Ruth von Seen
Ruth von Seen
FreeLesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
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Winterthur
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Eine Rose zu viel?
Von wegen. Ich habe zwar die Idee umgesetzt, einer Freundin die zweite Rose zu bringen, weil ich eine abgeben wollte im Sinn von Freude verdoppeln: eine für mich, eine für dich. So fuhr ich mit dem Fahrrad Richtung Stadt, hatte den Fitnessbeutel bei mir und die Rose, stoppte beim Gebäude, wo Ernestine wohnt, trug die Rose zum Milchkasten, schrieb eine Message, fuhr weiter, um meine Muskeln zu trainieren, mit dem lapidaren Smile im Gesicht, gerade eine gute Tat begangen zu haben. Der Dank kam drei Stunden später in Form einer Nachricht von Ernestine, sie habe sich sehr gefreut, habe den Milchkasten aber nicht geöffnet, wo nur der Stiel rausschaute, sie habe einen Termin bei der Coiffeuse gehabt und sei in Vorfreude auf die Rose aus dem Haus gegangen.Stell dir vor, schrieb Ernestine, als ich zurückkam, war die Rose verschwunden!Wer klaut eine Rose aus meinem Milchkasten, klagte sie. Es ist nicht das erste Mal, dass etwas verschwindet, fügte sie hinzu.Ich versuchte zu trösten, versprach eine neue Rose bei einer nächsten Gelegenheit. Doch das diffuse Gefühl bleibt: Meine gute Tat hat jemand anders missgünstig an sich genommen. Oder mit Schadenfreude? Ich weiss es nicht. (Ähnlichkeiten mit der gegenwärtigen Lage der Schweizer Banken wären ganz dem Zufall geschuldet).Mit ratlosen Grüssen in die StadtEure SchreiberinRuth von Seen
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Stadtbibliothek
Lesen und Schreiben sind meine Leidenschaft. Mit offenen Ohren und Augen durch die Stadt flanieren - und Schattenspiele beobachten.
- Der schönste Ort in der Stadt:
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- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Hof der Stadtbibliothek
- Meine Lieblingsbar:
- Fahrenheit
- Mein Lieblingsclub:
- Albani
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- Coalmine
- In einem Film über mein Leben, würde mich dieser Schauspieler verkörpern:
- Meryl Streeep
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Eine Rose zu viel?
Von wegen. Ich habe zwar die Idee umgesetzt, einer Freundin die zweite Rose zu bringen, weil ich eine abgeben wollte im Sinn von Freude verdoppeln: eine für mich, eine für dich. So fuhr ich mit dem Fahrrad Richtung Stadt, hatte den Fitnessbeutel bei mir und die Rose, stoppte beim Gebäude, wo Ernestine wohnt, trug die Rose zum Milchkasten, schrieb eine Message, fuhr weiter, um meine Muskeln zu trainieren, mit dem lapidaren Smile im Gesicht, gerade eine gute Tat begangen zu haben.
Der Dank kam drei Stunden später in Form einer Nachricht von Ernestine, sie habe sich sehr gefreut, habe den Milchkasten aber nicht geöffnet, wo nur der Stiel rausschaute, sie habe einen Termin bei der Coiffeuse gehabt und sei in Vorfreude auf die Rose aus dem Haus gegangen.
Stell dir vor, schrieb Ernestine, als ich zurückkam, war die Rose verschwunden!
Wer klaut eine Rose aus meinem Milchkasten, klagte sie. Es ist nicht das erste Mal, dass etwas verschwindet, fügte sie hinzu.
Ich versuchte zu trösten, versprach eine neue Rose bei einer nächsten Gelegenheit. Doch das diffuse Gefühl bleibt:
Meine gute Tat hat jemand anders missgünstig an sich genommen. Oder mit Schadenfreude? Ich weiss es nicht. (Ähnlichkeiten mit der gegenwärtigen Lage der Schweizer Banken wären ganz dem Zufall geschuldet).
Mit ratlosen Grüssen in die Stadt
Eure Schreiberin
Ruth von Seen
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Eine Rose zu viel
Zum Tag der Frau 2023
Neue Sichtweisen müssen her; geben und nehmen in ein Gleichgewicht kommen. Das denke ich heute morgen und dieser Gedanke betrifft nicht nur die Frauenrechte. Diese allerdings auch.
