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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Winterthur
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Wer hat die schönsten Weihnahtsbändel im Händel?: Kolumne von Ruth Loosli
Wer hat die schönsten Weihnachtsbändel im Händel? Der Himmel entsendet fette Flocken auf die Erde, es ist schwerer, nasser Schnee, der auf meinen Schirm fällt. Ich habe immer nur einen leichten Knirps dabei, den ich jederzeit meiner Tasche entnehmen kann, aufspannen und schon habe ich ein Dach über dem Kopf. Aber das Dach reicht nur knapp über die Schultern, so dass ich mich beeile, nach Hause zu kommen. Als ich aus dem Haus ging, hat es noch geregnet.Als ich aus dem Haus ging, wollte ich herausfinden, wer die schönsten Weihnachtsgeschenke einpackt. Aber ich bin nur in einem einzigen Geschäft gewesen, dort hat es mir den Ärmel reingenommen und ich trat erst wieder auf die Strasse, als mein Zug wieder Richtung Seen fuhr. Klar wäre diese Verbindung nicht die einzige Möglichkeit gewesen, nach Hause zu kommen, doch ich wollte noch dies und jenes erledigen. Und danach Risotto kochen mit Champignons dazu. Und es dunkelte ohnehin schon ein.Die Drogerie hinter dem Bahnhof kann ich nur empfehlen. Man steigt die Treppe hinunter und schon empfangen dich Bambussocken auf einem runden Tisch. Daran gehst du vorbei, denn diese Socken kennst du schon. Und du willst ein Dusch– und Haarshampoo für Männer und Besagtes einpacken lassen und schauen, was er oder sie daraus macht.Es ist eine Sie.Kann ich Ihnen behilflich sein?Ja, gern, ich suche ein Dusch-und Haarshampoo für Männer.Kommen Sie, ich will es Ihnen zeigen.Die junge Verkäuferin ist zierlich gebaut, trägt eine farbige Brille und Haarsträhnen in den selben Farben hat sie auch ins lange Haar eingeflochten.Sie müssen nicht stottern, denke ich, Sie sehen doch wunderschön aus. Doch der Anlass, sich nicht perfekt zu fühlen, steuert in Form einer grossen, festlich gebauten Kollegin auf uns zu. Sie hat allerdings eine andere Kundin im Auge, wie ich erleichtert feststelle.Schauen Sie, da sind die Tester, wenn Sie vergleichen möchten.Natürlich will ich vergleichen. Und der herbe Kaffeegeschmack der einen Flasche überzeugt mich im Nu.Können Sie mir diese als Geschenk einpacken?Klar, sie packt ein und ich schlendere zurück durch die Reihen der wohlriechenden (Duft für's Auge: gibt es das?) und überaus eleganten Packungen.Danke für Ihre Geduld, sagt sie, als sie mir das Geschenk überreicht. Ich danke Ihnen, meine ich höflich und meine es ernst. Die junge Frau hat mich überzeugt. Das Geschenkpapier und die Bändchen darum herum entsprechen den bunten Bändchen in ihrem Haar. Das nenne ich pure Verkaufskunst!
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
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- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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Wer hat die schönsten Weihnahtsbändel im Händel?: Kolumne von Ruth Loosli
Wer hat die schönsten Weihnachtsbändel im Händel?
Der Himmel entsendet fette Flocken auf die Erde, es ist schwerer, nasser Schnee, der auf meinen Schirm fällt. Ich habe immer nur einen leichten Knirps dabei, den ich jederzeit meiner Tasche entnehmen kann, aufspannen und schon habe ich ein Dach über dem Kopf. Aber das Dach reicht nur knapp über die Schultern, so dass ich mich beeile, nach Hause zu kommen. Als ich aus dem Haus ging, hat es noch geregnet.
Als ich aus dem Haus ging, wollte ich herausfinden, wer die schönsten Weihnachtsgeschenke einpackt. Aber ich bin nur in einem einzigen Geschäft gewesen, dort hat es mir den Ärmel reingenommen und ich trat erst wieder auf die Strasse, als mein Zug wieder Richtung Seen fuhr. Klar wäre diese Verbindung nicht die einzige Möglichkeit gewesen, nach Hause zu kommen, doch ich wollte noch dies und jenes erledigen. Und danach Risotto kochen mit Champignons dazu. Und es dunkelte ohnehin schon ein.
