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ich finde deine frage wichtig. das jüdisch-sein hat sicher sehr stark mit der identität zu tun, besonders, wenn man, wie es ausserhalb israels immer der fall ist, teil einer klaren minderheit ist, die aber eine interessante geschichte hat, nicht nur als opfer, sondern auch mit vielen vertretern in wirtschaft, wissenschaft, kultur. was mir erst spät bewusst wurde, ist, dass die idee der auserwähltheit ("das auserwählte volk", übrigens uns schweizern oder der in den usa nicht unbekannt), eine sehr problematische seite hat. positiv wäre daran, dass man sich nicht unterkriegen lassen will. negativ, dass man anderen nicht auf augenhöhe begegnen kann. sehr spannend zur thematik fand ich das buch von avraham burg: hitler besiegen. das ist für juden und nichtjuden gleichermassen aufschlussreich.

hallo liebe antwortler - vielen dank. leider bin ich aber noch nicht ganz überzeugt, denn a) für mich gibt es schon vierschiedene "rassen" menschen - denn wir sehen ja nicht alle gleich aus. ich selber stamme von zwei "rassen" ab, so auch miene cousine - wir sind beides zu einem teil europäer und zum anderen teil asiatisch bzw. afrikanisch (unter den asiatischen und afrikanischen gibts ja auch nochmals "sub-kategorien" - aber das ist dann nochmals ein anderes thema). fakt ist: uniton ist immer "jüdischer abstammung" - gestern auch wieder gelesen bei der sängerin carly simon in wkipedia... gar als erstes wird darauf hingewiesen, dass sie jüdischer "abstammung ist" (Simon revealed her full ancestry as being Jewish, Black, Cuban and French, becoming evident that her Spanish mother was of German, Cuban and Black ancestry). das wäre so als würde ich sagen: mein vater ist moslem meine mutter schweizern... die erste frage wäre dann wohl - ja moslem aber von wo.... oder nicht? ich verstehe es halt immer noch nicht??!!

ein erklärungsversuch:
israel ist in seiner ursprünglichen entstehungsgeschichte "der judenstaat" und der zionismus (bekannteste vertreter: Moses Hess und Theodor Herzl) waren danach bestrebt, einen Judenstaat zu generieren und haben den Begriff der "jüdischen Rasse" geprägt. dem folgend würde ich sagen, dass es sich genauso gehalten hat, wie zur zeit des 2. weltkriegs die "arische rasse" ...ja, ich weiss, das "böse wort" (arisch) ist wieder gefallen, aber ich denke, man kann es gut damit vergleichen...damals haben sich menschen nämlich auch als österreichisch/arisch bezeichnet.
andere möglichkeit: jeder jude hat von geburt an die möglichkeit in israel zu leben und die meisten haben das auch irgendwann schon mal gemacht. eventuell ist der ausdruck "jüdisch" nur Ausdruck dessen - andere umschreibung für "israelisch" (das es, meines wissens nach, in Hebrew gar nicht gibt).
...sind nur vermutungen und müssen nicht zwangsläufig ins schwarze treffen...

@mary_jane_louis: also auch wenn man keinerlei persönlichen Kontakt zu Juden hat, wird man ohne weiteres über sämtliche Medien wie TV, Zeitung usw. feststellen können, dass sich die Juden als Volk bezeichnen! Und Lisalou hat ja geschrieben, dass sie dies oft in den Medien hört. Widerspricht sich darum eigentlich überhaupt nicht!
Ich selber finde den Ausdruck "Rasse" bei Menschen auch eigenartig und unglücklich, aber dieser hat sich leider im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt als synonym für "Volk" - man spricht ja auch von Rassismus! Gibt also keinen Grund, gleich mit dem Zeigefinger zu winken, wenn sich mal jemand für was interessiert, was einem selbst viele Juden selber nicht so mir nichts dir nichts einwandfrei erklären können, und es gibt auch keinen Grund in Aufgeregtheit zu verfallen, bloss weil es um Juden geht!
Bei orthodoxen Juden wird nur das leibliche Kind einer jüdischen Mutter als Jude angese-hen, wenn bloss der Vater jüdischer Abstammung ist, ist das Kind in ihren Augen kein Jude. Während orthodoxe Autoritäten auch bloss die Ehe zwischen Juden akzeptieren - rührt dann wohl auch daher die Ansicht der jüdischen Glaubensgemeischaft als Volk und als direkte Nachfahren von den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob.
Demgegenüber konnte sich ab 1950 jeder Jude in Israel niederlassen, ob bloss konvertiert oder nicht! Nach einigen Auseinandersetzungen im jüdischen Parlament, der Knesset, seit 1970 aber wiederum bloss noch diejenigen, deren Mutter bis Ururgroßmutter, religiöse Jüdinnen waren!
Die meisten liberalen weltlichen jüdischen Glaubensgemeinschaften akzeptieren heute aber jeden Menschen als Juden, der zum Judentum konvertierte! Daher sehen sich auch viele Juden in der westlichen Welt in erster Linie als Franzosen, Deutsche oder Schweizer!
So sahen dies im übrigen auch sehr viele deutsche Juden vor der Verfolgung des NS-Regimes. Sie sahen sich in erster Linie als Deutsche mit jüdischer Konfession und kämpften im ersten Weltkrieg auch als Deutsche, bevor sie als jüdische Rasse eingeteilt, ihnen die deutsche Nationalität aberkannt wurde und sie verfolgt wurden! Wobei es dem Nazipack dann völlig egal war, ob nur der Vater oder sogar Grossvater jüdischer Abstammung war…!

Ich weiss nicht, ob jüdisch eine rasse ist, vielleicht eher eine ethnische gruppe? Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass das jüdisch-sein mit einem kulturellen und gesellschaftlichen erbe/lebensgefühl verbunden ist, das seit jahrhunderten von generation zu generation weitergegeben wird ("das volk gottes", jahrhundertelange ausgrenzung/verfolgung durch die gesellschaft und wie die juden damit fertiggeworden sind). Und wenn jemand das jüdischsein erwähnt, dass man eine bewusstheit dafür hat - oder so. Vielleicht ist es auch ein statement, à la: hallo-wir-sind-noch-da...! Viele menschen erwähnen ihre jüdischen wurzeln aber gar nicht, weil die verbindung verloren ist.
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