Bande de Coquins
Bande de Coquins
FreeEine Stadt, eine Bande. Jeden Mittwoch in deiner Inbox.
Ort
Zürich
Gegründet
2017
Follower
9
Heavy Metal
Wir haben noch nie einen Wettbewerb gewonnen. Das einzige Mal auf dem Podest standen wir im Feriendorf in Tunesien, wo wir uns am Turnierabend in die tiefere Altersklasse geschmuggelt hatten und als einzige ein dreidimensionales Haus zeichnen konnten. Doch zum Glück muss man nicht selber von Fortuna geküsst werden, um Preise abzusahnen. Man muss nur die richtigen Freunde haben. Einer von ihnen gewann beim Rätselraten eine Führung fürs Sitterwerk in St. Gallen.Die Stiftung liegt in einer ehemaligen Textilfabrik unterhalb vom Sitterviadukt, der ikonischen Brücke, über die mehrmals täglich der Voralpen-Express donnert. Sie umfasst neben einer Bibliothek, einem Werkstoffarchiv und einem Atelierhaus auch das Kesselhaus Josephsohn, das wohl zu den kleinsten und schönsten Museen der Schweiz gehört. Richtig berühmt aber ist der Ort für die Kunstgiesserei St. Gallen, eine Grosswerkstatt, in der Künstler von Weltrang ihre Werke anfertigen lassen. Isa Genzken liess hier ihre zehn Meter hohe Rose anfertigen, die jetzt im Garten vom MoMa steht, Urs Fischer seine Wachsfiguren, Fischli/Weiss ihren Schneemann.Begrüsst werden wir von Marc, einem freundlichen Holländer in Jeans und grauem Hemd, der uns nach einer kurzen Einführung durch die verschiedenen Werkstätten des Areals führt. Maschinen hämmern, es riecht nach Farbe, die Mitarbeitenden tragen Overall und Schutzbrille. Uns fallen die hohen Räume auf, die grossen Fenster, überall kleben Bilder von Skulpturen, die in St. Gallen entstanden und später in Venedig oder New York gelandet sind. Fotografieren dürfe man alles, ausser «Arbeiten im Entstehen», sagt Marc, man wolle ja sein eigenes Werk nicht auf Instagram sehen, bevor es in der Tate Modern ausgestellt wird.Vergangenes Jahr war Brad Pitt auf Besuch. Doch man muss kein Filmstar mit Kunstflair sein, um sich vom Handwerk in der Giesserei beeindrucken zu lassen. Uns genügt, dass hier, inmitten von Staub, Schmutzpartikeln und Abfallgruben, Skulpturen von millimetergenauer Präzision entstehen. Die Kunstgiesserei wirkt wie das Gegenstück zur polierten Kunstwelt mit ihren intellektuellen Abstraktionen und der klinischen Galerie-Ästhetik. Doch auch hier ändert sich vieles, sagt Marc. Früher seien Kunstschaffende mit konkreten Werken vorbei gekommen. «Heute gibt es immer mehr Konzeptkünstler mit einer Idee und einem Galeristen, der die Produktion finanziert». Genzken brachte bei ihrem ersten Besuch in der Giesserei nicht mehr als eine frische Rose mit.Wir beenden den Rundgang im Kesselhaus Josephson, einem Schaulager mit karger Einrichtung, in dem das Lebenswerk des Künstlers Hans Josephsohn gezeigt wird. Die Skulpturen aus Gips und Bronze sprechen mit ihren grau-weiss-braunen Tönen eine eigene Sprache, die uns die unsere raubt. Auf dem Heimweg sind wir um fünfzig Fotos und eine Erkenntnis reicher: Dass an so einem Ort Skulpturen von Weltrang entstehen, ist keine Kunst. Es ist Weltklasse-Handwerk.SITTERWERK, Sittertalstrasse 34, 9014 St. GallenFührungen bis zu 20 Personen, Fr. 250.-
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Feldstrasse 63, 8004 Zürich,
Feldstrasse 63, 8004 Zürich,
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Deboneisabelbalzertamärlibez_ginialoisholdenerRon_in_BaselaagAngelaHammam Basar +Salon
Heavy Metal
Wir haben noch nie einen Wettbewerb gewonnen. Das einzige Mal auf dem Podest standen wir im Feriendorf in Tunesien, wo wir uns am Turnierabend in die tiefere Altersklasse geschmuggelt hatten und als einzige ein dreidimensionales Haus zeichnen konnten. Doch zum Glück muss man nicht selber von Fortuna geküsst werden, um Preise abzusahnen. Man muss nur die richtigen Freunde haben. Einer von ihnen gewann beim Rätselraten eine Führung fürs Sitterwerk in St. Gallen.
