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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
Meine Stadt
Winterthur
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Spielregeln
Leider kenne ich die Spielregeln verschiedener Spiele schlecht. Beim Fussball ist es etwas einfacher als beim Schach. Hier gibt es den Springer, den Läufer, den Turm, die Dame, den Bauern und den König. Im Fussball ist der König der Ball im Tor. Oder so ähnlich. Bei uns in der Stadt gibt es ein Schachspiel mit einem Feld und Figuren, die öffentlich zugänglich sind. Ich finde das famos. Man kann, wenn Zeit vorhanden ist, auf einen Mitspieler warten und sich dann verschiedenen Denkstrategien ergeben. Im Zusammenleben gibt es auch Regeln, zum Beispiel im Schwimmbald. Ich hasse Schwimmer, die den Crawlstil zu pflegen versuchen. Was heißt schon pflegen? Sie spritzen und schlagen mir das Wasser ins Gesicht.Ebenfalls mag ich es nicht, wenn die Fußballspieler meinen, das Spiel sei durch möglichst viele "Fouls" zu gewinnen. Im Gegenteil. FOUL komme aus dem vorgermanischen FULAZ und bedeutet "faul, verrottet". Alles in allem wollte ich mich nur wiederholen: Rohe Gewalt hilft niemandem, zudem wirkt sie gänzlich unelegant und heute, am 21. Juni, ist der schönste - ich meine der längste Tag des Jahres. Geniessen wir ihn! Schöne Sommergrüsse in die StadtEure Madame de Ouila
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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UZFTruffledaveFarbtanz23sandritaRon_WinterthurAndrea_GumanuelafurrerMärliElena LaffranchialeksMagnatumPicoInit7
Spielregeln
Leider kenne ich die Spielregeln verschiedener Spiele schlecht. Beim Fussball ist es etwas einfacher als beim Schach. Hier gibt es den Springer, den Läufer, den Turm, die Dame, den Bauern und den König. Im Fussball ist der König der Ball im Tor. Oder so ähnlich. Bei uns in der Stadt gibt es ein Schachspiel mit einem Feld und Figuren, die öffentlich zugänglich sind. Ich finde das famos. Man kann, wenn Zeit vorhanden ist, auf einen Mitspieler warten und sich dann verschiedenen Denkstrategien ergeben. Im Zusammenleben gibt es auch Regeln, zum Beispiel im Schwimmbald.
Ich hasse Schwimmer, die den Crawlstil zu pflegen versuchen. Was heißt schon pflegen? Sie spritzen und schlagen mir das Wasser ins Gesicht.Ebenfalls mag ich es nicht, wenn die Fußballspieler meinen, das Spiel sei durch möglichst viele "Fouls" zu gewinnen. Im Gegenteil. FOUL komme aus dem vorgermanischen FULAZ und bedeutet "faul, verrottet". Alles in allem wollte ich mich nur wiederholen: Rohe Gewalt hilft niemandem, zudem wirkt sie gänzlich unelegant und heute, am 21. Juni, ist der schönste - ich meine der längste Tag des Jahres. Geniessen wir ihn! Schöne Sommergrüsse in die Stadt Eure Madame de Ouila
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Eine Schafherde in Seen
Seit ich mich mit dem Islam beschäftige, will ich auch wieder mehr über das Christentum wissen. Also über die Religion, in der ich aufgewachsen bin. Nicht, dass meine Eltern speziell christlich gewesen wären, sie hatten uns Kindern viel Freiheit gewährt diesbezüglich, aber ich interessierte mich für all diese Fragen nach „Gott“ schon als kleines Kind. Und die Jesusgeschichten saugte ich förmlich auf: Ich fand diesen jungen Herrn schlicht verehrungswürdig. Heute gehe ich ein bisschen differenzierter mit den Texten um, frage mich, woher sie kommen, wer sie geschrieben haben mag und aus welchen Gründen?
