Zurück
Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
Meine Stadt
Winterthur
Follower
16
Juhu, ich verreise ein paar Tage in die Ferien!
Verlasse meine Stadt, um mich nach ihr zu sehnen. Verlasse die Stadt, um wieder heim zu kehren. Verlasse die Stadt, um zu wissen, wie wohlgesinnt wir einander sind. Dass wir uns vermissen, wenn wir einander nicht sehen (okay, das ist unter Umständen eine etwas einseitige Geschichte). Wenn ich den Koffer packe, dann mit den Gedanken an die Heimkehr; streiche über Bücherrücken, ordne Papiere, putze die Schuhe. Weshalb ich in die Ferien verreise? Um Eindrücke zu sammeln, kleine Vorräte für den Alltag.Obwohl die Tage langsam aber merklich länger werden, hat man doch das Gefühl, dass der Winter erst jetzt richtig eingebrochen ist und unser Leben dämpft. Man friert, man reibt sich die Hände, man will möglichst schnell an die Wärme. Man trinkt Kaffee.Selten stellt man ihn in den Schnee. Ich wünsche euch ein paar verrückte Ideen, die euch das Leben erhellen und schicke Grüße in die Stadt:EureMadame de Ouila
-
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
-
UZFTruffledaveFarbtanz23sandritaRon_WinterthurAndrea_GumanuelafurrerMärliElena LaffranchialeksMagnatumPicoInit7
Juhu, ich verreise ein paar Tage in die Ferien!
Verlasse meine Stadt, um mich nach ihr zu sehnen. Verlasse die Stadt, um wieder heim zu kehren. Verlasse die Stadt, um zu wissen, wie wohlgesinnt wir einander sind.
Dass wir uns vermissen, wenn wir einander nicht sehen (okay, das ist unter Umständen eine etwas einseitige Geschichte). Wenn ich den Koffer packe, dann mit den Gedanken an die Heimkehr; streiche über Bücherrücken, ordne Papiere, putze die Schuhe. Weshalb ich in die Ferien verreise?
Um Eindrücke zu sammeln, kleine Vorräte für den Alltag.
Obwohl die Tage langsam aber merklich länger werden, hat man doch das Gefühl, dass der Winter erst jetzt richtig eingebrochen ist und unser Leben dämpft. Man friert, man reibt sich die Hände, man will möglichst schnell an die Wärme.
Man trinkt Kaffee.
Selten stellt man ihn in den Schnee.
Ich wünsche euch ein paar verrückte Ideen, die euch das Leben erhellen und schicke Grüße in die Stadt:
Eure
Madame de Ouila
Weiterlesen
Der Rosengarten im Winter
Gestern war ich mit einer Freundin spazieren, ich zog sie einfach mit. Sie sagte, komm, wir gehen etwas trinken und ich sagte, gerne, aber zuerst machen wir einen Spaziergang, ich zieh dich ein bisschen den Hügel hinauf.
Sie lachte und meinte, das schaffe ich schon noch selber, blieb aber beim ersten Bänklein stehen. Ich ging weiter, als würde ich ihr Zögern nicht bemerken.
Komm, die Sonne scheint, rief ich zurück und stieg die Treppen hoch, vorbei am verwaisten Schulgarten, der Sonne entgegen. Denn dort oben schien sie noch, das sah man gut. Diese zehn Minuten hochlaufen und schon schaust du über die Stadt, das fasziniert und beglückt mich jedes Mal von Neuem. Auch meine Freundin kam bald nach mir an. Wir suchten uns ein freies Sonnenplätzchen, setzten uns nebeneinander und schlossen die Augen. Wir kennen uns mittlerweile so gut, dass man nicht zwingend sprechen muss, um einander etwas zu erzählen.
Zugegeben, auch der Rosengarten ist im Winter kahl. Aber die freie Sicht über die Stadt und das Wissen, dass schon bald erstes Grün hervorgucken wird: Das verkürzt das Warten. Und lehrt Geduld.