Die Stiftung liegt in einer ehemaligen Textilfabrik unterhalb vom Sitterviadukt, der ikonischen Brücke, über die mehrmals täglich der Voralpen-Express donnert. Sie umfasst neben einer Bibliothek, einem Werkstoffarchiv und einem Atelierhaus auch das Kesselhaus Josephsohn, das wohl zu den kleinsten und schönsten Museen der Schweiz gehört. Richtig berühmt aber ist der Ort für die Kunstgiesserei St. Gallen, eine Grosswerkstatt, in der Künstler von Weltrang ihre Werke anfertigen lassen. Isa Genzken liess hier ihre zehn Meter hohe Rose anfertigen, die jetzt im Garten vom MoMa steht, Urs Fischer seine Wachsfiguren , Fischli/Weiss ihren Schneemann .
Begrüsst werden wir von Marc, einem freundlichen Holländer in Jeans und grauem Hemd, der uns nach einer kurzen Einführung durch die verschiedenen Werkstätten des Areals führt. Maschinen hämmern, es riecht nach Farbe, die Mitarbeitenden tragen Overall und Schutzbrille. Uns fallen die hohen Räume auf, die grossen Fenster, überall kleben Bilder von Skulpturen, die in St. Gallen entstanden und später in Venedig oder New York gelandet sind. Fotografieren dürfe man alles, ausser «Arbeiten im Entstehen», sagt Marc, man wolle ja sein eigenes Werk nicht auf Instagram sehen, bevor es in der Tate Modern ausgestellt wird.
Vergangenes Jahr war Brad Pitt auf Besuch. Doch man muss kein Filmstar mit Kunstflair sein, um sich vom Handwerk in der Giesserei beeindrucken zu lassen. Uns genügt, dass hier, inmitten von Staub, Schmutzpartikeln und Abfallgruben, Skulpturen von millimetergenauer Präzision entstehen. Die Kunstgiesserei wirkt wie das Gegenstück zur polierten Kunstwelt mit ihren intellektuellen Abstraktionen und der klinischen Galerie-Ästhetik. Doch auch hier ändert sich vieles, sagt Marc. Früher seien Kunstschaffende mit konkreten Werken vorbei gekommen. «Heute gibt es immer mehr Konzeptkünstler mit einer Idee und einem Galeristen, der die Produktion finanziert». Genzken brachte bei ihrem ersten Besuch in der Giesserei nicht mehr als eine frische Rose mit.
Wir beenden den Rundgang im Kesselhaus Josephson, einem Schaulager mit karger Einrichtung, in dem das Lebenswerk des Künstlers Hans Josephsohn gezeigt wird. Die Skulpturen aus Gips und Bronze sprechen mit ihren grau-weiss-braunen Tönen eine eigene Sprache, die uns die unsere raubt. Auf dem Heimweg sind wir um fünfzig Fotos und eine Erkenntnis reicher: Dass an so einem Ort Skulpturen von Weltrang entstehen, ist keine Kunst. Es ist Weltklasse-Handwerk.
SITTERWERK, Sittertalstrasse 34, 9014 St. Gallen Führungen bis zu 20 Personen, Fr. 250.-
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Schnitzel-Sinfonie
Der Name ist so plump, er ist schon fast wieder gut: Amadeus. Schwarzenegger wäre ehrlicher gewesen. Und hätte weniger angestrengt kultiviert geklungen. Sie hätten das Lokal auch nach Bruckner, Haydn, Mahler, Schubert oder Strauss benennen können. Dann wäre es wenigstens nicht der offensichtliche Österreicher gewesen. Aber sie wählten Mozart, den Komponisten aller Komponisten. Für ein Schnitzel-Restaurant.