Noch immer möchte ich die Welt verstehen und meine Mitmenschen rundherum. Religion per se scheint mir keine Antworten zu geben für ein friedliches Zusammenleben, leider of im Gegenteil. Aber in jeder Religion stecken Fragen nach Sinn und Zweck unseres Lebens. Und wenn wir gemeinsam den Fragen nachgehen und den möglichen Antworten mehr Spielraum geben: dann haben wir plötzlich einen runden Ball, den wir begeistert hin – und hertschutten und naja, ich weiß nicht recht, ob alle gerne Fußball spielen, aber so in dieser Art und Weise könnten wir doch beweglich bleiben. Anstatt uns misstrauisch anzustarren.
Ach, natürlich, ich bin manchmal auch misstrauisch, das ist in Ordnung.
Aber diese Momente trennen mich vom Lebendigsein, treiben mich ins Grübeln, in die schiere Trostlosigkeit.
Interessanterweise wird die gegenseitige Wertschätzung und der Respekt allen lebenden Wesen gegenüber in allen Religionen hoch geschrieben. Das ist doch eine Gemeinsamkeit, auf der sich bauen / spielen lässt?
Grüße in die Stadt
Eure Madame de Ouila
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Dieses Bild vom Küchenfenster aus
Eine Rehmutter, die eines der Kleinen trinken lässt und das andere steht erwartungsvoll daneben. Es ist Mittag. Es ist heiß. Die Mutter bräuchte dringend einen Schluck Wasser in einer geschützten Ecke.
Ich wohne in der Stadt, okay, am Rande der Stadt. Aber zu Fuß sind es von der Busstation Stocken gerade mal sieben Minuten bis zu diesem Platz vor dem Haus. Oder hinter dem Haus. Und dieses Foto wird vom Küchenfenster aus gemacht. Ich fasse es nicht.
Die Natur braucht Schutz. Die Tiere brauchen Wasser, brauchen Rückzugsorte. Vom Waldrand her höre ich oft laute Musik. Muss das sein?
Dieses Foto, so schön es sein mag: Es bringt mich heftig ins Nachdenken.
Bitte, denkt mit.
Grüße in die Stadt
Eure Madame de Ouila
Foto: Gilbert Tschäppät
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Von Störchen und Prinzen
Ich glaube, da fliegen Störche über unserer Stadt!
Sie kreisen hoch über uns und wir halten an und gucken in die Luft, denn da hat jemand gerufen: Da fliegen Störche, schaut her!
Tatsächlich, wir sehen sie gleiten wie stolze Segelschiffe durch den Luftozean, ruhig und majestätisch. Wir bewundern sie, als wären sie das frisch vermählte Königspaar aus Großbritannien oder dem Kongo.
Wir fragen uns, wo sie nun ihre großen Eier legen und bereiten eilig ein Nest aus Strohhalmen zu auf der Spitze der Stadtkirche. Denn wer möchte nicht kleine Prinzen und Prinzessinnen aufwachsen sehen?
Träumt weiter, werden diejenigen sagen, die sich schnell vom Zauber der Flugschau erholten und eilig weitergehen zu ihren Arbeitsplätzen, die ihre Hemdkragen prüfen, ob sie auch wirklich geschlossen sind, obwohl ein nächster Sommer angekündigt worden ist.
Klar, wir träumen weiter.
Wie war das mit den Verpflegungen am vergangenen Wochenende, an diesem wundersam auferweckten Afro-Pfingsten?
Mit den Gewürzen, die unserem Gaumen schmeichelten?
Wie wirkte das bunte Sprachen- und Trommelgewirr?
Für einmal nicht bedrohlich sondern erfrischend, nicht wahr.
Aber im Alltag sieht es wieder anders aus.
Da wollen wir uns heimisch fühlen.
Je comprends.
Vielleicht sind die Störche gewöhnliche Milane, die auf leere Felder niederstechen am Rande der Stadt, um sich eine Maus zu ergattern. Wäre ja auch legitim.
