Ronster

 

Heute geht es im Newsletter um das Unterdrückte, das Verlassene, das Totgesagte – und um das pure Leben. Du wirst schon sehen warum.

 

Memento mori!

Print wird angesichts der Digitalisierung immer wieder für tot erklärt. Zu meiner grossen Freude halten sich diese viereckigen, blättrigen Objekte namens Bücher aber hartnäckig. Auch in der Schweiz werden viele schöne Bücher gestaltet und gedruckt. So viele, dass das Bundesamt für Kultur sogar eine Miss-Wahl daraus macht – und jedes Jahr die schönsten auserkürt. Man könnte jetzt zynisch sein und sagen, dass Miss-Wahlen ebenso tot sind wie Print. Ich begebe mich aber gar nicht erst in diese heikle Argumentationszone, sondern gehe mir lieber direkt die 19 diesjährigen Gewinner-Bücher anschauen, die heute im Helmhaus ausgestellt werden.

Wie du weisst, bin ich mit Leib und Seele Städter. Aber manchmal frage ich mich schon, wie sich das Leben auf dem Land anfühlt. Und scheitere beim Versuch, es mir vorzustellen. Was würde ich denn ohne meinen Kaffee to go, meine tägliche Velofahrt durchs Stadt-Labyrinth und meinen super-urbanen Arbeitsplatz machen? Wenn es mir schon schwerfällt, mir ein Landleben in der Schweiz vorzustellen, dann kannst du dir vorstellen, wie es mit dem in Japan aussieht. Oder eben nicht. Abhilfe – und hoffentlich neue Vorstellungen - schafft heute ein Online-Vortrag des Völkerkundemuseums über das ländliche Gemeinschaftsleben Japans. Dort ist das Spannungsfeld zwischen Landleben und Stadtleben, Tradition und Moderne nämlich besonders gross.

Langsam, langsam häufen sich die Konzerte wieder in meinem Eventkalender. Auch heute soll eins in der Gotthard Bar stattfinden. Liberty Valentines heisst die Band, die auftreten soll. Ich habe Youtube-Videos von ihr gefunden, sie spielt alternativen Garagen-Rock vom Feinsten. Aber keine (digitale) Spur vom Event! Dabei hab ich ihn doch vorher im Internet rumgeistern sehen? Womöglich ist das eine Form der Gotthard Bar, dem Establishment den Finger zu zeigen? So oder so, das Ganze ist jedenfalls ziemlich Rock’n’Roll.

P.S. Jetzt habe ich gerade den Flyer gefunden! Geh ihn schnell anschauen, bevor er wieder verschwindet!

Carpe diem! Sagten sich die Russen. Und nahmen in den 50er und 60er Jahren Musik auf Röntgenbildern auf, statt auf Vinylplatten. Nicht ihre eigene Musik natürlich, sondern die verbotene aus dem Ausland, die von Little Richard und den Beatles. Die weichen Röntgenbilder eigneten sich wegen ihrer glatten Oberfläche gut als Medium, und durch ihre Biegsamkeit liessen sie sich einfach verstecken oder transportieren. Im 15-minütigen Dokumentarfilm X-Ray Audio wird diese kleine Geschichte des Widerstands – und der Liebe zur Musik - packend erzählt.