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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Winterthur
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Die Gefahr der Insektendrohne: Folge 21
135135 ist die Nummer, die auf dem Natel aufleuchtet, eine Verbindung wird hergestellt, Vita hört es tuten, sie sieht die Frau mit dem SAFARI Schild mit beherrschter Ruhe und steinernem Gesicht aus dem Hof eilen, das Schild hoch haltend, die weisse Hand fest um den Griff geklammert. Die Leute drängen sich nah an sie, damit alle möglichst rasch hinauskommen. Sie wirken diszipliniert, die Literatur vermag's zu richten, manchmal.Endlich ertönt eine Stimme von weit weg, doch klar verständlich:Hallo, wer ist da?Ich bin's, Vita.Vita, brauchst du unsere Hilfe, wart, ich hole meine Mutter ans Telefon.Es gibt ein Knacken in der Leitung, eine tiefe Stimme sagt:Hallo, Vita, was können wir für dich tun?Der Helikopter, der noch vor kurzem ein Insekt in einem Glaskästchen war, brummt unüberhörbar im Hof.Wir, ich, stammelt Vita.Wart mal, ich nehme gleich mein Stethoskop hervor, mir schwant Ungutes.Im Hintergrund ist ein klackendes Geräusch zu hören, als würde ein Etui auf- und zugemacht und einen Moment später hört Vita einen leisen Aufschrei.Ist das Insekt tatsächlich auf die Erde gebracht worden!Was, wie, fragt Vita hilflos nach.Das Insekt vom Planeten Dubiosus, murmelt die Stimme.Wie bitte?Vita ist definitiv im falschen Film, Fabienne schaut sie mit grossen Augen an. Der Lärm des Insektenhelikopters nimmt zu, wahrscheinlich ist er im Hof gefangen.Die Stimme hat sich gefasst und wirkt entschlossen.Wir müssen sofort etwas tun, der Leib des Insekts ist voll gesogen mit Gift, das über die Stadt gesprüht würde, kaum könnte sich das Tier über die Dächer erheben.Vita muss sich an der Wand halten und kriegt Fabienne zu fassen. Beide lassen sich zu Boden gleiten, mit dem Rücken zur Wand, langsam, sie spüren das Aufrauen der Haut kaum, sie hören nur das übermässig hohe Sirren des im Hof eingesperrten Insekts.Bist du noch da? fragt die Stimme am Natel.Vita hält das Smartphone zwar noch in der Hand und schaut darauf, als wäre es ein absoluter Fremdkörper.Ja, seufzt Vita.Rühr dich nicht von der Stelle, wir lassen uns etwas einfallen. Ich muss mich mit der Chefin besprechen, es kann einen Moment dauern, bis du eine Veränderung der Situation bemerkst. Aber es wird klappen!Die Stimme soll zuversichtlich klingen, soviel kann Vita interpretieren. Sie und Fabienne sind in einer Art Schockstarre gefangen und es hätte keiner Aufforderung bedurft, um sich nicht zu rühren. Fortsetzung folgt / Illustration Monique Stadler
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
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- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
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- Mein Lieblingsclub:
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- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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Die Gefahr der Insektendrohne: Folge 21
135135 ist die Nummer, die auf dem Natel aufleuchtet, eine Verbindung wird hergestellt, Vita hört es tuten, sie sieht die Frau mit dem SAFARI Schild mit beherrschter Ruhe und steinernem Gesicht aus dem Hof eilen, das Schild hoch haltend, die weisse Hand fest um den Griff geklammert. Die Leute drängen sich nah an sie, damit alle möglichst rasch hinauskommen. Sie wirken diszipliniert, die Literatur vermag's zu richten, manchmal.
Endlich ertönt eine Stimme von weit weg, doch klar verständlich:
Hallo, wer ist da?
Ich bin's, Vita.
Vita, brauchst du unsere Hilfe, wart, ich hole meine Mutter ans Telefon.
Es gibt ein Knacken in der Leitung, eine tiefe Stimme sagt:
Hallo, Vita, was können wir für dich tun?
Der Helikopter, der noch vor kurzem ein Insekt in einem Glaskästchen war, brummt unüberhörbar im Hof.
Wir, ich, stammelt Vita.
Wart mal, ich nehme gleich mein Stethoskop hervor, mir schwant Ungutes.
