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Ruth von Seen
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FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Das Glück und die LiebElle: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration bald wieder zurück
Dem Glück auf die Sprünge helfen und von der Möglichkeit, eine LiebElle zu sein Ich hab dem Glück auf die Sprünge geholfen und nun ist es da. Sitzt heiter plappernd auf meiner linken Schulter (gelber Schnabel, blaues Gefieder) und beguckt sich die Welt.Unbedingt will ich noch Beatrice treffen, doch Beatrice ist nicht zu Hause. Dafür treffe ich Glenda unverhofft. Das Glück kichert: Siehst du, ich habe es gewusst, du triffst die richtigen Leute, wenn ich dir auf der Schulter sitze. -Ich dagegen werde langsam ungeduldig: Muss mir das Glück seine Weisheiten planlos ins Ohr schwatzen? Ich höre bald nicht mehr gut, immer wieder zischt es "jetzt links, nein rechts" und meine Füsse gehorchen, obwohl der Verstand missmutig wird. ... das Erwachen der blauen Libelle, sagt eine Frau im Naturbecken im Geiselweid. Diesen Satz sagt die Frau nicht zu mir, sondern zu einer älteren Kollegin. Die beiden scheinen vertraut miteinander zu sein, sie stehen im Wasser am Beckenrand und schauen ins Schilf hinein. Das Glück kitzelt mich, aber die Schönheit der Aussage habe ich selber bemerkt, sage ich zum Glück. Du kannst dich mal ausruhen, ehrlich.Ein bisschen beleidigt flattert es kurz mit den Flügeln.Wenn du mich nicht mehr brauchst, fliege ich ein Haus weiter, sagt es.
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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Das Glück und die LiebElle: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration bald wieder zurück
Dem Glück auf die Sprünge helfen und von der Möglichkeit, eine LiebElle zu sein
Ich hab dem Glück auf die Sprünge geholfen und nun ist es da. Sitzt heiter plappernd auf meiner linken Schulter (gelber Schnabel, blaues Gefieder) und beguckt sich die Welt.
Unbedingt will ich noch Beatrice treffen, doch Beatrice ist nicht zu Hause. Dafür treffe ich Glenda unverhofft. Das Glück kichert: Siehst du, ich habe es gewusst, du triffst die richtigen Leute, wenn ich dir auf der Schulter sitze. -
Ich dagegen werde langsam ungeduldig: Muss mir das Glück seine Weisheiten planlos ins Ohr schwatzen? Ich höre bald nicht mehr gut, immer wieder zischt es "jetzt links, nein rechts" und meine Füsse gehorchen, obwohl der Verstand missmutig wird.
... das Erwachen der blauen Libelle, sagt eine Frau im Naturbecken im Geiselweid. Diesen Satz sagt die Frau nicht zu mir, sondern zu einer älteren Kollegin. Die beiden scheinen vertraut miteinander zu sein, sie stehen im Wasser am Beckenrand und schauen ins Schilf hinein. Das Glück kitzelt mich, aber die Schönheit der Aussage habe ich selber bemerkt, sage ich zum Glück. Du kannst dich mal ausruhen, ehrlich.
Ein bisschen beleidigt flattert es kurz mit den Flügeln.
Wenn du mich nicht mehr brauchst, fliege ich ein Haus weiter, sagt es.
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Auf einen leichtfüssigen 1. August!: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Liebe Füsse
Ich bin eine Idiotin, ich weiss. Die Hitzetage hab ich mir gleich von Anfang an versaut – entschuldige, verblast.
Hatte euch dort bei der alten Kaserne in der Nähe verschönern lassen (pflegen, salben, feilen wo nötig) und die Nägel mit dunkelrotem Nagellack verzieren. Also das war das Werk der Hände der liebenswürdigen und professionellen Chefin dieses Geschäftes an der Eck.
Bin aus dem Geschäft stolziert, als hätt ich soeben einen 6er im Lotto gewonnen. Die Schuhe halbwegs geschlossen, es war noch etwas kühl an jenem Morgen. Doch die kommenden Tage brachten Hitze und ich habe – ehrlich, nur zwei Paar tragbare Sandalen. Die einen sind speziell, die anderen eher hässlich.
