Kommentare

Aufgefallen ist es mir zunächst bei den Frauen 35+, die weniger forsch und angriffslustig sind. Man trifft sie manchmal auch in Salsakursen, auf der Suche nach Sinnlichkeit und mit viel Hingabefähigkeit. Ich habe das Gefühl, dass diese reiferen Frauen im Gegensatz zu den 19-25jährigeren viel weniger demonstrative Stärke zeigen (müssen). Bei den Jüngeren habe ich nicht selten das Gefühl, dass sie irgendwie unter Druck stehen, sich zu behaupten und deswegen eher "männliche Attribute" übernehmen. Warum das so ist, weiss ich aber nicht wirklich. Und das Ganze ist einfach meine persönliche Wahrnehmung.

Vermännlichung zuerst bei frauen? Kannst du beispiele geben, was du darunter verstehst bzw. beobachtet hast?

Wir haben die Theorie aufgestellt, dass es auf der Beziehungsebene am besten funktionieren könnte, wenn Frau und Mann bis zur Niederkunft der Kinder eher ihre archaischen Facetten betonen, damit sie die grösste Attraktivität ausstrahlen. Und dass sie erst nach diesem gemeinsamen "Projekt" mehr Fokus auf in die Individuation setzen.


Um bei den Frauen zu bleiben. Ich beobachte meistens das Gegenteil: Vermännlichung zuerst und erst ab 35 mehr Fokus zu Hingabefähigkeit und Sinnlichkeit. Oder bin ich der einzige der das so sieht?

@Rick: ja stimmt, Jung beschrieb es tatsächlich als lebenslanger prozess - danke für die korrektur :-)

@bikini: Von der 40 hat Jung aber nirgendwo etwas geschrieben... ;-) Laut Jung ist Individuation ein lebenslanger Prozess. Manche fangen eher damit an, manche später, manche nie, je nach individueller Priorisierung. Familie und Beruf stehen der Individuation auch nicht im Wege sondern im Gegenteil, bieten viel Raum zur Entdeckung und Entfaltung der eigenen Anlagen und Fähigkeiten. Individuation ist auch nicht schwierig, es ist eher eine Art Lebensphilosphie. Falls Du also noch nicht 40 bist hast Du dennoch die offizielle Erlaubnis, mit Deiner Individuation anzufangen. ;-)

Ich glaube schon an die glückliche beziehung. Nur sehe ich auch oft, dass man unrealistische erwartungen an eine beziehung hat: Tiefe, ewige liebe, toller sex, immer fun. Da sich die beziehung im verlaufe der zeit verändert (und auch die liebe), glaubt man , wenn die glückshormone nicht mehr so sprudeln, die beziehung sei dahin. Viele verrenken sich auch aus liebe zu ihrem partner und akzeptieren dinge, die mit ihrem denken über werte nicht übereinstimmen (z.b. affären). Die einen finden, eine glücklich beziehung mache materieller besitz aus wie eigenheim, zwei autos, b&o-anlage pipapo. Jemand anderes findet, er könne nur mit einem seelengefährten glücklich werden. Wieder ein anderer findet, er brauche jeden tag sex, sonst sei die beziehung dahin. Noch jemand anderes glaubt, eine glückliche beziehung müsse auch sexuelle aussenbeziehungen ertragen können, usw.

Ja, ungefähr so habe ich das gemeint (aber achtung, ich bin nicht vom fach...!). Wenn ich logisch überlege (wenn das überhaupt bei diesem thema erlaubt ist), so denke ich schon, dass in jungen jahren, wo man sehr attraktiv und höchst fruchtbar/gebärfähig ist, archaische muster greifen. Die familiengründung und etablierung im beruf sind in den ersten 30-40 lebensjahren die vorherrschenden themen jedes menschen. Den individuationsprozess hat C.G. Jung in vielen büchern beschrieben. Im idealfall lässt sich ein mensch ab ca. 40 auf diesen schwierigen prozess ein.

@mary_jane_louis: Für Gedankenanstösse bin ich in diesem Forum. Ich hoffe ja du auch meine liebe.

@bikini: Individuationsprozess ist ein interessantes Stichwort. Verstehe ich dich korrekt? Meinst du, dass es auf der Beziehungsebene am besten funktionieren würde, wenn Frau und Mann bis zur Niederkunft der Kinder eher ihre archaischen Facetten betonen, damit sie die grösste Attraktivität ausstrahlen? Und dass sie erst nach diesem gemeinsamen "Projekt" mehr Fokus auf in die Individuation setzen, weil dies vorteilhafter für das weitere Zusammenleben wäre?
Gegenfrage: Gibt es sie nicht, die glückliche Beziehung?
@Invocation: Danke für den Buchtipp!

bordertaster: Frust?? - Nee nee, mein lieber. Lediglich eine sachliche Feststellung. Aber schoen, wie aus Texten immer wieder Emotionen herausgelesen werden. Schulz von Thun waere ueber diese neuen Kommunikationswege, die missverstaendliche Emotionen transporitieren, begeistert. Leider ist er schon emeritiert.

bordertaster: das thema ist in der wissenschaft, v.a. der paedagogik, theologie, psychologie und sozialwissenschaft noch relativ neu (so 10 jahre) und wird seitdem sehr kontrovers diskutiert. ich will mich hier nicht weiter aus dem fenster lehnen, ohne mich vorher noch genauer in das thema eingearbeitet zu haben (und dazu hab ich grad keine zeit, leider). und ich finde, man kann dieses thema nur serioes diskutieren, wenn man sich ein bisschen einen themenhorziont erarbeitet.
aber scheinbar habe ich bei dir(und anderen hier) ja einiges an gedankenstoessen ausgeloest zum thema maenneremanzipation. immerhin.

bordertaster: eventuell muss man differenzieren zwischen fortpflanzungsprogramm und individuationsprozess? Für die fortpflanzung ist das evolutionsbiologisch zementierte programm perfekt; wenn der nachwuchs mal da ist und es ums zusammenleben geht, könnte es eher kontraproduktiv sein..... Der individuationsprozess ist für alle schwierig und es machen ihn auch nicht alle. --- Gegenfrage: was bedeutet für dich glückliche beziehung? Gibt es das überhaupt?

Zu dem Thema kann ich das Buch hier nur empfehlen:
Schuld sind immer die Anderen - Nachwehen des Feminismus
www.amazon.de
Geschrieben von einer Frau :-)

Das hört sich an, als ob Frauen wie auch Männer sich schneller in eine Richtung entwickeln, als das instiktive Selektionsprogramm des Gegengeschlechtes goutiert. Müssten wir aber in diesem Fall nicht zwangsweise weniger (glückliche) Beziehungen zwischen den Geschlechtern haben?

Konkret
Es kommt mir vor, als hätten viele Autoren die Orientierung zum Kern des Themas verloren. Was unter Emanzipation verstanden wird, kann bequem wikipediert werden; das war weniger die Frage. Die Frage besteht meiner Ansicht nach mehr darin, zu erläutern, was damals falsch war, verändert wurde, verhindert wurde, aus heutiger Sicht noch zu lösen ist? Vielleicht liegt es jedoch (bitte sachlich und nicht persönlich betrachten) am Alter der user neuer Medien, dass diese sich kaum an die Ursprünge zurückerinnern, oder darüber recherchieren müssen. Dann wären wir wieder bei den Medien auf die sie zurückgreifen müssen, welche damals schon um Auflagen kämpften und nicht nur sachlich und mehrheitsfähig berichteten. Also: was war damals falsch, was wurde verändert, was verhindert, was ist aus heutiger Sicht noch zu lösen?