Die Drogerie hinter dem Bahnhof kann ich nur empfehlen. Man steigt die Treppe hinunter und schon empfangen dich Bambussocken auf einem runden Tisch. Daran gehst du vorbei, denn diese Socken kennst du schon. Und du willst ein Dusch– und Haarshampoo für Männer und Besagtes einpacken lassen und schauen, was er oder sie daraus macht.
Es ist eine Sie.
Kann ich Ihnen behilflich sein?
Ja, gern, ich suche ein Dusch-und Haarshampoo für Männer.
Kommen Sie, ich will es Ihnen zeigen.
Die junge Verkäuferin ist zierlich gebaut, trägt eine farbige Brille und Haarsträhnen in den selben Farben hat sie auch ins lange Haar eingeflochten.
Sie müssen nicht stottern, denke ich, Sie sehen doch wunderschön aus. Doch der Anlass, sich nicht perfekt zu fühlen, steuert in Form einer grossen, festlich gebauten Kollegin auf uns zu. Sie hat allerdings eine andere Kundin im Auge, wie ich erleichtert feststelle.
Schauen Sie, da sind die Tester, wenn Sie vergleichen möchten.
Natürlich will ich vergleichen. Und der herbe Kaffeegeschmack der einen Flasche überzeugt mich im Nu.
Können Sie mir diese als Geschenk einpacken?
Klar, sie packt ein und ich schlendere zurück durch die Reihen der wohlriechenden (Duft für's Auge: gibt es das?) und überaus eleganten Packungen.
Danke für Ihre Geduld, sagt sie, als sie mir das Geschenk überreicht. Ich danke Ihnen, meine ich höflich und meine es ernst. Die junge Frau hat mich überzeugt. Das Geschenkpapier und die Bändchen darum herum entsprechen den bunten Bändchen in ihrem Haar. Das nenne ich pure Verkaufskunst!
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Wie verbringt man ein Wochenende im November?
Von Ruth Loosli
Wie verbringt man ein Wochenende im November?
Man kann den Raclette Ofen vom Dachstock holen, ihm mit einem feuchten Lappen über die Oberfläche fahren und Kartoffeln ob tun.
Mit den geladenen Gästen vergnügt über dies und jenes sprechen und sich den Anflug einer schlechten Laune (wo kommt die denn schon wieder her?) nicht anmerken lassen. Man kann vorher für jeden Gast ein Cupcake kaufen, zum Beispiel bei der Confiserie Vollenweider, und dabei ein kleines Vermögen ausgeben – die Gäste werden die kunstvoll verzierten Zuckerwerke fotografieren und einen starken Kaffee dazu wünschen. Wenn alle zufrieden sind, kann man Jasskarten hervornehmen, weil der eine Gast das Spiel "Arschlöcherle" vorgeschlagen hat.
Man kommt dann leicht in die Situation, ein Arschloch zu sein. Weil man die Regeln noch nicht genau beherrscht und von allen Seiten ausgetrickst wird. Nun, ist man eben ein Arschloch. Aber das Problem ist grösser als vorerst angenommen: Man muss die zwei besten Karten dem Präsidenten abgeben und erhält dafür zwei schlechte.
Wie im richtigen Leben, denkt man langsam, aber zunehmend erzürnt. Mit dieser Regel kommt kein noch so kluger Mensch ans Ziel. Man macht gute Miene zum bösen Spiel und ist froh, wenn sich die Gäste verabschieden.
Am Sonntagmorgen schläft man aus.
Die unerwartete Sonne lädt gegen Mittag zum Draußen sitzen ein. Den Liegestuhl hinausholen sogar! Man blinzelt wohlig und liest nichts, weil das Licht etwas grell ist für die übermüdeten Augen.
Danach bricht man auf, um dem Mattenbach entlang gen Stadtmitte zu laufen, denn man hat entschieden, ins Kino zu gehen. "More than Honey", ist der überaus empfehlenswerte Film, für den sich anzustehen lohnt. Das merkt man spätestens im Nachhinein und man seufzt, denn die Geschichte mit den Bienen ist komplexer als bisher vermutet und es hat zu regnen angefangen.
Am Abend hat man versprochen, an das Konzert von EVA zu gehen, ins Fahrenheit, das bestimmt fast alle kennen. Aber EVA kennen leider nicht so viele. Dabei ist das Potenzial ihrer Stimme beträchtlich. Im Fahrenheit bestellt man ein Glas "Federweisser" und prostet sich selber zu. Im hinteren Teil des Lokals wird viel zu laut parliert. Nach dem Konzert geht man auf den Bus und fährt Richtung Seen; die Dichte des Regenfalls hat zugenommen. Lernt EVA auf YouTube kennen, denkt man vor dem Einschlafen und dass morgen Montag sein wird, denkt man auch noch, aber nicht mehr so heftig.