Denn vorerst haben wir noch Winter. Und das ist okay.
Es gibt Leute, die sind sportlicher als ich. Die freuen sich auf die Skipisten, die zur Zeit überall top sind. Und wer diesem Vergnügen nicht nachgehen mag, soll doch wieder mal ein Stück Richtung Heiligbergschulhaus laufen und schon ist man im Rosengarten. Kann hin und herlaufen und falls die Sonne scheint wie gestern, das Gesicht der Sonne zuwenden. Vitamin D tanken.
Grüße in die Stadt Eure
Madame de Ouila
Weiterlesen
Glückliches neues Jahr!
Du bist noch so jung, ohne Falten und übermütig. Nimmst mich an der Hand. Sagst, schließ die Augen. Ich habe mich warm angezogen, denn draußen ist Winter. Das neue Jahr wirft eine Ladung Schnee über unsere Stadt. Die Flocken tanzen und wirbeln und Biologen sagen, jeder Schneekristall habe eine ganz eigene Formation. Eigenartig. Großes Kino. Nur kann ich es nicht sehen, wenn ich die Augen geschlossen halte. Also sage ich zum neuen Jahr, dass ich jetzt die Augen wieder öffne.
Okay, sagt es und lacht.
Ich wünsche allen, die in unserer Stadt* wohnen, das Allerbeste. Das sei Gesundheit, Wohlergehen, Nachsicht mit den anderen und ab und zu auch mit sich selbst. Ich wünsche allen die nötige Kraft, um der Arbeit nachzugehen, denn Arbeit ist kostbar, nicht nur wegen des Monatsgehalts.
Arbeit gibt Selbstvertrauen, bedeutet, in der Gesellschaft mitwirken zu können. Arbeit kann auch auslaugen, ich weiß. Ich wünsche uns allen den Mut, Unstimmigkeiten anzusprechen, wenn es Sinn macht, aber auch, wo es kleinlich wäre, darüber hinwegzusehen.
Ich wünsche den Busfahrern gute Fahrt.
Den Krankenpflegern fühlende Hände.
Dem noch jungen Jahr ein erfreuliches Älterwerden.
Die Schneedecke wächst.
Das Grau verschmilzt mit dem anderen Grau.
Mein Glück heute ist, gute Schuhe zu tragen.
Das wünsche ich uns allen und schicke Grüße in die Stadt
Eure
Madame de Ouila
* „unsere Stadt“ darf man hier gerne ersetzen mit „unser Planet“
Weiterlesen
Trau dir zu !
Gestern, als ich über den Kirchplatz Richtung Bahnhof lief, war ich diesem Stern in der Zwischengasse (Garnmarkt?) so dankbar, dass er noch leuchtete. Ja, ich gebe es zu, ich war der Stadtverwaltung dankbar, dass sie den Strom frei gibt, die Sterne in das neue Jahr hineinleuchten zu lassen.
Weil ich gleich ins Kino abdüse, schicke ich meine guten Wünsche an Euch via Gedicht meiner Kollegin – rutscht gut und haltet einander, wenn einer dumm schlittern oder fallen sollte! In diesem Sinn das Beste ins neue Jahr hinein! Eure Madame de Ouila
Trau dir zu
Trau dir zu
Dass du Fledermaus bist
Kopfüber hängend als Position
der Ruhe.
Trau dir zu
dass sich deine losen Spiegelungen
zu einem Ganzen zusammenfügen
und du plötzlich wieder hörst.
Trau dich
dem Massigen zu entrinnen
dem Dickköpfigen eine lange Nase
zu drehen.
Dem Krächzen der landenden Raben
Raum zu geben, dem Flittern und
Flattern in dir und das Messer gezückt
zu halten nah an deinem Leib, um ihn
notfalls zu verteidigen.
Denn du hast keine anderen Augen um
zu sehen.
Geh deinen Weg.
Die Ränder sind unwirtlich in diesen Tagen.
