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Büro Luz

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Kleine Kommunikationsagentur mit grossen Herzen für Storytelling, Enkeltauglichkeit und Reisen. Seit 2016 im VW-Bus unterwegs!

Ort Zürich
Gegründet 2018
Follower 23
Buenos Aires, Lockdown, Tag 66: Eingesperrt & ein wenig neidisch

Buenos Aires, Lockdown, Tag 66: Eingesperrt & ein wenig neidisch

Oder: Hola aus dem Land der offiziell längsten Ausgangssperre der Welt.Es wirkt wie ein schlechter Witz. Ursprünglich hätten wir März, April, Mai, Juni, Juli und August in Brasilien und den USA verbracht. Das sind heute zwei der Länder mit den meisten positiv getesteten Personen. Stattdessen aber befinden wir uns in jenem Land, das die längste Ausgangssperre der Welt verhängt. Wir werden hier in Argentinien länger eingesperrt sein als die lieben Mitmenschen in, es ist kaum zu glauben: Wuhan. Wuhan!Die Erkenntnis traf uns heute wie ein Schneeball am Kopf und wir konnten gar nicht anders, als uns hemmungslos selbst auszulachen. Alberto hat die cuarentena verlängert und wir alle werden noch bis mindestens 6. Juni bloss zum Einkaufen auf die Strasse dürfen. Keine Spaziergänge, nada.Während daheim irgendwelche Leute gegen Einschränkungen protestieren, die im Vergleich gar nie wirklich existierten. Und irgendetwas von wegen Wirtschaft faseln, während hier die allermeisten Leute seit über zwei Monaten nicht arbeiten gehen dürfen, keinen Peso verdienen und noch nie das Wort Erwerbsersatz gehört haben.Jetzt ist passiert, was uns alle lange Zeit sorgte: Das Virus ist in den sogenannten villas angekommen, das sind die ärmsten und am dichtesten bevölkerten Teile der Stadt. Abstand halten: unmöglich. Eine davon, die villa 31, Mitten im Zentrum, nicht weit von hier, war gerade zwölf Tage ohne Wasser. Hat jemand Händewaschen gesagt?Adios, amigos!Vor ein paar Tagen haben wir eine Mail von der Schweizer Botschaft erhalten: Anfang Juni soll der dritte Repatriierungsflug nach Zürich durchgeführt werden. Wir entscheiden uns innert weniger Minuten dagegen und sind uns dieses Privilegs bitterlich bewusst. Wenn wir wollten, könnten wir die Situation hier einfach verlassen. Adios amigos, wir sehen uns, wenn ihr wieder auf die Strasse dürft!Eskapismus betreiben zwei Gruppen von Menschen: Die Reichen und Privilegierten der Welt (diese Recherche der New York Times zeigt, dass die finanzstarke Viertel Manhattans momentan bis zu 40 Prozent weniger Einwohnerinnen aufweisen), weil sie es können. Und die Ärmsten und Machtlosesten, weil sie es müssen (im Fall von Corona trifft das nur bedingt zu).Drei Wahrheiten aus meinem momentanen Leben:1. Es wäre gelogen, wenn wir, Sandro und ich, sagten, dass wir nicht neidisch auf die Instagram-Fotos unserer Freundinnen in Zürich schielen: wandern in den Bergen, der See, die Lieblingskafis wieder offen. Es sieht so schön aus und es schmerzt ein wenig.2. Eine Stadt ist kaum begehrenswert, wenn alles, was sie ausmacht, verboten ist: Menschen, Bars, Museen, Spaziergänge, Angebote aller Art. Auf dem Land bleibt dir wenigstens die Natur. Aber das ist wahrscheinlich auch nur eine Romantisierung. Ich schätze es selbstverständlich sehr, hier Zugang zu veganen alfajores zu haben und zu den abgefüllten Drinks meiner