Ich habe gestern drei Rosen gekauft, damit ich sie am Tag der Frau verschenken kann: Eine an meine kranke Nachbarin, eine an meine Ärztin, bei der ich heute einen Termin habe, eine an mich. Es war Abend, ich wartete auf die s11, die mich nach Hause bringen würde. Auf der anderen Seite stieg Johanna ein, und in mir blitzte der Gedanke auf, ich könnte ihr meine Rose schenken.
Ich habe es nicht getan. Bin zwar auf die andere Seite gelaufen, wo ihr Zug noch stand, habe geschaut, wo sie sich hingesetzt hat, habe ans Fenster geklopft und sie kam nochmals schnell an die Tür – doch die Rose wollte sich partout nicht von meiner Hand lösen.
Das hat mich nachdenklich gemacht. Weshalb konnte ich diese Geste der Grosszügigkeit nicht umsetzen? Diese Frage beschäftigte mich eine Stunde später noch mehr, als ich eine eingepackte Rose in der Küche sah. Vom Spaziergänger.
Er hat sie mir heute überreicht.
Die Rechnung ist einfach: Ich habe eine Rose zu viel. Ich habe aber schon eine Idee, wem ich diese vorbeibringen werde. Der Mensch sei lernfähig, habe ich mal gehört. Mit guten Grüssen in die Stadt Eure Schreiberin Ruth von Seen
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Mensch und Natur
Gestern Abend stand ich lange am selben Platz und betrachtete die hellen Himmelskörper. Über dem Horizont stand die feine Mondsichel, danach kam die leuchtende Venus und obendrauf, fast in einer Linie, Jupiter (liess ich mich später belehren). Das Treiben der Menschen ging mich nichts an, ich blieb einfach ruhig und erahnte ein stilles Glück jenseits von Haben und Wollen.
Grosse Politiker waren im Zug nach Kiew gereist oder auch ins Erdbebengebiet der Türkei und Syrien. Andere hatten in ihren Palästen Reden gehalten, gewiss, dass auch ihnen das virtuelle Scheinwerferlicht zukommen würde.
All das war mir in diesen Minuten gleich-gültig. Gültigkeit hatte nur das Empfinden von etwas Grösserem, das keinen Namen trägt. Die Wissenschaft, die Religionen, alle bemühen sich um Antworten. Diese sind mir im Gerangel um „die Wahrheit“ eher suspekt. Dennoch verfolge ich meist mit wachem Interesse ihre Diskurse, solange sie nicht in Streitigkeiten ausarten.
Doch als ich der Mondsichel zuschaute, wie sie sich ganz langsam unter die Horizontlinie verschob, war mir alles Getöse zuwider. Wenn wir doch nur wieder lernen würden, was Stille ist, dachte ich. Es würde einige Probleme lösen.
Eure Schreiberin Ruth von Seen
P.S Und an anderen Tagen denke ich, ja, wir müssen laut sein. Und bin froh um alle, die Kraft dafür aufbringen, sich für eine bessere Welt einzusetzen.
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Mensch und Natur
Gestern Abend stand ich lange am selben Platz und betrachtete die hellen Himmelskörper. Über dem Horizont stand die feine Mondsichel, danach kam die leuchtende Venus und obendrauf, fast in einer Linie, Jupiter (liess ich mich später belehren). Das Treiben der Menschen ging mich nichts an, ich blieb einfach ruhig und erahnte ein stilles Glück jenseits von Haben und Wollen. Grosse Politiker waren im Zug nach Kiew gereist oder auch ins Erdbebengebiet der Türkei und Syrien. Andere hatten in ihren Palästen Reden gehalten, gewiss, dass auch ihnen das virtuelle Scheinwerferlicht zukommen würde.
All das war mir in diesen Minuten gleich-gültig. Gültigkeit hatte nur das Empfinden von etwas Grösserem, das keinen Namen trägt. Die Wissenschaft, die Religionen, alle bemühen sich um Antworten. Letztere sind mir im Gerangel um „die Wahrheit“ eher suspekt. Dennoch verfolge ich meist mit wachem Interesse die Diskurse, solange sie nicht in Streitigkeiten ausarten. Solange wir einander zuhören, Wissen austauschen und vergleichen, um vorläufige Schlüsse zu ziehen, bin ich dabei.