Im Hintergrund ist ein klackendes Geräusch zu hören, als würde ein Etui auf- und zugemacht und einen Moment später hört Vita einen leisen Aufschrei.
Ist das Insekt tatsächlich auf die Erde gebracht worden!
Was, wie, fragt Vita hilflos nach.
Das Insekt vom Planeten Dubiosus, murmelt die Stimme.
Wie bitte?
Vita ist definitiv im falschen Film, Fabienne schaut sie mit grossen Augen an. Der Lärm des Insektenhelikopters nimmt zu, wahrscheinlich ist er im Hof gefangen.
Die Stimme hat sich gefasst und wirkt entschlossen.
Wir müssen sofort etwas tun, der Leib des Insekts ist voll gesogen mit Gift, das über die Stadt gesprüht würde, kaum könnte sich das Tier über die Dächer erheben.
Vita muss sich an der Wand halten und kriegt Fabienne zu fassen. Beide lassen sich zu Boden gleiten, mit dem Rücken zur Wand, langsam, sie spüren das Aufrauen der Haut kaum, sie hören nur das übermässig hohe Sirren des im Hof eingesperrten Insekts.
Bist du noch da? fragt die Stimme am Natel.
Vita hält das Smartphone zwar noch in der Hand und schaut darauf, als wäre es ein absoluter Fremdkörper.
Ja, seufzt Vita.
Rühr dich nicht von der Stelle, wir lassen uns etwas einfallen. Ich muss mich mit der Chefin besprechen, es kann einen Moment dauern, bis du eine Veränderung der Situation bemerkst. Aber es wird klappen!
Die Stimme soll zuversichtlich klingen, soviel kann Vita interpretieren. Sie und Fabienne sind in einer Art Schockstarre gefangen und es hätte keiner Aufforderung bedurft, um sich nicht zu rühren. Fortsetzung folgt / Illustration Monique Stadler
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SAFARI: Folge 20
Was sollen wir nur tun, fragt Vita und hält das Kästchen zwischen Daumen und Zeigefinger. Fabienne duckt sich unwillkürlich, es hat schon wieder geblitzt.
Am Besten, du versuchst tatsächlich Kontakt aufzunehmen via Nummer auf dem Papierflieger, das tönte doch vielversprechend.
Inzwischen sind die Zwei unwillkürlich langsam weiter gelaufen und befinden sich plötzlich inmitten einer Gruppe, die einer Frau mit einem hochgehaltenen Schirm folgen. Auf dem Schirm steht SAFARI.
Was ist denn das wieder Seltsames, sind wir nun endgültig unter den Verrückten gelandet, stöhnt Fabienne.
Wir laufen denen ein wenig nach, findet Vita und ist froh, dass sie dem Lärm entfliehen können.
Vielleicht können wir das Insekt im Lauf der SAFARI irgendwo abstellen, vielleicht gelangen wir ja in eine Wüste mit Felsbrocken und Höhlen, wo wir das Ding unbehelligt abstellen können, versucht sie zu witzeln. Fabienne schaut sie halbwegs belustigt an, HAHA, meint sie nur.
Die Frau mit dem Schirm entfernt sich vom Stadtzentrum und läuft Richtung Obertor. Eine grosse Anzahl (hundert? Oder mehr?) von jungen und älteren Leuten folgt ihr. Auf Höhe Obertor biegt sie links in den Hof, Vita und Fabienne laufen langsam hinterher.