Lieblingsbar (sie heisst: la Favorita. Dort werde ich mich als erstes betrinken, wenn wir hier auch wieder an einem gastronomisch betriebenen Tisch sitzen dürfen, so in zwei Monaten hoffentlich spätestens). Trotzdem. Was ich, unerwarteterweise, so sehr vermisse, dass sich Tränen aus meinen Augen schleichen wollen, ist: Gras unter meinen nackten Fusssohlen. Das wäre auf dem Land mit Sicherheit möglich. (Deshalb werde ich, sobald obig prophezeiter Kater auskuriert ist, in den Van hüpfen, in die Pampa fahren, und mich tagelang in und auf Mutter Natur wälzen.)3. Ich frage mich, für wen die Ausgangssperre schwerer zu ertragen ist, wenn beide gesund gestartet sind: Körper oder Geist. Ich dachte lange, es müsse der Geist sein. Und in den ersten Wochen war das bestimmt der Fall. Langsam wendet sich das Blatt. Mittlerweile merke ich: Mein Körper hält den Mangel an Bewegung mit jedem Tag weniger aus. Knie schmerzen. Wirbel blockieren. Aufrecht Gehen wird zum Test in Sachen Durchhaltewillen.Liebe ist stärker als FOMOManchmal spüre ich, dass Freund*innen mir gar nicht recht erzählen wollen, wie schön sie es gerade haben bei diesem wundervollen Wetter in den Bergen oder beim Apéro. Ihnen und euch allen möchte ich sagen: Ihr müsst kein schlechtes Gewissen unseretwegen haben. Geniesst es! Denn ich freue mich für euch. Neid und Mitfreude schliessen einander nicht aus.Und ausserdem: Es geht uns gut. Ehrlich. Sandro und ich schauen gut zueinander und sind noch immer überzeugt: Lieber Ausgangssperre miteinander als keine Ausgangssperre ohne einander. Auch das ist ein Privileg. Auszug aus der Sammlung: Lockdown-Selfies.Me Time 2020Weisst du, was auch wie ein schlechter Witz ist? Als wir am 30. Dezember 2019 nach einem recht ereignisreichen und für mich energieraubenden Jahr in Buenos Aires landeten, habe ich mich mit mir selbst hingesetzt und mich gefragt, was ich von diesem 2020 erwarte. Mein Motto für 2019 war Quality Time gewesen. Für 2020 entschied ich mich für: Me Time.Ich kann mich also kaum beklagen. So viel Me Time wie im 2020 genoss ich Schätzungen zufolge zuletzt 1989/1990— im Bauch meiner Mama.PS: Beim Durchlesen merke ich, dass die Frage aufkommen könnte: Ja, aber, warum geht ihr denn nicht einfach zurück in die Schweiz Anfang Juni? Drei Gründe: 1. Steht unsere Wohnung hier quasi im Rohbau, eingefroren in der Zeit, weil Ausgangssperre. Bevor wir irgendwohin gehen, wollen wir sie fertigstellen und damit auch den Arbeitern die versprochene Arbeit geben. 2. Auftragstechnisch hat es auch uns recht schwer getroffen, und weil wir unser Büro Luz erst Ende 2019 in der Schweiz angemeldet haben, haben wir keinen Anspruch auf Erwerbsersatz. Hier ist es günstiger und wir können uns länger halten mit unseren Ersparnissen. Daheim müssten wir einen Kredit aufnehmen, was wir gerne vermeiden wollen. 3. Wir sind gerne hier und fühlen uns ein Stück weit auch daheim in diesem Land des Weins und des Wahnsinns und der Liebe.

Im VW-Bus, 8004 Zürich,

Im VW-Bus, 8004 Zürich,

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Das ist das Büro Luz: Gabriella Hummel und Sandro Alvarez. Nicht abgebildet ist das Büro selbst, unser VW-Bus, in dem wir seit Juli 2016 von Nord- nach Südamerika fahren.

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