Trau dich zu heulen
wenn du eine Wölfin bist.
Zu ruhen, wenn du in Stein gemeißelt
diese Arbeit vollendet hast. Einen Moment
lang nur atmen. Es war ein langer
Weg und er bleibt. Trau dich zu sein.
Ruth Loosli
Weiterlesen
An Weihnachten eine Geschichte vorlesen? Weshalb nicht? Diese hier ist auf unsere Stadt zugeschnitten:
Für eine saubere Stadt
Otto und Max sind Kollegen, gute sogar. Sie arbeiten zusammen jahrein jahraus für eine saubere Stadt. Sie packen an jeder Strasse die vollen Kehrichtsäcke, hieven sie in den bereitstehenden Lastwagen und so geht es weiter, bis die Strassen frei sind von Kartonschachteln, gestapelten und zusammengebundenen Papierbündeln und Kehrichtsäcken in diversen Grössen. Und wenn die Strassen am Ende der Stadt sauber sind, beginnt das Ganze wieder von vorn, denn dann haben die Menschen am Anfang der Stadt schon wieder volle Säcke hingestellt. Otto hat Knieprobleme, Max hat es mit dem Magen.
Es ist der 24. Dezember, die letzte Runde vor dem grossen Fest. Denn heuer fällt der 24. Dezember auf einen Montag und deshalb wird bis um 16 Uhr gearbeitet.
Otto seufzt. Sein Knie schmerzt heute besonders stark, offenbar gibt es einen Wetterwechsel.
Max sagt: Hast du gehört im Radio, es will bis zu uns hinunter schneien!
Ach deshalb schmerzt mein Knie so sehr, sagt Otto bekümmert.
Die Beiden sitzen beim Mittagskaffee, heute ist der Tisch besonders schön geschmückt. Rosa hat sich Mühe gegeben, sie kennt die Leute, die hier ein und ausgehen.
Max hat wegen dem Magen einen Kaffee Hag bestellt und schlürft ihn geräuschvoll. Er legt seine Hand einen flüchtigen Moment auf das Knie seines Freundes. Heute gibt es früh Feierabend, dann kannst du dein Knie umsorgen, sagt er.
Und du deinen Magen, grinst Otto mit schmerzverzerrtem Gesicht. Was gibt es denn bei dir zu essen?
Ich bin auf Diät, das weißt du ja, sagt Max. Aber bei dir sieht es ja wohl kaum besser aus?
Otto ist auf der ganzen Linie auf Diät, aber nicht wegen dem Magen, das weiss Max. Ottos Frau ist vor Monaten zu einem anderen Mann gezogen, und wie die Küche bei Otto nun aussieht, das will sich Max lieber nicht vorstellen.
Aber auch bei Max sieht es nicht zum Besten aus. Seine Frau liegt mit einer frisch operierten Hüfte im Spital. Doch er kann sie wenigstens besuchen und im Spital wird es einen Weihnachtsbaum geben und ein paar Lieder und ein warmes Essen, das er schon vorbestellt hat. Natürlich die leichte Variante.
Da hat Max eine Idee. Er ruft zur Theke hinüber:
Du Rosa, was machst du eigentlich heute, am heiligen Abend?
Rosa wischt sich die Hände an der Schürze ab und kommt zu ihnen an den Tisch. Sie zieht einen Stuhl heran und setzt sich:
Ja, das ist eine gute Frage. Ich hatte gehofft, dass mich mein Sohn zum Feiern einlädt, doch er musste dringend auf eine Geschäftsreise nach China und kommt erst übermorgen zurück. Das wird ein langweiliger Abend.
Rosa seufzt und fährt fort: Aber im Fernseher kommt ein schöner Film, habe ich im Programm gesehen.
Aha, sagt Max und schaut Otto bedeutungsvoll an. Er weiss, dass Otto die Rosa gut leiden kann, ja, sogar ein bisschen mehr als gut. Aber Otto ist viel zu schüchtern, als dass er sich etwas hätte anmerken lassen bis anhin.