Wir sind in Schlieren, dem Ort, den wir nur von der Kinderkassette kennen. Das Amadeus scheint ein Restaurant zu sein, dessen Menükarte sich seit Jahren nicht geändert hat und wahrscheinlich auch nicht ändern wird, bevor der Wirt in Pension geht. Die Einrichtung hat diese provinzielle Aromat-Ästhetik, die in szenigen Kreisen gerade als hip gilt. Doch deswegen sind wir nicht hier. Wir sind im Amadeus, weil es hier das beste Schnitzel im Grossraum Zürich geben soll. Und weil wir seit dem Kälteeinbruch wieder mehr Lust auf paniertes Fleisch haben. Auf der Karte lächelt uns Mozart entgegen.
Österreich entgeht die kulinarische Anerkennung, die es verdient hätte – angefangen beim Schnitzel. Bis vor kurzem hielt selbst das wienerische Tourismusbüro das Wiener Schnitzel fälschlicherweise für das eingedeutschte costoletta alla milanese, importiert von Feldmarschall Radetzky – der mit dem Marsch ( Tadada-Tadada-Tadada-Ta-Ta ). Und das ist bloss das Mittagsmenü. Cappuccino mag italienisch und Croissant französisch klingen, aber beides sind österreichische Spezialitäten aus der gleichen Zeit – das Gipfeli als symbolisches Gebäck für den Sieg gegen den Islam, der Kaffee mit Milchschaum benannt nach Kapuziner-Mönchen. Die Wiener mögen sich mit klassischer Musik und Habsburger Macht brüsten, aber ihr Einfluss auf unsere Mägen ist deutlich grösser als auf unsere Ohren.
Wir driften jedenfalls bereits bei der Vorspeise in Richtung Food-Koma: Der Salat wird in einer lampenschirm-grossen Schüssel serviert. Die wahre Schlieremer Attraktion kommt als Nächstes, und dafür würden wir jederzeit wieder in die Vorstadt fahren: Vier goldbraune Tintenflecken so gross wie Bärenpranken, begleitet von Pommes Frites und Kartoffeln. Das Tischgespräch verstummt sofort. Der nächste Satz, der von unserem Tisch kommt, ist «Wir nehmen die Götterspeise zum Dessert».
Schlieren wird nie ein Opernhaus bekommen. Muss es auch nicht; der Name «Amadeus» steht hier für etwas anderes.
RESTAURANT AMADEUS, Bahnhofstrasse 6, 8952 Schlieren Mo bis Fr 11.00 – 23.00, Sa 17.00 – 23.00
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Wir, die Herde
Wir Zürcher sind Kosmopoliten. Wir haben genug Beweise. Wir kennen die Trends, wir kennen die Spots, wir kennen die Mode. Trotzdem fragen wir uns immer wieder, weshalb so wenige gute Ideen aus unserer Ecke kommen. Warum die Kreativsten von uns lieber durch Chinatown spazieren statt über die Brauerstrasse. Warum jede neue Bar an der Langstrasse aussieht wie mindestens drei andere, und warum hier jeder Modetrend ankommt, aber keiner entsteht. An einem Sonntag vor der Gelateria di Berna verstanden wir es.
Wir stehen viel zu gerne an.
Zugegeben, die zweite Reihe hat viele Vorteile. Man ist nah genug am Geschehen, und weit weg genug, um bei Bedarf den Kopf einzuziehen. Vielleicht können wir auch gar nicht anders. Unseren kollektiven Wohlstand verdanken wir schliesslich keinen lauten Kriegen, sondern politischer Neutralität und stillen Deals. Aber wer neutral ist, bezieht keine Stellung, und wer keine Stellung bezieht, kann nur eines: Anstehen. Hinter denen, die gute Ideen haben, die Risiken eingehen, die für etwas einstehen.
Genug damit. Uns fehlt vielleicht die Härte des Grossstadtpflasters. Dafür fällt man nirgends so bequem wie hier. Statt Insolvenz droht oft nur ein gekränktes Ego. Es gibt Schlimmeres. Vergangenes Jahr beklagten wir das Fehlen einer Stimme zu unserer Stadt, die informiert und prognostiziert, urteilt und verschreit. Irgendwann sahen wir ein, dass wir sie selber sein müssen. Gut möglich, dass wir mit unseren Verdikten ab und zu auf die Nase fallen werden. Wir möchten trotzdem deine liebste Post sein. Willkommen in Season zwei.
SAG'S WEITER: Season 2 is coming!