Eine junge Frau steigt einige Treppenstufen hoch, entnimmt ihrer Tasche Blätter und wartet einen Moment, bis alle da sind. Eine erwartungsvolle Stille breitet sich aus und in diesem Moment beginnt das Insekt im Glas in Vitas Hand dermassen stürmisch mit den Flügeln zu flattern, hin und her zu fliegen, dass Vita mit einem kleinen Entsetzensschrei das Kästchen los lässt und – es zerbricht auf dem Boden in tausend winzigste Glassplitter, das Tier kriecht einen Moment darauf herum, beginnt seine Flügel zu spreizen, beginnt zu wachsen, bläst sich wie eine Gummimatratze auf, wird gross wie ein Helikopter, die Leute beginnen zu schreien, die Schriftstellerin verstaut ihre Blätter geistesgegenwärtig in der Tasche und Fabienne stellt auf ihrem Natel die Nummer 135135 ein, mit zittrigen Fingern, hält es Vita hin und zieht sie in eine Ecke: Los, du musst jetzt anrufen! Fortsetzung folgt / Illustration Monique Stadler
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Zwischenbericht aus dem wahren Leben: (Fortsetzung folgt nächste Woche)
Ach Madame
Sie sehen so fremd und verloren aus auf dem Bahnsteig Grüze zu Winterthur
Mit Ihrem langen Kleid
Ihrem bandagierten Kopf
der für Sie zur Alltagskleidung gehört
ich weiss. Die nackten Zehen sind dunkel dunkler als die Werbung der Zürcher Nationalbank auf den Wagons des stillgelegten Zuges
Ach Madame,
verzeihen Sie meine Unkenntnis Ihrer Kultur
und Sprache. Fühlen Sie sich dennoch wohl bei uns? Möchten Sie mit mir sprechen? Wie finden wir das heraus? Haben wir ein gemeinsames Wort, das sich an die Leine nehmen mag?
Eine Geste vielleicht?
Vielleicht ertragen Sie die Hitze heute besser als ich?
Sie scheinen auf jemanden zu warten, doch es steigt niemand aus.
Sie ziehen den blau-weiss getupften Einkaufswagen der Treppe, dem Ausgang zu;
der Leichtigkeit der Bewegung nach könnte er leer sein.
Die Felder schiessen in die Höhe
die Häuser ebenso und die Cumuluswolken. Ah, Madame
bringen Sie Ihre Ernte ein!
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Ein gefangenes Insekt: Folge 19
Afropfingsten! Wenn nur das Wetter hält! Vita und Fabienne laufen im selben Schritt. Wie Menschen, die sich sehr gut mögen, die Ellbogen berühren sich, das Haar liegt auf den Schultern – die Sonnenstrahlen huschen durch die Wolken von der einen zur Andern und wissen nicht, wo sie sich lieber niederlassen wollen, sie umspielen die Beiden und schmeicheln und glänzen: die Freundinnen bemerken nichts von dem Spiel.
Auch nichts von einem andern Spiel, bis sie darüber stolpern: Es ist eine kleine durchsichtige Kiste, ca 5x5 Centimeter, also wirklich klein, doch darin bewegt sich ein Insekt, es scheint nach Luft zu ringen, irrt hin und her im Käfig und stösst überall an.
Fabienne hat sich als erste nach diesem Ding gebückt, das in der Sonne aufgeblitzt war. Ein Gewitter zieht sich zusammen, ein Donnergrollen macht sich hörbar, die Wolken schieben, türmen sich auf; übereinander wie diese Hochzeitstorten, die in den Himmel wachsen und oft zu früh in sich zusammenstürzen.
Schau mal, ruft Fabienne aus, da steht DANGER!
Vita lokalisiert ein mulmiges Gefühl in der Magengegend – irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.
Es ist eine Krankheit, die durch dieses Insekt verbreitet werden soll, sagt Vita und hat keine Ahnung, woher sie diese Information nun wieder hat.
Glarus, sie muss Glarus telefonieren! Wo hat sie nur den Papierflieger hingelegt?
Fabienne steht mit vor Schreck weit geöffneten Augen da und starrt auf das fremdartige Quadrat mit dem zappelnden Insekt darin und hat plötzlich ein seltsam heftiges Herzklopfen, das nicht allein mit dem drohenden Gewitter zu tun haben kann. Ein Blitz hat sich aus dem Wolkenturm gelöst und schreibt ein gezacktes Ausrufezeichen in den Himmel. Die Trommelwirbel hämmern lauter in ihren Ohren, obwohl sich die Beiden noch ausserhalb der brodelnden Menschenmenge befinden. Fortsetzung folgt/ Illustration Monique Stadler
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Der Pilot im Papierflieger: Folge 18
Eine Münze werfen!
Vita lernt schnell, obwohl sie die Sitten der Menschen manchmal sehr kurios findet.
Sie darf anfangen.
Doch da flattert, leicht verspätet, wie es scheint, ein Papierflugzeug auf den Boden, direkt vor ihre Füsse, als wäre darin ein kleiner Pilot versteckt. Vita bückt sich, nimmt das gefaltete Blatt in die Hand und zeigt es Fabienne:
Du, der kleine Glarus schickt mir noch eine Nachricht, schau!