Ich musste berufshalber in die übernächste grosse Stadt fahren und dort hinunter zum Fluss und von dort ging es rechts dem Marzilibad entlang (unentgeltlich zu benützen; mit Frauenruhe-Ecke usw.) und gleich danach kam die Dampfzentrale. Im Internet sah das nach Nichts aus und die Dampfzentrale schreibt auf der Homepage: Ca zehn Minuten zu Fuss, wenn man das Bähnli den Stutz hinunter benutzt.
Also.
Ich zog zu Hause nach kurzem Überlegen die Designsandalen an (alles echt hellbraunes Leder, mit geflochtenen schmalen Bändern und extrem flacher, ungefederter Sohle. Die Verkäuferin meinte damals, das sei sehr gesund, quasi wie barfusslaufen).
Als ich nach dem Anlass hinaustrat, war es immer noch heiss und meine Füsse brannten. Ich wollte den kürzesten Weg zum Bahnhof nehmen (das Marzilibähnli fährt nicht mehr nach 21 Uhr).
Die Leidensgeschichte kürze ich extrem ab, die Füsse,
ihr, ihr Lieben
schmerzen immer noch, haben Blasen geworfen zum Protestieren und ich bin auf der Suche nach neuen – hübschen UND bequemen – Sandalen.
Glaubt mir, ich suche wirklich.
Und ab heute erhält ihr einen richtig guten Fussbalsam (Spray geht auch) als Aufmunterung und Versöhnungsgeste zugleich. Ich hoffe, ihr nehmt meine Entschuldigung an.
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Schloter, Müller und Meier: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration in den Ferien
Schloter wäre im Dezember 50 Jahre alt geworden.
Schloter könnte auch Meier und Müller heissen, könnte weiblich sein und älter oder jünger.
Die Nachricht lässt aufhorchen, einmal mehr.
Es stellen sich alte Fragen erneut:
Lohnt es sich, für ein System zu arbeiten, das zwar über die Massen hinaus entlöhnt, eine Person aber fallen lässt, wenn etwas schief läuft?
Lohnt es sich, die Gesundheit zu opfern für ein System, das aus Systemen besteht und schon deshalb gar nicht persönlich sein kann?
Lohnt es sich, den Sommer zu verpassen, und mit dem schweren Aktenkoffer von Ort zu Ort zu eilen? Oder mit demselben an demselben Ort zu bleiben ohne je zu bemerken, dass die Sonne brennt (die Ventilatoren arbeiten vorzüglich) – ohne je die Musse zu haben, die Beine hochzulagern. Sich zu verlieben (und sei es in einen Menschen, der sich als ebenso realitätsfremd entpuppt – vielleicht entdecken sie zusammen eines Tages den Geschmack von Salz auf ihrer Haut) ...
Lohnt es sich, um des Geldes, Macht und desolatem Ruhm willen seine Lebenszeit zu verprassen?
Nichts gegen genug Geld, meinetwegen auch viiiel Geld, doch wenn keine Zeit bleibt, das Geld auch auszugeben?
Lohnt es sich, Geld zu horten?
Was ist Geld überhaupt?
(Dazu gibt es gescheite Bücher).
Was ist Lebensqualität?
Diese Frage kann nur jeder Einzelne für sich selber beantworten. Doch mir scheint, der Frage nachzugehen müsste lohnen.
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Kann mit bitte Jemand sagen, wo der Brunnen ist?: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Sag mir, wo der Brunnen ist
Sag mir, wo der Brunnen ist, wo ist er geblieben?
Sag mir, wo der Brunnen ist, was ist geschehn?
Wegen Kabelbränden im Tunnel und Stellwerkstörungen ist der Verkehr um Zürich und zwischen und um Winterthur lädiert.
Obwohl ich oh Wunder noch einen Sitzplatz ergattert habe im IC, bricht mir der Schweiss aus allen Poren, wie sich die Leute in den Gängen stauen und sich wie Sardinen aneinander Bauch an Bauch zu halten versuchen.
Platzangst überwinden, das ist die Aufgabe, die ich mir in diesem Moment stelle. Ansonsten wäre ich wieder aus dem Zug gerannt, um nach Luft zu schnappen. Aber dann wäre ich noch viel später nach Hause gekommen.