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Schlaflos in Seen: Kolumne von Ruth Loosli
Weshalb es Seen sein musste, ist mir ein Rätsel (zugegebenermassen kein schwierig zu lösendes: Die schöne Wohnung in Nähe des Elchgeheges).
Seen sei von der Stadt abgeschnitten, wurde mir von einer alteingesessenen Winterthurerin beschieden. Na danke schön, dachte ich konsterniert. Von einem guten Freund erhielt ich vor einiger Zeit eine alte Karte der Stadt. Da sieht man deutlich die einzelnen "Dörfer" wie Töss, Veltheim, Wülflingen, Oberwinterthur und eben Seen. Und ja, Seen ist am weitesten weg von der Altstadt. Es wurmt mich, abgeschnitten zu sein. Keinen Quartierladen in der Nähe zu haben. Keinen See. Hat jemand eine Ahnung, weshalb Seen "Seen" heisst? Ich werde mir einen See malen müssen, ohne Zweifel.
Mit der S – Bahn bin ich in sechs (!) Minuten am Hauptbahnhof. In dreizehn Minuten mit dem 2er oder 3er an der Haltestelle "Technikum" oder "Stadthaus" , also mitten drin. Ist das ein Problem? Wo bin ich denn abgeschnitten und inwiefern? Es gibt eine lange Strasse, an der, etwas zurückversetzt, auch das Fotomuseum mit dem schönen Bistro liegt. Diese Strasse führt ins ebenso schöne Tösstal; sie wird schwer und lebhaft befahren. In Seen gibt es einen Röstigraben und diese Strasse signalisiert die Trennung in hüben und drüben. Eine gute Kollegin wohnt drüben, sie scheint mir unerreichbarer als NY City. In einem der Flugzeuge, die über Seen den Bogen Richtung Flughafen Kloten ziehen, sitze ich selten bis nie, sonst könnte ich zu ihr hinunter schauen. Es vibriere in ihrer Dachwohnung vom Fluglärm, sagte sie mir, das sei höchst unangenehm. Das glaube ich ihr. Bei uns auf der anderen Seite ist das nicht so schlimm und wir haben auch länger Sonne. Trotdem bezahlt sie einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Einkommens an die Wohnungsmiete, das finde ich immer wieder erstaunlich, wie wir sozusagen klaglos die Verschlechterungen hinnehmen. Ganze Blöcke werden von solventen Unternehmen aufgekauft, teuer saniert und entsprechend hoch werden die Mieten. (Alte Leier, sorry).
Es gefällt mir in Seen, abgesehen von oben genannten Details. Ich werde demnächst eine Vermisstmeldung aufgeben: See, Quartierladen, Freundin.
Das wär's. Ansonsten ist Seen recht nahe der Altstadt, jedenfalls in wenigen Minuten erreichbar.
Abgeschnitten? Reine Einstellungssache. Ich rufe mal Monique an. Vielleicht bringt sie mir ein Pferd mit und wir galoppieren dem Mattenbach entlang in die Stadt.
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Pussy Riot: Demo vor Stadthaus
Invocatio / Anrufung
Empört euch!
Wenn Frauen Männer Kinder
in Handschellen abgeführt werden
weil sie ein Regime
zu kritisieren wagen
das längst dem Volk die Kräfte
raubte (an sich zu glauben)
Empört euch!
Lieder dieser Erde Wanderstöcke
Und Schweissausbrüche Vokabel
lernender Emigranten
Empört euch!
Ausgeweidete Lämmer steht auf
trockenen Mundes
trockenen Mutes steht auf
das Leben haben sie euch schon
genommen also steht auf
sammelt eure Nieren Lungen
und Herzen ein - einander
helfend den rechten Platz zu finden
und wenn wir wieder lebendig sind
sammelt euch auf den Plätzen
in der Stadt (auf den Weiden in der Höh)
labt euch an den Brunnen und
erkennt dass eure Empörung
rechtens ist und ein Ausdruck davon
längst überfällig
(Ruth Loosli, Pussy Riot gewidmet und uns allen, die wir Mut brauchen, um aufzustehen, im August 2012)
Demo findet HEUTE Montag um 18 Uhr statt, vor dem Stadthausbrunnen
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Empfehlenswertes Zügel-/Umzug-Unternehmen?