DANKE, steht da und eine Nummerkombination, wie bei einem Schloss.
135135 ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst! Dein Glarus und die Eltern
Vita spürt ein kleines Flattern im Augenlid. Fabienne drängt neugierig, sie solle zu erzählen beginnen.
Vita erzählt alles, bis ins kleinste Detail.
Und nun du!
Fabienne schaut eine Spur verlegen. Ich habe vor allem dich gesucht, meint sie und schaut auf ihre Uhr. Und, ja, ich habe einen Herrn Bonjour kennengelernt, der hat mich beeindruckt, trotz feuchter Hand. Er hat mir noch schnell seine Händynummer zugesteckt – nun haben wir beide eine fremde Nummer, die wir wählen können, lacht Fabienne, urplötzlich übermütig geworden.
Drüben, auf dem langen Bein des Holzmannes balanciert ein Mädchen. Es singt lauthals O TANNENBAUM, O TANNENBAUM, wie grün sind deine Blätter.
Das Lied passt vollständig zum Mai, prustet Fabienne los und Vita stimmt ein. Die Beiden sind so glücklich, einander wieder gefunden zu haben, dass es ihnen egal ist, was die Leute denken.
Neben ihnen taucht plötzlich ein Einkaufswagen auf, gefüllt mit Erde und Pflanzen, die etwas lampig wirken. Von der Innenstadt her allerdings hört man die Trommeln von Afropfingsten herüberschwappen und es liegt auf der Hand, dass sich die Freundinnen erheben und davonschlendern, dem bunten Treiben entgegen.
Fortsetzung folgt Illustration Monique Stadler: DANKE!!!
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Folge 17: Rapsgelbes Aufleuchten der Augen heisst LIEBE
Ooch ... meint Fabienne enttäuscht. Natürlich war das Gefährt, das so urplötzlich neben ihr gelandet war, das Interessanteste überhaupt.
Nun – da ist ja noch der Kleine mit seinen Glubschaugen und den komischen Ohren.
Vita schaut ihre Freundin forschend an: Das erkläre ich dir später und vielleicht kann ich dich dann mal auf eine Reise mitnehmen. Dieses Luftmobil, welches du womöglich als UFO einstufst, wird es schon in wenigen Jahrzehnten bei uns geben – ich habe einfach ein bisschen mit der Zukunft gezäuselt.
Vita setzt ein schiefes Lächeln auf.
Dann wird sie ernst.
Wir müssen uns jetzt um den Kleinen kümmern. Er kann nicht ohne die Liebe seiner Eltern und Familie leben. Das wäre wie bei uns ohne Nahrung zu leben. Unsere Zuwendung ist wie Milchpulver anstatt Muttermilch, man braucht sauberes Wasser, um -
Gut, unterbricht Fabienne ihre Freundin, ehe du ins Philosophieren gerätst, schauen wir, was sich machen lässt.
Sie wendet sich wieder Glarus zu, der den beiden aufmerksam zugehört hat.
Weißt du, in welche Richtung deine Eltern weiter geflogen sind?
Glarus schüttelt den Kopf.
Ist auch eine blöde Frage, entschuldige. Aber hast du irgend eine Adresse, einen Hinweis, wie wir dein Zuhause finden könnten?
Dunkelblau, eine Spur tiefer.
Wir haben keine Adresse, wir leben in der Luft. Die Wolken sind unser Zuhause, sagt er.
Glarus spitzt seine Ohren. Oh, ich höre etwas!
Weder Vita noch Fabienne hören etwas Ungewöhnliches. Auch sie tunen die Ohren auf supersuperfein. Da, ein leises Zischen.
Ein behaarter Arm, der sich um Glarus legt, ihn einfach mitnimmt.
Mama, hören sie Glarus rufen. Ein rapsgelbes Aufleuchten seiner Augen und verschwunden ist die seltsame Fracht.
Die zwei Frauen schauen einander an. Fabienne packt Vita an der Hand und sagt:
Uff, komm, wir setzen uns, wir haben einander einiges zu erzählen!
Fabienne und Vita setzen sich auf eine der nahen Holzbänke, schlagen die Beine übereinander und beide fragen wie aus einem Mund: Wer beginnt zuerst?
Fortsetzung folgt
Monique wünschen wir gute Besserung (Grippe)!
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