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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Winterthur
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Flugkörper, lautlos: Folge 16
Achte auf die Zeichen am Himmel, riet eine Freundin von Fabienne. Sie hatte ihr von der schon fast verzweifelten Suche nach Vita erzählt.Zeichen am Himmel! ärgert sich Fabienne. Sie hätte sich einen handfesteren Rat gewünscht.Nichts desto trotz schleicht sie sich nach dem Bahnhof hinauf zum Holzmann, an dem sie achtlos vorbeischlendert. Bis – halt, da ist etwas anders, etwas, das sie genauer anschauen muss.Ein Hasenkopf! Ein freundlicher nonchalanter Hasenkopf anstelle des vergreisten Holzmanngrind.Wer zum Teufel hat ...Weiter kommt Fabienne nicht, denn neben ihr landet ein eiförmiger Flugkörper. Fabienne vergisst zu atmen – doch wer braucht schon Luft zum Atmen, wenn Ufos neben einem landen?Eine Tür öffnet sich, eine futuristisch geformte, äusserst präzis in den Flugkörper eingegossene Tür, absolut lautlos - und daraus entsteigtVITAan der Hand führt sie einen kleinen Jungen.Das ist Glarus, erklärt Vita der verblüfften Fabienne.Glarus sieht aus wie ET, seine Glubschaugen wechseln von Grün auf Blau auf – hehe, woher kommst du denn?Fabienne hockt sich auf die Fersen, damit ihre Augen auf gleicher Höhe sind wie die seinen und vergisst vorerst, dass sie Vita tausend Fragen stellen sollte.Ich habe meine Eltern verloren, erklärt der Kleine auch Fabienne sein Unglück und seine Augen füllen sich sofort mit tiefem Meerblau.Und, mischt sich Vita ein, du hast mir doch mal erzählt, ihr habt einen Suchdienst eingerichtet für verloren gegangene Menschen?Fabienne richtet sich auf: Stimmt, aber mit diesem Gefährt kommst du doch viel schneller ... sie schaut sich suchend um, doch von einem Flugkörper ist weit und breit nichts zu sehen.Ach, DAS meinst du, sagt Vita entschuldigend, das durften wir uns nur kurz ausleihen – der Chauffeur musste gleich weiter.
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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UZFTruffledaveFarbtanz23sandritaRon_WinterthurAndrea_GumanuelafurrerMärliElena LaffranchialeksMagnatumPicoInit7
Flugkörper, lautlos: Folge 16
Achte auf die Zeichen am Himmel, riet eine Freundin von Fabienne. Sie hatte ihr von der schon fast verzweifelten Suche nach Vita erzählt.
Zeichen am Himmel! ärgert sich Fabienne. Sie hätte sich einen handfesteren Rat gewünscht.
Nichts desto trotz schleicht sie sich nach dem Bahnhof hinauf zum Holzmann, an dem sie achtlos vorbeischlendert. Bis – halt, da ist etwas anders, etwas, das sie genauer anschauen muss.
Ein Hasenkopf! Ein freundlicher nonchalanter Hasenkopf anstelle des vergreisten Holzmanngrind.
Wer zum Teufel hat ...
Weiter kommt Fabienne nicht, denn neben ihr landet ein eiförmiger Flugkörper. Fabienne vergisst zu atmen – doch wer braucht schon Luft zum Atmen, wenn Ufos neben einem landen?
Eine Tür öffnet sich, eine futuristisch geformte, äusserst präzis in den Flugkörper eingegossene Tür, absolut lautlos - und daraus entsteigt
VITA
an der Hand führt sie einen kleinen Jungen.
Das ist Glarus, erklärt Vita der verblüfften Fabienne.
Glarus sieht aus wie ET, seine Glubschaugen wechseln von Grün auf Blau auf – hehe, woher kommst du denn?
Fabienne hockt sich auf die Fersen, damit ihre Augen auf gleicher Höhe sind wie die seinen und vergisst vorerst, dass sie Vita tausend Fragen stellen sollte.
