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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
Meine Stadt
Winterthur
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Die Scholle
(Die Scholle ist ein grosses Erdstück, das durch den Pflug auf einem Acker aufgeworfen wurde).Manchmal wird die Hochnebeldecke aufgelockert, dann entsteht ein Loch im Himmel. Und die Sonne dringt durch. Ich zog sofort meine guten Schuhe an und lief hoch zum Waldrand, von wo aus man eine exklusive Sicht hat, manchmal bis zu den Bergketten. Die Stadt lag mir zu Füssen und ich setzte mich auf einen der Holzbänke, um dem Wind zuzuhören, der sich im trockenen Laub der Bäume verfing. Eine verirrte Fliege setzte sich auf mein Knie und ich fragte sie, woher sie kommt. Sie habe es schon vergessen und müsse weiter, beschied sie mir und flog davon, in den Glanz der frisch gepflügten Erde hinein. Die Mittagssonne fiel derart ins dunkle Braun, dass sich mir ein Bild der Schönheit entfaltete, je länger ich hinschaute. Ich stand wieder auf, die Kälte hatte sich unter die Kleider geschoben. Dem Feld entlang gehend, verstand ich erneut, weshalb der Mensch von «Heimat» spricht und von der «Scholle». Diese frisch gepflügte Erde, die sich so dunkel und geheimnisvoll gab und sich mit dem Sonnenlicht zu einem Kunstwerk verband: dieser Moment hat mich ergriffen.Ihr wisst ja, dass mich das Verbauen unserer Landschaft beschäftigt und ich weiss natürlich auch, dass der Mensch ein Dach über dem Kopf benötigt. Aber wir brauchen die Erde zwingend, sie ernährt uns. Sie gibt uns Boden für unsere Füsse, Luft zum Atmen – eine Heimat eben.Ich wünsche mir von der Politik, dass sie endlich tiefgreifend versteht, dass es nicht um den eigenen Machterhalt geht, sondern um das Wohl der ganzen Gemeinschaft auf diesem Planeten. Nichts weniger als das. Mit erdwarmen GrüssenEure Madame de Ouila
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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Die Scholle
(Die Scholle ist ein grosses Erdstück, das durch den Pflug auf einem Acker aufgeworfen wurde).
Manchmal wird die Hochnebeldecke aufgelockert, dann entsteht ein Loch im Himmel. Und die Sonne dringt durch. Ich zog sofort meine guten Schuhe an und lief hoch zum Waldrand, von wo aus man eine exklusive Sicht hat, manchmal bis zu den Bergketten. Die Stadt lag mir zu Füssen und ich setzte mich auf einen der Holzbänke, um dem Wind zuzuhören, der sich im trockenen Laub der Bäume verfing. Eine verirrte Fliege setzte sich auf mein Knie und ich fragte sie, woher sie kommt.
Sie habe es schon vergessen und müsse weiter, beschied sie mir und flog davon, in den Glanz der frisch gepflügten Erde hinein. Die Mittagssonne fiel derart ins dunkle Braun, dass sich mir ein Bild der Schönheit entfaltete, je länger ich hinschaute. Ich stand wieder auf, die Kälte hatte sich unter die Kleider geschoben. Dem Feld entlang gehend, verstand ich erneut, weshalb der Mensch von «Heimat» spricht und von der «Scholle». Diese frisch gepflügte Erde, die sich so dunkel und geheimnisvoll gab und sich mit dem Sonnenlicht zu einem Kunstwerk verband: dieser Moment hat mich ergriffen.
Ihr wisst ja, dass mich das Verbauen unserer Landschaft beschäftigt und ich weiss natürlich auch, dass der Mensch ein Dach über dem Kopf benötigt.
Aber wir brauchen die Erde zwingend, sie ernährt uns. Sie gibt uns Boden für unsere Füsse, Luft zum Atmen – eine Heimat eben.
Ich wünsche mir von der Politik, dass sie endlich tiefgreifend versteht, dass es nicht um den eigenen Machterhalt geht, sondern um das Wohl der ganzen Gemeinschaft auf diesem Planeten. Nichts weniger als das.
Mit erdwarmen Grüssen
Eure Madame de Ouila
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Wahrheit
Katzen gibt es überall in der Stadt – aber Elche?