Zum Glück habe ich mein Telefon dabei (zum Geburtstag geschenkt bekommen, hiermit noch mein offizieller grosser Dank!) mit guten Ohrhörern und Leonard Cohen's rauchiger Stimme, die mich immer wieder in andere Sphären zu tragen vermag.
Trotzdem dauert diese Zugfahrt viel zu lang und ich bin heilfroh, in Winterthur aussteigen zu können. Ausnahmsweise und ausgerechnet jetzt hatte ich kein Wasser dabei und so stürze ich mich zum Bahnhofsplatz mit der leeren Flasche, um sie aufzufüllen. Obwohl auch ich realisiert habe, dass wir einen neu gestalteten Platz haben mit riesigem Dach usw. fällt mir erst jetzt auf, dass
DER BRUNNEN FEHLT!
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Eine neue Tasche: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Eine neue Tasche, die gross genug ist für die wichtigen Sachen, ist eine wichtige Sache. (Achtung Werbung: Seid Ihr schon mal im neuen Laden neben der Stadtbibliothek gewesen? Zwei Schwestern haben dort Fuss, nein Tasche gefasst und die Kostbarkeiten liegen apart in Farbe und Form auf den Ausstellflächen. Auch Düfte aus Paris gibt es auszuprobieren und wer nett nachfragt, erhält ein Muster für's Feriengepäck).
Ich liebe das Wort ESPRIT und die Marke dazu. Obwohl die Tasche nicht aus Leder ist, was ich auch gemocht hätte, gefällt sie mir von Anfang an. Sie ist leicht, hat zwei kleine Innentaschen und einen einfach zu handhabenden Reissverschluss. Der scheint mir besonders wichtig. Wie ich im kleinen Warenhaus unten im Bahnhof bei den Früchten stehe, werde ich von einem jungen Afrikaner mit Rastalocken angesprochen, hübsch, sehr hübsch. Sein Kollege steht nicht weit entfernt. Die Rastalocken rahmen dunkel sprühende Augen ein und einen passenden Mund, der fragt:
Do you know where the rice is?
Rice gleich Reis, nicht schwer zu verstehen.
Ich schwanke wieder mal zwischen Vertrauen und Unbehagen.
Mache einen kleinen Erklärungsversuch, schliesse ab mit:
You will find it – eine grosszügige Handbewegung nach vorn als Abrundung.
Später sehe ich die zwei Männer mit Bier und irgendetwas in der Hand an der Kasse stehen. Es scheint mir nicht, dass es sich um Reis handelt, aber ausschliessen will ich es auch nicht. Meine Sehschärfe lässt ab und zu zu wünschen übrig.
Die Tasche mit all den wichtigen Sachen schmiegt sich an meinen Körper. Die wichtigen Dinge wollen bei mir bleiben. Vertrauen und Misstrauen haben sich in etwa die Waage gehalten; das ist aber nicht mein Sternzeichen.
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Langeweile an einem (Mittwoch)nachmittag: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Dem Hund ist es langweilig.
Dem Mann mit den Krücken ist es langweilig,
(dem Mann mit den Krücken an der Hundeleine).
Den Wolken ist es langweilig.
Dem Schirm ist es sturm.
Den Badeanstalten ist es langweilig.
Den Häusern ist es langweilig.
Den Kindern ist es oberlangweilig,
(den Kindern mit den Minen am Schlüsselbund).
Den Türen ist es langweilig,
den Vorhängen ist es langweilig,
den Pferden die keine Fliegen zum Abwehren haben
wenn sie die Mähnen und Schweife unwillig
schütteln – diesen scheint es besonders
langweilig. Den Grossmüttern ist es so lang
wie breit weilig, den Grossvätern sowieso: ihre
Modelleisenbahnen weisen noch und noch
Stellwerkfehler auf und die Passagiere murren.
Halt, murren ist nicht langweilig, murren ist wie
Kartoffeln schälen und Bücher auspacken und Rosen
schneiden und nach Ägypten schauen, nach
Griechenland, nach Snow(den) und feststellen,
dass die Socken Löcher haben und diese Lange
weile der Stadt ganz gut steht.
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