Ich habe meine Eltern verloren, erklärt der Kleine auch Fabienne sein Unglück und seine Augen füllen sich sofort mit tiefem Meerblau.
Und, mischt sich Vita ein, du hast mir doch mal erzählt, ihr habt einen Suchdienst eingerichtet für verloren gegangene Menschen?
Fabienne richtet sich auf: Stimmt, aber mit diesem Gefährt kommst du doch viel schneller ... sie schaut sich suchend um, doch von einem Flugkörper ist weit und breit nichts zu sehen.
Ach, DAS meinst du, sagt Vita entschuldigend, das durften wir uns nur kurz ausleihen – der Chauffeur musste gleich weiter.
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Dunkelblau heisst Heimweh: Folge 15
Natürlich ist es nicht Vita, die Fabienne meint, gesehen zu haben vorn in der Menschenmenge.
Vita wollte erschöpft in ihr Steinkleid auf dem Stadthausdach sinken, aber sie ist gegen einen harten Gegenstand gestossen.
Au, sagt er.
Was au, stöhnt Vita ungeduldig, ich will nur meinen Platz einnehmen.
Dein Platz ist jetzt besetzt, sagt die Stimme und äugt vorsichtig heraus.
Es ist ein Kobold, ein kleiner, den sie noch nie gesehen hat. Mit Kobolden kennt sich Vita aus, auf dem Dach huschen vor allem nachts diverse Gestalten von rechts nach links und von oben nach unten.
In der Regel lässt sich Vita nicht davon stören. Aber sie war ja bis anhin noch nie weg, so richtig weg aus ihrem steinernen Gewand, das ihr Zuhause ist.
In Vita kommt Aerger hoch, aber sie weiss, dass bei dieser Sorte Lebewesen negative Gefühlsäußerungen eine gegenteilige Wirkung als die erwünschte hervor rufen.
Also versucht sie freundlich zu bleiben und fragt nach seinem Namen.
Ich heisse Glarus, sagt der Kleine stolz.
Glarus, ruft Vita erstaunt, dann bist du gar nicht von hier?
Nein, ich habe mich verflogen, sagt der Kleine und lässt den Kopf hängen. Meine Eltern suchen mich bestimmt. Der Kobold sieht so ähnlich aus wie ET damals aus dem Film, er hat übergrosse Augenhöhlen, aus denen Lampenaugen funkeln, die je nach Gefühlslage die Farben wechseln.
Dunkelblau.
Sofort ist ein mütterlicher Instinkt wach und Vita setzt sich zu dem Kleinen auf ein Plätzchen mit frisch gewachsenem Moos (das gab es vor wenigen Tagen noch nicht). Weißt du was, ich habe eine Freundin unten bei den Menschen, ich kann sie um Rat fragen, ich glaube, die haben einen Suchdienst.
Einen Suchdienst?
Glaurus Augen nehmen die Farbe eines frisch geschliffenen Rosenquarzes an und glänzen verdächtig.
Ach du, sagt Vita gerührt, das kommt schon wieder gut, lass mich nur machen!
Fortsetzung folgt Illustration von Monique Stadler
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Das Geschlurfe des Feierabends: Folge 14
Fabienne hat sich mit schnellen Schritten vom Tisch und Hans-Ruedi entfernt. Es war nicht nur die feuchte Hand, die sie von einem Techtelmechtel abhielt. Nein, es war das Treffen mit Vita, das nicht zustande kam und das sie beunruhigt.
Wo soll sie Vita suchen?
Fabienne ist ohne auf ihren Weg zu achten zurück zum Bahnhof gelaufen.
Sie hört eine Stimme aus einem Lautsprecher:
Sind Sie glücklich?
Nicht: Der Zug fährt ohne Halt nach Stettbach, nein, sind Sie glücklich?
Welche Frage!
Fabienne schaut sich um. Ist sie nun vollends im Irrenhaus gelandet?
