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Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Winterthur
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Kollegen und plötzlich Rivalen?
Liebe Stadtkinder, neinnein, ich sage euch sicher nicht, wen ihr zur neuen Stadtpräsidentin wählen sollt. Und der männliche Teilnehmer ist selbstverständlich mitgemeint! Ich bin einfach etwas erstaunt, dass die Kollegialität sich zur Rivalität hochgeschaukelt hat. Persönlich ist es mir weniger wichtig, welche Person am Wahltag den Blumenstrauß entgegennehmen darf, als dass unsere Stadt weiterhin die Beste bleibt. Bestmöglich regiert und dirigiert. Wir, das Fußvolk, sind das Orchester, ohne uns geht gar nichts. Aber das bedingt natürlich auch, dass wir bereit sind, unsere Instrumente zu stimmen (und auch herausfinden, welches wir am Liebsten spielen!), damit der Klang der Stadt nicht zur Kakophonie ausartet. Sagt man so? Kako habe weder mit Kacke noch mit Kakao zu tun, lasse ich mich belehren, sondern mit „schlecht“ im Sinn von „unangenehm, hart, unästethisch“. Das Foto mit dem Sulzerhochhaus im Morgenlicht spricht Bände. Schönheit, Abbruch und Aufbruch vermischen sich zu einem zukunftsweisenden Ganzen. Mein Slogan dagegen bleibt der Alte: Geht wählen, stimmt mit ein, helft mit, dass der Ton kollegial bleibt und nicht in das Schrille der Rivalität abgleitet; ich habe leider keinen Hörschutz dabei und auch Kinder und Jugendliche nehmen sehr wohl wahr, wie unser Ton untereinander ist. In diesem Sinn, liebe Frau Beutler, lieber Herr Künzle: Unabhängig vom Wahlergebnis danken wir Ihnen für die Arbeit, die Sie für unsere Stadt leisten und weiterhin zu leisten bereit sind, wünschen Gesundheit und (so weit möglich) neidlose gegenseitige Anerkennung.Herzliche GrüßeIhre Madame de Ouila(Foto by Gilbert Tschäppät)
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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UZFTruffledaveFarbtanz23sandritaRon_WinterthurAndrea_GumanuelafurrerMärliElena LaffranchialeksMagnatumPicoInit7
Kollegen und plötzlich Rivalen?
Liebe Stadtkinder, neinnein, ich sage euch sicher nicht, wen ihr zur neuen Stadtpräsidentin wählen sollt. Und der männliche Teilnehmer ist selbstverständlich mitgemeint!
Ich bin einfach etwas erstaunt, dass die Kollegialität sich zur Rivalität hochgeschaukelt hat. Persönlich ist es mir weniger wichtig, welche Person am Wahltag den Blumenstrauß entgegennehmen darf, als dass unsere Stadt weiterhin die Beste bleibt. Bestmöglich regiert und dirigiert. Wir, das Fußvolk, sind das Orchester, ohne uns geht gar nichts. Aber das bedingt natürlich auch, dass wir bereit sind, unsere Instrumente zu stimmen (und auch herausfinden, welches wir am Liebsten spielen!), damit der Klang der Stadt nicht zur Kakophonie ausartet. Sagt man so? Kako habe weder mit Kacke noch mit Kakao zu tun, lasse ich mich belehren, sondern mit „schlecht“ im Sinn von „unangenehm, hart, unästethisch“.
Das Foto mit dem Sulzerhochhaus im Morgenlicht spricht Bände. Schönheit, Abbruch und Aufbruch vermischen sich zu einem zukunftsweisenden Ganzen. Mein Slogan dagegen bleibt der Alte: Geht wählen, stimmt mit ein, helft mit, dass der Ton kollegial bleibt und nicht in das Schrille der Rivalität abgleitet; ich habe leider keinen Hörschutz dabei und auch Kinder und Jugendliche nehmen sehr wohl wahr, wie unser Ton untereinander ist.
In diesem Sinn, liebe Frau Beutler, lieber Herr Künzle:
Unabhängig vom Wahlergebnis danken wir Ihnen für die Arbeit, die Sie für unsere Stadt leisten und weiterhin zu leisten bereit sind, wünschen Gesundheit und (so weit möglich) neidlose gegenseitige Anerkennung.