Wintitransport! haben wir am Samstag gehabt: gut und günstig sagen sie und es stimmt.
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Im Bus mit Frau T.
Stadtkolumne "Im Bus mit Frau T." von Ruth Loosli
Unsere öffentlichen Verkehrsbetriebe sind recht gut – andere Meinungen willkommen – ich schätze die Zuverlässigkeit der Abfahrtszeiten und dass ich auch nachts im Viertelstundentakt fast an die Haustüre gebracht werde. Das ist wahrscheinlich weder in allen Ländern noch in allen unseren Städten so.
Nun gibt es die verschiedensten Buschauffeure. Mir persönlich ist heute Frau T. aufgefallen. Sie hat am kleinen Finger einen rechten Ring (mit diesem weiss sie sich notfalls auch zu wehren, kann ich mir vorstellen) und sitzt stabil auf dem Sattel des langen Gefährtes. Das braucht bestimmt Uebung und Geschick, so einen Bus zu lenken, denke ich mir. Frau T. also sass am Steuer und ich zuvorderst, auf diesem neuen Sitz für Behinderte. Ich nehme den gern in Beschlag, ziehe die Mütze etwas tiefer und lese. An jeder Haltestelle den Blick nach draussen, ob jemand mit Stöcken da ist oder ähnlich und ich mich nach hinten verziehen sollte.
Ich beobachte Frau T. Sie lenkt den Bus sorgfältig, das besänftigt mein heutiges Lebensgefühl von "alle schauen eh nur für sich". Lässt den Fussgängern den Vortritt und bedeutet auch mal einem Autolenker, dass er den Rechtsvortritt Außer acht lassen und sich in die Lücke einordnen darf. Beim Rotlicht lässt sie eine Spanne Raum, damit ein eiliger PW vorfahren kann. Heute lese ich nicht, denn ich habe ein schweres Paket bei mir und will meinen Gedanken nachhängen. Da macht Lektüre keinen Sinn. Ehe wir zur Haltestelle "Stadthaus" kommen, müssen wir nochmals bei einem Rotlicht halten und ich sage vorsichtig in ihre Richtung: Sie fahren sehr schön, vielen Dank. Ich weiss nicht, ob sie Komplimente mag, doch sie scheint überrascht und sich zu freuen. An der Haltestelle verabschiede ich mich und mische mich unters Fussvolk. Da ich temporeich unterwegs bin, bin ich im Begriff, über den gelb bemalten Fussgängerstreifen zu stürmen, stoppe aber gerade noch rechtzeitig. Von rechts kommt ein Bus und man darf erraten, wer extra für mich anhält, obwohl mir dies nun ein bisschen peinlich ist: Frau T.
Ihr widme ich also meine allererste Stadtkolumne und ich habe noch einige Ideen, worüber sich zu schreiben lohnen würde. Zum Beispiel über das Zügeln hier in Winterthur; bei mir türmen sich die Schachteln.
Gute Fahrt allerseits!
PS In England habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass es üblich ist, sich beim Buschauffeur zu bedanken, wenn man vorne rausgeht. Thank you, heisst es fröhlich, bekümmert, abgelöscht oder wie auch immer. Aber ein Danke beim Hinausgehen stünde uns nicht schlecht an, finde ich. Vielleicht würde das ab und zu mal die Laune heben, denn nicht alle Chauffeure scheinen jeweils in guter Verfassung zu sein. Die griesgrämigen "Stop and Go" Fahrer sind wie überall auch in diesem Berufsbild anzutreffen.
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www.landbote.ch
"Der Kunde ist König" bei den Stadtbussen - egal, ob Busflenkerinnen und Buslenker frieren.
Doch empathische Inanspruchnehmerinnen dieser ÖV wie Frau Loosli und Passagiere mit Grips denken mit, danken und loben, erachten nicht alles als selbstverständlich. Achtsamkeit im Umgang mit allem und jedem!
"Der Kunde ist König" bei den Stadtbussen - egal, ob Busflenkerinnen und Buslenker frieren.
Doch empathische Inanspruchnehmerinnen dieser ÖV wie Frau Loosli und Passagiere mit Grips denken mit, danken und loben, erachten nicht alles als selbstverständlich. Achtsamkeit im Umgang mit allem und jedem!