Die Menschen um sie scheinen die Frage nicht gehört zu haben. Oder die Frage stört sie nicht im Geringsten, hat vielleicht auch nichts mit ihnen zu tun. Sie müssen einkaufen, telefonieren, gestikulieren, auf die Toilette, auf die Uhr schauen – was soll sie eine Stimme mit einer lapidaren Frage stören?
Fabienne lässt sich einen Moment treiben und sieht plötzlich eine Menschentraube in ein Wartkabäuschen starren. Dort, wo selten jemand sitzt, so ungemütlich ist es drin. Ein durchsichtiger Kasten, wie zufällig auf dem Perron abgestellt, wo man nur bei garstigem Wetter hineinflüchtet, dort stehen nun Menschen und staunen hinein.
Fabienne tritt näher. Sie sieht weissgeschminkte Gesichter, vielleicht sind es Roboter, die unregelmässig die Augenlider heben und senken, vielleicht sind es richtige Menschen, die sich für ein Projekt zur Verfügung stellten.
750 steht auf einem Plakat.
Aha, jetzt ist klar, dass dies eine Szene für das Festjahr der Stadt ist.
Fabienne dreht den Kopf, sieht Leute aus einer S-Bahn aussteigen und meint, weiter vorn in der Menschenmenge Vita zu sehen und ruft, ohne Rücksicht auf Verlust: He Vita, bleib stehen. Vita!
Ihre Stimme wird vom allgemeinen Geschlurfe des Feierabends verschluckt. Fabienne eilt dem Ausgang zu.
Fortsetzung folgt Illu in den Ferien ...
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Wo ist der Osterhase versteckt? Und wo Vita?: Folge 13
Feuchte Hände mag Fabienne überhaupt nicht. Sie selber kennt das Problem vor allem, wenn sie nervös ist. Kurz vor einem Auftritt im Stadtorchester zum Beispiel.
Rudolf, sagt er, Hans-Rudolf, verbessert er sich.
Also Hans-Ruedi? erkundigt sich Fabienne.
Ja, wenn du willst.
Hans-Ruedi setzt sich auf den Stuhl. Dabei schaut er verstohlen auf die Uhr.
Wartest du auch auf jemanden?
Fabienne zeigt sich interessiert. Und versiert. Vielleicht ist der junge Herr von der mondänen Bettanzugsfabrikantenfamilie. Bonjourtextilien: die sind doch jeweils unbezahlbar und nur in teuren Geschäften zu bestaunen.
Fabienne beugt sich vor, nicht ganz unbewusst, dass sich ein zarter Busenansatz zeigen wird.
Hans-Ruedi dagegen hält den Blick entschlossen auf das noble Ziffernblatt gerichtet.
Ja, sie sollte jeden Moment hier sein. Aber – und nun hebt er seinen Blick doch noch. Was er sieht, scheint ihn zu fesseln.
Aber, fügt er nun hinzu, wir könnten den Standort wechseln und uns näher kennenlernen?
Fabienne ist versucht zu lachen. Soll sie das Spielchen jetzt schon beenden?
Sie gibt sich einen Ruck, bringt den Oberkörper in die senkrechte Lage zurück und sagt, als würde sie sich soeben erinnern:
Ach, Hans-Ruedi, das ist aber schade, aber ich habe ebenfalls ein Rendez-Vous! Mit dem Osterhasen nämlich, wenn du es genau wissen willst -
er wartet auf mich, lacht sie und wirft ihm einen leicht bedauernden Blick zu, bevor sei aufsteht.
Fortsetzung folgt Illustration von Monique Stadler
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Fabienne ist unruhig: Folge 12
Obwohl sie Vita noch nicht lang kennt, war ihre Freundin bis anhin immer zuverlässig. Und pünktlicher als sie selbst.
Fabienne sitzt draussen vor der Bäckerei mit den runden Tischchen und schaut immer wieder auf die Uhr. Die Kraft der Sonne nimmt eindeutig zu, es ist immer noch hell und angenehm warm.