Herzliche Grüße
Ihre Madame de Ouila (Foto by Gilbert Tschäppät)
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Presslufthammer (Spital) - hammer Klavier (Villa Sträuli)
Also gut, der Frühling ist zaghaft wie ein alter Chevrolet Corvette, der zu lange in der Garage stand. Er ruckelt und stottert und bricht seine angefangenen Tätigkeiten immer wieder ab. Der Bärlauch leidet unter der Kälte, ebenso sämtliche Frühblüher. Und die Physio ist streng, noch immer. Im Spital wird der Amboss geschwungen, der Pressluftbohrer lässt die Böden vibrieren und mein Theraband fällt vor Schreck in zwei Teile. Ich hänge in der Luft, mache einen Spagat und der Physiotherapeutin bleibt der Mund offen stehen. Trotzdem ist sie geistesgegenwärtig genug, ein Bett unter die Stelle zu schieben, wo ich gleich hinfallen werde.
So, geschafft.
Gut gelaunt nach dem erfolgreichen Abenteuer folge ich der Einladung in die Villa Sträuli, wo mich die Sängerin und Komponistin Agnès Guipont erwartet. Sie bereitet einen Kaffe für uns beide zu und lädt mich ein in ihr Atelier. Dort erzählt sie mir, dass sie sich als Schauspielerin ausbilden ließ und auf Umwegen zur Musik gefunden hat. Dass sie Gedichte vertont.
Spätestens da sind meine Ohren entflammt.
La Poésie! Ich liebe sie. Sie verzaubert meinen Alltag, huscht als Idee durch meine Gedanken und lässt mich lachen. (Manchmal weinen, auch okay).
Die Künstlerin wird ihre Arbeit am 10. April vorstellen, also schon bald. Schaut euch um auf der Homepage der Villa Sträuli und falls ihr das Haus noch nicht kennt, es ist absolut lohnenswert, es kennenzulernen. Gelegenheiten dafür bieten sich viele.
Ich versuche derweil, den himmelblauen Corvette nochmals zu starten.
Drückt mir die Daumen!
Eure Madame de Ouila
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Wem gehört eigentlich der Mond?
Im Januar konnten wir den vollen Mond gleich zweimal bewundern: 1x anfangs Monat und 1x Ende des Monats. Diese Phase des zunehmenden Mondes begeistert und berührt mich immer wieder. Es ist kein Mysterium, wir können alles erklären und doch bleibt ein Geheimnis bestehen. Es kann sich in der Frage äussern, wieso alles so ist, wie es ist und weshalb es diese präzise Ordnung gibt, ohne die es kein Leben auf dem Planeten Erde geben würde.
Kennt ihr die Sendung KONTEXT vom Radio srf 2? Es ist eine meiner Lieblingssendungen, man kann sie jederzeit online abrufen. Und deshalb, meinte eine meiner Kolleginnen kürzlich, ist es auch nicht nötig, die Billaggebühren zu bezahlen, sie belasten nur mein Budget.
„Ich verstehe“, sagte ich. Das mit dem Budget verstand ich wirklich. Alleinerziehende mit pubertierenden Kindern: das ist kein Schleck, ist oft auch finanziell eine grosse Belastung. Ansonsten kann ich nur sagen: Jede Arbeit soll fair bezahlt werden, auch diejenige der Journalisten und das kann nur heissen, dass wir diese Initiative zum Mars schicken oder bachab oder wie man ein deutliches „Nein, non, no“ auch immer nennen will.
Also dieser Kontext vom 31. Januar heisst „Chinas Aufstieg zur Weltraummacht“ und hat in mir die Frage ausgelöst, wem eigentlich der Mond gehöre ...
Bald gibt es Sportferien. Ich wünsche euch spannende Unterhaltung, outdoor und indoor!
Eure Madame de Ouila
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Von Schlingen und fetten Ohrhörern
Habt Ihr einen guten Start ins Neue hingelegt? Oder seid ihr gestrauchelt wie ich? Im Alten war es noch, als ich mit vollen Taschen eine Erhöhung beim Gehsteig übersah und wie ein Stein auf meinen Arm fiel. Knochenbruch. So laufe ich also mit einer Schlinge durch die Stadt. Versuche mich aufrecht zu halten, obwohl ich wie die fauchende Katze ganz gern einen Buckel machen würde. Würde mein elegantestes Französisch hervornehmen und ein Glas „Chateau mouton“ bestellen und mich ins Schloss der Fantasie zurückziehen.
Später nehme ich den 2er Bus Richtung Seen. Mann, ist der voll. Die Leute stehen dicht an dich und ich fürchte um meinen Arm. Steige ganz vorne ein, doch auch der bequeme Sitz mit dem blauen Schild (Person mit Stock) ist besetzt. Ich versuche mich bemerkbar zu machen, damit der sitzende Mann mich sieht und den Platz mir geben würde. Dann wäre ich in Sicherheit vor allfälligen Stössen. Doch der Mensch tut so, als sähe er mich nicht. Ist ja easy, wenn man einen fetten Kopfhörer trägt und der Kopf gebeugt ist über dem kleinen Teil in der Hand. Dort läuft ein Spiel, hüpfen Figuren rauf und runter und die Finger drücken eifrig, um den richtigen Einfluss auf den Verlauf zu nehmen.