Grüsse in die Stadt
Eure Madame de Ouila
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Afropfingsten in der Stadt
Er kommt, sagte der Mann, der neben mir saß und einen Lottoschein ausfüllte.
Wer denn, hätte ich gern nachgefragt.
Ist es der Geist der Gemeinschaft, den wir ursprünglich an Pfingsten feiern?
Nein, es ist der Zug. Immerhin. Hauptsache, es kommt jemand und sei es auch nur ein fahrbarer Untersatz, der die Menschen von A nach B bringt.
Oder von Z nach W.
Denn in unserer Stadt feiern wir Afropfingsten und heute bin ich schon ein erstes Mal den Ständen entlang spaziert. Die meisten VerkäuferInnen sind noch am Aufbauen, aber hier und dort brutzelt es schon verheißungsvoll und aus den Töpfen steigen heiße Dämpfe auf mit den typischen Düften nach afrikanischen Gewürzen.
Noch gibt es Regentropfen, aber der Himmel ist doch schon etwas heller geworden.
Gut so, denn gestern habe ich den Regenschirm im Bus vergessen. Ich hatte meinen neben einen Knirps gelegt, der liegengeblieben war und später musste ich lachen. Es sind also gleich zwei Schirme, die den Besitzer wechselten.
Ich wünsche uns allen ein schönes Flanieren an diesem Wochenende.
Und einen Wind, der die Wolken zu vertreiben mag. Von mir aus darf er gerne göttlich sein.
In diesem Sinn seid wohlgemut, wenn ihr fremden Zungen zuhört. Und die Trommeln bewundert. Wie heißt es so treffend: Wir haben nur diese eine Welt.
Eure Madame de Ouila
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Ich ziehe den Hut vor dir, Sabrina!
Der erste Mai ist vorbei. Die Arbeit geht weiter. Das Marschieren und für seine und ihre Rechte einstehen ebenfalls. Meine Heldin heißt Sabrina. Ich habe sie gestern am Bahnhof angetroffen, ich war unterwegs zum Kiosk und wir wären fast zusammen gestoßen. Sie trug pinkfarbene Ohrringe und rote Turnschuhe. Wir drückten einander die Hand, ich nannte ihren Namen, sie musste überlegen und ich half ihr sofort. Sie hat eine leichte Hirnverletzung und konnte deshalb nie richtig im Berufsleben Fuß fassen. Aber Geld verdienen muss sie trotzdem.
„Ich arbeite nicht mehr bei Surprise“, erzählte sie mir. „Ich arbeite nun bei einer Reinigungsfirma. Gibt zwar Rückenschmerzen, aber egal, es ist trotzdem besser als draußen stehen und darauf warten, bis dir jemand ein Heft abkauft“. Sie schaut mich an. Ein Augenlid liegt etwas tiefer über dem Auge als das andere. Aus den Augen spricht Lebenserfahrung, aber auch ein Stück Resignation. Doch sie gibt nicht auf.
Ich ziehe den Hut vor dir, Sabrina.
Bis zum nächsten Mal, sagten wir und alles Gute.
Draußen fanden die Reden statt und die Wut klatschte in Form von Farbbeuteln an die Mauern der Großbanken. Es muss mehr Gerechtigkeit geben, schreien die Menschen.
Am nächsten Tag müssen Leute wie Sabrina die Farbspritzer wieder wegputzen. Eine mühsame Arbeit.
Eine mühsame Arbeit, dieses nicht-nachlassende Hinschauen (Wirtschaft, Politik, aber auch im Alltag) und sich Engagieren.
Ich wünsche uns allen Ausdauer und ein kaltes Bier zwischendurch. Mit guten Freunden. Ohne Freunde geht nichts. Egal wo man herkommt und wie viel man chrampfen muss.
Grüße in die Stadt
Eure Madame de Ouila
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