Eine Amsel ruft unentwegt, trilliert, fabuliert und lockt ein Weibchen zum Nestbau. Oder ist das Weibchen schon am Brüten und das Männchen wirft seinen Übermut in die Sphäre? So genau weiss Fabienne die zeitlich biologischen Abfolgen des gefiederten Getiers nicht auswendig.
Aber Vita!
Fabienne schaut auf die Uhr.
Ein Mann bewegt sich mit federnden Schritten in ihre Richtung. Bleibt in der nötigen Distanz stehen, aber doch nah genug, um seinen angenehm herben Männerduft wahrnehmbar zu machen.
Bonjour ist mein Name, spricht er sie unumwunden an. Bin ich bei Ihnen richtig?
Bonjour, Herr Bonjour, lacht Fabienne – inwiefern meinen Sie, bei mir richtig zu sein?
Herr Bonjour scheint in Verlegenheit zu geraten, entzückend sieht das aus. Der Nacken hat eine rötliche Färbung angenommen.
Fabienne ist neugierig, sie scheint es mit einem sensiblen Zeitgenossen zu tun zu haben.
Wollen Sie sich setzen?
Fabienne rückt einladend einen Stuhl vom Tisch weg. Es gibt einen unangenehmen Kratzer in den Ohrgängen – die Musikerin in ihr ist ebenfalls fein gestimmt.
Mein Name ist Fabienne, sagen wir doch du zueinander, schlägt Fabienne vor.
Sehr erfreut, sagt Herr Bonjour und streckt ihr die Hand entgegen.
Seine Krawatte leuchtet, als hätte er soeben gelogen.
So förmlich wollte es Fabienne nun auch wieder nicht.
Fabienne, sagt sie und drückt seine Hand kurz. Seine ist kalt und etwas feucht.
Fortsetzung folgt
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Vita schiesst;ein Zungenkuss der besonderen Art: Folge 11
Vita lässt sich nicht unter die Arme greifen, dazu ist sie zu stolz.
Sie hat den fürchterlichen Moment der Leere überwunden und entscheidet sich für den Trick mit dem Zunge-Rausstrecken.
Das sieht nicht sehr anmächelig aus, soll es auch nicht. Sowieso sind da nur die zwei glotzenden Männer und einige Singvögel, die sich aber nicht um diese Szene kümmern.
Blitzschnell saust ihre kleine Armee über die Zunge, benutzt diese sozusagen als eine Art Trampolin und schnellt in die Augen der zwei Polizisten. Ihnen entfährt ein Schrei des Schmerzes, sie schliessen die Augen, weil die sofort zu brennen beginnen – ja, dem unisono Schrei nach zu schliessen hat sich dort ein Höllenfeuer entwickelt.
Nur Zwiebelsaft, lacht Vita, holt ihre Mannschaft über die Zunge zurück, nimmt sie rein, schliesst den Mund (sie wird noch einen Moment etwas unangenehm nach frisch geschnittenen Zwiebeln riechen), und verabschiedet sich höflich, aber mit leicht verstellter Stimme. Ein bisschen höher als normal, ein bisschen quitschend, als hätte sie sich an einem Lacher verschluckt.
Vita schaut sich nicht um, sie weiss, dass die Polizisten nur wenige Minuten brauchen, bis sie ihre Augen wieder öffnen können und dann werden sie nach ihr suchen. Werden zornig sein vor Scham und - Zorn und Scham sind ein ungutes Paar. Schwer zu kontrollieren.
Vita entschliesst sich für eine ungewöhnliche Handlung: Rückzug aufs Dach. Stadthaus. Das ist in der Nähe und scheint ihr plötzlich das Beste zu sein, was ihr passieren kann. Heimatgefilde! Sicherer Hafen! Wie sehnt sie sich plötzlich nach ihrer steinernen Robe, nach ihrem Platz links oben.
Vita weiss ihre Strickleiter zu werfen – und behände zieht sie sich hoch aufs Dach. Uff, geschafft. Vita will nur noch schlafen. Erinnert sie sich an ihr Rendez-Vous mit Fabienne? Fortsetzung folgt / Illustration Monique Stadler
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