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Nada Prada
Wir waren noch nie an einer Fashion Show. Aber dank der halbjährlich wiederkehrenden Streams und Bildern von den Laufstegen dieser Welt hatten wir eine präzise Vorstellung davon, was uns erwarten würde: Eine tadellos gekleidete Front Row, asymmetrische Haarschnitte, Models mit Xylophon-Brust und allgemeine Verachtung gegenüber jedem, der bei Chicorée einkauft.
Alle sagten uns: Vergiss es, die Mode Suisse ist nicht so. Yannick Aellens Talentplattform kommt zwar am nächsten an die Schweizer Version einer Fashion Week heran, aber ohne Street Style, Superstars und Afterparty – mehr oder weniger all das, wofür unsereins überhaupt auftauchen würde. Unter Kennern gehört es zum guten Ton, den Anlass zu belächeln. Dennoch gehen sie jedes Jahr hin, um sich zu zeigen.
Die Show hat über die letzten 13 Ausgaben mit verschiedenen Formaten experimentiert. Im Vorfeld der diesmaligen Edition kursierte etwas Verwirrung und Panik, weil das gleiche Programm im Löwenbräu über vier Wiederholungen gezeigt werden würde. Neben uns an der Bar diskutieren zwei Influencer, ob es etwas über ihren Status aussagt, dass sie erst für den 19 Uhr-Lauf aufgeboten wurden. Ihre Kollegin war eine Stunde früher dran.
Wir nehmen uns einen Platz in der ersten Reihe, neben einem kleinen Regiment von Fotografen, die ihre Kameras wie Kanonen parallel auf den Laufsteg ausgerichtet haben. Die Sitzwahl ist frei; keiner ist wichtig genug, um seinen zugewiesenen Platz zu bekommen. Der Saal verstummt, aus der Box wird «After Work Studio» angekündigt. Musik, Licht, Models – go.
In den nächsten zwanzig Minuten zieht eine Karawane von Models mit Grissini-Beinen und den Mienen von betäubten Kamelen an uns vorbei, angeführt von einer mürrischen Tamy Glauser. Sie tragen überdimensionierte Mäntel in Schuhkarton-Form, Kleider mit geometrisch-knalligen und afrikanischen Farbmustern oder einfach nur Unterwäsche. Eine Farbkombination erinnert uns an die eigene Snowboardjacke von 1997, anderes an Vetements, die Normcore-Eminenz in der Binz.
Teenager in BHs und Strapsen zu mustern fühlt sich pervers an, abgesehen davon unterhalten wir uns gut. Nach der Show ist man zufrieden mit dem Gezeigten und gratuliert den Jungdesignern zu ihren Entwürfen. Der grossen Frage aber wird ausgewichen: Wer in Zürich wird die Kleider kaufen und tragen? Die Älteren könnten, aber trauen sich nicht, die Jüngeren würden, aber können nicht – und die Fashion Editors der Schweizer Magazine sind zu wenig mutig, um es einfach zu tun. Am Ende des Abends hat jeder geklatscht, aber keiner gekauft. Die Modeuniform von morgen bleibt dieselbe wie die von heute und die von gestern: Schwarz, Weiss, Beige.
MODE SUISSE Sélection Mode Suisse Chez En Soie noch bis am 10. Februar
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Recht, Ordnung und Panini
Sie tun es im Auto oder im Stehen, an der Theke oder auf dem Parkplatz. Aber fürs Mittagessen setzen sich Polizisten nie an einen Tisch. Das ist kein Mythos, das ist Realität. Auch in Zürich. Dort stehen sie mittags bei Rosita Gomes am Tresen. Und zwar jeden Tag. Als wir zum ersten Mal in ihrem Laden stehen, begrüsst uns die Chefin mit einem zuckersüssen «Hola Lindos». Unseren Freund kennt sie, uns zukünftig auch, wie er ehrfürchtig flüstert. Die Frau merke sich jedes Gesicht. An der grüngestrichenen Wand hängen Polizeimützen, ein Bildschirm zeigt eine Diashow von zufriedenen Kunden, auf dem Regal steht eine Box mit hinterlegten Treuekarten. Sie ist rappelvoll. Wir schauen und wir staunen. Das ist kein Sandwich-Laden. Das ist eine Fankapelle. Seit zehn Jahren verkauft die blonde Portugiesin frische Sandwiches über die Theke, seit fünf hat sie die Polizei am Hals. Damals