Soll ich ihn antippen?
Einen verärgerten Blick riskieren, wenn nicht mehr?
Ich bleibe stehen und halte mich mit dem gesunden Arm an einer Stange fest. Schaue, dass der Abstand zu den Mitreisenden bestehen bleibt. Schaue dem breit sitzenden Mann ins Spiel. Beobachte mich selber, wie ich da stehe: Eine Frau im Mantel mit einem leeren Ärmel und einem müden Gesichtsausdruck (vermutlich).
Heute muss ich in die Physio. Übermorgen tanze ich wieder, versprochen. Es wird dann Frühling sein, der kommt mit Sicherheit irgendwann.
Eure Madame de Ouila
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Weihnachtsmarkt, Eisblumen und Schneeflocken
Zugegeben, gestern war scheußlich. Zahnarzt. Schwindel, Panik. Lahme Mundhöhle, nicht mal Kaffee vermochte mich aufzumuntern.
Zum Glück ist das recht schnell vergessen. Und ich versuche mich auf die Festtage einzustimmen. Es gelingt mir nur teilweise. Aber heute ist heute und das berühmte im „JETZT leben“ findet sich allmählich ein.
Am Stadtrand schreien Krähen und ruft ein Milan, alle sind sie hungrig. Was wissen wir denn schon, die wir uns in den Supermärkten eindecken können?
Ich würde jedenfalls nicht lange überleben in der Wildnis. Freue mich auf den Nüsslisalat mit Ei und auf den Nachtisch. Auf Weihnachtsmusik, zum Beispiel mit Regula Mühlemann, die uns mit ihrem wunderbaren Sopran bezaubert.
Anstatt die Nase zu rümpfen ob dem Überfluss an Spendenaufrufen, entscheide ich mich für ein einziges Projekt, das ich unterstützen will. Geld, richtig eingesetzt, kann Wunder wirken.
Heute gehe ich nochmals auf den Weihnachtsmarkt. Es gibt ein Raclette (oui, oui!). Und kurz vor 18 Uhr eile ich zu den Eisblumen im Waaghaustheater. Da erwartet mich eine kulturelle Überraschung, wie jeden Abend bis und mit 23.12. Großen Dank dem Team im Waaghaustheater, die das organisieren und geduldig am Eingang einen Glühmost anbieten. Einen Zimtstern aus dem Korb. Und auch für die Spätankommenden noch einen Platz ausfindig machen im vollbesetzten Saal.
Dann?
Ist fertig lustig.
Wir kommen nicht umhin, uns mit uns selber zu beschäftigen. Wer das Glück hat, eine Familie zu haben, soll sie genießen. Mir aber kommt es nicht ungelegen, dass meine Schwester in Frankreich lebt und wir uns nur via Skype begegnen.
Moi, je lis.
J’écris.
Und dann hoffe ich noch auf ein paar Schneeflocken.
Sie können auch nur in guten Geschichten vorkommen. Lest sie einander vor, sagt Gedichte auf!
Frohe Festtage!
Eure Madame de Ouila
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Spaziergang an einem Waldrand unserer Stadt
Wer das Glück hat, in Winterthur zu leben, kann ohne großen Aufwand jederzeit einen Waldrand erreichen. Ich finde das grandios, denn der Wald hält immer irgendeine Überraschung bereit, sei es die lang ersehnte Stille oder das Moos, das in der Sonne leuchtet.
Mein Spaziergang führt mich fast täglich am selben Baumstrunk vorbei. Vor Monaten habe ich einen Stift hervorgenommen und AMEISEN auf die glatte Fläche geschrieben. Man sieht schon längst nichts mehr. Die Ameisen haben mein Gekritzel blank geputzt. Regen und Wind haben das ihre beigetragen. Wenn ich wieder unten auf die Quartierstrasse stoße, begegne ich vielleicht der schwarzen Katze, die mir entgegen springt und das Köpfchen an meiner Wade reibt. Ich grüße sie und frage sie nach dem Verlauf ihres Tages.
Der Wind treibt letzte Blätter vor sich her, die Sonne legt einen Baum als Schatten an das Haus, die Welt ist verzaubert und bleibt in diesem Moment still, als wäre es schon Weihnacht.
Und dann ist am Horizont ein Streifen goldenes Licht, das minütlich blasser wird und bald in die Dunkelheit eintaucht.
Es war ein guter Tag, nicht wahr, sage ich zur Katze, während ich sie kraule.
Das wünsche ich uns allen: gute Tage und die Zeit, an einem Waldrand der Stadt entlang zu gehen.
Eure Madame de Ouila
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