Doch als ich der Mondsichel zuschaute, wie sie sich ganz langsam unter die Horizontlinie verschob, war mir alles Getöse zuwider. Wenn wir doch nur wieder lernen würden, was Stille ist, dachte ich. Es würde einige Probleme lösen.
Eure Schreiberin
Ruth von Seen
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Von Hund und Mensch in eisiger Kälte
Mein Liebster, der Spaziergänger, erzählte mir am Abend von seinem Abenteuer im Tösstal. Er sei bei eisiger Kälte den Berg hochgestiegen, da sei ihm ein Mensch entgegengekommen mit zwei Hunden.
Man muss anfügen, dass der Spaziergänger sich vor grossen Hunden fürchtet, er hat als Kind schlechte Erfahrungen gemacht. Und der eine war gross, auch in diesem Fall.
Sind sie freigelaufen, fragte ich nach.
Ja, doch nahe beim Meister, erzählte er weiter. Und wie gesagt, es war eisig kalt, der Wind blies durch alle Knochen, ich hatte die Mütze tief über die Stirn gezogen, die Augen tränten. So liefen wir einander entgegen und ich achtete zuerst nur auf den grossen Hund, ob er die nötige Distanz zu mir wahren würde. Der zweite, kleine, fiel mir erst beim Näherkommen auf; ich hätte gerne ein Beweisfoto gemacht, doch ich wollte die Hände nicht aus den warmen Handschuhen nehmen, und sprechen, ausser grüssen, wollte ich auch nicht.
Bei der Erinnerung über diese Begegnung schüttelte es den Spaziergänger vor Lachen. Er gluckste: Weisst du, der Kleine trug eine Skibrille! Wahrscheinlich als Schutz seiner Augen vor der Kälte, er bewegte den Kopf hin und her und sah aus wie ein Ausserirdischer.
Seine Erheiterung sprang auf mich über und hält bis heute an, wenn ich daran denke.
Ich wünsche euch frohe Sportferien, wer welche hat! Skibrille nicht vergessen!
Eure Schreiberin Ruth von Seen Foto privat (Tösstal)
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Nach dem Fitness zum Zahnarzt
Den Körper muss man pflegen und warten wie einen Rolls-Royce. Ich habe ja nur diesen einen. Zu einem Auto gibt es Ersatzteile, für einen Körper zwar auch, doch ich bleibe lieber beim Original anstatt mich unters Messer zu legen.
Heute also zum Zahnarzt, ich habe um neun Uhr einen Termin. Diese Zeit ist anspruchsvoll, denn ich öffne frühmorgens nur ungern meinen Mund. Doch zur Zeit bin ich seltsamerweise guter Dinge. Vermutlich, weil der Himmel blau ist; ein blauer Himmel während der Wintertage ist bei uns nicht selbstverständlich.
Die Nachrichten lese ich hingegen heute Morgen nicht, die Kälte, und was sie in den Kriegsgebieten mit den Menschen macht, lässt frohe Gedanken förmlich erstarren. Wie kann das zusammen gehen: Mut nicht verlieren, Mitgefühl generieren? Ein Thema für sich. Mittlerweile sitze ich schon auf der Liege beim Zahnarzt. Wobei, es ist eine Ärztin. Sie begrüsst mich und fragt, ob ich immer noch so ängstlich sei.
Nicht mehr so sehr, ich habe Vertrauen gefasst, antworte ich tapfer.
Sie bereitet alles vor und sagt, entspannen Sie sich.
Die Nadel der Spritze dringt ins Gewebe, die Wirkung breitet sich in kurzer Zeit aus. Ich will mich ergeben.
Nach der Prozedur sagt die Ärztin sanft: In einer Stunde können Sie wieder essen und trinken. - Ich bedanke mich, fühle mich noch in einem Rest von Trance. Recht angenehm.
Punkt elf Uhr gibt es Kaffee, versprochen.
Mit guten Grüssen in die Stadt Eure Schreiberin Ruth von Seen
(Foto mit Erlaubnis der Ärztin)
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