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Ruth von Seen
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FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Vom Lärm der Maschinen am Bord eines Bächleins am Rande der Stadt: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Muss es einen solch riesigen Lärm geben, um das dicht bewachsene Bord am Bächlein am Stadtrand zu mähen?Ehe ich die Lärmquelle erkannt habe, vermute ich, dass ein Baum gefällt wird, so sehr dröhnt es in meinen Ohren. Dann biege ich um die Ecke und beim Näherkommen sehe ich die zwei Männer mit Helm, die mit einer speziellen (und speziell lauten) Maschine die zähen Grasbüschel bodigen.Kommt mir vor wie David gegen Goliath. Goliath macht einen Riesentumult, derweil David sich den Nacken reibt und zu Boden geht. Doch noch im Fallen spannt er einen Giftpfeil. Der, seien wir ehrlich, in diesem Fall an Goliath abprallt.Dennoch bleibt die verwegene Frage, ob all die Maschinen mit viel PS einen solchen Riesenkrach machen müssen? Ich vermute manchmal, dass ein bestimmter Menschentyp diese Form von Machtgenuss mag und bin bereit, mich massregeln zu lassen und eines Besseren zu belehren, was mein bescheidenes Wissen über PS und Lärm betrifft.Beim Baulärm ist es mir einsichtig, dass diese Powermaschinen einen gewissen Lärmpegel verursachen.Aber beim Bordmähen?Beim Laub "rechen", mit dem ollen Laubbläser?Stopp, nicht das,nicht Laub!Das Wort "Herbst" ist verboten.
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
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Vom Lärm der Maschinen am Bord eines Bächleins am Rande der Stadt: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Muss es einen solch riesigen Lärm geben, um das dicht bewachsene Bord am Bächlein am Stadtrand zu mähen?
Ehe ich die Lärmquelle erkannt habe, vermute ich, dass ein Baum gefällt wird, so sehr dröhnt es in meinen Ohren. Dann biege ich um die Ecke und beim Näherkommen sehe ich die zwei Männer mit Helm, die mit einer speziellen (und speziell lauten) Maschine die zähen Grasbüschel bodigen.
Kommt mir vor wie David gegen Goliath. Goliath macht einen Riesentumult, derweil David sich den Nacken reibt und zu Boden geht. Doch noch im Fallen spannt er einen Giftpfeil. Der, seien wir ehrlich, in diesem Fall an Goliath abprallt.
Dennoch bleibt die verwegene Frage, ob all die Maschinen mit viel PS einen solchen Riesenkrach machen müssen? Ich vermute manchmal, dass ein bestimmter Menschentyp diese Form von Machtgenuss mag und bin bereit, mich massregeln zu lassen und eines Besseren zu belehren, was mein bescheidenes Wissen über PS und Lärm betrifft.
Beim Baulärm ist es mir einsichtig, dass diese Powermaschinen einen gewissen Lärmpegel verursachen.
Aber beim Bordmähen?
Beim Laub "rechen", mit dem ollen Laubbläser?
Stopp, nicht das,
nicht Laub!
Das Wort "Herbst" ist verboten.
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Fahrräder klauen ist blöd: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Da sind sich die meisten einig.
Auch nicht von A nach B verschieben, weil man's grad dringend braucht. Woher soll der Besitzer wissen, wo B ist? Das geht dann Tage und Wochen, bis sich bestenfalls die Polizei bei dir meldet und fragt, ob dieser Göppel der deine sei – beziehungsweise er müsse es sein und du sollst ihn doch bitte abholen.
Diese Tage dazwischen sind eine Leidenszeit, denn du hast kein Fahrrad mehr und musst dich völlig umorganisieren. Dabei weißt du nicht mal, ob es vielleicht doch noch bei dir auftauchen wird.
Seit ich in den zehn letzten Jahren ungefähr zehn Fahrräder "verloren" habe, hüte ich das letzte, Roberta, wie einen Augapfel, meistens bleibt es in der Garage stehen und grummelt unzufrieden. Klar, es ist dunkel dort, ich käme mir vielleicht auch blöd vor. Aber, frage ich sie, willst du lieber Frondienst leisten bei irgend einem Dahergelaufenen, der dich in ein Auto einpackt, zu Hause das Schloss aufsprengt, dich umspritzt und weiter verkauft, willst du das, hmm?
Vielleicht ist es Rolanda tatsächlich egal, wenn es ihr so langweilig ist in der Garage. Da malt sie sich unter Umständen die tollsten Abenteuer aus und eine neue Frisur käme ihr gerade recht.
Nichts da, sage ich entschieden und gehe zu Fuss zum Bahnhof.