Das neue Buch der Stadtbibliothek, das Neujahrsblatt heisst und die 357. ! Ausgabe ist, ist ein Juwel, optisch (der Umschlag ist eine alte Karte der Stadt Winterthur) und bestimmt auch inhaltlich.
Es geht der Frage nach, wie die Strassen der Stadt zu ihrem Namen gekommen sind und heisst sinnigerweise:
„Von Ackeret bis Zytmoos. Strassennamen in Winterthur“
Zur Geschichte, wie der Elchweg oberhalb von Seen zu seinem Namen gekommen ist, gibt es aktuell zwei Versionen. Ich bin noch am Recherchieren, welche der Wahrheit näherkommt. Und vielleicht bleibt sie, die sogenannte Wahrheit, für immer im Dunkeln. Denn was man sicher weiss, ist, dass die Strasse hätte Haarbachstrasse heissen sollen. Dagegen gab es Widerstand. Wer ihn genau geleistet hat und weshalb, kann nur vermutet werden, denn die Erzählungen darüber gehen auseinander.
Fakten und Erinnerung – das ist zurzeit ein grosses Thema, das die Welt beschäftigt. Ich vermute manchmal, je weniger man weiss, desto schneller ist man bereit, vorgeschlagene Wahrheiten, die einem in den Kram passen, Beifall klatschend anzunehmen. Ich bewege mich auch gern in liebgewonnenen Gedankenbahnen. Aber es kann langweilig werden. Einseitig. Und sogar gefährlich, das hat die Geschichte aus dem letzten Jahrhundert gezeigt. Und davon gibt es mehr als Erinnerungen und Erzählungen. Davon gibt es Bildmaterial und hinterlegte Schriften.
Nochmals zurück zum neuen Band, der kürzlich vorgestellt wurde.
Auf der Homepage der Stadtbibliothek steht: «Seit 1663 gibt die Stadtbibliothek Schriften zur Geschichte Winterthurs heraus. Aus den einstigen moralischen Lehrblättern für die Jugend sind längst moderne historische Studien geworden, die sich an ein breites Publikum richten.»
Es lohnt sich das Entdecken von Wahrheit und Erinnerungen! Und das Nachdenken darüber, wie man das eine vom anderen unterscheiden kann.
Mit archäologischen Grüssen in die Stadt
Eure Madame de Ouila
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Bei uns in Seen wird gebaut, zwei
Wie gesagt, der Bagger hat seine Arbeit aufgenommen. Es ist ja nicht nur der Bagger, der zu laut wäre. Es sind auch andere Geräte, die die Erde aufreissen und alles Getier in die Luft heben, um sie andernorts wieder abzuladen. Wohin wird die Erde eigentlich gebracht? Ich versuche es in der nächsten Zeit herauszufinden.
Auf einer der letzten stillen Runden, begegnete ich diesem leuchtenden Kürbis. Ich habe ihn betrachtet, er ist echt. Auf der Hinterseite ist er etwas dunkler geraten und fleckig. Dieses Orange soll uns durch graue Hochnebeltage begleiten.
Ich koche gerade eine Kürbissuppe. Gebe noch eine Karotte und Kartoffeln dazu und viel Curry. Ich habe gelernt, dass das Currygewürz im Öl erhitzt werden muss, damit es sein Aroma entfalten kann. Das Gemenge köchelt nun vor sich hin.
Rezepte gibt es jede Menge online zu finden.
So wünsche ich euch Wärmendes für Verstand und Magen.
Eure Madame de Ouila
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Bei uns in Seen wird gebaut
Ich habe nachgedacht beim täglichen Spaziergang und verstehe endlich, weshalb man gewisse Landstücke als „Filetstück“ bezeichnet.
Nehmen wir an, eine Stadt oder ein Teil davon werde als „Lamm“ oder als „Schwein“ dargestellt, jedenfalls die unbebauten Wiesen und Äcker, sofern es noch welche hat. Genau um diese geht es nun. Wir in Seen haben einen kleinen Rest am Sonnenberg zu verbauen. An der Sonne wollen viele Menschen wohnen. Die Sonnenseite ist also ein Filetstück. Das ist nachvollziehbar, auch, falls man sich mittlerweile zu den Vegetariern zählt.