Was meinst du, Otto, sagt Max. Er lässt die Stimme ein wenig ansteigen.
Ach Max, will Otto sagen, doch da liegt plötzlich die eigene leere Weihnachtskrippe vor seinen Augen. Er hat sie nach langem Zögern gestern Abend vom Dachboden hinuntergeholt, abgestaubt und eine Kerze vorne hingestellt. Das muss genügen für dieses Jahr, hat er sich gedacht und nun sieht er das leere Kripplein und den Esel nebendran und denkt:
Was bin ich doch für ein Esel!
Und zu Rosa sagt er: Max hat recht, ich würde dich furchtbar gern zu mir einladen, wenn du magst. Ich habe beim Metzger ein Filet im Teig bestellt und das würde ich nur zu gern mit dir teilen.
Rosa lässt sich normalerweise nicht so leicht aus der Fassung bringen. Aber nun ist tatsächlich ein leichter Schimmer in ihren Augen zu erkennen.
Max schaut Otto triumphierend an.
Rosa zögert einen Moment, als müsste sie eine Erinnerung an ihren verstorbenen Mann wegschieben und antwortet mit belegter Stimme: Ja, warum auch nicht - dann bringe ich den Salat, magst du Kartoffelsalat?
Otto sagt: Noch so gern, Rosa, und danach schauen wir den Film zusammen an, gell.
Die beiden Männer blicken auf die Uhr, die Mittagspause ist schneller verflogen als gedacht. Wir müssen, sagt Max, um die leichte Verlegenheit von Rosa und Otto zu überbrücken.
Tschau, bis später, sagen die Beiden, nachdem sie aufgestanden sind und ihre Kittel angezogen haben.
Wir halten die Stadt sauber, denken sie, als sie wieder auf dem Trittbrett hinten am Camion stehen, und auch wenn die Arbeit verdammt hart ist, wir machen sie nicht ungern.
Pünktlich um 16 Uhr hängen sie ihre Berufskleider an den Nagel. Sie wünschen einander ein schönes Fest, klopfen sich aufmunternd auf die Schulter und für einen Moment schmerzen weder das Knie noch der Magen. In der Marktgasse sind die Lichter angegangen, die Sterne zeichnen einen weiten Bogen vom einen Ende der Gasse zum anderen Ende und es kommt einem vor, als wäre an diesem Abend zu dieser Stunde die Welt ein kleines aber wichtiges Stück in Ordnung. Ruth Loosli Nachzulesen im Buch "Adventsbus-Geschichten 2014-2018", in fast allen Buchhandlungen der Stadt erhältlich. Damit wünsche ich Euch einige helle, friedvollen Stunden während der Feiertage und ein rauschendes Fest ins neue Jahr hinein! Eure Madame de Ouila
Weiterlesen
Vor der Haltestelle Strahlegg steht ein Kreisel (Foto wurde weiter vorn in der Stadt gemacht)
Kahler Kreisel dreht
Helle Kinderstimme kräht
Gummischäfchen mäht.
Das ist ein Eydus, die Idee wurde vom COUCOU lanciert – schreibt auch welche, wenn ihr Lust habt. (Die ganze Ausschreibung findet ihr auch auf der Homepage vom Kulturmagazin).
Es ist nicht schwer: Ihr zählt wie Kinder an den Fingern ab: Die erste Zeile soll fünf Silben haben, die zweite sieben und die dritte wieder fünf.
Ihr könnt nach Lust und Laune fabulieren, nur zählen müsst ihr dabei. Es ist ein bisschen wie SUDOKU ausfüllen. Und einen Bezug zur Stadt wäre auch gut. Und wenn ihr soweit seid, schickt es ein beim Coucou-Magazin, Julius wird sich freuen!
Mit Zimt- und Zandergrüssen
Eure Madame de Ouila
Weiterlesen