Nun wollte ich aber nicht von Rolanda schreiben, sondern vom Fahrrad meines Vaters, der mir das seine altershalber mitgegeben hat, kürzlich. Ich habe es dankend angenommen und gewusst, dass ich es einem Freund weitergeben will, der einen weiteren Weg zum Bahnhof hat als ich. Dazu ist es ein Männerfahrrad und ich trage gerne Jupes und will in dem Fall mein Bein nicht so hoch hinaus schwingen.
Nun also meine dringende Bitte: Klaut das Fahrrad meines Vaters nicht, es hat einen weiten Weg hinter sich und möchte hier heimisch werden. Und es hat keinen Bock auf schnelle Abenteuer, dazu fühlt es sich doch schon zu, naja, zu verschroben vielleicht.
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Ein prägnantes Schuhkonzert: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Die kleinen Abenteuer beginnen oft direkt vor der Haustür.
Sie beginnen mit Singvögeln oder kleinen Jungen, die nach einem "Trülli" fragen oder mit Katzen, die sich dir ungefragt in den Weg stellen.
Der Sommer scheint auch in unseren Breitengraden angekommen zu sein und ich eile beschwingt dem Bahnhof entgegen, der Zug fährt in Kürze ab. Die erste Katze, sanft getigert, stellt sich mir in den Weg, und fragt nach Woher und Wohin und ob ich Zeit hätte zum Spielen.
Bssbsss, sage ich freundlich und eile weiter.
Die zweite ist womöglich noch hübscher und miaut mir ähnliche Fragen entgegen. Doch die Zeit drängt und ich vertröste auch dieses Katzenwesen auf später, wenn ich heimkehren werde.
Hinter mir hat sich das ClaggClagg einer aus der Seitengasse herkommenden Lady hinzugefügt. Ich konnte mich an der ägyptischen Diva vorbeischmuggeln – aber sie? Richtig, das ClaggClagg verstummt und ich drehe mich an der Biegung kurz um: Ich sehe eine Schwarzgelockte (aus Ägypten?) neben dem Tier kauern. Mein Schmunzeln verschwindet, denn der Zeiger ist vorgerückt; ich beschleunige meine Schritte noch um einen Zack. Die Unterführung muss durchquert werden und als ob die Schöne hinter mir ebenfalls erschrocken wäre, höre ich wieder das deutliche Geklapper ihrer Schuhe. Zusammen im schneller werdenden Rhythmus ergibt sich ein Minikonzert.
Ich erreiche den Zug, stehe in die Tür, damit die Frau ebenfalls einsteigen kann.
Die Katze, sage ich.
Sorry, sagt sie.
The cat, wiederhole ich.
Oh yes! Sie strahlt.
Dann kommt noch ein Wort, wie aus einem Deutschlehrmittel gestanzt:
Dankeschön!
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Erdbeeren aus Kroatien: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Habe soeben mit einer Freundin über die Nachrichten "wachsende soziale Unruhe in Europa" diskutiert. Wir sassen beim höchsten Milchschaumberg der Stadt (grosser Cappuchino mit Aromawahl, bei mir immer Zimt: unbeschwerte Sinnsuche).
Wir haben also wieder einmal die Probleme der Welt besprochen, zwar nicht gelöst, aber einem Ansatz dazu ziemlich nahe gekommen. (Trotzdem ist die politische Bühne nichts für uns, danke der Nachfrage).
Wohlgemut haben wir uns verabschiedet. Ich steure in mittlerem Schritttempo dem Kirchplatz zu, wo mir eine jüngere Frau entgegenkommt. Kurzer Blickkontakt, sie will mich offensichtlich etwas fragen.
Ich bleibe stehen, sie auch.
Brauchen Sie eine Putzhilfe?
Nein, vielen Dank, sage ich.
Haben Sie einen Moment Zeit, um mir zuzuhören?
Meine Empathie ist geweckt, zugleich beginnen die Warnglocken zu bimmeln, ich habe mich schon einmal "verloren" beim Helfen wollen.
Ich schaue sie an, sie wirkt gepflegt, ihr Deutsch ist leicht gebrochen, aber fehlerfrei.
Woher kommen Sie? ist meine Gegenfrage.
Aus Kroatien, ich habe grosse Probleme.
Ich kann Ihnen das Büro der Frauenzentrale zeigen, biete ich an.
Kann mir nicht helfen, sagt sie knapp.
Oder in der Bibliothek drüben gibt es ein Anschlagbrett für ein Gratisinserat, schlage ich vor, in der Hoffnung, behilflich sein zu können.
Vielen Dank, sagt sie. Aber ich habe grosse Probleme.
Ich verstehe, sage ich.
Nein, Sie verstehen nicht, Sie haben mir ja noch nicht zugehört.