Für das Filet muss man verständlicherweise mehr bezahlen als sagen wir für ein Öhrchen oder ein Füsschen. Also gilt in der Sache der Immobilien dasselbe wie in der Metzgerei: Wer das Beste will, muss am Meisten bezahlen. Nun können sich auch weniger Betuchte mal ein gutes Stück Fleisch leisten, aber beim Haus - oder Wohnungskauf hört es schnell auf. Da muss man tief in die Tasche greifen und die Tasche sollte aus feinstem Stoff sein und vor allem ohne Loch, weil sonst das Geld oder die Bankkarte verloren geht.
Genug gelästert.
Ich halte euch auf dem Laufenden, was diese Baugeschichte betrifft. Denn ich werde da oben noch oft spazieren und mich grämen, weil wieder ein grosses Stück Wiese verschwindet. Letzten Winter durften da noch Kinder johlend den Hang runterfahren.
Mit Grüssen in die Stadt
Eure Madame de Ouila
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Urteil und Vorurteil
Wer blind oder stark sehbehindert ist, kann keine Vespa fahren. Und dieses leuchtende Rot nicht sehen.
Ich war in der S11 gen Seen. Ausser mir hatte es nicht viele Leute.
Eine Frau in meinem Alter war mir aufgefallen und ich bedachte sie mit einem freundlichen Blick, den ich selber als Gruss gedeutet hätte. Von ihr kam aber nichts zurück, obwohl sie mich direkt anzuschauen schien.
Zickig, dachte ich.
Mürrisch, schlechtgelaunt. Und drückte auf meinem Smartphone rum. Nach wenigen Minuten hielt der Zug in der Grüze und die Frau stand an der Tür um auszusteigen. Plötzlich, der Zug hatte noch nicht ganz angehalten, ging der Alarm los und ich schaute etwas erschrocken zur Quelle des Lärms.
Eine männliche Stimme meldete sich.
Was ist los, fragte sie.
Die Frau hatte vorher leise «Scheisse» gezischt und sagte, nun aufgeregt:
Entschuldigung, ich bin sehbehindert und habe den falschen Knopf gedrückt.
Der Mann, wahrscheinlich ein Polizist, antwortete zu meinem grossen Erstaunen ruhig und fürsorglich:
Kein Problem, ich wünsche Ihnen eine gute Weiterfahrt.
Die Tür hatte sich geöffnet und die Frau war schon halbwegs ausgestiegen.
Aber die Ruhe in der Stimme hat sie hoffentlich in den Tag hinausbegleitet.
Und mir hat dieses Erlebnis einmal mehr gezeigt, wie schnell ich bereit bin, ein Urteil über einen Menschen zu fällen.
Und dass es mir gut anstünde, Menschen so zu nehmen wie sie sind.
Manchmal mürrisch, in sich gekehrt, oder einfach müde. Oder blind.
Dieser Tage laufen die Kurzfilme in Winterthur.
Da gibt es mit Sicherheit berührende und überraschende Bildgeschichten zu entdecken.
Grüsse in die Stadt
Eure Madame de Ouila
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Gedanken wählen, Bilder, Menschen
In der Stadt werden die Stühle der Restaurants zusammengeklappt und ans Trockene geholt. Das gibt Wehmut in den Bauch, war es doch während der warmen Tage viel einfacher, bekannte Gesichter in den Gassen anzutreffen. Nun muss man sich wieder entscheiden, wo man seinen Kaffee bestellen will. Längere Zeit draussen auf dem Bänklein sitzen ist schon bald vorbei für dieses Jahr.
Apropos an die Wärme gehen und bestellen: Im Bistro Dimensione in der Neustadtgasse kann man zwei Getränke bezahlen und eines konsumieren: das zweite ist dann für Jemanden, der ein schmales Budget hat. Finde das eine schöne Sache. Wie auch die Kastanien, die einem vor die Füsse rollen. Und Gedanken, die Heiterkeit erzeugen neben der leisen Traurigkeit (nicht nur betreff Jahreszeit). Aber diese Gedanken muss man pflegen und hegen, wie eine Pflanze, die zu lange am Schatten stand. Die Nachrichten aus aller Welt weglassen ist für mich keine Option. Aber Sonne für die Gedanken kann Poesie sein. Oder eine Nachricht an eine Freundin, die man schon lange nicht mehr gesehen hat. Oder Sport … habe ich sagen gehört.
Mit schönen Grüssen in die Stadt
Eure Madame de Ouila
PS: habe gerade die Wahlzettel ausgefüllt - nicht vergessen!
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