erleben, er muss sich nur besinnen. Dubiosus stützt seinen Kopf in die Hände und brütet. Sein Planetenkörper bebt unter all den flinken Gedankenbildern, die sich, kaum entstanden, schon materialisieren. Dieses Material ist sein Reich, seine Heerscharen, die ihm zu Diensten stehen und die er doch kaum zu regieren vermag, so schnell ändert sich sein Denken. In alle Richtungen, in alle Tiefen und Höhen gehen sie und so sind auch seine Wesen. Gescheit, ungeduldig und verwegen – ins Gute wie ins Ungute hinein.
Glarus, er muss sich den Glarus angeln!
Das ist der letzte Gedanke, den der übermüdete Dubiosus zu seinen Bediensteten schickt. Illustration Monique Stadler
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