Ich glaube Ihnen, aber ich kann Ihnen nicht helfen, Sie brauchen professionelle Hilfe. – Ich bleibe standhaft und die junge Frau bedankt sich, mit einer abgrundtiefen Desillusionierung im Blick. Ein Hund hätte mich nicht bekümmerter anschauen können. Es tut mir echt leid, ich setze mich wieder in Bewegung und wäre ihr beinahe nachgelaufen. Hier, nehmen Sie wenigstens ein bisschen Geld von mir, hätte ich sagen wollen. Hätte es ihr genützt?
Ich weiss es nicht. Aber mein schlechtes Gewissen ist definitiv geweckt. Ich kaufe auf dem Heimweg eine Schachtel sündhaft teurer Erdbeeren, Primagusto und verputze sie in Kürze.
Das Bild der Frau an meiner Seite.
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Was ein Demeter - Kopfsalat und ein Kondom gemeinsam haben: Kolumne von Ruth Loosli / Illustration von Monique Stadler
Was ein Demeter - Kopfsalat und ein Kondom gemeinsam haben?
Wahrscheinlich nicht sehr viel, ich weiss.
Und doch wurde ich jüngst auf eine so lustige Weise belehrt, dass ich die Geschichte aufschreiben muss. So oder ähnlich geschehen im dynamischen (!) Bioladen – wie heisst er schon wieder – nach dem Polizeiposten; oberster Zipfel Obertor.
Kundin betritt den Laden, sagt Hallo, schaut sich die Salatköpfe an. Fest müssen sie sein und frisch. Die Kundin prüft und entscheidet sich für einen, packt ihn am Genick und trägt ihn zum Tresen. Sie legt ihn hin, er ist noch etwas feucht, angenehm feucht, gesund feucht.
Der Verkäufer schaut die Kundin fragend an: Darf es sonst noch etwas sein?
Ein Brot, sagt sie und geht mit den Augen suchend die Reihe ab, dieses hier, sagt sie, dieses Emmerbrot möchte ich haben.
Kannst du mir den Salat einpacken, fragt sie noch.
Klar, gern, schau, das kannst du in Zukunft selber machen.
Er holt eine dünne durchsichtige Plastiktüte hervor und erklärt: Einfach wie ein Kondom überziehen, das ist jetzt ein komischer Vergleich, ich weiss, sagt er, schaut sie charmant an und streift sich die Tüte über den Handrücken, um danach den Salat am Strunk zu fassen und die Hülle über den Handrücken weg über den Salat zu stülpen. Die Kundin ist begeistert. Dieser Vergleich ist köstlich, sagt sie lachend, den muss ich demnächst in eine Kolumne verpacken.
Voilà, da ist sie. Wir wünschen allen einen vergnüglichen Tag.
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Fix und Flox: Kolumne von Ruth Loosli/ Illustration von Monique Stadler-Schaad
Es gibt Leute, die ertragen gute Laune schlecht.
Zugegeben, ich gehöre ab und zu ebenfalls dazu.
Doch meistens versuche ich den Tag fix zu gestalten: Das heisst, niemanden anmerken zu lassen, dass meine Socken vom Dauerregen feucht und starr die Füsse kleiden (und diese leiden). Bewege emsig den grossen Zeh hin – und her und bestelle heisse Schokolade.
Wenn mich der smarte Mann auf den Arm nehmen will (anstatt ein trockenes Frottiertuch zu reichen und Fussbalsam) und mir wesentlich weniger Kleingeld zurückgibt als die Rechnung und die entgegengenommene Note dies anzeigen würde, dann werde ich nullkommaplötzlich mürrisch.
Sein Sorry , kann vorkommen , nehme ich mit hochgezogenen Augenbrauen zur Kenntnis. Mmh, sage ich und gebe ihm ein Extra-Trinkgeld.
Schlürfe den ersten Schluck vom Getränk, welches mir auch schon besser schmeckte. Bin ich zu Zweit und meine Begleiterin wird von einer Bekannten angesprochen und ich sitze da, als wäre ich nicht vorhanden, schrumpft mein Vergnügen um ein Weiteres. Flox, sage ich und meine es so.
Hoffe auf freundlichere Temperaturen und kaufe neue Socken.
Und eine Kokosnuss! Als ich an den Regalen mit den Früchten vorbeischlenderte und ich mich wunderte, woher die alle kommen und wie viele Sonnenstunden in ihnen drin stecken müssen, hörte ich das Flüstern der Kokosnuss: Hallo, willst du mich zu dir nach Hause nehmen? Klar, sagte ich, packte sie in meinen Einkaufskorb und wähnte mich in einem kurzen Zwischenhoch.
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