standen plötzlich zwei Männer in Uniform in ihrem Laden und wollten alles über ihre Auslage wissen. Rosita rechnete mit dem Schlimmsten. Aber nicht mit einer Bestellung. Die Beamten waren zufrieden. Denn seit diesem Tag pilgert die halbe Kantonspolizei ins kleine Lokal an der Lagerstrasse. Manchmal fahren sie mit dem Kastenwagen vor. Dann sieht es aus, als hätte es einen Überfall gegeben. Wir sind etwas überfordert, aber Rosita führt uns freundlich und geduldig durch das Prozedere. Brot auswählen, dazu gibt es Gemüse, Käse und Fleisch. Wir entscheiden uns für ein kleines Weissbrot, gefüllt mit Parma, Mozzarella, Rucola, Tomaten und Antipasti. Dann steckt sie es in einen Panini-Ofen, der Raum füllt sich mit dem Duft von warmem Brot. Wir zahlen 17 Franken für zwei prall gefüllte Paninis und ein Getränk. Rosita ist charmant und sie weiss, was sie tut. Das Brot ist perfekt angewärmt, der Parma salzig, der Käse zart geschmolzen. Doch da ist nicht nur Charme, da ist auch eine Attitüde. Auf Regelverstoss reagiert Rosita mit so wenig Verständnis wie ihre uniformierten Stammkunden auf Velofahrer an der Bahnhofstrasse. Glaub also ja nicht, der einzige Tisch im Lokal sei für dich reserviert. Bei Rosita setzen sich nur die Chefin und ihre Angestellten. Du stehst in einer Polizei-Kantine – was hast du denn gedacht? ROSITA'S FOOD & DRINKS, Lagerstrasse 95, 8004 Zürich Mo und Fr 9 – 18, Di und Do 9 – 18.30, Mi 9 – 15.30, Sa 9 – 16
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Food, aber kein Porno
Thailand ist weltweit für zwei Dinge bekannt: Sex und gutes Essen. Im Restaurant Sonne kriegst du beides – wenn auch nicht am gleichen Tisch. Hinter der linken Tür werden die kulinarischen Muskeln gekrault, in der Kontaktbar hinter dem rechten Eingang die körperlichen Gelüste befriedigt. Wir sind bloss für die linke Seite hier. Unseren Tischnachbarn nach zu urteilen kommen aber einige für das Doppelpackage. Die Gäste sind vom Typ «Milieu-Heinz»: Graue Haare, Polo-Shirts mit Sponsorenaufdrucken und da und dort ein eng gezogener Gurt, der das Bäuchlein etwas näher an den Po bindet. Wer nicht männlich ist, ist Thai. Wir haben mehrfach gehört, das thailändische Essen in der Sonne übertreffe die Curries à l’européenne des Lily’s und könne locker mit dem Ah-Hua mithalten. Trotzdem haben wir immer gezögert. Eine Kontaktbar scheint nicht der Ort, an dem die Liebe ins Essen gesteckt wird. Aber zwei Freundinnen wohnen direkt über der Sonne und kennen die Hälfte der Prostituierten auf Du-Basis, was unseren Besuch zu sowas wie einer Dinnereinladung bei Nachbarn macht. Die Wände des Lokals sind rot gestrichen, in der Ecke stehen eine Buddhafigur und Fotos von König Bhumibol und seiner Mutter. Hinter uns schauen drei Schwarze mit Bauchtäschchen ein Fussballspiel. Sie reden miteinander, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen. Wir bestellen einen Papaya Salat, Pad Thai mit Shrimps, rotes Curry, Pad Ka Prao, grünes Curry mit Tofu, Frühlingsrollen und einen Rindfleischsalat. Der Papayasalat ist frisch und mit viel Sauce, das rote Curry hat eine angenehme Schärfe: Unsere Münder glühen, aber sie brennen nicht. Es wäre falsch, alles nur auf die Grösse zu reduzieren. Aber selbst Buddha hätte sich an den aufgetischten Portionen überessen. Wir sind nach weniger als einem Drittel unseres Tellers satt; den Rest lassen wir uns von der Kellnerin einpacken. In der Endabrechnung bezahlen wir 45 Franken. Die thailändische Kellnerin freut sich über die 15 Franken Trinkgeld, als komme es das erste Mal vor. Wir hätten ihr mehr geben sollen – ihr Service war tadellos. RESTAURANT SONNE, Hohlstrasse 32, 8004 Zürich Mo bis Do 11 – 3; Fr und Sa 11 – 4; So 11 – 3
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