Mein erster Mai:

Bis 10 Uhr schlafen, der 1. Mai ist schliesslich trotz Arbeiterschaft und Finanzkrise ein freier Tag.

Gegen 11 Uhr wird der Umzug unter meinem Fenster durchziehen und ich werde mit den verschiedenen Splittergruppierungen bis an den Bürkliplatz demonstrieren und dabei das Gefühl haben, die Welt könnte eine bessere werden. Wenn das Wetter mitmacht, genehmige ich mir danach eine Wurst und horche der Rede von Endo Anaconda.

Der Nachmittag ist frei, denn die Tore des Kasernenareals öffnen in diesem Jahr erst Abends. Eine gute Gelegenheit, sich aus dem Tumulten im Kreis vier rauszuhalten und nach dem Bad in der Menge ein Bad im See zu geniessen (zumindest fast). Das Seebad Enge  eröffnet an diesem Nachmittag die Freiluftsaison. Während also an der Langstrasse die Steine fliegen, blicke ich bei einem Campari-Soda und sanfter Musik über den See ins Alpenpanorama.

Zuvor oder danach drücke ich für eine oder zwei Lektionen die Schulbank in der Schule des Lebens (siehe oben).

Am Abend beruhigt sich der Kreis vier wieder. Ich verköstige mich auf dem Kasernenareal mit wunderbaren Speisen, horche Big Zis und sammle Flugblätter zur Arbeiterrevolution von vor 100 Jahren. Nur so zum Spass. Im Büezer-Zelt schmeckt das Bier übrigens am besten.

Es juckt mich unter den Füssen. Die berühmt-berüchtigte Outdoor-Party gehört ja sowieso zu meinen alljährlichen 1.-Mai-Ritualen. Aber wieso nicht mal ins Liquid, wo schon den ganzen Tag getanzt wird? Und wenns kalt ist und regnet, hält auch die Zukunft ein formidables Programm bereit. Während draussen die Stadtluft noch vibriert und die Strassen rauchen, tanze ich mich wohlig in den (besseren) Morgen.

Freitag ab 10:00 Stadt Zürich